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Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 10:31
von UlliB
Aber jetzt: Pontet-Canet @ 108 € ex nego, +44% ggü. 2015 (!!), knapp 150 € EVP :shock:

Wie gut, dass ich mit P-C nicht viel anfangen kann :lol:

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 10:52
von octopussy
UlliB hat geschrieben:Aber jetzt: Pontet-Canet @ 108 € ex nego, +44% ggü. 2015 (!!), knapp 150 € EVP :shock:

Wie gut, dass ich mit P-C nicht viel anfangen kann :lol:
Hammer. Ich habe keine wirkliche Ahnung, ob und wie gut sich Pontet Canet insgesamt verkauft. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man 150 Jahre fehlende Pedigree (gegenüber den beiden Pichons, Montrose, Cos, Ducru Beaucaillou, LLC, etc.) nicht in ein paar Jahren und mit Pferden, Biodynamie und Amphoren aufholen kann. Ich finde diese Preisgestaltung sehr ambitioniert.

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 11:08
von ledexter
Das ist schon ne Nummer für den 2016er Pontet Canet 150 Eur zu nehmen. Der 2014er ist noch mit 88,50 Eur am Markt, also wer sich 60 Eur sparen will und davon noch eine Flasche Grand Puy Lacoste 2014 dazukaufen will, kann locker 2 Jahre zurückgreifen und wird direkt beliefert :lol:

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 11:12
von Ollie
ledexter hat geschrieben:So, ich bin damit raus!
Dann kannst du dich ja in der Zwischenzeit deinen Stastistiken widmen, was die Vorlieben einzelner Verkoster sind bzw. zu sein scheinen.

Bei Jean-Marc Quarin, den ich seit dem 2010er auf dem Radar habe, glaube ich folgendes bemerkt zu haben:

Er bevorzugt schmelziges, saemiges, geradezu cremiges Tannin, das sehr weich und von viel Frucht umhuellt ist. Das heisst, Textur ist ihm sehr wichtig - ich wuerde sogar argumentieren, dass er Struktur gegen Textur eintauscht, wenn er vor die Wahl gestellt wird. Es muss also schon ein sehr guter (oder gut erzoegener) St-Estephe sein, bevor er mit dem Wein warm wird Beispiel: Capbern faellt bei ihm regelmaessig durch. Er mag es, wenn der Koerper voll, rund und satt ist. Kombiniert mit weichen Tanninen sind mir persoenlich die Weine gelegentlich etwas zu weich oder zu "labbrig" und spannungsarm.

Er bevorzugt duftige, aromatische Weine, gerne auch mit einem floralen Touch. Deswegen mag er (ausgereiften) Cabernet Franc in der Cuvee. Beispiel: rechtes Ufer, einige ausgesuchte Weine vom linken Ufer, wo er gelegentlich auch die etwas spitze Bemerkung fallenlaesst, dass diejenigen, die CF herausgerissen haetten, jetzt schon sehen koennten, was sie davon haben.

Er bevorzugt viel (und gerne auch modernen) Fruchtausdruck, vor allem im Abgang. Reife, klare Frucht im Nachgeschmack ist sein Ding. Je komplexer die Frucht ist (z.B. weil die Cuvee CF oder Malbec oder Carmenere enthaelt; Beispiel: Clos Louie, Moulin-Haut-Laroque und, ganz prominent, Les Carmes Haut Brion), desto schoener fuer ihn. Wenn der Abgang deutlich tanningepraegt ist, wird er das weniger gut finden. Beispiel: Lynch Moussas vs. Batailley; letzteren findet er ja "ein bisschen herb", ersteren hingegen "fetter" als Batailley. Prompt gibt's mehr Punkte.

Er mag Laenge und - so doof sich das anhoert - "leckeren" Wein. Dafuer, dass wir hier immerhin von Bordeaux reden, ist er also ganz schoen hedonistisch unterwegs. Ich unterstelle ihm sogar, Rechtstrinker zu sein. Beisipel: La Mauriane, Berliquet, Bellefont Belcier, Barde Haut, Zeugs aus Castillon und von den Côtes. Ja, moderne, teilweise michelrollandisierte Sachen. Und das bringt mich abschliessend zu einer allgemeinen Beobachtung ueber frenzoesische Kritiker:

JMQ (aber erst recht Bettane) ist ziemlich nah am "amerikanischen Geschmack" dran - vielleicht mag er etwas mehr Klarheit im Fruchtausdruck, also weniger verhangene, zu reife oder gar ueberreife Frucht, wahrscheinlich bevorzugt er seine Weine etwas weniger vulgaer als Parker, aber im Grossen und Ganzen mag er seinen Wein reif, fruchtig, weich, voll und lang. Was ein durchaus massenkompatibler Geschmack ist, denn wer wuerde einer solchen Idealvorstellung widersprechen, und ich habe noch niemanden getroffen, der sagt, 1982 sei ein ueberreifes, untypisches, parkerisiertes Jahr gewesen.

Das Geheimnis ist also zu verstehen, was man selber mag. Bei JMQ kann ich locker 3 Punkte abziehen, und wenn's mir dann immer noch guenstig vorkommt, werde ich den Wein in Betracht ziehen. Seine Punkte fuer bare Muenze zu nehmen, halte ich fuer gefaehrlich, wenn man's vorher nicht selber ausgetestet hat, denn YMMV.

Man kann sich ja ohne Probleme ein Sixpack zur Probe bei AFG schnueren und dort mir relativ geringem finanziellen Aufwand die 92 bis 94 Punkte abdecken. Dann baut man sich zur Gegenprobe ein Sixpack mit Weinen, bei denen JMQ der Ausreisser nach unten ist (Capbern, Petit Gravet Aine, so Sachen). Mit 12 Flaschen hat man schon eine gute Tendenz.

Cheers,
Ollie

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 13:51
von Jochen R.
Hallo Daniel,
nachdem du jetzt (endlich) das 1. Mal Pichon Comtesse (Erstwein) im Glas
hattest und vor ein paar Tagen selbst noch sagtest
ledexter hat geschrieben:...
Pichon Lalande gilt halt als genial, da wirst du mir wohl zustimmen und wahrscheinlich findest du ihn auch genial.
...
ist das jetzt die Krönung :lol:
ledexter hat geschrieben:...
Zudem hatte ich gestern einen mieserablen Pichon Lalande 1990 im Glas, bei dem schleichender Kork nicht auszuschließen war, aber meinen Apettit auf das Gut hat das leider nicht verstärkt.
...
Mit dieser Erfahrung + der einen zum Zweitwein aus 2014 kannst du dir jetzt
endlich ein umfassendes Bild zu diesem Gut machen ...

Viele Grüße,
Jochen

PS: Ollie´s Vorschlag finde ich gut!

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 14:09
von harti
Hallo Jochen,

für Comtesse braucht man eigentlich keine Werbung zu machen ;) . Abgesehen vielleicht vom 90er, hat dieses Chateau eine großartige Performance über die letzten 40 Jahre hingelegt. Die Weine gehören mit zum Besten und Konstantesten, was man im Bordelais bekommen kann. Jung nicht immer leicht zu verstehen und manchmal sogar etwas missgestimmt, singt sie die schönsten Lieder, wenn sie in die Reife kommt. Leider, leider hat diese Größe inzwischen ihren Preis, aber für die ganz große Oper muss man halt immer ein wenig mehr Geld hinlegen.

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 14:13
von albarello
octopussy hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Haut Bailly @ 84 € ex nego, +27% ggü. 2015, ca. 115 € EVP.

Wie schon befürchtet, ziehen die Aufschläge gegen Ende der Kampagne noch mal deutlich an. Same procedure as last year.

Gruß
Ulli
Aua. Der Haut Bailly ist zwar immerhin nicht most expensive ever, happig ist der Preisaufschlag in jedem Fall. Zähneknirschend ist er vielleicht gleichwohl eine Option, da Haut Bailly in der Arrivage evtl. nicht mehr sonderlich gut verfügbar sein wird. Ich passe trotzdem, auch bei der Comtesse.
Geht mir auch so. Beide Weine (und ein paar mehr) hatte ich auf dem Radar, doch bei der Preisansage reduziere ich meine Subs auf eine Kiste Labegorce und noch eine für einen Wein im 40-60 Eur range, wo die Aufschläge zu letztem Jahr nicht übermäßig waren. Die größeren Sachen kauf ich erst bei der arrivage, idealerweise nach eigener Verkostung. Mag sein, dass dann nicht mehr alle Weine verfügbar sind, aber wenn ich die einschlägigen Webpages in der Schweiz anschaue, bin ich nicht sicher, wie gut die Kampagne läuft. Es ist eigentlich alles noch verfügbar. Ausnahme, die die Regel bestätigt, ist Montrose. Wie dem auch sei: Das Verfolgen der Kampagne hat (wie jedes Jahr) Spaß gemacht, die Preise weniger.

Cheers, albarello

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 14:17
von Segla
Falls noch jemand die Nadel im Heuhaufen (Carmes HB) sucht, ist bei Wein & Co zu 81,- aufgetaucht....
Möglicherweise halt wieder ein kleines Lotteriespiel...
Gruß Segla

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 14:19
von Jochen R.
Hallo Harti,
du hast vollkommen Recht ;)
Ich fand´s halt witzig, dass er sich gerade den eher schwachen ´90er
rausgesucht hat. Dazu noch mit schleichendem Kork - wobei das natürlich
Pech ist.

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Fr 9. Jun 2017, 14:31
von Rotundweiss
Sodele, mit Haut Bailly ist meine 16er Subs-Aktivität abgeschlossen.
(Fast) jede Sünde begangen, die ich mir vor Wochen noch nicht hätte
vorstellen können...

Aber um es mit den Worten von Anthony Hopkins zu sagen, als er in "Legenden
der Leidenschaft" nach vielen Jahren seinen Sohn (Bratt Pitt) wieder in die
Arme schließt:

...am happy :mrgreen: