landers hat geschrieben:Guten Morgen,
auch ich lese seit einigen Wochen mit und hätte ein paar Fragen an euch.
Bis jetzt habe ich meistens Weine aus Italien getrunken und so langsam fange ich an mir einen Weinkeller anzulegen und da dürfen BDX Weine nicht fehlen. Da ich allerdings ein Neuling auf dem Gebiet bin stelle ich mir die Frage ob ich dieses Jahr schon "subsen" soll. Ich könnte evtl. auch erstmal ein paar Jahrgänge einzeln probieren und dann vielleicht 2009 Jahrgänge nachkaufen?
Sorry für die blöden Fragen aber ich bin noch nicht so sicher wie mir da der Einstieg gelingen soll...
Danke und Grüße
landers
Hallo Landers,
willkommen im Forum. Meine Empfehlung auf deine Frage ist klar: ich würde 2010 gar nichts subskribieren.
Warum?
Ich empfehle dir, dich erst mal mit etwas reiferen Jahrgängen aus Bordeaux auseinanderzusetzen. So kannst du kennenlernen, welche Weine du eher magst, welche weniger. Du lernst Stilrichtungen und auch verschiedene Preislagen kennen und kannst abschätzen, ob und welche Weine dir in schmecken.
Evtl. macht eine kleine Reise wie folgt Sinn, in Klammer jeweils einige Jahrgangsempfehlungen, die aktuelle sicher gut antrinkbar sind und in meinen Augen den Stil des Gutes recht gut widerspiegeln:
St. Emilion: vom eleganten, schlanken "Fonroque" (2000/2001) oder "Arrosée" (1998/2001) meine Preis/GenLuss-Favoriten) über ein Konzentrations-Monster "Troplong Mondot" (mag ich nicht) bis hin zu "Figeac" (1995).
Pomerol: vom Clos du Clocher (1998, 2001) mein Preis/Genuss-Favorit) über Nenin (2001, 2004) ein eher einfacher aber nicht untypischer Pomerol) bis hin zu Beauregard (1995) und La Conseillante (1995, mein Pomerol-Liebling).
Fronsac: hier findest du tolle Preis-/Leistungs-Weine mit Charakter. Schau dir mal Moulin Haut-Laroque (2000, 2001, 2004) oder Villars (2000, 2001, 2004) an.
Dann würde ich mal im Pessac Leognan einiges ausprobieren. Domaine du Chevallier (2000, 2001), Ch. Haut-Bailly (1995, 1996, 1998) und als günstige Alternative Seguin (2003, 2004, 2006...).
Im Médoc ist die Auswahl dann riesig. Ich würde aktuell schauen, dass du einerseits Weine am Anfang der Trinkreife probieren kannst, die nicht den Budget-Rahmen voll sprengen. Aktuell machen z.b. die 2001er bei den kleineren Gütern (bis ca. 30 Euro) viel Spass. Das Jahr 1999 ist ebenfalls oft günstig nachzukaufen und erlaubt dir, auch den einen oder anderen "grösseren" Wein zu probieren. Die 99er sind praktisch alle zugänglich heute. Wenn du kannst, kauf dir mal den einen oder anderen 89er oder 90er eines bürgerlichen Gewächses wie Poujeaux oder Chasse-Spleen nach und leiste dir mal auch nen 86er Clerc-Milon (aktuell ein Highlight). Hier könnte ich dir seitenweise Tipps geben. Vielleicht stellst du einfach noch konkretere Fragen rein, wenn dich eine Appelation speziell interessiert, dann hat's genügend Leute im Forum, welche dir in unterschiedlichen Preisklassen Tipps geben können.
Zurück zu 2010: nein, ich würde nicht subskribieren. Der Jahrgang ist a) sehr speziell (mit viel Alk, Tannin, Säure) und b) definitiv nicht ein Jahrgang der früh antrinkbar sein wird. Sprich: die 2010er müssen wohl ähnlich dem 86er recht lang im Keller schlummern was wenig Sinn macht für dich als Neuankömmling. Wenn du nach 100 probierten Bordeaux weisst, ob dir die Gegend zusagt, dann kannst du dir immer mal noch was "Subskribieren". Aber glaub mir: das macht erst Sinn, wenn du in deinem Kopf eine solide History der einzelnen Güter gemacht hast und auf den einen oder anderen Wein nicht verzichten willst/kannst.
Somit: viel Spass in dieser spannenden Weinregion die - trotz überbordenden Preisen - ein hervorragendes Preis/Genussverhältnis bietet, sofern du dich auch mal abseits der Top-100 Chateaux' bewegst.
Und wie gesagt: aktuell ist 2001 sowohl im Médoc als auch im St. Emilion/Pomerol ein gutes Test-Jahr für jung-reife, antrinkbare Weine. 1995/1996 macht aktuell vor allem auf der linken Seite (Médoc) viel Trinkspass (95 auch im Pomerol/St. Emilion) und vollreif sind zumeist die 1990 und 1989er.
Gruss,
Adrian