Deutsche Spätburgunder

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octopussy
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

nachdem mir der 2008 Basis Pinot Noir von Enderle & Moll aus Münchweier/Ortenau sehr gut gefallen hatte, habe ich die 2009er und 2010er einfach mal blind gekauft. Jetzt habe ich mich nicht mehr zurückhalten können und die erste Flasche aus 2009 aufgezogen - den 2009 Pinot Noir Villages. Die Story rund um das Weingut spare ich mir und verweise stattdessen auf den Artikel bei Captain Cork.

Bislang habe ich oft noch Schwierigkeiten mit deutschem Spätburgunder - das ist in vielen Fällen einfach nicht mein Stil. Das sieht hier anders aus. Das große Medienecho, das die Weine von Enderle & Moll bekommen haben, ist m.E. absolut gerechtfertigt. Der 2009 Pinot Noir Villages trinkt sich jetzt gerade absolut fantastisch. Viel Frucht, aber nicht von der plumpen Art, eine schöne Eleganz und - da gehen wir in die persönliche Geschmacksfrage - einfach ein großartiger Stil. Der Wein schmeckt saugut :P.

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Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von sorgenbrecher »

ein sehr guter weinwert von der ahr ist der Heimersheimer Berg Spätburgunder Auslese trocken 2009 von jakob sebastian, den ich gestern parallel zu einem 2006er Neuenahrer Sonnenberg Spätburgunder GG von stodden und einem 2006er Chambolle-Musigny 1er Cru Combottes von Alain Jeanniard im glas hatte.

blind hätte ich den heimersheimer berg sicher nicht an die ahr sortiert, sondern eher für einen guten village-chambolle-musigny aus dem burgund gehalten. sehr filigran in der nase, eher floral und parfümiert mit ebenso filigraner kirsch- und erdbeerfrucht. niemals auf der lauten und aufdringlichen seite, sondern elegant und im besten sinne des wortes "leicht" und feminin. die komplexität, struktur und wohl auch reifefähigkeit des 3mal so teuren burgunders geht ihm natürlich ab, aber er ist keinesfalls eindimensional und belanglos - einfach ein wirklich guter deutscher spätburgunder mit exzellentem preis-genuss-verhältnis.

stoddens großes gewächs wirkte dagegen geradezu als kraftprotz, der für meinen geschmack schon etwas zu sehr vordergründig auf kraft setzt. wenngleich sicher mit mehr komplexität versehen, so ist mir doch der holzeinsatz zu deutlich spürbar und die räucherspeck-aromen sind mir zu dominant, auch wirkt die frucht ein wenig überreif. sicher, auch ein guter wein, aber unter preis-genuss-aspekten ist für mich der nachbarwein von jakob sebastian der klare sieger.

der Chambolle-Musigny 1er Cru Combottes ist im vergleich der beste wein, allerdings aktuell noch eher am schlafen, hier sind einige jahre weiterer flaschenreife angebracht. erkennbar ist jetzt bereits eine sehr schöne struktur, getragen von einer angenehmen säure, toller kirsch- und himbeerfrucht und bereits weichen tanninen. in 5 jahren wird dies ein wunderbarer wein sein.
Gruß, Marko.
weinaffe
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

hier ein gutes Beispiel für "zu viel gewollt" und "Klassenziel verfehlt":

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Grüsse
Bodo
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Panamera
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von Panamera »

Oh Dae-Su hat geschrieben:Falls die Weinhandlung die du gesehen hast der WeinBär war (Innenstadt nahe der Uni Bibliothek), dann haben die inkl. Salwey noch viele weitere schöne badische Spätburgunder (z.B. Michel, Martin Wassmer, Schneider, Franz Keller, Huber, Ziereisen ...). Da brauch man sich nicht an Heger Spätburgundern versuchen ;) .

Gruss

Chris
Letzte Woche habe ich mir einer dieser Spätburgunder gegönnt, allerdings liegt dieser noch im Keller. Es handelt sich um einen Fritz Wassmer Spätburgunder "M" 2007 - ich bin mal gespannt, die Flasche wird jedenfalls nicht lange liegen bleiben ;)
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Oh Dae-Su
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von Oh Dae-Su »

Da bin ich mal gespannt wie der dir schmeckt ;) .
Die Weine von seinem Bruder (Martin) sind mir lieber, aber der Fritz hat sich in den letzten Jahren auch ein wenig weiter vom Überholzen entfernt ;) und sonst auch verbessert.
Vor kurzem hab ich gesehen, dass der in REWE Südwest Filialen auch Spätburgunder vertreibt. Kann mich nur nicht erinnern wie die genaue Bezeichnung war. Naja besser das "REWE von der Mark Spätburgunder Zeuchs" wird es hoffentlich sein ;) .

LG

Chris
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Panamera
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von Panamera »

Panamera hat geschrieben: Letzte Woche habe ich mir einer dieser Spätburgunder gegönnt, allerdings liegt dieser noch im Keller. Es handelt sich um einen Fritz Wassmer Spätburgunder "M" 2007 - ich bin mal gespannt, die Flasche wird jedenfalls nicht lange liegen bleiben ;)
Gestern war es soweit - der Korken musste raus! Einen kurzen Bericht sowie Notiz dazu gibt es auf meinem Blog :)

http://weinblogpanamera.blogspot.com/20 ... der-m.html
Weinschlumpf
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von Weinschlumpf »

octopussy hat geschrieben:Hallo zusammen,


Der 2009 Pinot Noir Villages trinkt sich jetzt gerade absolut fantastisch. Viel Frucht, aber nicht von der plumpen Art, eine schöne Eleganz und - da gehen wir in die persönliche Geschmacksfrage - einfach ein großartiger Stil. Der Wein schmeckt saugut :P.

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Hallo,

gestern habe ich den 2009er Villages in einem sehr guten Mannheimer Weingeschäft entdeckt, leider nur noch Magnums, sonst war alles (auch die erste Tranche der 2010- 180 Flaschen in nicht mal einer Woche) ausverkauft. Alleine als ich im Laden war, haben 2 Leute nach Enderle&Moll gefragt, verrückt!

Also dann eine Magnum 09er Villages eingesackt, Muschelkalk und Villages 2010 vorbestellt. Ich bin auf den 2009er Villages sehr gespannt, wie viel Luft sollte ich ihm geben?

FRohe Ostern

Nikolai
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octopussy
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von octopussy »

Hallo Nikolai,
Weinschlumpf hat geschrieben:Alleine als ich im Laden war, haben 2 Leute nach Enderle&Moll gefragt, verrückt!
Echt verrückt. Und das bei der geringen Menge :shock:. Ich bestelle meine E&Ms auch immer in besagtem Mannheimer Weingeschäft (vermute ich mal). 2010 Muschelkalk und Buntsandstein schlummern schon im Keller. Sonst habe ich die Weine auch noch bei Weinhandel Fertsch und bei Weinzeche entdeckt. Sehr gut soll ja der Pinot Noir Rosé sein, den ich aber auch noch nicht probiert habe.
Weinschlumpf hat geschrieben:Ich bin auf den 2009er Villages sehr gespannt, wie viel Luft sollte ich ihm geben?
Ich dekantiere Pinot Noirs eigentlich nie, aber hier lohnt sich eine Stunde im Dekanter. Dann verschwindet die leichte Nagellackentfernernote. Bin gespannt auf deine Eindrücke !
Beste Grüße, Stephan
weinaffe
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

hier wieder mal ein gutes und im wahren Sinne des Wortes "preiswertes" Beispiel für einen gelungenen Basis-Pinot aus Deutschland:

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Grüsse
Bodo
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octopussy
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Re: Deutsche Spätburgunder

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

man wird tage-, wochen-, monate- und jahrelang darüber diskutieren können, ob und in welcher Preisklasse deutsche Spätburgunder mit Pinot Noirs aus dem Burgund oder von anderswoher konkurrieren können, ob der Vergleich überhaupt sinnvoll ist, usw. Als Zwischenergebnis ergibt sich für mich langsam immer mehr, dass die Präferenzen wie so oft Geschmackssache sind. Dem einen schmecken deutsche Spätburgunder besser, dem anderen Pinot Noirs aus dem Burgund. Ich bin deutlich Burgundfan. Es gibt deutsche Spätburgunder, die mir gut schmecken und die ich auch preislich attraktiv finde. Aber es sind nicht so viele. Häufiger als z.B. im Burgund bin ich alles andere als begeistert. So z.B. auch beim 2009 Blauer Spätburgunder "Junges Schwaben" des Weinguts Kistenmacher & Hengerer aus Heilbronn.

Sonderlich günstig ist der Wein nicht, er kostet offenbar um die 25 Euro. Und dafür finde ich ihn nicht überzeugend. Wie häufiger (gerade in Württemberg so scheint es mir), steht ein etwas hartes Holz im Vordergrund. Darunter fehlt mir die Sinnlichkeit und Finesse, die einen guten Pinot Noir für mich auszeichnet. Natürlich ist der Wein noch (zu) jung, aber ob sich das Holz jemals gut einbinden wird? Und ob die Substanz ausreicht, um den Wein in 5-6 Jahren zum Blühen zu bringen? Ich habe Zweifel.

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Beste Grüße, Stephan
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