So, ich habe die Einspielung der Goldberg-Variationen von Lang Lang jetzt mal in weiten Teilen angehört. Ist ja klar, dass ich sie aus Prinzip nicht wertvoll finde, ich habe es trotzdem mal versucht zu begründen.
Johann Sebastian Bach - Goldberg-Variationen BWV988 - Einspielung Lang Lang:
Ich bin der Meinung, dass eine Improvisation -vor allem in der Intensität- in den Verzierungen erst nach Bach Einzug gehalten hat und damit musikhistorisch als unpassend betrachtet werden sollte. Wenn ich so etwas meine zu wissen, dann weiß das Lang Lang fünf mal besser. Ich denke er macht das mit Absicht, um zu polarisieren, damit solche Nörgler und ewigen Besserwisser wie ich, seine Einspielungen zum Thema zu machen.
Ich finde die Polyphonie, ein ganz wesentlicher Bestandteil des Werks, wird durch die identischen Wiederholungen unterstützt. Aber auch in seiner Lautstärkegestaltung von linker und rechter Hand, die zu unterschiedlich, zu führend ist, arbeitet er gegen die Polyphonie. Er macht das Werk damit unpassend zugänglich, stellt technische Mätzchen in den Vordergrund. Die Spannung, die sich sonst aus der Polyphonie aufbaut, geht damit verloren, die Einspielung plätschert dahin. Er opfert Spannung für Zugänglichkeit, er polarisiert bewusst und nutzt es als Marketinginstrument.
Grüße, Josef