Ulli,
danke fuer dein feedback, sehr interessant!
Ja, mich beschaeftigt das aus sehr, denn ich haette eigentlich auch gedacht, imstande zu sein, die Schieferrieslinge zu identifizieren. Aber dann ist etwas passiert, dass mir erstmals 2015 bei den Jungweinproben aufgefallen war: Viele Weine des Kabinett-Cups hatten fuer mich in der Nase alle einen gleichen (oder doch extrem aehnlichen) Grundcharakter. Fand ich vor 2015 nur bei Weinen von Kuehling-Gillot (v.a. Pettenthal) diese dunkle Raffinerienase, was ich auf den Tonschiefer schob, hatten das 2015 schon ganz viele GGs von ganz unterschiedlichen Boeden. Beim Kabinett-Cup kam dann (fuer mich) fast jeder Wein mit dieser Nase.
Entweder hier konvergieren regionsuebergreifen gewissen Aspekte der Weinbereitung, oder ich habe einen Knoten in der Nase bzw. im dahinterligenden Gehirn, dass ich gewisse Wahrnehmungen sofort und sehr undifferenziert mit Raffinerie assoziiere, weil ich mich darauf eingeschossen habe. Mein Rasierapparat brummt mir "Zweiteres, Jungchen" zu, es sei denn, andere Verkoster wuerden meine Wahrnehmung bestaetigen.
Freut mich sehr, dass ich nicht ganz auf die Zunge gefallen bin und du den Waldmeister bei Wagner-Stempel auch gefunden hast. Denk daran, dass du das Privileg des
Trinkens genossen hast, waehrend wir die Weine nur
verkostet haben (und mit einer ziemlichen Kadenz, wie ich ja schon schrieb). Die Entwicklung des Weins im Glas ist also voellig an uns vorbeigegangen.
Auf die Schoss-Lieser-Loesung fuer den Rheinhessen kam ich wirklich nur wegen dieser Waldmeisterkiste, die ich 2015 extrem stark ausgepraegt fand bei Lieser. (Zusammen mit der leicht kalkigen Mineralik der Juffer fand ich das auch nicht so furchbar unplausibel.) 2016 hingegen hatte den Waldmeister gar nicht; ein zwei, drei Wochen vor dem Kabinett-Cup getrunkener SchoLi-Kabinett aus Graach war absolut sauber, sogar ohne den ueblichen Furz - das haette mir eigentlich Warnung genug sein sollen.
Gleiches gilt fuer den Oberbergener, den ich zwar als voellig anders identifiziert hatte (
yay me!), aber fuer den mir keine Loesung einfiel, ich mich aber der Bluigkeit wegen an "Saar?" versuche. (Das "Hm" dahinter zeigt uebrigens, dass ich selbst daran gezweifelt habe.) Wahrlich ein sehr kunstfertig gedrehter Bolzen!

Aber wer kommt denn auch auf Kaiserstuhl...
Ich habe ueberhaupt kein Problem damit, mein "Versagen" oeffentlich zu beschreiben, im Gegenteil: Ich glaube, dass es neben dem Unterhaltungs- auch einen intellektuellen Mehrwert bietet, wenn ich alles so ehrlich und umfassend wie moeglich dokumentieren. Denn solche Fehler passieren halt, wenn man versucht, das Neue mit aller Gewalt aufs Bekannte zu reduzieren, weil man glaubt, ach was: gar nicht daran zweifelt, alles Existierende bereits zu kennen. Insofern sind die plausibel begruendeten Fehlentscheidungen doch immer noch die schoensten.
Uebrigens haben sich unsere beiden Winzer im Raum auch ziemlich bekleckert: Jeder dritte Wein war von Egon Mueller (und der war, im Gegensatz zu SchloLi, noch nicht mal im lineup.)
Im Nachhinein ist es wirklich extrem schade, dass wir keine Zeit hatten, die Eindruecke jenseits der reinen Punkte zu diskutieren. Vielleicht ist das ja ein Anreiz fuer Martin, die naechste Probe mit einer kleinen moderierten Diskussion abzuschliessen?
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)