Hallo zusammen,
leider komme ich erst jetzt dazu, meinen "Senf" in Form von VKNen dazuzugeben.
Vielen Dank noch einmal an Klaus-Peter samt Familie sowie an die restlichen Bayerntalker, die einen unkomplizierten und sehr lehrreichen Verkostungsabend ermöglicht haben.
Zunächst kurz die "Aufwärmweine":
1.) 2002er Ruppertsberger Reiterpfad Riesling tr. (Bürklin-Wolf)
angenehm gereift, etwas üppig, zarte Bortrytis-Honignote,ein echtes Pfälzer "Schmusekätzchen", jetzt auf dem Punkt.
2.) 1994er Pinot Nero (Marchese Pancrazi, Toskana)
ein von Klaus eingebrachter, überraschend sortentypischer Spätburgunder. Zwar schon deutlich über den Zenit, ist er für einen Altweintrinker immer noch ein angenehm zu trinkender Wein. Ich habe diesen Wein für einen etwas rustikalen Bourgogne gehalten, was durchaus als Kompliment für diese etwas exotische Herkunft zu verstehen ist. Der vor ein paar Jahren getrunkene reinsortige Pinot Noir von Castello di Ama ( 93er Il Chiuso) aus der Toskana war zwar ein guter Wein, hatte aber im Gegensatz zu diesem Wein keinerlei Pinot-Typizität.Eine wirklich angenehme Überraschung!
3.) Gran Codorniu
Leider dumpf und muffig, ansonsten wahrscheinlich noch ein interessanter "Altcava".
4.)2009er Roter Veltliner trocken "Reisenthal" (Mantlerhof, Kremstal)
Wer sich für diese nicht so verbreitete Ösi-Rebsorte interessiert, wird an den Weinen von Sepp Mantler kaum vorbeikommen. Sehr kraftvoller Veltliner mit Rekord-Extraktwerten und einiger Länge. Diese Art von Wein kann im übrigen sehr gut reifen. Die noch sehr lebendigen Altweine aus diesem Weingut können dies bestens demonstrieren.
Doch jetzt zum eigentlichen Probethema, das jedoch noch um 2 vermeintliche Garnacha blanca verzögert wurde:
5.) 2009er Sauvignon blanc trocken (Bernd Grimm, Schweigen)
Die spanische Herkunft nahm Klaus-Peter in der Runde niemand so recht ab. Dafür war der Wein einfach zu duftbetont und primärfruchtig, zumal die Säure und die Restsüsse für einen Spanier zu hoch erschien. Auf die Rebsorte ist allerdings auch niemand gekommen.
Deutlich Grapefruit mit etwas Apfel und ein Hauch Cassis,Waldmeister, etwas laktische Noten (BSA?), strukturierendes Tannin im Abgang, mittlere Länge. 84,5 P.
6.) 2009er Grauer Burgunder Kabinett trocken (Bernd Grimm, Schweigen)
Noten von Hasel-und Walnuss in der Nase,etwas Banane, röstige Würze auf der Zunge, wirkt leicht restsüss, Alkohol dezent spürbar,mittlere Länge. Ein angenehmer, etwas mainstreamiger Tischwein. 82 P.
7.) 2006er Evohe V. d. T. Baja Aragon (Bodegas Leceranas)
ein angenehm puristischer Garnacha ohne jeglichen Holzeinsatz,Kirsche, etwas Lakritze, frische Säure, leider etwas alkoholisch (14,5), kurzer bis mittlerer Abgang.
Ein für diese Preisklasse sehr ordentlicher Wein,der leicht gekühlt sicherlich ein idealer Partywein wäre. 82 P.
8.) 2003er Coto de Hayas Reserva Campo de Borja DO (Bodegas Aragonesas)
vermutlich ein schleichender Kork, etwas dumpf, daher keine Bewertung.
Allerdings war der etwas unsensible Holzeinsatz nicht zu überriechen bzw. zu überschmecken.
Wer stark gewürzten Glühwein mag, wird seine Freude an diesem Wein haben.
9.) 2007er Mas d'en Bernat Garnatxa (Celler Sabate,Priorat)
intensive, aber angenehme "Mon-Cherie"-Note in der Nase, noch etwas eckiges Tannin, angenehme Säure, sehr gut eingebundenes Holz, auf der Zunge wiederum reife Kirsche mit Schoko,etwas moderne Stilistik, sehr sauber, Alkohol drückt leicht durch, ordentlicher, etwas feuriger Abgang. 85 P.
10.) 2007er Navaherreros Garnacha (Bodegas Bernabeleva) Vinos de Madrid
zunächst etwas grüne Paprika,die an unreifen Cabernet erinnert,auf der Zunge dann reife Dunkelfrucht mit Extraktsüsse,gute Länge. Leider ist für mich der Holzeinsatz wie beim Coto de Hayas sehr plakativ, aber wer es zimtig und würzig mag..
Trotzdem ein guter Wein. 88 P.
11.) 2006er La Guinardera Priorat DOQ (Arrels del Priorat)
sehr angenehme Nase (Kirsche, etwas Himbeere),würzige Terroirnote (Zündholz, Schießpulver),dezent estrig, ein Touch von Burgund,reife, aber elegante Dunkelfrucht, Holz bestens eingebunden, noch im Zaum gehaltener Alkohol, durchaus eleganter Abgang.
Für mich einer der "trinkigsten" Weine der Probe, dessen Reste ich am Abend nach der Probe noch mit viel Genuss geleert habe.
Sehr schöner Wein, 88P. mit Trinkspasspunkten Anfang der 90er.
12.) 2006er Alto Moncayo Garnacha Campo de Borja DO (Bodegas Alto Moncayo)
sehr üppig schon in der Nase, satte Kirschfrucht, sehr viel Holz,schon fast etwas brandig auf der Zunge (16 Vol% laut Etikett, wahrscheinlich abgerundet

), ein echter Totschläger, 1 Glas hiervon ist mehr als genug. Trotzdem 86 P.
13.) 2003er Cabrida Monsant DO (Celler Capcanes)
elegante, würzig-fruchtige Nase mit komplexer Kirsch/Brombeer/Himbeerfrucht, gekonnter Holzeinsatz, auf der Zunge kraftvoll, aber mit Eleganz, gelungener Mix aus Frucht und Würze,sehr geschliffen und ausgezeichnet gearbeitet, bestens integrierter Alkohol, langer Abgang. Perfekt gemachter Wein, der nur eine Spur zu international und gestylt wirkt und dem ein bischen Charakter und "Wildheit" abgeht. Trotzdem ein ausgezeichneter Rotwein, den man gerne wieder trinkt, 92 P.
14.) 2004er Espectable Monsant DO (Spectacle Vins)
intensive, aber sehr feine Kirschfrucht, kraftvolle Würze, trotz 14,5 Vol% Alkohol fast nicht spürbar,auf der Zunge (noch?) etwas verhalten, reife Kirsche mit etwas Pflaume und Himbeere, deutliche Extraktsüsse,sehr gute Länge.
Der Wein macht jetzt schon viel Spass; ob er sich mit Reifung noch wesentlich verbessert, vermag ich mangels Erfahrung mit solchen Weinen nicht zu sagen. Es erscheint mir aber nicht unmöglich. Ausgezeichneter Wein, 92 P.
15.) 2005er Cims de Porrera Garnatxa Priorat
feine Kirschfrucht mit viel Preiselbeere und Himbeere,füllig, aber auch einiges an Eleganz, deutliche Extraktsüsse, zarte Würze, Alkohol optimal integriert, sehr feinkörnige und strukturierte Tannine, langer Abgang.
Für mich der beste und typischste Garnacha des Abends. Das zeigte im nachhinein der direkte Vergleich nach der Probe mit dem Espectacle.
Ausgezeichneter Wein, 91 P., im nachhinein wäre ich eher bei 93 P.
16.) Cims de Porrera Classic (100% Carinena)
dieser Wein hatte es nach dem Garnatxa aus gleichem Hause nicht einfach.
Sehr verschlossen in der Nase, auf der Zunge würzige Blaubeere mit etwas Schlehe, noch eckiges Tannin, eher etwas moderner Stil, wirkt noch sehr jugendlich,guter Extrakt, bestens integrierter Alkohol, momentan noch etwas monolithisch.
Der Wein braucht noch etwas Zeit und könnte dann vielleicht sogar den Garnatxa überflügeln.
Sehr guter bis ausgezeichneter Wein, derzeit 89 P.
Das war der offizielle Teil, der mir jedenfalls die doch große Bandbreite spanischer Garnachas deutlich vor Augen geführt hat.
Die abschließenden 4 Süssweine sowie das "Tannenzäpfle" rundeten den Abend harmonisch ab. Sofern es zeitlich passt und ich niemanden von der "Stammgruppe" zu sehr verschreckt habe

, bin ich jederzeit gerne wieder mit von der Partie.
Ab 2012 (nach unserem diesjährigen Umzug) werden wir auch keine Platzprobleme mehr haben, so dass ich auch den Standort Würzburg für einen künftigen BT mal anbieten könnte

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Grüsse
Bodo