Die Menüfolge startete mit dem netten amuse gueule ala "Cos". Danach wurden uns einen Monat lang mickrige, knochentrockene Nebendarsteller serviert. Das höchste der Gefühle war noch zwischenzeitlich Montrose, aber man musste sich auch mit Labegorce, Meyney und Ormes-De-Pez zufrieden geben. Die ersten Genüsslinge wurden unruhig, die Aufregung stieg als sich herausstellte, dass die servierten Delikatessen seit dem letzten Jahr um einiges an Preis zugelegt hatten.
Die ersten Tische leerten sich nun und man hörte erboste Stimmen laut werden, dass man ja gleich in eine andere Lokalität wechseln würde. Man selbst dachte sich jede Minute, dass nun aber wirklich mal aufgetischt werden müsste. Zumindest sollte doch ein kleiner Happen kommen und man war schon kurz davor, selbst den Tisch zu verlassen. In dem Moment, als man die Serviette schon abgenommen hatte und den Stuhl nach hinten geschoben hatte um aufzustehen, eilt der Kellner um die Ecke um alle großen Hochgenüsse auf überladenen Tabletts zu servieren. Zuerst sah man die üpiggen Spezialitäten Mouton, Troplong Mondot und Cantenac Brown. Schweißperlen stiegen auf die Stirn, denn dahinter versteckten sich die Ziele der Begierde Canon, Rauzan Segla, Grand Puy Lacoste, Lafon Rochet und daneben Haut Bages Liberal, Giscorus, Pavie Macquin, Cheval Blanc und Domaine De Chevalier. Man ist schockiert, bei dieser Fülle kann man kaum mehr den Überblick behalten wo man nun zugreifen sollte. Gleichzeitig hört man an allen Enden das stöhnen über die erhöhten Preise und man wäre in diesem Speisehaus schon vor etlichen Jahren gewesen und hätte nur einen Bruchteil bezahlt. Am anderen Nebentisch wird darüber philosophiert, dass diese Schmankerln ja garnicht mit der mageren Kost vor ein paar Jahren zu vergleichen wäre. Zudem seien ja die Kosten auch an allen Enden gestiegen und der Aufschlag sei absolut gerechtfertigt. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die meisten Gäste welche aufgestanden waren, tatsächlich nur hinter dem Vorhang versteckt waren um nun in Windeseile zu dem Gabentisch zu hetzen um sich mit ausgebreitetten Armen den Bauch mit den feinsten Delikatessen vollzuschlagen. Nun ist die exzessive Völlerei in vollem Gange und man greift selbst zu den teuersten Austern, weil sie im Verhältniss zu anderen Happen ja ein unverzichtbares Schnäppchen sind.
Am Ende liegen alle mit vollen Bäuchen unter dem Tisch und die letzten verbliebenen Speisen am Tisch waren die, welche im Preis am maßlosesten erschienen. Man hatte mal wieder über seine Verhältnisse gegessen und getrunken und liegt trotzdem da mit einem zufriedenen Lächeln. Und man schwelgt in freudigen Gedanken schon im nächste Jahr, denn die Möglichkeit zu einem solchem Hochgenuss gibt es ja nur einmal im Jahrhundert.