Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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ledexter
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von ledexter »

Der Spannungsbogen dieser En Primeur Kampagne ist übrigens ein Desaster. Eine kleine Analogie von mir :lol:

Die Menüfolge startete mit dem netten amuse gueule ala "Cos". Danach wurden uns einen Monat lang mickrige, knochentrockene Nebendarsteller serviert. Das höchste der Gefühle war noch zwischenzeitlich Montrose, aber man musste sich auch mit Labegorce, Meyney und Ormes-De-Pez zufrieden geben. Die ersten Genüsslinge wurden unruhig, die Aufregung stieg als sich herausstellte, dass die servierten Delikatessen seit dem letzten Jahr um einiges an Preis zugelegt hatten.

Die ersten Tische leerten sich nun und man hörte erboste Stimmen laut werden, dass man ja gleich in eine andere Lokalität wechseln würde. Man selbst dachte sich jede Minute, dass nun aber wirklich mal aufgetischt werden müsste. Zumindest sollte doch ein kleiner Happen kommen und man war schon kurz davor, selbst den Tisch zu verlassen. In dem Moment, als man die Serviette schon abgenommen hatte und den Stuhl nach hinten geschoben hatte um aufzustehen, eilt der Kellner um die Ecke um alle großen Hochgenüsse auf überladenen Tabletts zu servieren. Zuerst sah man die üpiggen Spezialitäten Mouton, Troplong Mondot und Cantenac Brown. Schweißperlen stiegen auf die Stirn, denn dahinter versteckten sich die Ziele der Begierde Canon, Rauzan Segla, Grand Puy Lacoste, Lafon Rochet und daneben Haut Bages Liberal, Giscorus, Pavie Macquin, Cheval Blanc und Domaine De Chevalier. Man ist schockiert, bei dieser Fülle kann man kaum mehr den Überblick behalten wo man nun zugreifen sollte. Gleichzeitig hört man an allen Enden das stöhnen über die erhöhten Preise und man wäre in diesem Speisehaus schon vor etlichen Jahren gewesen und hätte nur einen Bruchteil bezahlt. Am anderen Nebentisch wird darüber philosophiert, dass diese Schmankerln ja garnicht mit der mageren Kost vor ein paar Jahren zu vergleichen wäre. Zudem seien ja die Kosten auch an allen Enden gestiegen und der Aufschlag sei absolut gerechtfertigt. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die meisten Gäste welche aufgestanden waren, tatsächlich nur hinter dem Vorhang versteckt waren um nun in Windeseile zu dem Gabentisch zu hetzen um sich mit ausgebreitetten Armen den Bauch mit den feinsten Delikatessen vollzuschlagen. Nun ist die exzessive Völlerei in vollem Gange und man greift selbst zu den teuersten Austern, weil sie im Verhältniss zu anderen Happen ja ein unverzichtbares Schnäppchen sind.

Am Ende liegen alle mit vollen Bäuchen unter dem Tisch und die letzten verbliebenen Speisen am Tisch waren die, welche im Preis am maßlosesten erschienen. Man hatte mal wieder über seine Verhältnisse gegessen und getrunken und liegt trotzdem da mit einem zufriedenen Lächeln. Und man schwelgt in freudigen Gedanken schon im nächste Jahr, denn die Möglichkeit zu einem solchem Hochgenuss gibt es ja nur einmal im Jahrhundert.
Zuletzt geändert von ledexter am Fr 2. Jun 2017, 20:42, insgesamt 4-mal geändert.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von UlliB »

ledexter hat geschrieben:Der Spannungsbogen dieser En Primeur Kampagne ist übrigens ein Desaster. Eine kleine Analogie von mir :lol:

Die Menüfolge startete mit dem netten amuse gueule ala "Cos". Danach wurden uns einen Monat lang mickrige, knochentrockene Nebendarsteller serviert. Das höchste der Gefühle war noch zwischenzeitlich Montrose, aber man musste sich auch mit Labegorce, Meyney und Ormes-De-Pez zufrieden geben. Die ersten Genüsslinge wurden unruhig, die Aufregung stieg als sich herausstellte, dass die servierten Delikatessen seit dem letzten Jahr um einiges an Preis zugelegt hatten.

Die ersten Tische leerten sich nun und man hörte erboste Stimmen laut werden, dass man ja gleich in eine andere Lokalität wechseln würde. Man selbst dachte sich jede Minute, dass nun aber wirklich mal aufgetischt werden müsste. Zumindest sollte doch ein kleiner Happen kommen und man war schon kurz davor, selbst den Tisch zu verlassen. In dem Moment, als man die Serviette schon abgenommen hatte und den Stuhl nach hinten geschoben hatte um aufzustehen, eilt der Kellner um die Ecke um alle großen Hochgenüsse auf überladenen Tabletts zu servieren. Zuerst sah man die üpiggen Spezialitäten Mouton, Troplong Mondot und Cantenac Brown. Schweißperlen stiegen auf die Stirn, denn dahinter versteckten sich die Ziele der Begierde Canon, Rauzan Segla, Grand Puy Lacoste, Lafon Rochet und daneben Haut Bages Liberal, Giscorus, Pavie Macquin, Cheval Blanc und Domaine De Chevalier. Man ist schockiert, bei dieser Fülle kann man kaum mehr den Überblick behalten wo man nun zugreifen sollte. Gleichzeitig hört man an allen Enden das stöhnen über die erhöhten Preise und man wäre in diesem Speisehaus schon vor etlichen Jahren gewesen und hätte nur einen Bruchteil bezahlt. Am anderen Nebentisch wird darüber philosophiert, dass diese Schmankerln ja garnicht mit der mageren Kost vor ein paar Jahren zu vergleichen wären. Zudem seien ja die Kosten auch an allen Enden gestiegen und der Aufschlag sei absolut gerechtfertigt. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die meisten Gäste welchen aufgestanden waren, tatsächlich nur hinter dem Vorhang versteckt waren und nun in windeseile zu dem Gabentisch zu eilen um sich den Bauch mit den feinsten Delikatessen vollzuschlagen. Nun ist die exzessive Völlerei in vollem Gange und man greift selbst zu den teuersten Austern, weil sie im Verhältniss zu anderen Happen ja ein unverzichtbares Schnäppchen sind.

Am Ende liegen alle mit vollen Bäuchen unter dem Tisch und die letzten verbliebenen Speisen am Tisch waren die, welche im Preis am maßlosesten erschienen. Man hatte mal wieder über seine Verhältnisse gegessen und getrunken und liegt trotzdem da mit einem zufriedenen Lächeln. Und man schwelgt in freudigen Gedanken schon im nächste Jahr.
Sehr nett :lol:

Und beim nächsten Jahrhundertjahrgang wird das Menü nochmal teurer. Man muss nur warten...

Gruß
Ulli
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harti
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von harti »

toska hat geschrieben:@ canon: Bei wein&Co kann man noch Kistchen um 598.- ordern.
Hilse hatte vor 5min noch 6 Flaschen laut HP.
Viell. auf Pavie M. ausweichen?
An diesem Vergleich sieht man, wie wenig aussagekräftig Punkte sein können; denn stilistisch liegen zwischen Canon und Pavie Macquin in der Regel Welten. Mir persönlich sagt der auf Extraktion ausgelegte Stil von Pavie Macquin weniger zu. Vielleicht ist La Gaffelière eine Alternative (Matthias, was meinst Du?).

Grüße

Hartmut
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AmonA
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von AmonA »

UlliB hat geschrieben:Jetzt aber: Domaine de Chevalier @ 52,80 € ex nego, +19% ggü. 2015, ca. 73 € EVP und damit knapp unter der von mir geschätzten Bandbreite. Wird wohl laufen wie der Teufel.

Gruß
Ulli
Das ist ja blöd, gerade an der von mir definierten Schmerzgrenze! Hm, was mach' ich nur. 2010 nachkaufen und 2016 erst bei der Arrivage? Mal schauen, ob ich mir noch eine schöne Vertikale von knapp 10 Jahrgängen zulegen kann (würden ja nur noch fünf fehlen)! Da habe ich mal wieder ein Problem, mit dem ich mich am Wochenende auseinandersetzen darf! :lol:
Grüße
AmonA (aka Volker)
Ollie
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Ollie »

ledexter, very nice! :lol:

Und zur Beruhigung der jungen Pferde, hier frisch aus meinem spam folder:

Sehr geehrter <fügen Sie hier Ihren Namen ein>,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage zu unseren Bordeaux Subskriptionen.
Leider muss ich Ihnen mitteilen das wir den Calon Segur ausverkauft haben.
Wir werden leider auch keine Flaschen mehr nachbekommen. Daher bedaure ich Ihnen mitzuteilen dass wir Ihre Anfrage ablehnen müssen.
Selbstverständlich wird die Reservierung des Betrages Ihrer CreditCard stornieren.

Mit freundlichen Grüßen


Liest sich wie eine nigerianische email. :lol: :lol: :lol:

Calon hatte ich gestern gesubst, d.h. morgen (Werktag!) wird mir bedauernd mitgeteilt, dass die Palette Canon leider von einem LkW gefallen ist man dehalb untroestlich sei, dass man meine Anfrage ablehnen zu muessen.

Pavie it is, then.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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harti
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von harti »

Olaf Nikolai hat geschrieben:......und das ist tatsächlich eine der grossen Fragen....ich ich negiere.
....zudem grundfalsch 2016 in der Stilistik/Qualität mit 82 zu vergleichen.......da sehe ich tatsächlich 09 und auch 15 deutlich näher dran......ich empfinde die Diskussion hier zunehmend absurd und überdreht.....gerade im Vergleich mit den amerikanischen Foren......da ist das doch reflektierter realistisch......gerade auch im Hinblick auf das PLV der 14er und 15er....im Vergleich zu 16.. :geek:
Hallo Olaf,

danke für die Aufklärung. Ich nehme an, Du hast die 2015er und 2016er vor Ort verkostet, um einen Jahrgangsvergleich anstellen zu können?

Grüße

Hartmut
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Olaf Nikolai »

Nein Hartmut..wie die Meisten die hier schreiben nicht...aber in kann durchaus lesen.....und verstehen......16 erscheint einer Vielzahl der Verkoster klassischer und weniger hedonistisch im Vergleich zu 15....
Zuletzt geändert von Olaf Nikolai am Fr 2. Jun 2017, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
stollinger
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von stollinger »

Hallo,

ich subse erst zum 2. mal, für mich steht im Vordergrund mir erstmal ein breites Bild von (hoffentlich regions-typischen) Bordeaux-Weinen machen zu können. Ich orientiere mich am meisten an den Bewertungen von Bettane. Damit bin ich in anderen Regionen ganz gut gefahren.
Gekauft sind Lanessan, Labegorce, Dalem, Pibran, Capbern, Clauzet, de L'A, Clauzet, Puygueraud.

Die meisten Träumereien verabschieden sich gerade angesichts der Preise; ich liebäugle noch mit Sansonnet und Haut-Marbuzet. Ich finde die Meinungen hier im Forum sehr wertvoll. Für mich sind sie ein wichtiger Kontrapunkt zu der Händler- und Bewerterlyrik. Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand von den Erfahrungsträgern eine Einschätzung zu den Weinen hat (z.B. in Bezug auf Jahrgang und PLV gegenüber anderen Jahren).

Gruß Josef
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harti
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von harti »

Olaf Nikolai hat geschrieben:Nein hartmut..wie die meisten die hier schreiben auch nicht...aber in kann durchaus lesen.....und verstehen......16 erscheint einer Vielzahl der Verkoster klassischer und wenig hedonistisch im Vergleich zu 15
Ups, ich habe mich verlesen. Du vergleichst 09 und 15 mit 82 und nicht mit 16. Das könnte passen. Aber hat hier wirklich jemand 82 mit 16 stilistisch auf eine Stufe gestellt? Irgendwo habe ich gehört, dass ein Vergleich mit 86 passen könnte, allerdings mit der Fiktion, dass schon damals mit dem heutigen Qualitätsanspruch produziert worden wäre.
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ledexter
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von ledexter »

stollinger hat geschrieben:Hallo,

ich subse erst zum 2. mal, für mich steht im Vordergrund mir erstmal ein breites Bild von (hoffentlich regions-typischen) Bordeaux-Weinen machen zu können. Ich orientiere mich am meisten an den Bewertungen von Bettane. Damit bin ich in anderen Regionen ganz gut gefahren.
Gekauft sind Lanessan, Labegorce, Dalem, Pibran, Capbern, Clauzet, de L'A, Clauzet, Puygueraud.
Ich würde dir raten für den Überblick vielleicht noch ein paar gereifte Flaschen zu ordern. Denn 2016 wirst du ja wahrscheinlich erst richtig in 10 Jahren anfassen können, und sich da jetzt schon festzulegen was einem in 10 Jahren schmeckt ist wahrscheinlich schwierig ohne Verkostungen.
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