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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 15:15
von innauen
Hallo,

Zurück zu den konkreten Preisen. Chasse Spleen kommt mit 7 Prozent Aufschlag. Hatte ich schon fast befürchtet, nachdem das schwächste des Moulis-Dreigestirns Maucaillou bereits mit einer Preiserhöhung kam. Das lässt nichts gutes für Poujeaux erwarten. Das wird hart für mich :shock:

Grüsse,

Wolf

PS Syndicat ist für mich übrigens der springende Punkt. Die langsame Kampagne zeigt ja, dass Preise massiv untereinander abgesprochen werden. Das ist ganz klar eine Marktstörung und würde bei Zement oder Kaffee Kartellstrafen nach sich ziehen.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 15:38
von harti
innauen hat geschrieben: Syndicat ist für mich übrigens der springende Punkt. Die langsame Kampagne zeigt ja, dass Preise massiv untereinander abgesprochen werden. Das ist ganz klar eine Marktstörung und würde bei Zement oder Kaffee Kartellstrafen nach sich ziehen.
Hallo Wolf,

das ist aber nicht ganz Ernst gemeint, dass ein paar hundert Erzeuger ein Syndicat bilden sollen? Was wäre dann der VDP, der seinen Mitgliedern Mindestpreise vorschreibt/vorschreiben möchte?

Grüße

Hartmut

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 15:53
von octopussy
harti hat geschrieben:
innauen hat geschrieben: Syndicat ist für mich übrigens der springende Punkt. Die langsame Kampagne zeigt ja, dass Preise massiv untereinander abgesprochen werden. Das ist ganz klar eine Marktstörung und würde bei Zement oder Kaffee Kartellstrafen nach sich ziehen.
das ist aber nicht ganz Ernst gemeint, dass ein paar hundert Erzeuger ein Syndicat bilden sollen? Was wäre dann der VDP, der seinen Mitgliedern Mindestpreise vorschreibt/vorschreiben möchte?
Hallo Hartmut,

ich bin zwar nicht Wolf, aber er steht mit dieser Ansicht/Vermutung nicht alleine da. Siehe z.B. hier: http://wine-life.co.uk/news-review/sher ... gociations.

Zum VDP: ich habe schon öfter darüber nachgedacht, warum eigentlich der VDP Preisvorgaben machen darf. Meine Vermutung ist, dass die Landeskartellbehörden und das Bundeskartellamt den Markt für Wein relativ weit ziehen und entweder gar nicht oder nur sehr grob unterteilen. Wahrscheinlich haben die VDP-Mitglieder mit ihren im Vergleich zur Gesamtrebfläche kleinen Flächen bei einem weit gezogenen Weinmarkt einfach einen zu kleinen Marktanteil.

Bei Bordeaux-Weinen kann man sich natürlich auch fragen, wie der Markt gezogen werden soll. Sämtliche Bordeaux Appelations inkl. Bordeaux AOC? Cru Classés vs. Cru Bourgeois auf dem linken Ufer? Was ist mit dem rechten Ufer? Ist der Markt vielleicht sogar als Markt für französische Rotweine zu ziehen? Das ist gar nicht so einfach, abzugrenzen. Deshalb wären Preisabsprachen unter Bdx-Châteaux, sofern es denn welche geben sollte, vielleicht sogar legal.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 16:27
von Green
octopussy hat geschrieben:
harti hat geschrieben:
innauen hat geschrieben: Syndicat ist für mich übrigens der springende Punkt. Die langsame Kampagne zeigt ja, dass Preise massiv untereinander abgesprochen werden. Das ist ganz klar eine Marktstörung und würde bei Zement oder Kaffee Kartellstrafen nach sich ziehen.
Zum VDP: ich habe schon öfter darüber nachgedacht, warum eigentlich der VDP Preisvorgaben machen darf...
Nur am Rande: weder VDP noch Bdx Weinmacher bilden ein Kartell, da Sie weder eine Marktbeherrschende Stellung anstreben noch bereits innehaben. Insofern sind beide Interessenvertretungen innerhalb des Gesamtmarktes, die durchaus über Preise sprechen dürfen. Dies ist sogar oft gewünscht und wird gefördert - um im Getränkebereich zu bleiben: siehe Milchbauern.

Ach so zum Bdx 2010 noch ein Wort paar Worte: Blase, Blase, Blase... Habe trotzdem ein paar Flaschen (ganz) kleine Gewächse gesubst, macht einfach zu viel Spaß (und wird wenn die Blase platzt, auch nicht billiger).

Gruß, Green

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 16:38
von Trinkfreude
Moment Moment,

das deutsche Wettbewerbsrecht hat da mehrere relevante Teile. Das in §1 GWB geregelte Verbot wettbewerbsbeschränkender Vereinbarungen, zu denen u. a. auch Preisabsprachen zwischen Wettbewerbern gehören, ist NICHT an das Bestehen einer marktbeherrschenden Position geknüpft, sondern gilt immer. Ausnahmen sind in §2 und §3 geregelt und unterliegen bestimmten Bedingungen. Ob diese beim Weinmarkt gegeben sind, halte ich für sehr fragwürdig und hängt u. a. maßgeblich davon ab, ob man den Weinmarkt insgesamt als relevanten Markt betrachtet oder den - wie auch immer definierten - Markt für Spitzenweine.
Das Verbot des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung (§$19ff GWB) ist eine davon getrennte Regelung.

Ich würde Preisabsprachen/-untergrenzen innerhalb des VDP für sehr fragwürdig halten.

Viele Grüße
Jürgen

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 17:10
von octopussy
Trinkfreude hat geschrieben:Moment Moment,

das deutsche Wettbewerbsrecht hat da mehrere relevante Teile. Das in §1 GWB geregelte Verbot wettbewerbsbeschränkender Vereinbarungen, zu denen u. a. auch Preisabsprachen zwischen Wettbewerbern gehören, ist NICHT an das Bestehen einer marktbeherrschenden Position geknüpft, sondern gilt immer. Ausnahmen sind in §2 und §3 geregelt und unterliegen bestimmten Bedingungen. Ob diese beim Weinmarkt gegeben sind, halte ich für sehr fragwürdig und hängt u. a. maßgeblich davon ab, ob man den Weinmarkt insgesamt als relevanten Markt betrachtet oder den - wie auch immer definierten - Markt für Spitzenweine.
Das Verbot des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung (§$19ff GWB) ist eine davon getrennte Regelung.
Hallo Jürgen,

damit hast du größtenteils recht, insbesondere, dass für das Kartellverbot keine marktbeherrschende Stellung notwendig ist. Notwendig ist aber, dass die Preisabsprache am Markt spürbar ist. Und diesbezüglich glaube ich, dass der Marktanteil der VDP-Güter am Gesamtmarkt für Wein in Deutschland (und selbst am Gesamtmarkt für Wein aus Deutschland) zu klein ist, damit Preisuntergrenzen sich spürbar auswirken. Faktisch ist es ja auch so, dass jeder Konsument tausende Ausweichmöglichkeiten hat, wenn ihm die GGs zu teuer sind.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 17:14
von Bottlebinder
Trinkfreude hat geschrieben:Moment Moment,

das deutsche Wettbewerbsrecht hat da mehrere relevante Teile. Das in §1 GWB geregelte Verbot wettbewerbsbeschränkender Vereinbarungen, zu denen u. a. auch Preisabsprachen zwischen Wettbewerbern gehören, ist NICHT an das Bestehen einer marktbeherrschenden Position geknüpft, sondern gilt immer. Ausnahmen sind in §2 und §3 geregelt und unterliegen bestimmten Bedingungen. Ob diese beim Weinmarkt gegeben sind, halte ich für sehr fragwürdig und hängt u. a. maßgeblich davon ab, ob man den Weinmarkt insgesamt als relevanten Markt betrachtet oder den - wie auch immer definierten - Markt für Spitzenweine.
Das Verbot des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung (§$19ff GWB) ist eine davon getrennte Regelung.

Ich würde Preisabsprachen/-untergrenzen innerhalb des VDP für sehr fragwürdig halten.

Viele Grüße
Jürgen
Ich habe zwar mit dem Kartellrecht kaum Berührungen, würde aber mal mit Blick darauf, dass es sich beim Weinbau letztlich um Landwirtschaft handelt, fast sicher sein, dass es EU-Regelungen gibt, die dem Kartellrecht vorgehen. Denn in der EU und sogar weltweit ist ja im landwirtschaftlichen Bereich ein freier Markt keinesfalls erwünscht und man lässt das die Steuerzahler und Verbraucher einiges kosten. In Sachen Landwirtschaft ist die ganze EU ein Kartell.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 17:23
von octopussy
Bottlebinder hat geschrieben: Ich habe zwar mit dem Kartellrecht kaum Berührungen, würde aber mal mit Blick darauf, dass es sich beim Weinbau letztlich um Landwirtschaft handelt, fast sicher sein, dass es EU-Regelungen gibt, die dem Kartellrecht vorgehen. Denn in der EU und sogar weltweit ist ja im landwirtschaftlichen Bereich ein freier Markt keinesfalls erwünscht und man lässt das die Steuerzahler und Verbraucher einiges kosten. In Sachen Landwirtschaft ist die ganze EU ein Kartell.
Hallo bottlebinder,

da bin ich nicht sicher. Das Sherry-Kartell (siehe dazu hier: http://www.decanter.com/news/wine-news/ ... tion-rules), das unter spanischem Kartellrecht und EU-Kartellrecht bestraft wurde, spricht dagegen.

@ admins: Sollte man vielleicht diese sehr spannende Diskussion über Weinkartelle in einen gesonderten Thread verschieben?

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 17:36
von innauen
Herrlich :!: Als Jurist fühlt man sich bei den letzen Kommentaren pudelwohl. Tatsächlich kommt es m. E. darauf an, wie man den Markt bestimmt. Und für Bordeaux der Cru Classeé Kategorie gibt es einen eigenen Absatzmarkt, für den sogar ein Index geführt wird (übrigens fällt der Live Ex gerade merklich).

Soviel nur zur Subsumtion. Preise gab es ja heute in diesem Preissegment keine. Chasse Spleen irritiert mich für D'Aiguilhe gibt es Aternativen (z.b. Roc)

2010 Chateau Grand Corbin Despagne @ 16.95 Euro
2010 Chateau La Fleur Morange @ 42.00 Euro
2010 Chateau D'Aiguilhe @ 15.30 Euro
2010 Chateau Les Trois Croix @ 11.00 Euro
2010 Chateau Faurie de Souchard @ 17.70 Euro
2010 Chateau L'Inclassable @ 9.00 Euro
2010 Chateau du Gaby @ 10.80 Euro
2010 Chateau Clos Marsalette @ 14.80 Euro
2010 Chateau Chasse-Spleen @ 18.00 Euro
2010 La Sirene de Giscours @ 14.10 Euro
2010 Chateau Luchey-Halde Rouge @ 13.43 Euro
2010 Chateau Luchey-Halde Blanc @ 14.15 Euro

Grüsse,

Wolf

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 26. Mai 2011, 20:35
von Frankie Wilberforce
harti hat geschrieben:zur Info:

Belgrave ist gestern mit einem saftigen Aufschlag von 16,7 % auf 17,5 € rausgekommen. In diesem Jahr kein Thema für mich (meine Bewertung 89-91 P.).

Grüße

Hartmut
Hallo Hartmut,
Das werden dann ca. 24 - 25 € beim Händler sein. Zu diesen Preis ist er auch noch in ein paar Jahren erhältlich.
Kein Wein für die Subse.
Grüsse
Armin