Moin zusammen,
Michl war so lieb, zwei Weine in kleine Fläschchen abzufüllen und mir (unter anderem) zukommen zu lassen. Die Weine sind großartig, dafür vielen Dank!
Ich hatte hier mitgelesen und schon vernommen, dass es sich bei den Weißen mittlerweile um ziemliche Einhörner handelt, aber auch bei besserer Verfügbarkeit und anderen Preisen, wären sie wohl nicht in meinen Keller gewandert. Zu Spanien habe ich nicht so einen intensiven kulturellen Zugang wie z.B. Frankreich, auch Italien ist mir besser bekannt. Ich kenne mich bei spanischem Wein nicht aus und habe auch keine besondere emotionale Bindung. In meinem Keller ist keine einzige Flasche aus Spanien. Insofern nochmal vielen Dank, dass du meinen Horizont etwas erweitert hast.
R. López de Heredia - Viña Tondonia Blanco Reserva - 2004:
Die Nase ist unglaublich, wahnsinnig präzise, strahlend klar, fein und vielschichtig. Die Aromen changierend und inspirierend. Im Mund hatte ich am ersten Tag etwas Probleme die gleiche Vielfalt zu finden, die Säure ist recht präsent, da fiel es mir nicht einfach zu verkosten. Die aromatisch Vielfalt ist mir aber auch gar nicht so wichtig, ich kann mich sehr für die Struktur begeistern, der Wein entfalltet sich toll; frisch und klar im Antrunk, sanft, leicht und trocken - bei guter Intensität, und mit etwas charmanter Frucht - im Mittelteil. Anregend, leicht adstringierend im Abgang (und dabei die Spannung vom Antrunk wieder aufnehmend). Toller Wein!
R. López de Heredia - Viña Tondonia Blanco Reserva - 2005:
Die Nase habe ich im Vergleich zum 2004er etwas intensiver, reifer (im Sinne von Fruchtreife) und fruchtbetonter wahrgenommen. Dafür etwas weniger fein und strahlend. Im Mund die Säure etwas reifer, nicht ganz so lebhaft, auch etwas mehr Körper und Substanz. Nach dem Antrunk wirkt der Wein sogar etwas spannungsarm, aber nach ein, zwei Sekunden treten die anregenden, frischeerzeugenden Gerbstoffe in Erscheinung und geben dem Wein eine andere Erscheinung. Ich finde, auch im Mund etwas intensiver und würziger als 2004, ja vielleicht auch etwas zugänglicher.
Am ersten Tag habe ich den 2004er vorne gesehen, am zweiten Tag fand ich den 2005 mit seiner ruhigeren Art schöner. Ich denke, das hängt stark von der persönlichen Tagesstimmung ab.
Was könnte man kritisieren (geht ja nicht, das ich was schreibe, ohne zu nörgeln)? Ich kenne die Rebsorte Viura nicht, ich hatte aber den Eindruck, dass die Weine (besonders die Nase) stark vom oxidativem Ausbau geprägt sind, und wenig von der Rebsorte. Im Mund sind die Aromen auch vom Ausbau geprägt, die sanfte Textur vom Feinhefelager. Aber die Traube bringt die Säure, das extraktarme, den niedrigen Alkohol und die feinen Gerbstoffe; ich merke gerade selber, dass meine Kritik total konstruiert ist

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Ich frage mich gerade, welche oxidativen Weine mir sonst noch zuletzt untergekommen sind? Der Weißwein von
Daniel Canarelli aus Korsika z.B. Der ist aus Vermentino, ist also substanzreicher und hat wenig Säure, lange nicht die Feinheit und Leichtheit. Auch
Clos Nicrosi blanc geht in die Richtung.
Eric Romminger aus dem Elsass und
Clos du Rouge Gorge aus dem Roussilion. Haben mir alle sehr gut gefallen, war mir gar nicht bewusst, dass ich ein Faible für oxidative (bzw. moderat oxidative) Weißweine haben. Weitere Empfehlungen willkommen!
Hat richtig viel Spaß gemacht, vielen Dank Michl!
Grüße, Josef
Kreuzpost mit Kle