Badische Weißweine

Ostbelgier
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von Ostbelgier »

Hallo zusammen,

den Weißburgunder Herrenstück von Holger Koch habe ich auch gerade im Glas, Ralf hat mir dankenswerterweise einen Rest in einer angebrochenen Flasche mitgebracht, und ein gutes Glas steht mir zur Probe zur Verfügung.
Ich gebe gerne zu, dass mich dieser Wein verblüfft. Es ist nicht nur der erste deutsche Weissburgunder überhaupt, der mir schmeckt, sondern ich kann ihm wirklich etwas abgewinnen. Die Wahrnehmung von Zitrusnoten und feinen Nuancen von Nüssen kann ich sehr gut nachvollziehen, Kitsch ist dem Wein vollkommen fremd. Ich habe keine Referenz, um hier Punkte zu zücken, aber hiervon könnte ich eine Flasche mit Vergnügen trinken ! Insofern eine schöne Horizonterweiterung.

Viele Grüße

Markus
Ralf Gundlach
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von Ralf Gundlach »

Das erste Mal habe ich einen Wein vom Weingut Freiherr von und zu Franckenstein im Glas, den 2011er Berghauptener Schützenberg Weissburgunder Kabinett trocken, ein gut gemachter, "deutscher" Burgunder mit etwas Restsüsse, dezenten Fruchtnoten, etwas Röstaroma (warum auch immer), mit mineralischer Note, mittlerer Körper, dass kann man kaufen für 8,50 Euro, muss man aber nicht, das ist für mich eine ähnliche Kategorie wie die Weißburgunder von Fritz und Martin Wassmer in der Einstiegsklasse mit einer etwas gehaltvolleren Note, die 85 Punkte aus dem GM passen hier, vielleicht noch ein Pünktchen mehr, allerdings würde ich den sofort eher unerfahrenen Weintrinkern empfehlen, das ist ein guter Einstieg

Gruß

Ralf
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bordeauxlover
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von bordeauxlover »

Hallo Ralf, hallo Markus,

Eure Notizen zum Koch Weißburgunder Herrenstück 2012 waren so trinkanimierend, dass ich mich gleich mal danach umsehen musste und bei der Weinhalle fündig geworden bin, wo ich länger schon nichts mehr bestellt hatte und seit bald 8 Monaten noch einen 10% Rabattgutschein hatte, der erfreulicherweise auch noch gültig war. Letztes Wochenende kam dann nebst ein paar anderen ein Probefläschchen hier an und ruft nun nach "Nachschlag". Sehr-gute Empfehlung! Konnte Eure VKN's gut nachvollziehen. Hat Substanz, Schmelz, charmante Säure, einen ordentlichen Abgang und macht mit jedem Schluck Lust auf mehr, also viel Trinkfreude. Sehr-gutes PLV!

P.S.: Gibt es den Grauburgunder noch irgendwo? Bin ich im Netz nicht fündig geworden. Das Weingut meldet "ausverkauft". Wäre schade...

Schöne Grüße
Armin
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octopussy
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von octopussy »

bordeauxlover hat geschrieben:P.S.: Gibt es den Grauburgunder noch irgendwo? Bin ich im Netz nicht fündig geworden. Das Weingut meldet "ausverkauft". Wäre schade...
Et Voilà: http://www.alleswein.com/product_info.p ... cken-075-l

P.S. Ein zuverlässiger Händler, manchmal ist aber die Website nicht up to date.
Beste Grüße, Stephan
Ralf Gundlach
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von Ralf Gundlach »

Badische Rieslinge trinke ich selten, der dritte Wein aus meinem Viererpack vom Freiherr von und zu Franckenstein bestätigt die vorherigen Eindrücke des Weingutes: alles gut gemacht, unkompliziert, aber nicht banal, keine große Entdeckung, aber durchaus empfehlenswert für unkomplizierte Stunden, der 2011er Zell-Weierbacher Neugesetz Riesling Kabinett trocken erfüllt genau diesen Anspruch, mit angenehmen Fruchtnoten Tendenz Zitrus, mit mineralischer Note, dezente Säure, die aber gut eingebunden ist, ähnlich kompakt wie der Spätburgunder, leicht hefig, das ist kein großes Experiment eines Winzers, sondern ein sauberer, mit Reinzuchthefen vergorener Riesling aus dem Edelstahltank , und das ist in sich stimmig, 86 Punkte, kostet 8,50 Euro

Gruß

Ralf
Ralf Gundlach
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von Ralf Gundlach »

So, die letzte Pulle aus dem Viererpack vom Freiherr von und zu Franckenstein, der 2009er Berghauptener Schützenberg Chardonnay Kabinett trocken zeigt leider zumindest teilweise, was deutsche Chardonnays oft zeigen: eine sehr weiche,buttrige, ins Breite gehende und verschwommene Stilistik, frische Noten im Hindergrund reparieren mit der durchaus passablen Säure etwas den Gesamteindruck, aber gefühlt auch zuviel Restsüsse ( 5-7 Gramm würde ich schätzen), den brauche ich nicht für mein Glück, 79-80 Punkte

Gruß

Ralf
Bernd Schulz
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von Bernd Schulz »

...zeigt leider zumindest teilweise, was deutsche Chardonnays oft zeigen: eine sehr weiche,buttrige, ins Breite gehende und verschwommene Stilistik...
Ralf, ich bin, was das anbelangt, nach wie vor ziemlich fundamentalistisch drauf und finde, dass man in Baden oder in der Pfalz die Finger vom Chardonnay lassen sollte. In Frankreich macht man ja (vom rebsortentechnisch eh eher "deutschen" Elsass mal abgesehen)aus gutem Grund auch keinen auf Weiß- oder Grauburgunder.

Viele Grüße

Bernd
BuschWein
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von BuschWein »

ich bin, was das anbelangt, nach wie vor ziemlich fundamentalistisch drauf und finde, dass man in Baden oder in der Pfalz die Finger vom Chardonnay lassen sollte. In Frankreich macht man ja (vom rebsortentechnisch eh eher "deutschen" Elsass mal abgesehen)aus gutem Grund auch keinen auf Weiß- oder Grauburgunder.
Vorsicht Bernd, es gibt durchaus sehr schöne Chardonnay in Baden, Ziereisen macht einen exzellenten im Holz ausgebauten Chardonnay Hard oder der 3Stern Chardonnay SL von Alexander Laible. Ich sehe keinen Grund, warum man dort oder auch in der Pfalz keinen Chardonnay anbauen sollte.

Und auch beim Thema Weißburgunder und Frankreich sollte man vorsichtig sein, es gibt einige Gerüchte von durchaus kompetenter Seite, die sagen, dass einige Reben im Burgund gar kein Chardonnay sind sondern Weißburgunder, das würde bei manchen Weinen die Frische und die Säure erklären.

Weiß-, Grauburgunder und Chardonnay sind in ihren Ansprüchen doch recht ähnlich, es gibt keinen Grund diese nicht gemeinsam anzubauen.
Armin
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Dumme Menschen machen immer den gleichen Fehler, intelligente immer Neue ;)
Ralf Gundlach
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von Ralf Gundlach »

Ich finde auch durchaus, dass ein deutscher Chardonnay, vorausgesetzt man begreift wie er ausgebaut werden sollte (nicht pseudotrocken), eine Daseinsberechtigung hat, da habe ich sowohl im Einstiegsbereich z.B. von Milch (ich weiß, ist Rheinhessen) früher ordentliches getrunken als auch im oberen Segment aus dem Barrique, ich meine es war von Bercher,
Knipsers Cuvee aus Chardonnay und Weißburgunder ist sicher auch nicht die schlechteste Wahl

Gruß

Ralf
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UlliB
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Re: Badische Weißweine

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben: In Frankreich macht man ja (vom rebsortentechnisch eh eher "deutschen" Elsass mal abgesehen)aus gutem Grund auch keinen auf Weiß- oder Grauburgunder.
Hallo Bernd,

was den Grauburgunder betrifft, liegst Du mit Deiner Behauptung falsch. Der wird in Frankreich auch außerhalb des Elsass an so ziemlich jeder Ecke angebaut - nicht in großen Mengen, aber er ist da, und das durchaus schon seit langem. Das merkt man nur deshalb nicht, weil sich die Sorte namensmäßig tarnt und in jedem Gebiet anders heißt: an der Loire malvoisie, im Languedoc fromenteau, im Burgund pinot beurot, und es gibt noch eine ganze Reihe Namen mehr. Wo Grauburgunder steht, wird er meistens als Verschnittpartner benutzt, aber es gibt fast überall auch reinsortige Weine. Man muss nur danach suchen.

Gruß
Ulli
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