Seite 62 von 158

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 14:56
von innauen
Hallo,

jeder Markt hat seine Besonderheiten. Was wurde vor fünfzehn Jahren nicht für Geld in Europa und den USA für Supertoskaner und für Garagenweine ausgegeben. Habe hier im Forum aber noch niemanden getroffen, der ernsthaft darüber nachgedacht hätte, eine Vertikale La Mondotte oder Valandraud durchzuführen :D Die Chinesen erweisen sich nun als Etikettentrinker. So what. Le Petit Mouton wird niemand wirklich vermissen und die cleveren unter Euch haben einen echten Schnitt mit der Subskription von Lafite 2004 gemacht und könnt nun locker die Subs Eurer Lieblinge in 2010 bezahlen.

So einfach kommen die Preise aber nicht runter. 06/07/08 hat ja nur 08 billig gemacht nicht aber 09; genauso wie 01/02/03/04 auch den letzten Jahrgang in der Reihe billig gemacht hat, aber nicht den Folgejahrgang (05). Mehre miese - oder im Fall von 03 ungewöhnliche - Jahrgänge in Folge lassen dann auch einen sehr guten Jahrgang wie 1995/1996 preislich zu einem Superjahr werden. Es ist das Spiel von Angebot und Nachfrage.

Spitzenjahrgänge haben in Bordeaux schon immer viel und vor allem viel mehr als beim letzten Spitzenjahrgang gekostet. Einzige Ausnahme 1990 :!: Insofern verhält sich 2010 mit Anpassungen von 5-20 Prozent nach oben und Seitwärtsbewegungen bei den Chateaus, die das Spiel übertrieben haben, ganz entlang meiner Erwartungen. Das Preisgefüge wird sich mittelfristig auch festigen bzw. wieder leicht absacken, wenn 09/10/11 und am besten noch 12 alles Superjahrgänge sind und entweder 11 oder 12 mit einer weltweiten Rezession zusammentreffen (so wie 90 und 08). Aber wer von uns hat dann noch die liquiden Mittel um im großen Stil zu kaufen?

Insgeheim bewundere ich auch die mephistolische Verkaufsstrategie der Chateaus. Heute sind Apologeten beider Angebotssegmente auf den Markt gekommen. Man streckt in beide Richtungen die Fühler als und prüft. Mit Beychevelle kommt sozusagen der kleinste Chinesenwein auf den Markt (übrigens hat Neil Martin dem ziemlich viele Punkte gegeben und St. Julien ist neben Paulliac dieses Jahr DAS Anbaugebiet - Punkte sind noch nicht völlig unerheblich geworden). Der Wein wird sehr schnell weg sein, denn ältere Jahrgänge sind teilweise sehr teuer. Mit Cantemerle kommt dann so etwas wie die kleinste ernstzunehmenste Münze der Cru Classé Güter auf den Markt. Spannende Frage: Wird die Preisanpassung mit minimal 5% angenommen werden? Wenn ja, dann kommt auch die fünfte Reihe der Cru Classé Güter von Haut Bages Liberal bis Du Tertre mit diesem Aufschlag raus und sicherlich auch die Reihe der besseren Cru Bourgeois von Gloria bis Poujeaux.

Grüße,

wolf

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 15:13
von Desmirail
Latour hat geschrieben: Die Premiers haben ein "Quasi-Monopol" ähnlich De Beers und können den Markt durch die Mengen,
die sie anbieten, zumindest im Subs-Bereich kontrollieren und so die Preise hoch halten. Die Frage
ist nur, ob das dauerhaft möglich ist. Bei De Beers hat das seit Jahrzehnten gut geklappt, aber der
Lagerraum für Diamanten ist volumenmäßig ungleich geringer ;)

Latour macht es seit Jahren so. Die halten riesige Kontingente in ihren Kellern zurück und machen damit "Tröpfchenbewässerung am Markt. Zu Preisen die natürlich um einiges höher sind als bei den Subsen :cry:

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 15:26
von Desmirail
... krank, sehr sehr krank!
Boat on label
Boat on label

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 15:52
von Latour
Desmirail hat geschrieben:Latour macht es seit Jahren so. Die halten riesige Kontingente in ihren Kellern zurück und machen damit "Tröpfchenbewässerung" am Markt. Zu Preisen die natürlich um einiges höher sind als bei den Subsen :cry:
und ab und zu eine Auktion, passenderweise die nächste in Hong Kong

Knappe 400 Lots, Jahrgänge von 1863 - 2009.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 15:55
von Chris
Latour hat geschrieben: Wir hier sind sicher nicht repräsentiv, weil hier wohl die wenigsten mit den Weinen spekulieren wollen.

weinfex bspw. ist ja sehr optimistisch, hm... Auch wenn ich Andreas nicht als Spekulant sehe, aber
vielleicht kennt er die Stimmung der Spekulanten? ;)
Hallo Artur,

du hast sicher Recht damit, das die DWF Comunity nicht representativ für den Abnhemermerkt ist. Der Optimismus von Weinfex zeigt mir, das er investiert ist. Generell gilt, einer der viel gesubst hat, ist optimistisch (sonst würde sein Kaufverhalten ja auch keinen Sinn machen). Bei den eher kritischen Stimmen hier weiß ich, das sie nicht oder nur sehr gering investiert sind. An dem Verhalten hat sich in den letzten Jahrhunderten (Stichwort Tulpenblase) nichts geändert.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 16:09
von nougat
octopussy hat geschrieben: Blase hin oder her. Aus meiner Sicht ist der Großteil der Bordeaux Weine entweder zu teuer oder muss nicht subskribiert werden, weil die Preis- und Verfügbarkeitsvorteile einfach nicht mehr greifen.
Sehe ich genauso. Bleibt der Faktor Sonderformate. Wenn meine bevorzugten Langläufer in 2010 besonders lange bis zur Trinkreife brauchen, brauche ich auch keine Magnums.

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 17:41
von harti
Hier die Weine des Tages:

2010 Chateau Fourcas Hosten @ 9.00 Euro
2010 Chateau La Croix Figeac @ 11.20 Euro
2010 Chateau Beychevelle @ 54.00 Euro
2010 Chateau Cantemerle @ 21.00 Euro
2010 Chateau Cassagne Haut Canon La Truffiere @ 10.60 Euro
2010 Vrai Canon Bouche @ 13.20 Euro
2010 Chateau Mayne Lalande @ 8.25 Euro
2010 Chateau Le Doyenne @ 6.00 Euro
2010 Chateau Les Gravieres @ 12.00 Euro
2010 Chateau de Gironville @ 7.10 Euro
2010 Chateau du Tailhas @ 12.10 Euro
2010 Chateau Chantegrive Cuvee Caroline Rouge @ 8.70 Euro
2010 Chateau Chantegrive Cuvee Caroline Blanc @ 10.50 Euro
2010 Chateau Labegorce @ 14.75 Euro

Grüße

Hartmut

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 17:54
von innauen
den früher ob seines angemehmen Preises sehr beliebten Chateau Brun habe ich für 10,50 EVP ebenfalls entdeckt.

Die Zuteilungen für Beychevelle sind wohl lächerlich gering. Aber das ist das Spiel seit der letzten Subskription. Eine erste Tranche kommt zu einem noch "niedrigen" Preis. Der setzt sich am Markt durch, weil ja alle wegen der geringen Menge kaufen, aber im Laufe des nächsten Jahres kann man jederzeit nachbestellen, dann aber zu den höheren Preisen der 2. oder gar dritten Tranche. Auf diese Weise ist zB Pontet Canet 2008 von anfänglich 55 Euro auf heute knapp unter 100 Euro gestiegen und ist noch überall verfügbar. Ist der Absatz hingegen nicht so hoch wie gewünscht, dann steigt der Preis nach der Subskription nicht mehr. Verknappung von Menge und von Zeit führt zu großen Verkaufsdruck. Das ist eine sehr geschickte Strategie - nur macht es dort, wo die Weine während der Subskription keine Preissteigerung mitmachen überhaupt keinen Sinn (Sorry Andreas) Wein zu subskribieren. Man gewährt einen Liquiditätsvorschub, kann aber Sonderformate und ähnliches auch noch ein Jahr später kaufen und hat das Ausfallrisiko um ein Jahr reduziert. Beispiel Cantemerle. Der Wein wurde heute für den Handel freigegeben. Kostet fast 30 Euro. Der 2009er ist bei diversen Händler noch zum alten Preis zu haben (ab 26.50 Euro). Ich habe beide noch nicht getrunken, aber beide sind ähnlich bewertet. Warum soll ich den 2010er kaufen, wo ich den mindestens genauso guten 2009er schneller und billiger bekommen kann?

Grüße,

wolf

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Do 19. Mai 2011, 18:33
von weinfex
innauen hat geschrieben: Das ist eine sehr geschickte Strategie - nur macht es dort, wo die Weine während der Subskription keine Preissteigerung mitmachen überhaupt keinen Sinn (Sorry Andreas) Wein zu subskribieren.
Grüße,
wolf
Keine Problem :D , Du hast in Deiner Überlegung unter
reinen Preisgesichtspunkten zweifellos auch Recht...

Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Verfasst: Fr 20. Mai 2011, 09:35
von dazino
Hoi zäme

Wer kennt das Chateau Larrivaux aus Haut-Medoc? Der kostet Sfr. 14.60 inkl. (ca. 11 Euro) und hat recht ansprechende Bewertungen bekommen (RP: 87-88, Dec. 16, NM 89-91, JA 91).

Gruss
David