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Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Fr 29. Aug 2014, 12:10
von Gerald
Danke für die Informationen, damit ist das Rätsel gelöst. ;)

Wobei ich persönlich mir vom Begriff her unter einer "Auslese" schon etwas Anderes als einen trockenen Wein mit 10 Vol.% vorstellen würde. Und die Mosel ist ja nicht Grönland, da wird der Unterschied wohl nicht rein klimatisch zu rechtfertigen sein, oder?

Grüße,
Gerald

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Fr 29. Aug 2014, 14:50
von Bernd Schulz
Hallo Gerald,

die Vorstellungen haben sich seit Beginn des Millenniums deutlich verschoben. Einen solchen Wein würde man heute wohl nirgendwo mehr - auch nicht auf Grünhaus - als "Auslese" etikettieren. Damals sah das aber noch anders aus - die Jahrgänge, in denen man an Mosel, Saar und Ruwer mit keinem einzigen Wein auf die geforderten 83 Grad Oechsle kam, lagen noch nicht so lange zurück...

Davon ganz abgesehen ist die Qualität des Tröpfchens ja heute immer noch exzellent. Insofern finde ich den Begriff "Auslese" schon wieder nicht so völlig fehl am Platz.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 20:08
von Panamera
Hatte heute Abend folgenden Wein im Glas...

Bild

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: So 5. Okt 2014, 22:17
von Ralf Gundlach
Begeistert bin ich im Moment nicht über den 2010er Herrenberg Alte Reben trocken, typisch Grünhaus, aber trotz aller Mineralik und typischer Frucht im derzeitigen Status etwas zu "garstig", die Säure ist im Moment zu hervortretend, schlank, 85-86 Punkte
Gruß

Ralf

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Di 7. Okt 2014, 22:09
von Bernd Schulz
Auf der Suche nach etwas Trinkbarem fiel mir gerade diese Flasche in die Hände - und meine eher bescheidenen Erwartungen wurden deutlich übertroffen:

Bild

In Anbetracht des schwierigen Jahrgangs ist das eine ganz hervorragende Leistung! Der Wein wirkt etwas üppiger, als man das sonst von den Grünhäusern gewohnt ist, aber keinesfalls schwerfällig oder gar durch übermäßige Schönung "ausgezogen" (ein Problem nicht weniger 2006er!).

Ich muss doch noch mehr Grünhäuser kaufen....

Viele Grüße

Bernd

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Di 7. Okt 2014, 22:41
von la-vita
Tja Bernd,

wie sagen die Amerikaner:

„There is never enough Grünhaus in your cellar“. :)

Viele Grüße
Detlef

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Di 7. Okt 2014, 22:49
von octopussy
Die Herrenberg Auslese aus 2006 war auch absolut spitze und meine drei halben Flaschen sind geradezu verdunstet (viel zu schnell, deren Entwicklung hätte ich gerne länger mitverfolgt). Bei einem Preis von EUR 7,50 für die halbe Flasche hätte ich seinerzeit noch viel mehr davon kaufen sollen.

Was heißt denn gar durch übermäßige Schönung "ausgezogen"?

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Di 7. Okt 2014, 23:49
von Bernd Schulz
Tja Bernd,

wie sagen die Amerikaner:

„There is never enough Grünhaus in your cellar“.
Und in diesem Falle haben sie wirklich Recht!
Was heißt denn gar durch übermäßige Schönung "ausgezogen"?
Stephan, ich habe 2006 im Oktober einen Kurzurlaub an der Mosel gemacht, und in vielen Wingerten, durch die ich damals gelaufen bin, sah es nicht nur gruselig aus, sondern es roch regelrecht nach Fäulnis und Essig. Demenstprechend hieß es dann nach der Lese ziemlich bald, die Kohle zum Herausschönen der vielerorts aufgetretenen Fäulnis sei nahezu ausverkauft. Die Winzer, die ihr Lesegut nicht extremst aufwändig selektiert hatten, verwendeten sehr häufig Aktivkohle, um die witterungsbedingten Fehltöne zu eliminieren, wobei ein solches Vorgehen dem Wein natürlich auch Geschmacksstoffe entzieht (so hundertprozentig genau kann die Kohle nicht zwischen gut und böse unterscheiden :mrgreen:). Dementsprechend "ausgezogen" wirkten dann auch manche Weine von renommierteren Betrieben (vor allem - aber nicht nur - die trockenen Rieslinge).

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Mi 8. Okt 2014, 09:38
von octopussy
Bernd Schulz hat geschrieben: Stephan, ich habe 2006 im Oktober einen Kurzurlaub an der Mosel gemacht, und in vielen Wingerten, durch die ich damals gelaufen bin, sah es nicht nur gruselig aus, sondern es roch regelrecht nach Fäulnis und Essig. Demenstprechend hieß es dann nach der Lese ziemlich bald, die Kohle zum Herausschönen der vielerorts aufgetretenen Fäulnis sei nahezu ausverkauft. Die Winzer, die ihr Lesegut nicht extremst aufwändig selektiert hatten, verwendeten sehr häufig Aktivkohle, um die witterungsbedingten Fehltöne zu eliminieren, wobei ein solches Vorgehen dem Wein natürlich auch Geschmacksstoffe entzieht (so hundertprozentig genau kann die Kohle nicht zwischen gut und böse unterscheiden :mrgreen:). Dementsprechend "ausgezogen" wirkten dann auch manche Weine von renommierteren Betrieben (vor allem - aber nicht nur - die trockenen Rieslinge).
Hallo Bernd,

danke für die Aufklärung. Ich hatte Schönung gedanklich immer (nur) mit Eiweißklärung in Verbindung gebracht, aber das war natürlich etwas kurz gegriffen. Derzeit trinke ich wirklich gerne 2006er in süß. Vermutlich mussten die Erzeuger aber extrem auslesen, um Weine mit halbwegs sauberer Botrytis auf die Flasche zu ziehen.

Re: Schlosskellerei C. von Schubert, Mertesdorf

Verfasst: Mi 8. Okt 2014, 12:52
von Bernd Schulz
Hallo Stephan,
Ich hatte Schönung gedanklich immer (nur) mit Eiweißklärung in Verbindung gebracht...
Der Begriff der Kohleschönung ist durchaus gängig; siehe z.b. hier:

http://www.wzw.tum.de/~bmeier/pages/569kohle.htm
Vermutlich mussten die Erzeuger aber extrem auslesen, um Weine mit halbwegs sauberer Botrytis auf die Flasche zu ziehen.
Ja, das mussten sie. Martin Müllen erzählte mir seinerzeit, seine Frau habe quasi Tag und Nacht am Sortiertisch gestanden, um die (größtenteils wirklich mehr als respektable) Qualität seiner 2006er möglich zu machen.

Wie gesagt: Ein vergleichbares Elend in den Weinbergen habe ich weder vorher noch nachher gesehen. Natürlich war die Problematik nicht überall gleich groß, aber in etlichen Parzellen war mehr als die Hälfte des Materials schlichtweg vergammelt. Daher ziehe ich vor jedem hervorragend gelungenen 2006er meinen Hut besonders tief!

Viele Grüße

Bernd