Interessante Anmerkung gerade von Marc Herold auf FB.
"Hier zeigt sich ein Widerspruch, der speziell beim Kabinett angelegt ist: Einerseits soll er frisch, knackig, fast grün und wenig süß sein. Auf der anderen Seite sollen die Weine aber auch Tiefe und Komplexität haben.
Ich kenne eigentlich nur eine Hand voll Weine, bei denen dass auch nur annähernd vereint war.
Ist aber IMHO auch nicht schlimm. Viele der Kabinette sind eben keine ausgesprochen Proben-Weine, ihre Vorzüge entwickeln sie, wenn sie wirklich in größeren Mengen getrunken werden. Und da finde ich zum Beispiel die 16er Kabinette von Othegraven oder MF Richter ziemlich perfekt."
BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Iiiich? Eeeeecht? Wann denn das?! Und nur fast? Kann gar nicht sein!Charlie hat geschrieben:Hehe, kann mich gut erinnern, wie du uns die Unmöglichkeit der Existenz eines kabinettigen Kabinetts klargemacht hast. Und du solltest fast recht behalten



Hmmm, ganz so schnell schiesst der reingeschmeckte Preusse dann doch nicht. Genauso koennten die Nachrichten des Ablebens 2016s verfrueht sein.m_arcon hat geschrieben:Mir scheint allerdings, dass einige Lobhudeleien was den Jahrgang angeht, die man zwischendurch hier und da aufschnappen konnte, vielleicht doch etwas verfrüht waren.

Ich wuerde mich also nicht wundern (und noch weniger graemen), wenn sich in zwei Monaten alles ganz anders darstellt.
Uebrigens, noch ein Nachtrag zu meinen Kabinett-Kriterien: Mir ist eingefallen, dass es durchaus sein kann, dass selbst ich diese meine Kriterien nicht sauber anwende. Da ist also noch genug Marge drin, die man mit reiner Inkompetenz wegerklaeren kann.

Und wie Charlie schrieb: Wer auch eine leichte Spaetlese "zulaesst", der findet ueberall tolle Weine - bei niedrigen Ertraegen erst recht.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Auch wenn ich mit meinem Dank nach all den Nachrichten schon ziemlich spät komme, will ich ihn dennoch äußern: Großartiger Bericht, Ollie, vielen Dank, auch für die Ergänzungen. (Das Forum lebt
)
Zwei Anmerkungen von mir als jemand, der praktisch nie Restsüß trinkt. Zilliken kenne ich vereinzelt bis 2011, ich empfand sie nie als fett, sondern als schmelzig. Kabinettig waren sie für mich aber durchaus, weil der Körper eben nur geringes Gewicht hatte. Feiner Schmelz harmoniert für mich wunderbar mit einem leichten Körper. Dennoch bin ich von Ollies strengen Kriterien ziemlich angetan (ich konvertiere!
), vielleicht sollte der Idealtypus eines Kabinetts auch keinen Schmelz zeigen.
Zum Nachdenken brachte mich auch Ollies klare Ablehnung von Phenolik im Kabinett. Beim trockenen Kabinett würde ich das nicht so sehen, ganz im Gegenteil, Phenolik kann, sofern wohl dosiert, hinten raus das erzeugen, was Restsüße im trockenen Wein ruiniert: erfrischenden Zug, Grip. Restsüß kann ich das geschmacklich gerade nicht so recht antizipieren. Vielleicht sollte ich einen Kabinett kalt stellen... (nee heute doch lieber trocken...
)

Zwei Anmerkungen von mir als jemand, der praktisch nie Restsüß trinkt. Zilliken kenne ich vereinzelt bis 2011, ich empfand sie nie als fett, sondern als schmelzig. Kabinettig waren sie für mich aber durchaus, weil der Körper eben nur geringes Gewicht hatte. Feiner Schmelz harmoniert für mich wunderbar mit einem leichten Körper. Dennoch bin ich von Ollies strengen Kriterien ziemlich angetan (ich konvertiere!

Zum Nachdenken brachte mich auch Ollies klare Ablehnung von Phenolik im Kabinett. Beim trockenen Kabinett würde ich das nicht so sehen, ganz im Gegenteil, Phenolik kann, sofern wohl dosiert, hinten raus das erzeugen, was Restsüße im trockenen Wein ruiniert: erfrischenden Zug, Grip. Restsüß kann ich das geschmacklich gerade nicht so recht antizipieren. Vielleicht sollte ich einen Kabinett kalt stellen... (nee heute doch lieber trocken...

Viele Grüße
Michl
Michl
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
....die schmollen immer nochOllie hat geschrieben:Einige Kabinette von Max Ferd Richter haben sogar angefangen zu schmollen.
Cheers,
Ollie

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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Beim restsüßen Wein verhält es sich meiner Meinung nach genauso. Dezente Gerbstoffe können für mehr Struktur und damit für das, was du "Grip" nennst, sorgen. Allerdings halte ich Phenolik beim Weißwein grundsätzlich (ob jetzt in einem Kabinett, in einer Spätlese oder einem trockenen GG spielt für mich keine größere Rolle) für eine problematische Angelegenheit. Ganz zu Recht sprichst du von "wohldosiert"! Und auch wenn die Dosis stimmt, müssen die Gerbstoffe in die sonstige Struktur des Weins passen, was gerade beim Riesling häufig nicht der Fall ist....Michl hat geschrieben:Beim trockenen Kabinett würde ich das nicht so sehen, ganz im Gegenteil, Phenolik kann, sofern wohl dosiert, hinten raus das erzeugen, was Restsüße im trockenen Wein ruiniert: erfrischenden Zug, Grip. Restsüß kann ich das geschmacklich gerade nicht so recht antizipieren.
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
" Vielleicht etwas zum 2016er Jahrgang allgemein. Die Mostgewichte waren zwar relativ "gering" bzw im Rahmen, allerdings waren die Extraktwerte im Vergleich zu z.b. 2015 eher niedrig. Das hängt hauptsächlich mit der Trockenheit des Jahres zusammen. Durch den fehlenden Regen blieb die Mineralisisation im Boden eher gering und so gabs eben auch weniger Extrakt.
Das bedeutet gleichzeitig, dass bei gleichem Mostgewicht in 2016 erheblich mehr Zucker im Most vorhanden war. Dementsprechend natürlich später im Wein mehr Alkohol oder mehr Zucker. Normalerweise entspricht das Mostgewicht in etwas dem späteren Gesamtalkohol (Restzucker + vorhandener Alkohol), in 2016 war das aber teilweise bis zu 5-6 Grad nachher höher. Dazu noch die geringere Säure. Also haben wir perse schon einmal etwas "weichere" Weine von der Analyse her. Klar wird das durch den wenigen Extrakt etwas verschlankt, allerdings wird das durch den geringen Ertrag und die damit folgende Konzentration quasi wieder ausgeglichen.
Jetzt mal kurz zu meinen beiden Weinen, Juffer und Elisenberg. Mostgewicht 78° beim #4 Juffer und 82° beim Elisenberg. Also rechtlich gesehen beides Kabinette (Spätlese fängt an der Mosel bei 83° an). Der Gesamtalkohl war in etwa auch gleich, also eher "untypisch" für 2016. Hat damit zu tun, dass die Parzelle für den #4 Juffer, sehr altes Rebmaterial mit relativ tiefen wurzeln ist und auch sehr gut mit Wasser versorgt für die Verhältnisse der Juffer. Der Brauneberg ist eigentlich kein Berg für trockene Jahre wie z.b. Wehlen oder Graach. Die stärke sind die feuchteren Jahrgänge.
Beim Elisenberg ähnlich da gibt es nie Wasserprobleme, da oben drüber direkt ein Wald als Wasserspeicher da ist. Außerdem hat der Boden sehr gute Wasserspeicherfähigkeiten da. Allerdings trotzdem natürlich etwas vom Jahrgang beeinflusst beide. D.h. etwas weniger Säure und ein kleinen Ticken weniger extrakt. Aber in meinen Augen beides echte Kabinette mit extrem guten Trinkfluss.
Aber klar der Vergleich mit 2015 ist natürlich schwierig. Aber 2015 war auch ein extrem gutes Jahr.
Zum Cup, ich habe denke ich mal knapp 80% der Weine im Feld probiert und kann die Wertung teilweise nachvollziehen. Othegraven, Lauer und Grünhaus beispielsweise waren für mich schon bei der ProWein mit das stärkste des Jahrgangs. Auch wenn da 1-2 Kandidaten dabei waren die vielleicht nicht der archetypische Kabinett sind, doch sehr gute Weine. Teilweise kann ich die Wertungen aber auch nicht nach vollziehen. Für mich z.b. gehört der Würzgarten von Christian zu den schönsten und kabinettigsten Kabinetten des Jahrgangs. Zum Reinlegen. Gleiches gilt auch für den Geierslay von Stefan und Christian. Aber wir wissen ja alle, Blindprobe, verschiedene Geschmäcker, was stand vorher was nachher etc. Die Notizen von Ollie finde ich schon - bis auf eine Handvoll Ausnahmen - echt nachvollziehbar."
Constantin Richter
Das bedeutet gleichzeitig, dass bei gleichem Mostgewicht in 2016 erheblich mehr Zucker im Most vorhanden war. Dementsprechend natürlich später im Wein mehr Alkohol oder mehr Zucker. Normalerweise entspricht das Mostgewicht in etwas dem späteren Gesamtalkohol (Restzucker + vorhandener Alkohol), in 2016 war das aber teilweise bis zu 5-6 Grad nachher höher. Dazu noch die geringere Säure. Also haben wir perse schon einmal etwas "weichere" Weine von der Analyse her. Klar wird das durch den wenigen Extrakt etwas verschlankt, allerdings wird das durch den geringen Ertrag und die damit folgende Konzentration quasi wieder ausgeglichen.
Jetzt mal kurz zu meinen beiden Weinen, Juffer und Elisenberg. Mostgewicht 78° beim #4 Juffer und 82° beim Elisenberg. Also rechtlich gesehen beides Kabinette (Spätlese fängt an der Mosel bei 83° an). Der Gesamtalkohl war in etwa auch gleich, also eher "untypisch" für 2016. Hat damit zu tun, dass die Parzelle für den #4 Juffer, sehr altes Rebmaterial mit relativ tiefen wurzeln ist und auch sehr gut mit Wasser versorgt für die Verhältnisse der Juffer. Der Brauneberg ist eigentlich kein Berg für trockene Jahre wie z.b. Wehlen oder Graach. Die stärke sind die feuchteren Jahrgänge.
Beim Elisenberg ähnlich da gibt es nie Wasserprobleme, da oben drüber direkt ein Wald als Wasserspeicher da ist. Außerdem hat der Boden sehr gute Wasserspeicherfähigkeiten da. Allerdings trotzdem natürlich etwas vom Jahrgang beeinflusst beide. D.h. etwas weniger Säure und ein kleinen Ticken weniger extrakt. Aber in meinen Augen beides echte Kabinette mit extrem guten Trinkfluss.
Aber klar der Vergleich mit 2015 ist natürlich schwierig. Aber 2015 war auch ein extrem gutes Jahr.
Zum Cup, ich habe denke ich mal knapp 80% der Weine im Feld probiert und kann die Wertung teilweise nachvollziehen. Othegraven, Lauer und Grünhaus beispielsweise waren für mich schon bei der ProWein mit das stärkste des Jahrgangs. Auch wenn da 1-2 Kandidaten dabei waren die vielleicht nicht der archetypische Kabinett sind, doch sehr gute Weine. Teilweise kann ich die Wertungen aber auch nicht nach vollziehen. Für mich z.b. gehört der Würzgarten von Christian zu den schönsten und kabinettigsten Kabinetten des Jahrgangs. Zum Reinlegen. Gleiches gilt auch für den Geierslay von Stefan und Christian. Aber wir wissen ja alle, Blindprobe, verschiedene Geschmäcker, was stand vorher was nachher etc. Die Notizen von Ollie finde ich schon - bis auf eine Handvoll Ausnahmen - echt nachvollziehbar."
Constantin Richter
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
interessante Ausführungen von Constantin Richter.
Die 'Jungs' hatten aber ihren Job auch unter verschärften Arbeitsbedingungen zu erledigen.
- 30 Grad Außentemperatur
- der Wein (z.T.) nicht optimal gekühlt
- sportliches Zeitfenster
- 48 Proben (!), das ist ja wie ein Marathon Lauf
Respekt
Die 'Jungs' hatten aber ihren Job auch unter verschärften Arbeitsbedingungen zu erledigen.
- 30 Grad Außentemperatur
- der Wein (z.T.) nicht optimal gekühlt
- sportliches Zeitfenster
- 48 Proben (!), das ist ja wie ein Marathon Lauf
Respekt
“Wie liebe ich die Kühnheit! Wie liebe ich die Leute, welche aussprechen was sie denken.”
(Voltaire)
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Hallo Olli,
wir hatten im ICE von Frankfurt nach Berlin schon über die Probe gesprochen, jetzt kann ich zu 1/48 mitreden. Hätte ich mitverkostet, wäre Deine Bewertung für den Kupp weiterhin das Streichergebnis geblieben. Ich hätte zwar nicht über 90 Punkte gezückt. Die Kabinette aus 2015, die ich verkostet habe, waren größer und das muss sich wie ich finde auch in der Bewertung zeigen. Ein rundum gelungener und wie ich finde auch typischer Kabinett ist der Othegraven m.E. gleichwohl

Grüße,
wolf
wir hatten im ICE von Frankfurt nach Berlin schon über die Probe gesprochen, jetzt kann ich zu 1/48 mitreden. Hätte ich mitverkostet, wäre Deine Bewertung für den Kupp weiterhin das Streichergebnis geblieben. Ich hätte zwar nicht über 90 Punkte gezückt. Die Kabinette aus 2015, die ich verkostet habe, waren größer und das muss sich wie ich finde auch in der Bewertung zeigen. Ein rundum gelungener und wie ich finde auch typischer Kabinett ist der Othegraven m.E. gleichwohl

Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
innauen,
freut mich sehr, dass er dir gefaellt! Immerhin hast du davon jetzt noch 5 Flaschen an der Backe, muahahaha.
Nein, im Ernst, ich habe ja selber geschrieben, dass man sich hier besser an der Gruppe orientieren moege; die Wahhrscheinlichkeit, da reinzupassen, ist viel hoeher, als mit meiner abweichenden Note uebereinzustimmen.
Michl,
deswegen solltest du auch gerne bei deinen eignen Kriterien bleiben - bislang funktionieren sie ja optimal fuer dich, oder? Und vielen Dank auch dir fuer die Blumen!
Cheers,
Ollie
freut mich sehr, dass er dir gefaellt! Immerhin hast du davon jetzt noch 5 Flaschen an der Backe, muahahaha.

Michl,
deswegen solltest du auch gerne bei deinen eignen Kriterien bleiben - bislang funktionieren sie ja optimal fuer dich, oder? Und vielen Dank auch dir fuer die Blumen!

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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