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Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 20:55
von BerlinKitchen
Ich fand den "Altenberg" herausragend und Tino Seiwert auch. Ich&Tino haben nicht gewertet! Allerdings sehe ich den "Gottesfuß" doch nicht so großartig wie Stephan Reinhardt.
Vielleicht ist die niedrige Bewertung einfach der Stilistik&RZ geschuldet. Auch wenn die Van Volxem Weine schlanker geworden sind in den letzten Jahren, so zeigen sie doch eine gewisse Opulenz. Und nach einem Brunnenhäuschen&Abtserde"&Felseneck&Schwarzer Hergott ist es nicht so einfach die Weine angemessen zu würdigen.
Cheers,
Martin
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Do 11. Okt 2012, 11:19
von Weinschlumpf
BerlinKitchen hat geschrieben: Und nach einem Brunnenhäuschen&Abtserde"&Felseneck&Schwarzer Hergott ist es nicht so einfach die Weine angemessen zu würdigen.
Cheers,
Martin
Hi Martin,
da muss ich Dir leider widersprechen. Das hat nix mit "angemessener" Würdigung zu tun. Auch Solo hätten die Weine IMA nicht besser abgeschnitten.
Ich denke es liegt vielmehr an der Stilistik des Hauses. Entweder man mag diese -fetten Schnecken- oder man mag sie eben nicht. Wobei ich anerkenne, dass in den letzten Jahren eine (positive) Tendenz zu etwas mehr Spiel in den Weinen, speziell im Scharzhofberger P und im Gottesfuß feststellen konnte. Die Weine haben mich etwas an gute Pfälzer Gewächse aus warmen Jahren erinnert, wahrscheinlich habe ich sie deshalb -für meine Verhältnisse- mit je 94 P ungewöhnlich hoch bewertet

.
Aber mit einem Gottesfuß oder einem Alternberg AR z.B. aus 2005 kannst Du mich über die Alpen jagen, da ziehe ich nahezu jeden Gutsriesling vor.
Viele Grüße
Nikolai
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Do 11. Okt 2012, 18:44
von octopussy
Besten Dank euch beiden für die weiteren Erläuterungen.
Weinschlumpf hat geschrieben:Entweder man mag diese -fetten Schnecken- oder man mag sie eben nicht. Wobei ich anerkenne, dass in den letzten Jahren eine (positive) Tendenz zu etwas mehr Spiel in den Weinen, speziell im Scharzhofberger P und im Gottesfuß feststellen konnte.
Erstaunlicherweise klingt ja die Mosel Fine Wines Notiz eher nach einem halbwegs schlanken Wein: "
pure and complex notes of undercooled sea breeze", "
complexity, freshness and purity", "
The long and ethereal finish is intense and yet so weightless". Und auch Reinhardt: "
So kühl und präzise ist sonst kein VDP-Cru.", "
Großer, komplexer Nachhall, immer fein, elegant und kühl bleibend.".
Ich kann das mit den "fetten Schnecken" auf Basis anderer Jahrgänge schon irgendwo nachvollziehen. Außerdem habt ihr ja schließlich alle Weine blind serviert bekommen, und auch wenn ein Van Volxem wegen des etwas höheren Restzuckers vielleicht blind leichter zu erkennen ist als andere Weine, geht man ja völlig unvoreingenommen ran. Und wenn dann über 10 Leute nicht so richtig begeistert sind, dann ist das schon ein Zeichen. Eigentlich müsste ich den Kanzemer Altenberg auch noch kaufen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Aber da ich in dem Stil dieses Jahr schon Clemens Busch, Immich-Batterieberg und Heymann-Löwenstein gekauft habe, lasse ich es vielleicht. So groß ist die Neugierde (anders als beim Kühling-Gillot Pettenthal) dann doch nicht.
Also. Vielen Dank noch einmal für eure ganzen Eindrücke. Sehr spannend

.
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Do 11. Okt 2012, 20:05
von Markus Vahlefeld
octopussy hat geschrieben:Neulich bekam ich vom Weinhandel "Extraprima" die Notizen zu den GGs von der Wiesbaden-Verkostung. Obwohl ich den Händler generell ganz gut finde, genieße ich Weinhändler-Notizen immer mich Vorsicht. Aber trotzdem, nur für die Diskussion.
octopussy, seit einiger Zeit kann man beobachten, dass bestimmte Händler - vor allem die, die in Wiesbaden dabei sind - auch Weine bewerten, die sie nicht im Sortiment haben. Das nehme ich mit Befremden zur Kenntnis und finde es schlichtweg schlechten Stil. Herr Extraprima ist da ja nicht der einzige. Und dabei ist es mir herzlich egal, ob der ein oder andere dann meine Favoriten hoch bewertet. Ich finde, es sagt sehr mehr über die Händler aus als über die Weine.
Den anderen Punkt habe ich selbst noch nicht ganz klar. Ich glaube, Weine vorzuziehen, die einen entspannten Ausdruck haben. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel

. Aber meine Tendenz geht klar in eine Richtung, wo ich ein zuviel an Eingriff deutlich negativ bewerte. Das ist auch der Grund, warum ich die Weine von Schäfer-Fröhlich zwar klasse finde, aber ich dennoch Vorbehalte gegen sie habe. Ihre Spontan-, Hefe-, Böckser-, Schwefelnoten sind derart ausgeprägt, dass ich da von manipulativer Weinbereitung - oder besser: deutlich zielführender Weinbereitung ausgehe. Dieser Böckserton ist IMHO nicht ganz natürlich. Ich habe auch mit Tim schon darüber gesprochen, der das vehement abstreitet. Bitte nicht falsch verstehen: es sind wirklich starke Weine. Aber ich drehe mich innerlich etwas ab. Das gilt seit einiger Zeit auch für die Keller-Weine. Ich suche nicht mehr nach ihnen, aber wenn sie mir begegnen, fegen sie mich nicht mehr so weg wie noch 2001 oder 2002 oder 2007.
Vor dem Hintergrund war die Diskussion in Berlin spannend, was das Pettenthal von Keller un ddas Pettenthal von Kühling-Gillot eigentlich verbindet. Dass es 2 komplett unterschiedliche Weine sind, ist klar. Aber dass sie DERART unterschiedlich sind, ist fast erschütternd. Aufgelöst habe ich den Widerspruch aber noch nicht.
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Do 11. Okt 2012, 20:55
von Ollie
Widerspruch womit genau?
Und: Sind die Weine momenan nicht noch so jung und primaer, dass sich noch gar nicht sinnvoll abschaetzen laesst, ob sie aehnliche Charakteristika aufweisen oder nicht? Schmecken die 2011er Pettenthals von Keller und KG denn so wie ihre Stallgenossen aus anderen Jahrgaengen, will heissen: zeichnet sich bereits ein Erzeugerstil ab? Ich war immer unter dem Eindruck, dass HO noch am Suchen ist, denn mir erschienen seine Kollektionen nie stringent genug...
Cheers,
Ollie
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Do 11. Okt 2012, 23:52
von weinfidél
Wenn ich mich als Händler auch mal ganz kurz einmischen darf...:
Ollie, klar doch, Du kannst i.M. mit diesen Weinen offensichtlich jede Woche eine Verkostung machen, und ich garantiere Dir, dass sich dann daraus das Ranking jedes Mal anders darstellen würde!
Was HO, resp. die Weine von BS und KG betrifft, meine ich schon, dass mittlerweile jeweils eine nachvollziebare Linie drin ist, die auch wirklich erkennbar ist. Das hingegen vermisse ich bei vielen anderen Erzeugern (persönlich ausprobiert anläßlich der VDP-Präsentation im Kloster Eberbach gegen Ende September 2012).
Und anläßlich dieser eben genannten Präsentation, hatte ich persönlich (schwer befangen weil Händler...und, das gebe ich gerne zu, bei weitem nicht alles probiert...), ein ganz anderes Ranking
Und Du lieber Markus (Vahlefeld), Du solltest Dir vielleicht mal überlegen, was da allenfalls befremdlich sein könnte...

Oder gehörst Du mittlerweile auch zu dem spirituellen Kreis der selbsternannten
"Weinweisen" 
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Fr 12. Okt 2012, 10:47
von Markus Vahlefeld
weinfidél hat geschrieben:
Und Du lieber Markus (Vahlefeld), Du solltest Dir vielleicht mal überlegen, was da allenfalls befremdlich sein könnte...

Oder gehörst Du mittlerweile auch zu dem spirituellen Kreis der selbsternannten
"Weinweisen" 
Jaja, Rico,
immer wenn es um Händler geht, fühlst Du Dich angegriffen. Ich finde es aber trotzdem mehr als grenzwertig, auf seiner eigenen Shop-Homepage Weine zu bewerten, die man nicht im Sortiment hat. Das ist auch eine neue Entwicklung. Aber egal, da kannst Du ja gerne anderer Meinung sein. Wo ich Dir Recht gebe: das Ranking sähe in einer Woche oder unter anderen Bedingungen (mehr Luft, andere Temperaturen, andere Reihenfolge) in der Tat anders aus. Aber statt zu noppern: warum stellst Du Dein Ranking hier nicht ein? Weil Du Händler bist? Mich persönlich würde es sehr interessieren. Mich interessieren alle Bewertungen und Einschätzungen - auch von Händlern - vor allem in einem Forum, weil sie hier zur Diskussion gestellt und nicht ex-kathedra proklamiert werden.
@Ollie
Der innere Dialog, den ich führe, ist folgender: wie kommt es, dass 2 Weine, die aus einer Lage kommen, derart unterschiedlich schmecken. Das führt den Lagencharakter an eine Grenze, die zugunsten einer Winzerstilistik überschritten wird. Ich persönlich hätte Kellers Pettenthal viel mehr als einen vom Kalk geprägten Wein beschrieben, der ungemein druckvoll und ziseliert daher kommt, während das Pettenthal von KG viel reifer und rauchig-voller erscheint. Blind hätte ich NIEMALS beide Weine aus einer Lage gewähnt. Bei einem oder beiden Weinen überwiegt also die Winzerhandschrift und die Lage wird hintergründig. Was wiederum den ganzen Lagen- und Grand Cru Gedanken auf die Probe stellt undsoweiterundsofort...
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Fr 12. Okt 2012, 10:52
von C9dP
Und Du lieber Markus (Vahlefeld), Du solltest Dir vielleicht mal überlegen, was da allenfalls befremdlich sein könnte...

Oder gehörst Du mittlerweile auch zu dem spirituellen Kreis der selbsternannten "Weinweisen"
Kann ich voll nachvollziehen. Ich kann auch nicht ganz verstehen, warum ein Händler Weine nicht bewerten sollte, die er nicht unbedingt verkauft. Wenn ich weiß, wie ich die Bewertungen zu deuten habe, helfen sie mir mehr weiter als die mancher Weingurus.
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Fr 12. Okt 2012, 11:01
von octopussy
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Der innere Dialog, den ich führe, ist folgender: wie kommt es, dass 2 Weine, die aus einer Lage kommen, derart unterschiedlich schmecken. Das führt den Lagencharakter an eine Grenze, die zugunsten einer Winzerstilistik überschritten wird. Ich persönlich hätte Kellers Pettenthal viel mehr als einen vom Kalk geprägten Wein beschrieben, der ungemein druckvoll und ziseliert daher kommt, während das Pettenthal von KG viel reifer und rauchig-voller erscheint. Blind hätte ich NIEMALS beide Weine aus einer Lage gewähnt. Bei einem oder beiden Weinen überwiegt also die Winzerhandschrift und die Lage wird hintergründig. Was wiederum den ganzen Lagen- und Grand Cru Gedanken auf die Probe stellt undsoweiterundsofort...
Das finde ich mal wirklich interessant. Bei einer Lage wie dem Nierteiner Pettenthal gibt es glücklicherweise genügend Anschauungsmaterial. Bei St. Antony würde ich zwar generell auch eher einen "Weingut-geprägten" Stil sehen. Aber es gibt ja auch noch Schätzel, Gunderloch, Gröhl, Huff und einige weitere. Eigentlich müsste man mal eine Lagenprobe machen, in trocken und restsüß. Blind. Mit ein paar Piraten (gleiche Winzer, andere Lagen). Ich wäre gespannt, wie gut man den Weingutsstil rausschmeckt.
Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011
Verfasst: Fr 12. Okt 2012, 11:20
von Gerald
Ich verstehe auch nicht, warum ein Händler Weine nicht bewerten sollte, die er nicht im Programm hat? Rein logisch würde mir eher das Gegenteil einleuchten, dass er also Weine im eigenen Sortiment nicht bewertet. Denn bei diesen könnte ja im Hinterkopf die Spanne je Flasche, die gesamte Geschäftsbeziehung zum Weingut etc. mitspielen, oder?
Aber prinzipiell: wenn man weiß, dass die Bewertung von einem Händler (oder sonst jemandem, der nicht völlig unbeeinflusst an die Sache herangehen kann) stammt, kann man sich ja danach richten. So wie wir hier im Forum ja auch über Aussagen von Profis froh sind - der Verweis auf den beruflichen Bezug unter dem Benutzername ist ohnehin zu sehen.
Grüße,
Gerald