Bordeaux 1986

[Frankie Wilberforce]

Hallo Leute,
ich bin neu hier im Forum und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.

Mein Name ist Rudi und ich komme aus dem Pott.
Ich bezeichne mich als Anfänger was Weine betrifft.

Also bitte ich auch um euer Verständnis, wenn ich hier evtl. nicht im richtigen Thread bin.

Nun zu meiner Frage: Ich habe eine Flasche 86 Bordeaux Chateau Croute Terrasse.
Kennt jemand den Wein bzw. kann jemand was dazu schreiben?

Danke und Gruß

Hallo Rudi,
dieser Wein stammt aus dem Cotes de Bourg.
Ein einfacher Wein AOC, der, auch bei sehr guter Lagerung vorausgesetzt, schon hinüber sein dürfte. Hat mehr einen ideologischen oder emotionalen
Wert als einen realen Marktpreis.
Aber ein Versuch sollte es schon Wert sein, bevor man die Flasche entsorgt. Daher den Korkenzieher raus und den Wein rein ins Glas...

[docspirit]

Hallo Frankie, erst mal herzlichen Dank für die Info.
Werde deinen Ratschlag mal beherzigen, dran schnuppern und probieren.

Gruß Rudi

[bordeauxschwalbe]

letzten samstag im (großen riedel) glas:

lynch bages

nach den empfehlungen und vkn´s der weinpäbste hier und jenseits des atlantiks würde ich den wein ja noch nicht anrühren. ich hatte jedoch noch 3 davon im keller, davon eine flasche nur mehr upper shoulder und die kapsel gefährlich "aufgebläht" -die musste also daran glauben:

der kork war sehr verschmutzt aber trocken, beim ansetzen des lamellenkorkenziehers rutscht der kork sofort nach unten und lässt sich nicht mehr "rausfischen". also flasche schnell um 180° umdrehen und in einem schwung in die karaffe. die farbe dort ist so dunkel, dass ich mir keine sorgen mehr mache.

der erste schluck überzeugt sofort: nur ganz am anfang etwas rosinig aber vor allem eine tolle dichte und sonnige aranzini süsse. ein ungläubiger blick auf die flasche -der wein hat nur 12,5° !
er passt perfekt zum feiertäglichen "dry-age rib-eye"; bullig, robust, burschikos, trotzdem ein wahnsinns trinkvergnügen mit wunderbarer dunkler, dichter fruchtsüsse.
das essen ist vorbei und der wein legt so richtig los; jetzt kommt zur schwarzen cassis-frucht sandelholz, danach zedernholz und myrrhe in der nase, sowie der wunderbare aranzini-ton, den ich aus "heissen" jahrgänegn kenne. dabei ist der wein perfekt balanciert, für mich sind die besten bordeaux wie zehnkämpfer unter den athleten -kein gramm fett zuviel, keine aufgezüchteten anabolika-muskeln, alles auf höchstem niveau in wunderbarer balance.

nach 5std. fällt er dann doch ab und vor allem die frucht und der schmelz nimmt ab. der wein wird hohler, hölzerner und bitterer. -1 punkt dafür.

fazit: ein unglaublicher wein, klassischer bordeaux auf 2.höchstem level ; ) ich kann den wein vor allem mit 88´ern vergleichen, die ich letztens oft getrunken habe: da hat der lynch doch mehr schmelz und heisse fruchtsüsse. und vor allem frage ich mich, was mit den 14-15° der beiden letzten "jahrtausendjahrgängen" passieren wird. können sie diesem "zehnkampf-athleten" anspruch je gerecht werden?

94P
vielleicht kommen auch 95P bei einer besseren flasche in 5-10 jahren -eilig ist es jedenfalls nicht bei diesem hammer-wein.

[Weinbertl]

nach dem 82er von letzter Woche nun der 1986 Ch. Batailley, Pauillac

Auge: sattes, recht frisches Rot, am Rand leicht ziegelrot (deutlich weniger Reifeanzeichen als der 82er)
Nase: klassischer, gereifter Bordeaux-Cabernet. Weinig. Dunklere Ausstrahlung als der 82er. Braucht ca. 2 Std. (undekantiert) um sich komplett zu öffnen. Der 82er strahlte mehr Pauillac aus, hier würde ich eher von sehr guter Haut-Medoc-Nase sprechen.

Gaumen: vitaler Gesamtauftritt, noch frisch mit saftiger Frucht. Wiederum schöner klassischer Cabernet, etwas kühle Ausstrahlung, zwischendurch mal etwas Altfassgeschmack. Karamel gesellt sich dazu, was die Kühle wieder etwas verdrängt. Gewinnt an der Luft an Struktur und legt im Abgang nun breiter aus. Bitterschokolade. Ganz zum Schluss mit Depot eine angenehme, reife Süße. Sehr gut balanciert.

Fazit: wirkt wie eine langsam gereifte Eiche, klassisch mit gutem Stehvermögen. Hält locker noch 5-10 Jahre. Der 82er ist sicher der bessere Wein, aber viel fehlt dem 86er zum 82er nicht. Vermutlich wird er auch etwas länger halten als der 82er. 17,5- 18 P.

Gruß
Robert

[Bernd Schulz]

Diesen schönen 86er hat mir Ralf Gundlach für relativ kleines Geld besorgt/überlassen:



Ich habe zwar nach wie vor kaum Ahnung von französischen Weinen, aber meine gelegentlichen Seitensprünge Richtung BDX bereiten mir immer wieder Freude...

Beste Grüße

Bernd

[Mr. Tinte]

Letzten Samstag im Glas: Sociando Mallet 1986 aus der 0.375

Leider keine optimale Flasche doch der Wein zeigt nach wie vor viel, sehr viel! In der Nase nach 2h Belüftung Brommbeeren, Rauch, Leder, schwarzer Pfeffer, dahinter Cassis. Im Gaumen wuchtig, wieder schwarzbeerig, kalter Rauch und Leder, Thymian, viel Frucht, schöne, noch vorhandene Säure, noch leicht trocknendes Resttannin spürbar. Erster Tip war: ein 1996er! Leider fiel der Wein mit der Zeit leicht auseinander, die Frucht wurde heller und es kamen ganz wenige, oxidative Noten hervor.

Trinken (aus der 0.375): jetzt-2016

Von mir 92? GPoints

[susa]

Heute im Glas. Die enthusiastische Beschreibung von bordeauxschwalbe kann ich nicht ganz nachvollziehen. Vielmehr steh ich obwohl ein großer Fan dieser Weine mit dem

1986 Léoville Barton
St. Julien, Bordeaux

schon seit über 10 Jahren auf dem Kriegsfuss.

Heute hab ich allerdings die beste Flasche bislang erwischt:

Ich seh den Wein bei 90 Punkten.
Die Farbe ginge auch noch für einen Pinot noir durch, ziemlich durchsichtiges Granatrot mit leichtem Wasserrand, in der Nase zunächst modriges Johannisbeeraroma, das sich schnell verflüchtigte und in erdiges Pilzaromen und leichte Madeiranote übergeht, im Mund mildes Cassis, Leder, wenig Kaffee, von mittlerer Struktur, karg wäre zu hart aber etwas frugal würd ich mal sagen, recht klassisch, sehr angenehm die 12 vol% Alkohol, mittlerer Abgang.
Allerdings: Zum Essen super, klasse, toll. Es gab Roastbeef mit Pommes (natürlich selbst gemacht mit kleiner Küchenkatastrophe) und dazu war er genial und wuchs über sich hinaus. Einen Bissen Fleisch im Mund, danach ein Schluck Wein, so kam er fast wieder an die 92 Punkte heran, als Solist allerdings nicht.

lieben Gruß
susa

[innauen]

Hallo Susa,

klingt als hättet Ihr Waffenstillstand geschlossen, Du und der Leoville Barton

Grüße,

wolf

[Frankie Wilberforce]

Hallo Susa,
das liest sich ja bestenfalls wie ein mittelmässiger Wein, vielleicht eher ein besseres CB Niveau als ein 2.GCC.
Mir erging es immer so mit dem LLC, den ich nie besonders gut im Glas hatte. Von daher mag ich den LLC nicht so besonders. Vom Leo B. habe ich nich nicht so viel probiert, vor 6 oder 7 Jahren den letzten, es war ein 82er der mir allerdings sehr gut gefallen hatte. Der 86er ist mir noch nicht ins Glas gekommen.

[susa]

Relativ regelmäßig hab ich die Leo Bs ab 93 gekauft/getrunken und die waren eigentlich eine Bank.

lg
s