Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Matthias Hilse
Beiträge: 437
Registriert: Di 30. Nov 2010, 18:12
Kontaktdaten:

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Matthias Hilse »

octopussy hat geschrieben:
Wenn nur ein paar Weingüter den Place de Bordeaux umgehen (z.B. Latour), dann hat das m.E. durchaus Erfolgschancen. Wenn jeder meint, seine Weine am besten selber vertreiben zu können, kann das m.E. auf Dauer jedenfalls nicht für alle funktionieren (für Latour im Zweifel schon, weil die ja ein Vertriebsnetz haben). Wie läuft denn das in der Praxis? Ruft bei Ihnen, Herr Hilse, jemand von Jonathan Maltus an und bietet Ihnen Le Dome, Les Asteries, etc. an?
Neben der Frage, ob ein Bordelaiser Weingut von heute auf morgen einfach auf Direktvertrieb umstellen kann (die brauchen ja auch Händler, Restaurants, etc. als neue Direktkunden und haben - wenn sie vorher über den Place de Bordeaux gingen - kein Kundennetzwerk), frage ich mich auch, ob man den Vertrieb mit 20% Vertriebskosten auf eigene Faust eigentlich hinbekommt. Es ist ja nicht so, dass sich der Wein von selbst verkauft. Und auch Großhändler, etc. arbeiten nicht kostenlos.[/quote]


Das sieht konkret so aus, dass mich das Weingut anmailt und mir die neue Vertriebssituation schildert. Es gab schon vor einiger Zeit eine mail mit Ch. Teyssier, dem "Stammsitz" von Maltus. Die habe ich aber nicht richtig gelesen, sonst hätte ich das schon vor zwei Wochen posten können. Heute wurden dann "Le Carre" und "Les Asteries" angeboten, und da mich die 3 Top-Weine von dort interessieren, war ich weniger nachlässig. Konkret heisst das, dass ich den Wein entweder beim Winzer kaufe - oder ihn nicht in die 2016er Offerte nehmen kann.
In einer arbeitsteiligen Welt sind die Vorteile jeweils dort angesiedelt, wo man etwas am besten kann. Insofern dürfte das für alle Chateaux ausser MontroseHautBaillyPichonComtessePontetCanetCalonSegurCarmesHautBrionFigeac etc. ein Fiasko werden, wenn sie versuchen, den Vertrieb der eigenen Weine selbst zu organisieren. Die 20% für den Place de Bordeaux sind eben für die Top-Weingüter zu teuer, während sie für all die anderen ein echtes Angebot sind. Es doch kein Zufall, dass die Familie Perrin vor ein paar Jahren mit ihrem "Hommage à Jacques Perrin" von "zu Hause" nach Bordeaux umgezogen sind. Die haben sogar einen weltweiten Vertrieb und haben sich trotzdem entschieden, auf Marge zu verzichten.
Jetzt nehmen wir einmal an, das Negociant-System kollabiert (ceteris paribus). In 2016 werde ich etwa 350 verschiedene Bordeaux einkaufen - alles abgewickelt über den Place de Bordeaux. Ohne diesen hätte ich alleine 350 Abholungen zu organiseren, und das bei einer oft doch arg ausgeprägten Nonchalance der Leute vor Ort. Das würde ich nervlich nicht durchstehen.-Folge: mein Angebot würde sich drastisch verkleinern. Ich fürchte, die anderen Händler, die auch stark in Bordeaux engagiert sind, würden es genauso machen. Vielleicht mit einer Ausnahme, und das könnte der Kölner Weinkeller sein, denn REWE hat in der Logistik hier sicherlich gravierende kompetitive Vorteile.
Gerade für die Vielfalt des Angebots ist das Negoce-System unerlässlich. Solche Weine z.B., die J.M. Quarin gerne als "Outsider" bezeichnet, würden komplett von der Bildfläche verschwinden.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Benutzeravatar
ledexter
Beiträge: 505
Registriert: Mo 14. Mär 2016, 11:54

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von ledexter »

Beychevelle 2016 ist langsam vergriffen, C&D und Farr Vintners führen ihn schon nicht mehr.

Farr Vintners

Low Stock:
Capbern
Clerc Milon
Le Prieure
Roc De Cambes
Tour St Christophe

Sold Out:
Beychevelle
Carruades Lafitte
Cos'd Estournel
Domaine De Cambes
Enclos Tourmaline
Hosanna
Labegorce
Montrose
Pape Clement
Tertre Roteboef
Benutzeravatar
innauen
Beiträge: 3513
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:33
Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von innauen »

Guten Morgen,

just for the record: Lynch Bages 96 Euro ex nego + 14,2%

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Matthias Hilse
Beiträge: 437
Registriert: Di 30. Nov 2010, 18:12
Kontaktdaten:

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Matthias Hilse »

Damit dürfte klar sein, dass Pontet Canet dreistellig wird und die beiden Pichons dann noch einen da drauf setzen. Lynch Bages ist damit in 2016 so teuer wie die Pichons 2015.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Benutzeravatar
harti
Beiträge: 2599
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 15:49
Wohnort: Deutschland

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von harti »

Hallo Matthias,

kannst Du mir erklären, was die Faszination des Pontet Canet ausmacht? Ich kann sie nämlich nicht nachvollziehen. Für mich hat sich dieses Weingut mittlerweile weit von dem entfernt, was ich mit einem typischen Pauillac verbinde. Bei der Veranstaltung "Alpina Auslese 2017" zeigte der 2011er auf, wo die Reise inzwischen hingegangen ist: würzige, kräuterige Nase, kompottig, Portweintouch, viel Druck, rund, feines Tannin. Und noch eine Frage: Weißt Du, warum die sehr sympathische Nichte von Alfred Tesseron aus dem Weingut ausgeschieden ist?

Grüße

Hartmut
Zuletzt geändert von harti am Mi 24. Mai 2017, 11:38, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
innauen
Beiträge: 3513
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:33
Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von innauen »

Mit Ferriere kommt einer der Lieblinge vergangener Kampagnen. Bisher kenne ich nur den Preis in Pfund. Dürften ca. 15 % mehr als im Vorjahr sein.

Grüße,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Benutzeravatar
harti
Beiträge: 2599
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 15:49
Wohnort: Deutschland

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von harti »

Château LYNCH BAGES Rouge, AOP Pauillac 2016 at 96€/btle
95 Decanter, 98-99 James Suckling, 97-99 Wine Advocate, 96-99 Wine Spectator, 92-95 Galloni, 19 Weinwisser

Château ECHO DE LYNCH BAGES Rouge, AOP Pauillac 2016 at 28,80€/btle
91 Decanter, 93-94 James Suckling, 89-91 Wine Advocate, 90-93 Wine Spectator, 89-92 Galloni

Château LA CONFESSION, AOP Saint-Emilion Grand Cru 2016 at 24€/btle
92-93 James Suckling, 88-90 Wine Advocate, 87-90 Vinous, 16 Jancis Robinson

Château CARBONNIEUX Blanc, AOP Pessac-Léognan 2016 at 21,60€/btle
90 Decanter, 90-91 James Suckling, 88-90 Wine Advocate, 89-92 Wine Spectator

Château CARBONNIEUX Rouge, AOP Pessac-Léognan 2016 at 25,20€/btle
92 Decanter, 94-95 James Suckling, 92-94 Wine Advocate, 90-93 Wine Spectator, 90-93 Vinous

Château SACRE COEUR, AOP Pomerol 2016 at 22€/btle
92-93 James Suckling, 88-90 Wine Advocate, 87-90 Vinous, 16 Jancis Robinson

Château BARET Rouge, AOP Pessac-Léognan 2016 at 9,85€/btle
92-93 James Suckling, 16.5 Jancis Robinson, 15.5 Quarin

Ferrière: 30 €

Fontenil: 14,40 €

Grand Mayne: 30 €
Benutzeravatar
medoc
Beiträge: 277
Registriert: Di 7. Dez 2010, 10:08

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von medoc »

Das ist schade, über 40€ :shock: , das tut schon weh. Ich mag das Weingut, aber da kaufe ich lieber den 15er.
Matthias Hilse
Beiträge: 437
Registriert: Di 30. Nov 2010, 18:12
Kontaktdaten:

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Matthias Hilse »

harti hat geschrieben:Hallo Matthias,

kannst Du mir erklären, was die Faszination des Pontet Canet ausmacht? Ich kann sie nämlich nicht nachvollziehen. Für mich hat sich dieses Weingut mittlerweile weit von dem entfernt, was ich mit einem typischen Pauillac verbinde. Bei der Veranstaltung "Alpina Auslese 2017" zeigte der 2011er auf, wo die Reise inzwischen hingegangen ist: würzige, kräuterige Nase, kompottig, Portweintouch, viel Druck, rund, feines Tannin. Und noch eine Frage: Weißt Du, warum die sehr sympathische Nichte von Alfred Tesseron aus dem Weingut ausgeschieden ist?

Grüße

Hartmut
Hallo Hartmut,
die Faszination für Pontet Canet liegt bei mir darin begründet, dass ich ihn in 2016 schlicht für den besten "Vin de France" aus Bordeaux halte. Wenn es um Typizität geht, so wie wir bisher es gewohnt sind, diese zu verstehen, dann ist er kein wirklicher Pauillac - und damit für viele sicherlich eher uninteressant. Wenn es um die aromatische Weite, um Unerschöpflichkeit, um Gerbstofffinesse und seduktive Eleganz, kurz: um einen ganz großen Wein geht, dann ist er neben Montrose DER BORDEAUX 2016. Ich mag das, was Alfred Tesseron da zusammen mit Jean-Michel Comme macht, weil sie vollkommen unbeirrt ihren Weg gehen und sehr viel wagen und gewagt haben. Ich glaube aber auch, dass unser Begriff von "klassisch", der sich ja irgendwie an Literatur und Musik, in denen diese Begriffe prominent sind, anlehnt, im Zeitkontext dessen, wie er dort Gebrauch findet, nicht halten lässt. Denn wenn man solche Weine wie Clos Louie, Clos Saint Philippe (ab 103) oder auch Clos Manou 1850 im Glas hat, dann ist keiner dieser Weine ein Bordeaux. Aber dem Pontet Canet durchaus ähnlich.
Dass Melanie aus dem Betrieb ausgestiegen ist, dürfte imWesentlichen daran liegen, dass zwischen ihren Onkel Alfred und Jean-Michel Comme "kein Blatt passt", wie man so sagt. Da kann ein Dritter sich dann einfach überflüssig vorkommen.

Herzliche Grüße,
Matthias
Benutzeravatar
harti
Beiträge: 2599
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 15:49
Wohnort: Deutschland

Re: Bordeaux 2016

Beitrag von harti »

Hallo Matthias,

vielen Dank für die ausführliche Antwort, über die jetzt ein wenig selbstkritisch nachdenken muss :D !

Das Ausscheiden von Melanie hat nichts mit dem Engagement der Cousine (= Alfreds Tochter) zu tun?

Grüße

Hartmut

P.S. Endlich nimmt die Kampagne Fahrt auf: Gazin 60 €, +31,5 %
Zuletzt geändert von harti am Mi 24. Mai 2017, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
Antworten

Zurück zu „Bordeaux und Umgebung“