Seite 51 von 52
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Mo 3. Jun 2024, 11:21
von olifant
... am WE im Glas ...
Bric Balin 2006 Barbaresco DOCG, Moccagatta - Barbaresco, Magnum, NK, 14,5%, Barrique
opakes Rubingranat; zunächst viel Liebstöckel neben Nebbiolotypischen Tertiäraromen von welken Rosen, Herbstlaub und feuchtem Asphalt, mit Belüftung und am 2.Tag ist der Liebstöckel komplett verflogen, dafür zusätzlich gewisse dunkle würzige Frucht; am Gaumen zunächst sehr kompakt, fast streng, auch hier fächert Belüftung den Wein ordentlich auf, Aromatik mit dezenten Fruchtresten, dazu viel herbstlich-welke Eindrücke, feuchter Asphalt, etwas Unterholz, zweigeteiltes Tannin - einerseits im Hintergrund ein fast samtiges gereiftes Trauben-Tannin, andererseits im Vordergrund zuviel sprödes trocknendes Barrique-Tannin, stimmige Säure die den Wein noch sehr schön ausbalanziert, auch am hinteren Gaumen wirder ein zweigeteiltes Erlebnis - einerseits gewisse Geschmeidigkeit eines gereiften Nebbiolo, andererseits eine spröde trocknende Komponente, die miteinander im Widerstreit liegen und weder ohneeinander noch miteinander können; langer, durch trocknendes Tannin vergälter Abgang - 16,5-17/20 op
Gehen in der Jugend und in erster Reife die Trauben- und Barrique-Aromen noch zusammen, so vertrocknet das Holztannin den Weingenuss in der späteren Reife des Weins. Overdone. Schade.
Hat jemand aktuelle Erfahrungen mit Moccagatta-Barbaresco der letzten Dekade? Hat sich der Holzeinsatz gebessert, lt. Homepage erfolgt der Ausbau nach wie vor mit 18 Monaten Barrique?
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Mo 8. Jul 2024, 21:54
von stefane
Nach dem Hinweis, daß man den Langhe Nebbiolo "Gavarini" von Elio Grasso eher jung trinken sollte, habe ich den 2021er geöffnet.
Zum Jahrgang 2020 hatte ich notiert:
stefane hat geschrieben: ↑So 26. Mai 2024, 20:01
Ein Wein von jüngeren Rebanlagen aus der Großlage Ginestra, im Stahltank vergoren.
Im Glas ein mittleres Rubinrot, etwas leuchtender als von anderen Langhe Nebbiolo gewohnt.
In der Nase Himbeeren, rote Waldbeeren, etwas Rosenduft, das aber alles relativ aufdringlich und anspringend.
Am Gaumen dann überraschend glatt und weich, ohne die Herbe und das für mich charakteristisch Widerborstige anderer Langhe Nebbiolo. Auch hier wieder rote Beeren sowie eine leicht süßliche Note. Leider auch ein deutlicher künstlicher Eindruck, etwas Bonbonartiges, das dem Wein dann auch die durchaus vorhandene Saftigkeit nimmt. Im Abgang sehr kurz.
Das war für mich nun leider überhaupt nichts, nicht einmal zum Abverkaufspreis. Insgesamt wirkte der Wein in der Nase, vor allem aber am Gaumen deutlich "fragmentiert", die einzelnen Komponenten standen irgendwie nebeneinander und sind nicht stimmig zusammengekommen.
14/20
Nun die Notiz zum Jahrgang 2021:
Elio Grasso, Monforte d'Alba
Langhe Nebbiolo "Gavarini" 2021
14,5%
€ 14,50
Im Vergleich zum Jahrgang 2020 etwas gedeckter in der Farbe.
In der Nase wieder die gleichen Dufteindrücke nach Himbeeren, roten Waldbeeren, etwas Rosenduft. Nicht ganz so plakativ wie beim 2020er, aber auch hier wieder mit einer doch deutlich vernehmbaren künstlichen Anmutung.
Auch am Gaumen wieder glatt und geschmeidig. Am zweiten Abend sind dann die künstlichen Noten jedoch im Unterschied zum 2020er etwas verflogen und einem Hauch von Strenge gewichen. Aber auch hier wieder ein erschreckend kurzer Abgang, der den Wein sofort verfliegen läßt.
Insgesamt etwas "seriöser" als der 2020er, aber auch der Jahrgang 2021 hatte für mich deutlich zu wenig Struktur und Definition.
14,5/20
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Do 24. Okt 2024, 11:06
von olifant
... die Tage im Glas ...
Decem 2018 Barbaresco DOCG, Massimo Rattalino - Barbaresco, NK, 14°alc., Edelstahl + 2 Jahre Fass
helles bis mittleres transparentes glänzendes Granatrot; ätherische Nase mit viel Trockenblumen, dezent feuchtes Laub, dezent Himbeer/Kirsch-Noten, heller Tabak; am Gaumen mittel bis kräftig im Ansatz, Aromatik mit Trockenblumen/Heu/Laub und gewisser roter Frucht und Tabak im Hintergrund, stark korrespondierend zur Nase, (bereits) fast seidiges, und wenn kein Widerspruch, leicht hitziges Tannin, sehr schöne Säure, insgesamt sehr harmonisch, gute Struktur, trinkt sich sehr leichtfüssig und angenehm; mittellanger - langer wärmender Abgang auf Mix aus herbalen und rotfruchtigen Noten mit guter Säure - 17/20 op
Ein Wein aus der Linea Innovazione / Periplo Wines des Weinguts, die für "easy drinking" auf gehobenem Niveau steht. Das warme Jahr merkt man dem Wein durch seinen leicht hitzigen Auftritt an, aber alles, vorallem auch der Alkohol ist sehr gut verpackt, der Wein ist in sich stimmig. Grosse Komplexität findet man jedoch nicht ... eventuell würde wohl mancher Forist den Wein als
beliebig titulieren

, ich denke jedoch, auch wenn leicht zugänglich und in gewisser Weise modern, besitzt er alles was ein Barbareso braucht, nämlich einen deutlich nobleren Auftritt als einfacher Langhe Nebbiolo.
Den Wein muss man sicher nicht suchen, wenn er aber über den Weg läuft, braucht man sich aber keinesfalls wegducken
Der Betrieb ist jetzt Keiner, der m.W. "must have" Weine macht, hatten dennoch andere Foristen schon Sachen von
Massimo Rattalino im Glas und eine Meinung zum Gut?
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Sa 26. Okt 2024, 17:27
von UlliB
Barbaresco Basarin 2010 (Adriano) 14%Vol. Adriano ist in der DOCG Barbaresco einer der Winzer mit den niedrigsten Preisen. Aktuelle Jahrgänge dieses Lagen-Barbaresco liegen im Handel bei 27 Euro; ich habe vor rund einem Jahrzehnt für den 10er weniger als 20 Euro bezahlt. Richtig toll waren die Weine nie, aber für den Preis doch anständig.
Recht dunkles Granatrot. Unmittelbar nach dem Öffnen ganz kurz ein fäkaler Stinker, der verfliegt glücklicherweise sehr schnell. Dann zögerlich Rotfrucht, etwas medizinal-herbes, und schließlich auch etwas getrocknete Rosenblüte. Alles mit wenig Intensität. Auch am Gaumen für 14% eher schlank, nicht sehr komplex, auch nicht sehr lang.
Für die renommierte Herkunft ein ziemlich einfacher Wein, und das aus einem sehr guten Jahrgang. Wenn sich da inzwischen nicht sehr viel getan hat, würde ich die aktuell geforderten 27 Euro nicht ausgeben. Immerhin; der Wein ist nicht tot und machte als Begleiter zu geröstetem Bauernbrot mit frischen Steinpilzen eine ganz passable Figur.
Gruß
Ulli
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: So 3. Nov 2024, 17:14
von UlliB
Barbareso Roncaglie 2007 (Poderi Colla) 14%Vol. Mattes Braun. Es mag Altweinfreaks geben, die diesem Wein noch etwas abgewinnen können, aber wenn wie bei dem hier gar keine Frucht mehr da ist und nur noch Pilze und feuchtes Herbstlaub, ist das für mich nichts mehr. Ging in die Spüle und reiht sich bei etlichen 2007ern aus den Langhe ein, die nicht gut haltbar waren.
Beim Ersatzwein ging es dann in die entgegengesetzte Richtung:
Barbaresco Riserva Rio Sordo 2015 (Produttori del Barbaresco) 14,5%Vol. Transparentes Kirschrot. Kirsche, Rosenblüte, ein wenig Teer - sehr schön. Am Gaumen leider (noch) nicht, die Säure gepaart mit dem Tannin hinterlässt einen drahtigen und abweisenden Eindruck. Der braucht noch, 10 Jahre nach der Lese reichen da nicht, es werden wohl eher 15 werden.
Gruß
Ulli
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Di 3. Dez 2024, 12:13
von olifant
... am WE im Glas ...
Asili 2011 Barbaresco DOCG, Az. Agr. Ca' del Baio - Treiso , NK, 14,0°alc.
dunkles rubinrot; dichte reife Kirschfrucht, etwas Pfeffer und Lakritz, etwas Goudron, etwas Veilchen-Anklänge; mittelkräftiger Ansatz, reife saftige eingekochte Süsskirsche, dazu etwas Florales, gewisse würzige Holz(fass)-, Unterholz-/Erdnoten, feines dichtes samtigesTannin, stimmige Säure, sehr schöne Struktur, trocken, warm, dicht, angenehmes Mundgefühl; mittellanger bis langer Abgang auf aromatische Frucht und feines Tannin - 17,5/20 op
Jetzt in guter Trinkreife. Geht leichter über die Zunge als der ebenfalls geöffnete Barolo 2011 Le Coste di Montforte von Guidobono. Besitzt mehr Tiefe und Komplexität als der Barolo, zeigt aber in der Frucht und beim Tannin ganz ähnliche, evtl. jahrgangstypische, Reife und Dichte, bei einem Tick mehr Eleganz.
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Mi 29. Jan 2025, 11:18
von EThC
...ich vermute mal, daß dieser Barbaresco im Laufe seines weiteren Lebens immer eher kühl-kantig dastehen wird, gefällt mir aber recht gut!

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Mi 29. Jan 2025, 13:27
von olifant
Den 42-Barbaresco '20 von Massimo Rattalino hatte ich auch schon im Glas.
M.M. ein gelungener Barbaresco, einerseits etwas "modern" geprägt, andererseits ein traditionelles Geschmacksbild. Hat viel Freude bereitet, waren bei mir so 17,5/20 op.
Das ist nicht der einzige Wein, den ich zwischenzeitlich von diesem Betrieb im Glas hatte. Aus der Budget-Linie war der Decems Barbaresco ebenfalls sehr ansprechend, dito der 27 Langhe Nebbiolo.
Der Betrieb ist zwar recht unbekannt, oder? Aber die angebotenen Qualitäten bieten m.E. ein sehr gutes PGV.
Sowohl sehr schöne "Einstiegsweine" (Linea Innovazione) für die Region, aber was ich bisher im Glas hatte auch sehr solide und mit Anspruch (Linea Tradizione).
Vergleichbares bei Langhe Nebbiolo, Barbaresco und Barolo kosten bei anderen Erzeugern auch meist deutlich mehr.
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: So 9. Feb 2025, 12:38
von stefane
Armando Parusso, Monforte d'Alba
Langhe Nebbiolo 2019
13,5%
€ 16
Ein Wein aus Trauben von diversen Parzellen aus Castiglione Falletto und Monforte d’Alba.
In der Farbe ein mittleres Rubinrot.
Die Nase ist geprägt von blumigen Eindrücken - Rosen und Veilchen, aber auch frisch geschnittene Blumen kommen durch - und schönen, eher dunklen Fruchtnoten, die der Blumigkeit eine intensive Note gegenüberstellen.
Blumen und Gewürze dann auch wieder am Gaumen, dazu dunkle Früchte mit viel Waldbeeren und ganz leicht Lakritz. Spürbare, aber eher süße und feine Tannine. Trotz der gedämpften Säure mit einer schönen Frische und Struktur.
Tendenziell eine leichte Spur auf der üppigen Langhe Nebbiolo-Seite, hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht und einen tollen Trinkfluß entwickelt.
16/20
Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)
Verfasst: Mo 17. Feb 2025, 12:36
von olifant
amateur des vins hat geschrieben: ↑Mo 27. Mai 2019, 22:58
Nach 2½ Jahren die Wiedervorlage:
Castello di Neive, Barbaresco Santo Stefano Riserva 2004
Nebbiolo-typisch gelblich-transparent, aber nur schmaler aufgehellter Rand.
Trotz der Kälte (direkt aus Weinkühlschrank) eindrucksvolle intensive Nase: Unterholz, Tannenzapfen, dunkle Beeren und Tabak; später Kaminrauch und Nelken. Ändert sich aber auch wärmer nicht.
Am Gaumen morbide Tannine, gleichwohl noch deutlich adstringent; sehr geschliffen, ausreichende Säure. Walderdbeeren und Herzkirsche hinzu. Nur die allerzarteste kräuterige Bitternote. Alkohol unauffällig.
Damals schrieb ich: "Hat noch jede Menge Zeit". Für ausgewiesene Altweinliebhaber mag das so sein, aber ich sehe den Wein ziemlich auf dem Höhepunkt: Jetzt ist noch ausreichend Frucht und Säure da, aber eher am unteren Rand. Was derzeit (noch) prima ausgewogen ist, könnte, so befürchte ich, möglicherweise austrocknen.
Da ich wenig Altweinerfahrung habe, ist diese Vermutung leider nicht besonders fundiert. Aber meine letzte Flasche werde ich nicht "endlos" aufheben. Mir macht der Wein jedenfalls
jetzt großen Spaß.
So kann ich mich auch gut mit Nebbiolo anfreunden!
Ich hatte noch immer eine Magnum
Santo Stefano Barbaresco Riserva 2001 vom
Castello di Neive in petto - die musste jetzt einfach mal dran glauben...
Karstens Beschreibung passt da wunderbar, jetzt so nach knapp 24 Jahren nach der Lese.
Gut abgehangener Barbaresco mit allem am rechten Platz. Schöne Nase mit reifster würziger Frucht auf Unterholz, Tannine morbido aber noch immer mit letztem Grip. Säure perfekt eingebunden ohne vorlaut oder dominant zu sein, die Frucht mit Waldhim- und Erdbeeren, Kirsche, waldig-unterholzige Noten, fein und elegant gereift. Nicht so die Tiefe aber immense Ausgewogenheit. Auch das letzte Glas nach 3 Tagen noch immer super dastehend. 18/20 op
Sehr schön gereift und in keiner Weise ältlich oder gar alt oder überlagerter Wein.
Weder der Kork, zu fast 3/4 durchgesuppt mit Auslaufspur unter der Kapsel, noch die relativ trübe Granatfarbe liessen dies so erwarten. Die Qualität spricht für den Erzeuger, doch auch letztendlich Flaschenglück.