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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 11:56
von glycosid
Bernd Schulz hat geschrieben:Ich habe ja schon geschrieben, warum es sich (meiner Meinung nach) so verhält: Weil die kleinen Bordelaiser in der 7-10-Euro-Kategorie qualitativ gegenüber ähnlich gepreisten Roussillion- oder Rhoneweinen von ambitionierteren Erzeugern einfach nicht mithalten können. Sie wirken vergleichsweise flach und langweilig.
Das stimmt sicherlich oft, aber keineswegs immer! Denn im Bordelais gibt es anteilig gewisslich mindestens ebenso viele ambitionierte Erzeuger im in Rede stehenden Preisbereich wie etwa an der Rhône oder im Roussillon, weshalb sich die obige Aussage problemlos auch umkehren ließe und dann auch genau so zutreffend wäre. Es sei denn, man kann ganz einfach mit dem Stil des Bordeaux grundsätzlich nicht viel anfangen...

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:14
von Einzelflaschenfreund
Um noch mal in den Bereich der steilen Thesen zu wechseln:

Bekanntermaßen steht das Mittelfeld in vielen Wirtschaftszweigen unter Druck. Wo Preis die bestimmende Größe ist, geht entweder Discount-Billig-Billig oder Highend.

Im Billig-billig-Segment (unter 8 EUR bei Roten bzw. eigentlich unter 5 EUR) funktioniert Bordeaux nicht, Highend ist ein eigenes Thema, hier bereits zur Genüge erörtet.

Wenn man denn also preislich im Mittelfeld liegt (ja, ich weiß, das ist schon eine verschobene Skala, weil alles über 12-15 EUR schon ultra-premium ist, wenn man in Stückzahlen denkt), muss man sich anderweitig hervorheben, um nicht zum preislichen Mainstream auch noch inhaltlichen Mainstream abzubilden. Und da haben derzeit Regionen mit Nischen-, Exoten-, Freak- oder Underdog-Image evtl. die Nase vorn.

Viele Grüße
Guido

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:25
von glycosid
Einzelflaschenfreund hat geschrieben:Wenn man denn also preislich im Mittelfeld liegt (ja, ich weiß, das ist schon eine verschobene Skala, weil alles über 12-15 EUR schon ultra-premium ist, wenn man in Stückzahlen denkt), muss man sich anderweitig hervorheben, um nicht zum preislichen Mainstream auch noch inhaltlichen Mainstream abzubilden. Und da haben derzeit Regionen mit Nischen-, Exoten-, Freak- oder Underdog-Image evtl. die Nase vorn.
Na ja, also wenn ich das richtig sehe, scheinen doch die meisten Diskutanten hier Bordeaux auf dem geraden Wege zu eben jenem Nischen-, Exoten-, Freak- oder Underdog-Image zu sehen: Kaum ein Händler verkauft ihn noch, auf kaum einer Weinkarte steht noch einer usw...

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:28
von Einzelflaschenfreund
Ja, das wäre dann sowas wie der Image-Schweinezyklus. Mal sehen.

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:31
von Bernd Schulz
Denn im Bordelais gibt es anteilig gewisslich mindestens ebenso viele ambitionierte Erzeuger im in Rede stehenden Preisbereich wie etwa an der Rhône oder im Roussillon, weshalb sich die obige Aussage problemlos auch umkehren ließe und dann auch genau so zutreffend wäre.
Und warum erwische ich nie einen noch einstellig gepreisten BDX, der mich richtig überzeugt?

Wenn du spezielle Tipps hast (gerne auch noch im niedrigen zweistelligen Preisbereich!), nur immer her damit! Ich lasse meine Vorurteile gerne widerlegen.

Heute abend arbeite ich ausnahmsweise mal nicht, sondern besuche Freunde, die gerne Rotwein trinken. Im Gepäck haben werde ich diesen schönen Cotes du Rhone:

Bild

Wo finde ich denn einen Bordelaiser, der mir zu einem annähernd gleichen Kurs einen ähnlich hohen Genuss verspricht? Nach meinen Erfahrungen kostet ein BDX, den ich vergleichbar hoch bewerte, in aller Regel das Dreifache...

Deshalb trinke ich Bordeaux bevorzugt bei Freunden :mrgreen: , die die Weine früher zu vernünftigeren Preisen gekauft oder aber ein richtig gutes Ebay-Händchen haben. In der Bucht habe ich auch schon ab und an etwas geschossen, was mir in Relation zum Kurs genug Spaß gemacht hat - aber im normalen Fachhandel...

Viele Grüße

Bernd

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:39
von austria_traveller
glycosid hat geschrieben:Denn im Bordelais gibt es anteilig gewisslich mindestens ebenso viele ambitionierte Erzeuger im in Rede stehenden Preisbereich wie etwa an der Rhône oder im Roussillon, weshalb sich die obige Aussage problemlos auch umkehren ließe und dann auch genau so zutreffend wäre. Es sei denn, man kann ganz einfach mit dem Stil des Bordeaux grundsätzlich nicht viel anfangen...
Kennst du welche, oder ist das nur eine Vermutung, dass es Solche geben müsste ?

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:43
von UlliB
Ach ja, noch ein Aspekt. Momentan reiten viele der extrem erfolgreichen Regionen sehr stark auf der Bio- / Biodynamie-Welle; das gilt ganz sicher für das Burgund und die Loire, mit Einschränkungen auch für die Rhone. Österreich ist da mittlerweile auch gut drauf, und sogar die Neue Welt springt ganz massiv auf diesen Zug.

Und Bordeaux: ach ja, Pontet-Canet, das gern gezeigte Feigenblatt, gähn. Und für die, die sich auskennen, gibt es auch noch ein paar biologisch oder biodynamisch arbeitende Güter auf dem rechten Ufer. Aber sonst: ein Blick in die Statistiken zeigt, dass im Bordelais der flächenbezogene Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngern der höchste in Frankreich ist, und das mit Abstand. Bäh. Und auch sonst: ohne Schwefelzusatz erzeugte Weine? Nö. Orange Wines? Gibt's hier nicht. Moderne Flaschenverschlussysteme? Ebenfalls Fehlanzeige.

Das ist alles finsteres letztes Jahrhundert, konservativ technokratisch, irgendwie. Alle Trends verschlafen. Was für poofige Spießer, die ihren Stufenheck-Mercedes fahren, viel zu viel Geld haben, und ansonsten dem Grab näher sind als dem wahren Leben. :evil:

Gruß
Ulli

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 12:59
von Moulis
Also ich hatte am Wochenende einen 2001er Calon Segur.
Vor ein oder zwei Jahren für gut 30€ gekauft (regulär im Onlineshop).
Für das Geld bekomme ich keinen vergleichbar guten Überseewein, C9dP oder Italiener.
Wenns nicht im Sonderabverkauf ist, legt man für vergleichbar gute Weine auch 30 + € mindestens hin.
Gilt auch für andere Weingüter aus BX.
Ob man nun einen Pontet Canet für 200€ braucht mag dahingestellt sein.
Jedenfalls gibt es da viel guten Wein auch für annehmbare Preise.
Ist eben Geschmackssache.

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 13:02
von Bernd Schulz
Ach ja, noch ein Aspekt. Momentan reiten viele der extrem erfolgreichen Regionen sehr stark auf der Bio- / Biodynamie-Welle; das gilt ganz sicher für das Burgund und die Loire, mit Einschränkungen auch für die Rhone.
Mein oben aufgeführter Cotes du Rhone besitzt ein Bio-Zertifikat. Extrem wichtig ist mir das nicht, aber als "Zugabe" macht es mir schon eine gewisse Freude. ---

Im Zuge der Diskussion ist mir gerade die Tour-de-By-Vertikale, an der ich mal teilgenommen habe, eingefallen. Da waren schon zwei, drei Jahrgänge dabei, die selbst für meinen Geschmack ein mehr als vernünftiges PGV aufwiesen. Zumindestens gemessen an den früheren Kursen - inzwischen ist der Tour de By ja auch kaum noch unter 14 Euronen zu bekommen.....

Viele Grüße

Bernd

Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

Verfasst: Di 16. Sep 2014, 13:05
von Bernd Schulz
Also ich hatte am Wochenende einen 2001er Calon Segur.
Vor ein oder zwei Jahren für gut 30€ gekauft (regulär im Onlineshop).
Ein nicht edelsüßer Wein, der 30 Euro kostet, ist für mich immer zu teuer. Da brauche ich überhaupt nicht zu vergleichen.... :mrgreen:

Viele Grüße

Bernd