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Re: Mittelburgenland

Verfasst: Mo 1. Apr 2013, 09:50
von Gerald
Hallo,

nach meinen Erfahrungen sind die 2009er derzeit sehr unterschiedlich, viele sind schon wunderbar zugänglich. Andere wiederum komplett verschlossen und abweisend, vielfach auch mit ziemlich unangenehmen Bitternoten, die sich erst nach 1-2 Tagen an der Luft geben - zuletzt der 2009er Arachon. Dass frisch geöffnet die Tannine kaum spürbar sind und sich erst an der Luft richtig entwickeln, ist mir auch schon untergekommen. Eine naturwissenschaftliche Erklärung dafür habe ich leider nicht (eigentlich sollte es genau umgekehrt sein).

Ich gebe jedenfalls Gerhard Recht, ein Topwein aus dem Jahrgang ist zum sofortigen Trinken (wenn man ihm also nicht mindestens 1 Tag an der Luft geben kann) etwas problematisch ...

Grüße,
Gerald

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Mo 1. Apr 2013, 10:10
von weingeist
Irgendwie kann ich mit den beiden Antworten von Gerhard und Gerald nicht so richtig "warm" werden. Zu jung, ja das würde ich auch unterschreiben (sowohl beim Cupido als auch beim BF Alte Reben),
migy hat geschrieben:....nach dem Öffnen mußte ich einen dezenten Fehlton registrieren, Kork?....Eher dünn, säuerlich bitter, Gerbstoffe nur zu erahnen, Frucht Fehlanzeige, ...Weiterhin einfach zu dünn und belanglos. Beste Grüße, Michael
aber sonst würde ich eher, Deiner Beschreibung nach, auf eine fehlerhafte Flasche bzw. tatsächlich einen fehlerhaften Korken schließen. Eigentlich hätte ich eher erwartet, dass Dich die Gerbstoffe noch "erschlagen" werden.

Ein Stiegl ist natürlich auch eine Alternative, bei mir war's gestern zum Wiener Schnitzel ein Hirter (und kein Gösser). :lol:

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Mo 1. Apr 2013, 11:14
von migy
Guten Morgen!

Danke für das schnelle Feedback. Ich hatte zunächst auch Bedenken, dass der Cupido speziell aus der Magnum noch zu jung sein könnte. Andererseits waren gerade echte Brocken wie der Admiral oder der Steinzeiler -wenn auch aus der Normalflasche- unglaublich zugänglich und auch der Cupido wurde als bereits zugänglich beschrieben. Und ich hatte auch nicht den Eindruck einen jugendlich verschlossenen Wein im Glas zu haben. Es ist nach meiner Erfahrung zwar nicht immer so, dass einen bei zu jungen Weinen die Gerbstoffe erschlagen, sie machen sich aber irgendwann am Gaumen nachdrücklich bemerkbar. Schönes Beispiel für einen solchen zeitverzögerten Gerbstoffeindruck wäre der Comondor 2009, von dem sollte man die nächsten Jahre wirklich die Finger lassen.

Fehlerhafte Flasche? Wäre letztlich auch mein Verdacht gewesen, möglicherweise schleichender Kork. Ich wollte aber nicht sofort meine 2. Magnum opfern um dies auszuprobieren. Nachdem nach 9 Stunden aber auch der Fehlton weg war, glaube ich nicht, dass die Flasche fehlerhaft war.

Ich glaube, dass es sich beim Cupido einfach um einen eher schlanken Jahrgangsvertreter handelt bei dem die Gerbstoffe hoffentlich vorhanden aber einfach derzeit noch sehr zurückhaltend sind.
Mein Fazit daher: Wahrscheinlich wirklich viel zu früh geöffnet und viel zu wenig Luft gegeben. Ein typischer Fall, wo sich die Fehlerursache zwischen Flasche und Glas befunden hat :D .

Beste Grüße, Michael

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Mo 13. Mai 2013, 08:40
von Gerald
Gestern/vorgestern im Glas:

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Für einen Basis-Blaufränker recht ungewöhnliche Aromatik und Gaumenstruktur, wird vermutlich mit der minimalen Schwefelung (nur 30 mg/l laut Webseite des Weingutes) zusammenhängen. Obwohl für die Kategorie und Preisklasse bestimmt kein schlechter Wein, kann ich mich nicht wirklich begeistern, jedenfalls kein Vergleich zum 2009er. Nachdem der - etwa doppelt so teure - Lagen-BF Kirchholz (http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_d ... p?ID=41306) ähnliche "Probleme" zeigte, wird vielleicht auch der Jahrgang eine Rolle spielen. Ob 2011 auch bei Österreich rot - anders als in den Weinmedien oft vorgebetet - nicht ganz das Wahre ist?

Grüße,
Gerald

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Fr 5. Jul 2013, 08:50
von Gerald
Nach einigen nicht so überzeugenden roten 2011ern (dem allgemeinen Credo als "großem Jahrgang" zum Trotz) ein wirklich beeindruckender Wein aus dem Jahr:

Bild

Nicht übermäßig fruchtbetont, aber auch nicht auf der "kargen" Seite, sondern eine durch und durch harmonische Komposition, wo nichts heraussticht, sondern sich alles in ein unaufdringliches, aber trotzdem oder gerade dessen faszinierendes Gesamtbild einfügt.

So sollte Blaufränkisch schmecken ...

Grüße,
Gerald

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Sa 6. Jul 2013, 21:15
von robertz
Paul Lehrner, Horitschon, Blaufränkisch Steineiche, Zufall, ja, den habe ich vor kurzem aus dem Weinkeller in die Wohnung geholt ;) .

Es ist der Jahrgang 2002, aber zum Vergleich immer interessant, und P. Lehrner hat mit seiner Steineiche immer schon ein gutes PLV gehabt.

Aber nun zum Wein:
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Ja, guter ehrlicher BF kann lagern und P. Lehrner war immer schon ein Winzer, der trinkanimierende Weine gekeltert hat.

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Do 15. Aug 2013, 17:54
von mixalhs
Ein schöner Blauburgunder, der jetzt noch ein bisschen grün wirkt, aber in ein paar Jahren sicher ganz groß rauskommt:

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Re: Mittelburgenland

Verfasst: So 6. Okt 2013, 10:19
von Gerald
Das Mittelburgenland wird ja in den Medien oft als "Blaufränkischland" tituliert, man könnte fast übersehen, dass auch Weißweine traditionell einen wesentlichen Teil im Sortiment darstellen. Vielleicht stehen sie ein wenig im Schatten der Veltliner und Rieslinge aus Niederösterreich oder auch den steirischen Sauvignons. Die höchstbewerteten Weißweine aus dem Burgenland sind üblicherweise Chardonnays aus dem Barrique, ein Stil, mit dem ich persönlich so meine Schwierigkeiten habe.

Zum Glück gibt es aber auch "klassische" Chardonnays, so wie diesen:

Bild

Laut Webseite des Weingutes wurde er teils in Stahl, teils im kleinen Holzfass ausgebaut, ich tippe allerdings auf gebrauchte Barriques (kein Holzton erkennbar). Gefällt mir recht gut, die 13,5 Vol.% sind überhaupt nicht zu spüren, was wahrscheinlich auch mit der kräftigen Säure und dem eher leichten Körper zusammenhängt.

Grüße,
Gerald

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Di 8. Okt 2013, 18:27
von slowcook
Gerald hat geschrieben:Nach einigen nicht so überzeugenden roten 2011ern (dem allgemeinen Credo als "großem Jahrgang" zum Trotz) ein wirklich beeindruckender Wein aus dem Jahr:

Bild

Nicht übermäßig fruchtbetont, aber auch nicht auf der "kargen" Seite, sondern eine durch und durch harmonische Komposition, wo nichts heraussticht, sondern sich alles in ein unaufdringliches, aber trotzdem oder gerade dessen faszinierendes Gesamtbild einfügt.

So sollte Blaufränkisch schmecken ...

Grüße,
Gerald

Hallo Gerald

Mittlerweile haben meine Frau und ich 2 Flaschen vom Steineiche 2011 "geschlüürft", hier meine Rückmeldung zu deiner VKN:
Wir konnten keine einzelne herausstechende oder gar dominante Fruchtnote benennen; die vom austrianredwineblogger monierte Zwetschke integriert sich mE völlig problemlos in den Beerencocktail.
Nase und Mundgefühl erinnern mich stark an einen meiner absoluten Lieblingsweine, die Composition Reif von Josephus
Mayr aus dem Südtirol. Interessant, dass du von einer "harmonischen Komposition" sprichst!
Körper, Trinkfluss, langer Abgang: Alles genau so, wie es meiner Meinung nach sein sollte: Ein absoluter Spitzenwein, und dies nicht nur in seiner Preisklasse! Latente Suchtgefahr!

Erstaunt bin ich nur darüber, wie offen der Steineiche 2011 bereits ist. Das kannte ich bei älteren Jahrgängen nicht so.

Gruss
Werner

Re: Mittelburgenland

Verfasst: Di 8. Okt 2013, 20:14
von austrianredwineblog
Hallo Werner,

spannend, dass noch jemand den Wein im Glas hatte - cool!

Wie gesagt, ich finde, dass die Zwetschke mit Vergehen von 2-3 Stunden etwas nachgelassen hat...am Anfang war sie für mich sehr präsent.

Ich bin etwas überrascht, dass du den Wein schon so zugänglich empfunden hast. Ich habe die Tannine schon noch ganz leicht rau gesehen...und würde vermuten dass mit 1-2 Jahren Reife der Trinkfluss noch besser wird. Oder meinst du mit "offen" die bereits sehr einladende Nase?

Ansonsten...volle Zustimmung...genialer Wein!

LG