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Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 19:48
von mixalhs
Bibbel hat geschrieben:
Aufgabe:

Finde die Dänen
Ich habe die Excel-Datei, die der Weinschlumpf dem "Elferrat" zugeschickt hat, schon ausgewertet. Es gab zwei Personen, die sehr niedrig gewertet haben, davon aber nur einer der beiden Dänen. Das war Verkoster nr. 7. Der andere Däne lag in etwa im Durchschnitt der anderen. Verkoster nr. 4 hat auch sehr niedrig gewertet, ist aber kein Däne. Auf der anderen Seite hat es auch zwei "Optimisten" gegeben, die deutlich über dem Durchschnitt lagen. Die übrigen sieben lagen in ihren Durchschnittspunktzahlen sehr dicht beieinander. Der Unterschied zwischen dem Extrem-Optimisten und dem Extrem-Pessimisten (wenn ich das mal so sagen darf), beträgt stolze 3,3 Punkte.

Korrelationen habe ich auch schon gerechnet. Die Korrelationen der einzelnen Verkoster mit dem Durchschnitt aller Bewertungen reichen von 0,42 bis 0,86. Wir hatten also sowohl ausgeprägte Individualisten als auch "Mainstreamer" in unserer Runde: halt wie im richtigen Leben auch.

Und abgesehen von aller dürren Statistik war es wieder einmal sehr spannend und manchmal auch sehr lustig.

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 20:10
von mixalhs
@Birte

Ich oute mich dann mal mit den Weinen, die von mir 93 Punkte oder mehr bekommen haben. Detailliertere Notizen unter http://www.verkostungsnotizen.de

Schäfer-Fröhlich Felsenberg 97
Schäfer-Fröhlich Felseneck 96
Emrich-Schönleber Halenberg 95
Rebholz-Kastanienbusch 95
Wagner-Stempel Höllberg 94
Diel Pittermännchen 94
Von Winning Langenmorgen 93
Battenfeld-Spanier Am schwarzen Herrgott 93
Dönnhoff Felsenberg 93
Christmann IDIG 93
Kühn Landgeflecht 93
Rebholz Im Sonnenschein "Ganzhorn" 93
Künstler Hölle EG 93

Das ist im Vergleich zu Markus' Wertung fast schon langweilig. Es fehlt die Abtserde, die bei mir im Mittelfeld gelandet ist. Dafür habe ich den Kastanienbusch, der bei den anderen unter "Ferner liefen .... " im Mittelfeld rangierte, auf's Treppchen gehoben. Beides hat mich selbst gewundert, aber so etwas passiert nun mal bei Blindverkostungen. Und dass in dieser Liste weder Keller noch Wittmann auftauchen, hat mich auch frappiert. Bei offenen Verkostungen würde man sich dann u.U. fragen, ob man sich vielleicht doch irrt und nach zusätzlicher Evidenz forschen, die einem das eigene Vorurteil bestätigt. Denn, so schloss er messerscharf, kann nicht sein, was nicht sein darf. Aber so nimmt man es als Momentaufnahme: Weine, die sich an einem ganz bestimmten Tag in einer ganz bestimmten Form präsentiert haben. In zwei , drei oder fünf Jahren können diese Weine ganz anders sein.

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 11:13
von Markus Vahlefeld
mixalhs hat geschrieben:Das ist im Vergleich zu Markus' Wertung fast schon langweilig.
Ja, schäm Dich! :lol:

Im Ernst: ich neige dazu, durchaus hohe Punkte zu geben, wenn ich den Eindruck habe, der Wein ist herausragend. Was meine Bewertungen durchzieht, ist ein gewisser Hang zu einer bestimmten Stilistik. Ich glaube in meiner Hochnäsigkeit, langsam Weine bestimmen zu können, die nicht hingefrickelt sind, sondern eine gewisse natürliche Entspanntheit haben. Das ist, zumindest momentan, mein Steckenpferd bei Riesling aus Deutschland. Der Wein, der mich insofern am meisten überrascht hat, ist der Langenmorgen von von Winning. Bei vW überlagert die Handschrift des Winzers i.d.R. die Lagencharakteristik. Zumindest bin ich zu dem Schluss gekommen unter der Massgabe, dass ich die Lagen in der Pfalz am wenigsten deutlich kenne und ergo einordnen kann. Da aber fast alle Lagen von mehr als 3 Weingütern bewirtschaftet werden, gibt es eben auch mehrere verschiedene Interpretationen. Die von vW empfand ich immer als eher Macher-lastig. Da der Wein aber grandios war, stört das keinen grossen Geist :P

Ansonsten verbindet meine Top 10, dass die Winzer/Weingüter zumindest dem Anspruch nach eher auf Natürlichkeit setzen als auf Interpretation. Ich glaube sogar, dass, seit Carolin die Diel-Weine macht, wir die Geburt eines weiteren wirklich führenden Nahe-Erzeugers erleben, der sich langsam aus dem Kritiker-Schatten des Übervaters herauslöst. Das ist ebenfalls toll zu sehen.

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 20:42
von Birte
Zwei von Elf haben Mut bewiesen und Ihre Punte eingestellt, was ich mit Interesse gelesen habe. Jungs, da geht doch noch was, oder sind wir hier im Mädchenpensionat. :mrgreen:

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 21:13
von mixalhs
@Birte:

Ehe wir uns jetzt alle mit unseren Vorlieben outen: Wo finden wir Deine Verkostungsnotizen und Bewertungen?

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 21:30
von Birte
Ich trage meine Verkostungsnotitzen nicht in die VKN Datenbank ein. Ich schreibe meine Beobachtungen zu Weinen unter die Vin naturels oder unter Feierabend mit Guigal und ein paar sind unter Deutschland. Punkte gebe ich sehr selten, ich glaube bisher nur einmal beim Janasse. Wenn ich wie früher die Gelegenheit gehabt hätte, bei der GG Präsentation in Berlin zu sein, hätte ich auf jeden Fall etwas geschrieben. Gerade, weil das nicht der Fall war, habe ich alles was in Wiebaden und Berlin so lief, mit großem Interesse verfolgt. Über den Sieg von SF habe ich mich sehr gefreut, da ich früher ein großer Fan seiner GG`s war. Die letzten zwei Jahre habe ich kein einziges GG probiert, insofern wäre ich wohl auch keine sichere Bewerterin mehr.

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 23:01
von Weinschlumpf
Hallo zusammen,

hiermit habe ich auch mit meinen Top 10 (VKN erstmal nur für die Top 5) mein coming-out :lol: :

Auf dem geteilten 1. Platz:

Battenfeld-Spanier Am Schwarzen Herrgott: Die Nase noch etwas verhalten. Aber am Gaumen pure Seide. Faust im Samthandschuh. Puristisch. Grandiose Kalksteinmineralität. Ewige Länge. Groß. 97+P

SF Felseneck: Intensive betörende Nase. Spontinoten. Cassis, Feuerstein, Grapefruit. Am Gaumen wild, dicht. Die Mineralität packt zu und lässt nicht mehr los. Citrusfrüchte, Orangenschale. Ewige Länge. 97+

3. Keller Pettenthal: Gäraromen. Brioche. Ein riesen Korb Zitrusfrüchte. Am Gaumen: Grapefruit, Limette und weisse Johannisbeere. Tolle Mineralität. Sehr geschliffen. Grandioses Säurespiel. Wahnsinnslänge. 96+P

4. Christmann IDIG: Vollreife gelbe Früchte. Etwas Tabak und Pfefferminze. Am Gaumen viel Tannin. Mirabellen, Quitte und Tabak. Grandiose Dichte und Struktur. Viel Spiel. Auch hier beeindruckende Länge. Schon sehr präsent. 96 P.

5. WS Höllberg 96
6.Von Winning Langenmorgen 95+
7.Rebholz Kastanienbusch 95+
8.Kühn Landgeflecht 95
9.ES Halenberg 95

Grüße

Nikolai

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 09:42
von BerlinKitchen
Ein Riesling möchte ich noch nachreichen, kein GG. Der "A" vom Fotografen Andreas Durst ist irgendwie durchgerutscht.

Hier die Bewertungen: 90-91, 89, 85, 90, 88-89, 82, 91, 88, 88

Bild

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 15:30
von BerlinKitchen
Impressionen von unserem dänischen Freund Claus:


Many thanks to you Martin for arranging this great event. The food was faboulus as always and Martin is the perfect host. His wine-knowledge is in a league of its own and everybody felt very relaxed during the 8 hours (!) of tasting
It was an evening of many heights and a few depths, and there was some wines which caused some controversy……
First of all: the bottles were popped and poured directly from the fridge (9-10⁰C). IMO they should have been open for 24 hours in order to do the wines justice.
1 Schäfer Frölich is a huge fav of mine and it was absolutely deserved the his 2 wines became 1st and 2nd , although I did not rate the Felseneck as high as it deserved because of lack of airing time.
2) Keller Morstein was a mess to begin with – sulphur smelling and not in balance. After 15 minutes in a swirling glass it became spitzenklasse and it will be one of the greatest GG in 2011. Absterde was another story – accessible from the start.
3) The Morstein wines were once again great.
4) Schönleber GG´s were in a strange place, not yielding much
5) Diel surprised me be both great balance and expression. Dönnhoff likewise, but this was more to be expected.
6) Pettenthal: great controversy. The Kühling-Gillot was IMO heavy flat imprecise warm and messy. The Keller example was lasersharp, in balance and with the perfect acid expression. Some rated the K-G highest…….
7) My top ten: (Very happy to be able to spot may favs blind)


1. Schäfer Fröhlich Felsenberg
2. Keller Morstein
3. Keller Abtserde
4. Wittmann Brunnenhäuschen
5. Wittmann Morstein
6. Schäfer Fröhlich Felseneck
7. Wagner Stempel Höllberg
8. Dönnhoff Felsenberg
9. Keller Pettenthal
10. Diel Burgberg

Re: Berlin Riesling Cup - GG 2011

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 19:44
von octopussy
Sehr interessant finde ich, wie deutlich unterschiedlich die Bewertungen einzelner Weine - sowohl in den Punkten als auch in der Wahrnehmung - durch unterschiedliche Verkoster sind. Markus schreibt...
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Ich glaube in meiner Hochnäsigkeit, langsam Weine bestimmen zu können, die nicht hingefrickelt sind, sondern eine gewisse natürliche Entspanntheit haben. ...Ansonsten verbindet meine Top 10, dass die Winzer/Weingüter zumindest dem Anspruch nach eher auf Natürlichkeit setzen als auf Interpretation.
...und meint damit im Zweifel auch seine Nr. 1, Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 7 (Kühling-Gillot Pettenthal und Rothenberg, Battenfeld-Spanier Frauenberg und Zellerweg). Neulich bekam ich vom Weinhandel "Extraprima" die Notizen zu den GGs von der Wiesbaden-Verkostung. Obwohl ich den Händler generell ganz gut finde, genieße ich Weinhändler-Notizen immer mich Vorsicht. Aber trotzdem, nur für die Diskussion. Da liest man zu den beiden Battenfeld-Spaniers:
2011 Riesling ZELLERWEG AM SCHWARZEN HERRGOTT, Mölsheim | Battenfeld-Spanier | Rheinhessen
90/100
Konzentrierte Nase mit stumpfer Frucht. Rund, fruchtig, saftig und mit guter, straffer Art im Mund, viel Kraft, wirkt süß-sauer
und etwas unnatürlich.

2011 Riesling FRAUENBERG, Nieder-Flörsheim | Battenfeld-Spanier | Rheinhessen
90/100
Süß, fructosig, simpel und durchsichtig. Dicht, süß, konstruiert, wenig Schmelz oder Natürlichkeit darin. Kompakt, süß-sauer,
cremige Textur, etwas hohl.
Die Kühling-Gillots sind unter 90 Punkte und deshalb nicht mit ausführlichen Notizen beehrt. Völlig unter geht übrigens dort St. Antonys Pettenthal mit sage und schreibe 81 Punkten. Bei biodynamischem Anbau und Spontanvergärung (Kühling-Gillot, Battenfeld-Spanier) halte ich es offen gesprochen für sehr unwahrscheinlich, dass mit den Kühling-Gillot/Battenfeld-Spanier Weinen groß "rumgefrickelt" wurde. Insofern wundert mich diese festgestellte Unnatürlichkeit dann doch. Von Kühling-Gillots Pettenthal habe ich mir aus Interesse einfach auch einmal eine Flasche gekauft und werde sie nach 3-4 Wochen Ruhezeit mal austesten. Ich bin wirklich sehr gespannt. Eigentlich müsste ich mir dazu auch noch eine Flasche St. Antony Pettenthal kaufen. Keller kriege ich jetzt im Zweifel nicht mehr.

Jetzt das nächste Mysterium: Van Volxem

Insbesondere der Altenberg Alte Reben kam ja im Berlin Riesling Cup nicht so gut an: Platz 30, 90,78 Punkte Durchschnitt, einmal 93 und sonst homogen zwischen 89 und 92 Punkten. Das ist zwar absolut gesehen viel, aber wir sprechen hier ja auch von der Crème de la Crème. Hand aufs Herz: den fand doch keiner richtig prickelnd oder lese ich das hier falsch heraus?

Dass der Wein nun Nr. 1 beim Falstaff ist - geschenkt. Vielleicht ein Irrläufer. Dass Pinard de Picard ihn mit gewohnt enthusiastischen Worten beschreibt (Zitat: "Dieser legendäre, ungemein langlebige Wein, eine Hommage an verloren geglaubte Weinzeiten an der Saar, ist ein feierliches, sinnenbetörendes Animationsprogramm zum kollektiven Vollrausch in der Luxusklasse. Sollten Sie sich auf gar keinen Fall entgehen lassen! Gehört in jeden großen, ambitionierten Weinkeller!"), ebenfalls geschenkt. Aber auch Mosel Fine Wines preist den Altenberg Alte Reben jetzt in den höchsten Tönen (96 Punkte):
This show-stopper of a wine starts off by offering the most beautiful, pure and complex notes of undercooled sea breeze, salt, lime, grapefruit and
candied orange peel. The wine is all about silk on the palate with layer upon layer of complexity, freshness and purity packed into zesty and salty
smoke. Despite all the complex and multilayered action going on in the glass, the wine remains so hauntingly pure, so simple and so at ease with
itself. The long and ethereal finish is intense and yet so weightless. Simply put, this is one of the greatest dry wines ever made in the Mosel and a
modern day legend in the making. Bravo!
Klar: Wein ist Geschmackssache. Aber dass sich beim Riesling Cup aus über 10 Verkostern wirklich niemand fand, der den Altenberg Alte Reben ebenfalls auf ganz hohem Niveau sah, wundert mich dann doch. Da ich den Wein selber nicht probiert habe, kann ich nicht beurteilen, ob er richtig gut ist oder nicht. Aber mögt ihr vielleicht doch noch einmal kurz etwas dazu sagen, warum der Van Volxem Altenberg Alte Reben aus eurer Sicht nur gut, aber nicht richtig gut war?