Liebe Leut'
Wenn man sich vor Augen führt, dass die reichsten 10% der Deutschen ungefähr 70% des Vermögens besitzen, dann versteht man auch, wie manche preislichen Entwicklungen (zum Beispiel für Premiumweine) zustande kommen. Hat sich dieser Teil der Gesellschaft erstmal in ein Produkt verguckt, stößt dieses ganz schnell in andere preisliche Regionen vor. Ich finde, es ist eine unkluge Strategie, hier als Normalverbraucher preislich mithalten zu wollen. Es gibt wahrlich andere schöne Töchter, sogar bei derselben Mutter.
Jedenfalls habe ich von Klaus-Peter Kellers Jahrgang 2011 einige atemberaubende Weine probiert:
Gutsriesling: kam mir noch nie so süffig vor. Selbstredend bei hoher Qualität. Ab Weingut wohl einer der besten Preis-Genuss-Verhältnisse überhaupt.
Die Scheurebe (aus dem Morstein) ist (für den Preis und auch sonst) richtig klasse!!
Der Feuervogel ist einzigartig. Viel Exotik, einfach ein tolles Erlebnis und ein großer Wein.
Der Hipping -R- hat, wie alle mir bekannten Keller-Weine aus dem Rotliegenden, eine gewisse Restsüße, die aber wirklich gut passt. Ein bisschen Heymann-Löwenstein-Stilistik. Hochmineralisch, dicht und sehr lang. Wow.
Danach gab es einen Kirchspiel GG und es war wohl die Kombination der Hipping-Mineralität mit dem Kirchspiel-Kalkstein, die auf der Zunge ein wahres mineralisches Feuerwerk abbrennen ließ. Die großen Gewächse profitierten sehr davon, dass man sie ausreichend dekantiert hatte und aus dem Dekanter ausschenkte. Jedenfalls ist der Kirchspiel wieder wunderschön gelungen.
Der Hubacker GG war für mich der Höhepunkt. Auch hier machte sich die ausreichende Luftzufuhr positiv bemerkbar. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so ausgeglichenen jungen Hubacker getrunken zu haben. Weltkasse-Wein.
Bei den Süßweinen beeindruckte mich die Abtserde-Auslese mit ihrer Leichtigkeit und gleichzeitigen BA-Konzentration. Ein unfassbares Geschenk der Natur.
Sehr viel gewichtiger kam die Auslese*** aus dem Hubacker daher, aber kaum weniger beeindruckend. Bei diesen Weinen kann man zum Süßweinfreund werden. So etwas gibt es nirgendwo auf der ganzen Welt, nur bei uns
Eigentlich war ich scharf auf die Spätburgunder aber der Funke sprang im 2010er Jahrgang nicht so richtig auf mich über.
Bei den Jahrgangspräsentationen herrscht ein ungeheurer Andrang. Aber durch die gute Organisation, die vielen Helfer und ausreichend gemütliche Sitzgelegenheiten, klappt das ganz gut und man fühlt sich noch wohl. Wie Klaus-Peter Keller, der ständig mit Leidenschaft Rede und Antwort steht, diese Tage durchhält, ist mir ein Rätsel.
Ein Weltklasse-Weingut, bei dem man fast die gesamte Kollektion probieren darf (ein wenig gegenfinanziert durch den sparsamen Ausschank der kostenpflichtigen Süßweine

). Das ist vorbildlich, kundenfreundlich und weltweit selten zu finden. (Alle GGs oberhalb Hubacker sind verständlicherweise nicht im Ausschank) Wenn sich die oberen 10% mit dem G-Max verlustieren wollen ... es sei ihnen gegönnt. Dadurch fällt es dem Winzer leichter, solche Schnäppchen wie die Scheurebe anzubieten und ich habe auch etwas davon
