Bordeaux 2008

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
glycosid
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von glycosid »

Dass eine ganze verkorkte Charge bzw. ein misslungener Jahrgang an einen Discounter verhökert wird, könnte zwar in der Tat eine theoretisch mögliche Erklärung für den extrem niedrigen Preis abgeben. Allerdings wäre ein solches Vorgehen - wenn der Name des Grand Vin auf den Etiketten prangt - für den Ruf des Gutes ja fast noch ruinöser als das bloße "Billig-Verramschen". Halte das also eher für unwahrscheinlich - unmöglich ist freilich nichts...

Jedenfalls habe ich bis dato bereits die dritte Flasche des hier in Rede stehenden 2008ers aufgezogen und kann nichts von einem Muffton oder gar TCA berichten. Allerdings kömmt mir kein guter Bordeaux unter 15 Jahren ohne Doppeldekantierung samt anschließender 2-stündiger Aufschlusszeit ins Glas. Vielleicht ist mir da ja irgendwas entgangen. Bei der nächsten Flasche werde ich mal ein Glas roh probieren.

Übrigens habe ich mir letztens mal die Zeit genommen, das Lidl-Wein-Angebot (auf der Internet-Seite) etwas genauer anzusehen. Wie ich mit Erstaunen festgestellt habe, werden dort ja sogar Weine wie Montrose angeboten. Müsste man die dieserhalben jetzt eigentlich auch als Lidl- bzw. Discounter-Weine bezeichnen...? ;)
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Subadubawein
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Subadubawein »

TheFan hat geschrieben:
Stehen die Chateaux gerade bei schlechteren Jahrgängen dermaßen unter Druck?
Daniel, es sind im Bordeaux ja meist die Zwischenhändler, die unter Druck sind. Dies in mehrfacher Hinsicht, einmal das erhebliche Überangebot durch weggedriftete Preise, und es brechen durch beginnende Weltwirtschaftsflaute, oder sollte ich sagen allmähliche ökologische Besinnung, auch gerade erst eroberte Märkte weg. Die Chinesen fahren mittlerweile weniger Daimler, und auch die Lafite-Mode ist wohl überstanden. Die Preise sollten sich daher in der Tendenz auch weiter nach unten bzw. bei preiswürdigen Weinen nicht weiter nach oben bewegen, ist meine Prognose.

Persönlicher Tipp, ich würde mich dennoch,auch wenns sehr günstig scheint, nicht ausschließlich nach dem Preisgesichtspunkt, sondern nach dem Gusto richten.
Immer ein Glas, das richtig gut schmeckt.
Dabei niemals blöde strunkelig sein.
Schön singen. Küssen! Dann wieder: Wein.
Und vom Leergut leben. Das wär perfekt.
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innauen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von innauen »

Hallo,

der 2008er Lamothe Bergeron war bei Lidl schon am Beginn der Wein Offensive des Discounters am Start. Wenn er jetzt ausgelistet wird, und das zu einem Preis, der 50 Prozent unter dem Normalpreis alle anderen Jahrgängen angesetzt ist, dann muss man bei Lidl nachfragen, wieso der Aldi-Konkurrent zu einer Strategie greift, die am Platz Bordeaux Stirnrunzeln auslösen wird.

Grüße,

Wolf
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port_ellen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von port_ellen »

moin zusammen,

ich weiss nicht, ob man das jetzt schon "strategie" nennen muss, die "stirnrunzeln" auslöst; aus meiner sicht ist es doch ganz einfach: bestimmte leute brauchen geld und/oder platz, die 2007er und 2008er müssen verkauft werden, da sie nicht mehr besser werden und langsam zerfallen (zumindest die einfachen kategorien bis 10, 12 euro normalpreis) und irgendwann gar nicht mehr verkäuflich sind, das gleiche gilt vermutlich für die 2011er in 1-3 jahren (sind jetzt schon z.T. im ausverkauf) und weine wie lamothe kennt ausser uns im forum kaum ein mensch, sodass die wirkung auf den ruf oder den bordelaiser handel minimal sein sollte.

wenn ich das richtig mitbekomme, sind in frankreich sonderangebote in supermärkten doch gang und gäbe und teil des bordelaiser handels, also ohne (negativen) einfluss auf den ruf.

wenn weine wie die jetzt im ausverkauf befindlichen sehr billig rausgehauen werden, dann waren sie entweder nicht gut genug, zu teuer oder es gab zu viel davon oder alles zusammen; und dann war wohl die gedachte strategie nicht die richtige.

insofern wäre es doch schön, wenn die supermarkt-billigangebote vielleicht sogar ein "kreatives und produktives stirnrunzeln" auslösen würden.

dass der lamothe für die qualität zu billig ist, würden auch nicht alle unterschreiben, ich hab einen sehr lernfähigen weinfreund, der sich auf mein anraten 4 buddeln zugelegt hat, und der fand den wein grauslich (ohne frucht, holzig, säuerlich) und ärgert sich über weitere 3 flaschen. zur einordnung: er liebt du retout 2005, das meiste, was ich ihm sonst vorsetze und gutsrieslinge der hier im forum wohlbekannten winzer.

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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innauen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von innauen »

port_ellen hat geschrieben:moin zusammen,

ich weiss nicht, ob man das jetzt schon "strategie" nennen muss, die "stirnrunzeln" auslöst; aus meiner sicht ist es doch ganz einfach: bestimmte leute brauchen geld und/oder platz, die 2007er und 2008er müssen verkauft werden, da sie nicht mehr besser werden und langsam zerfallen

gruss, m
Es ist Lidl, die hier entscheiden und Lidl hat gar keine 2007er in Angebot. Und der 2008er Lamothe ist noch nicht am Zerfallen. Der Discounter bereinigt sein Angebot. Das ist eigentlich schon alles.
port_ellen hat geschrieben:moin zusammen,

wenn ich das richtig mitbekomme, sind in frankreich sonderangebote in supermärkten doch gang und gäbe und teil des bordelaiser handels, also ohne (negativen) einfluss auf den ruf.

gruss, m
Klar gibt es dort günstig Weine zu kaufen, insbesondere im Abverkauf. Aber ein Cru Bourgeois für 5,99 Euro? Die Franzosen achten schon auf das Preisgefüge. Wer kauft dann noch den 2011er Lamothe für 13.50 Euro? Wäre ich das Weingut würde ich Lidl beim nächsten Mal den Vogel zeigen. Solche Preisabschläge sind für den Ruf eines Weinguts verheerend. Batailley hat lange dafür gebraucht, den Eindruck wettzumachen, den ein 2002er Chateau Batailley für 20 DM bei Aldi angerichtet hat.

Grüße,

wolf
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Tannat
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Tannat »

Also ich hatte die Tage vom Discounter Lidl:
Moulin de Citran 08 war im Abverkauf 50% also für 4,99€ ein guter Weinwert.
Ein leckerer Wein der sehr gut zum essen taugt und zu dem Kurs schon ein Schnapper.
Hab mich mit ein Paar Flaschen eingedeckt und zu den hoffentlich bald kommenden Grillabenden passt sowas Top.

Allerdings ist das auch nix was ich noch ewig lagern möchte.
Der Kork ist schon bis zur hälfte vollgesogen was doch für eine sehr ungünstige warme Lagerung spricht,
somit auch ganzklar für den dringenden Abverkauf.
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Dilbert
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Dilbert »

Hallo allerseits,

irgendwie scheint die Preisstrategie von Lidl nicht ganz einheitlich zu sein. Bei uns kostet der 2008er L-B immer noch 11,99 EUR. Zu dem Preis kein Kaufanreiz! :?

Gruß,
Jochen
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UlliB
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von UlliB »

Dilbert hat geschrieben:irgendwie scheint die Preisstrategie von Lidl nicht ganz einheitlich zu sein. Bei uns kostet der 2008er L-B immer noch 11,99 EUR. Zu dem Preis kein Kaufanreiz! :?
Bei uns hätte er 5,99 € gekostet, wenn er denn noch verfügbar gewesen wäre - nach Aussage des Personals war die Lieferung (wohl einige Dutzend Flaschen) aber innerhalb weniger Stunden ausverkauft. "Nur Insidern bekannt" scheint der Wein wohl doch nicht zu sein.

War also nix mehr da für mich... wenn ich einige Kommentare lese, ist das vielleicht auch ganz gut so 8-)

Gruß
Ulli
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Dilbert
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Dilbert »

UlliB hat geschrieben: War also nix mehr da für mich... wenn ich einige Kommentare lese, ist das vielleicht auch ganz gut so 8-)
... das stimmt wohl!

Schlechter Wein ist immer zu teuer, egal zu welchem Preis!! :lol:

Gruß,
Jochen
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Jochen R. »

innauen hat geschrieben:...
Es ist Lidl, die hier entscheiden und Lidl hat gar keine 2007er in Angebot. Und der 2008er Lamothe ist noch nicht am Zerfallen. Der Discounter bereinigt sein Angebot. Das ist eigentlich schon alles.
...
Stimmt nicht, wie oben schon geschrieben, haben die Lidl-Filialen bei mir
vor Ort nicht den 2008er, sondern den 2007er Lamothe-B. im Angebot (übrigens
u. a. auch Malescasse 2007 und was weiß ich noch alles).

Viele Grüße,
Jochen
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