Bereits an der Außenmauer des Geländes von
La Perla del Priorat, wunderschön versteckt inmitten von Wäldern und Garrigue und nur auf kleinsten, schmalsten Straßen erreichbar, erwartet mich Vif, der gute "alte" Hund von Charles und begrüßt mich freudig. Vor meinem Auto läuft er freudig her, bis hin zum Parkplatz und dann kann ich ihm nicht schnell genug aussteigen, als ich die Tür öffne, springt er schon fast zu mir ins Auto, mich abschlecken wollend wie einen alten, lang vermißten Freund. Ich darf nur grad so aussteigen und dann wirft er sich vor mich hin und ich muss ihn gehörig durchknuddeln. Ganz der Alte.
Als erstes bekanntes Gesicht treffe ich Elena und kurz darauf Yves Pirenne, den Besitzer der Anlage. Beide wollen grade in Richtung Schweiz zurück aufbrechen und so ist es Begrüßung und Abschied zugleich.
Dann lerne ich Barth kennen und wir werden schnell miteinander warm, wir reden viel über alle möglichen Dinge - natürlich auch über La Perla und die Zukunft, aber natürlich auch über Charles tragischen Tod.
Aber auch über das Priorat erfahre ich viel Neues, wenn auch nicht immer nur Gutes - das gänzliche Ende von Mas Perinet, die Schwierigkeiten beim Celler Laurona, den Christopher Cannan verkauft hat und wo es wohl nun nicht so richtig vorwärts gehen soll, auch dass Terra de Verema aus dem Keller von La Perla auszieht, aber nicht in einen eigenen Keller höre ich, wie noch so einiges mehr.
Dennoch gibt es auch viele Neue, die den Sprung schaffen wollen, neben Franck Massard ist Barth auch noch mit einem weiteren neuen Winzer aus El Molar befreundet, von dem ich bislang noch nichts wußte. Barth schlägt ein schönes Happening auf La Perla vor, er würde diese Freunde von sich einladen und ich solle noch Josep Garriga und die Leute vom Celler dels Pins Vers fragen und man könne, wenn dann auch Klaus Peter da sei, einen schönen El Molar Abend machen, aber auch Mitbringselflaschen aus aller Welt aus Klaus-Peters, meinem und Barths privatem Keller dazu öffnen... Diese Idee klingt auf jeden Fall sehr gut, wir einigen uns auf den Dienstag nach der Fira. Auch bietet er mir die letzten 250 Flaschen Noster 2006 an, die ich ihm sehr gern abnehmen will - ich wäre zwar auch mit 120 zufrieden gewesen, aber warum nicht nehmen, was noch verfügbar ist. Ein Fehler ist das auf keinen Fall...
Er zeigt mir dann seine private Schatzkammer und ich sehe, dass auch Barth ein großer Liebhaber des französischen Jura ist. Er wählt einen 2006er Morgon aus, der sich später exzellent präsentieren wird - ein Wein der auf Finesse und Ausgewogenheit setzt und der in seiner Frucht keinerlei Gamay - Härte zeigt. Leider habe ich vergessen, mir den Namen dieses Weines mit einem roten Etikett, das an Techno Musik erinnert zu notieren.
93/100 Th. war er mir aber wert.
Dennoch
Kirmanns Spätburgunder Auslese aus 2005 stiehlt ihm ein wenig die Show. Mit seiner expressiven Nase, seiner Kraft und Lebendigkeit (95/100 Th. - groß) nötigt der Wein aus dem nördlichen Harzvorland Barth nicht nur Respekt ab, sondern Matthias Kirmann findet einen neuen Fan. Am liebsten würde er mit ihm einige Flaschen austauschen - aber ob er das wohl jemals tun wird? Wer weiß schon, wieviel das Wort eines jungen "Welschschweizers" gilt? Ich persönlich weiß es nicht, aber an diesem Abend ist einfach fast alles wie früher, wir kochen gemeinsam, wie ich es mit Charles früher immer gerne tat, wir leeren gemütlich die zwei tollen Weine und wir genießen das simple, schöne Leben...