Später-Veit

Ollie
Beiträge: 2238
Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Später-Veit

Beitrag von Ollie »

mixalhs hat geschrieben:Was ich von Dir, Ollie, so lese, deutet aber darauf hin, dass wir hier ein negatives Trinkfenster nicht ganz ausschließen können
Guter Punkt. Ich hatte den Wein absichtlich nicht (doppelt-)dekantiert, weil ich die Entwicklung im Glas verfolgen wollte. Vielleicht bringen Luft und anschließendes, zweistündiges Warten die Frucht besser heraus. Aber selbst dann wäre die Säure kriminell. :?
Georg R. hat geschrieben:[Über den 2009er] Ein typischer deutscher Spätburgunder, eher weich und rund... ohne Spannung oder Finesse.
Das ist eine Sache, die ich bereits erwähnt hatte: Die Pinots scheinen stilistisch eine erhebliche Varianz zwischen den Jahrgängen aufzuweisen. Ich habe den Eindruck, hier wird die optimale Formel noch gesucht.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Bernd Schulz
Beiträge: 7162
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Später-Veit

Beitrag von Bernd Schulz »

Ollie hat geschrieben:Zum 2019er Kabinett Ames: Mal abgesehen davon, daß ich schon ganz andere Kabinette mit 83, 84 Punkten bedacht habe (siehe z.B. meine Notizen zum Berliner Kabinett-Cup u.a.), sehe ich den 2019er Meierer zwei Punkte vorne, weil ihm diese Kargheit abgeht, die bei Später-Veit offenbar Konzept ist. Tatsächlich kenne ich den süßen Meiererschen Kabinett schon seit dem Jahrgang 2009 oder so, aber mir sagt die zwar typische, aber extrem schwere Blumigkeit (Pfingstrose?) nicht so zu.
Ollie, auf mich persönlich wirken die beiden Später-Veit-Kabis, die ich bislang getrunken habe, schlank (wie es sich für Kabinette gehört), aber keineswegs karg.

Und im 2019er Kestener Kabi von Meierer habe ich keine "schwere Blumigkeit" und keine "Pfingstrose" gefunden.

Irgendwie kommen wir wahrnehmungsmäßig nicht wirklich zueinander.... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
amateur des vins
Beiträge: 4849
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Später-Veit

Beitrag von amateur des vins »

So, seit 30 Minuten beschäftige ich mich nun mit

Später-Veit, Pinot Noir No. 1 2010

Mittelhell (-), gelbliche Tendenz, fingerbreiter oranger Wasserrand, ganz leicht trübe.
Nase maskulin, fast harsch. Eindrucksvoll "unterholzige" Würze, wohl von den Rappen. Johannisbeere, Süßkirsche und mit Schwenken auch etwas leicht süße Erdbeere. Frucht nimmt etwas zu, harsche Würze etwas ab - ganz schöne Nase.
Am Gaumen: Was für ein Kontrast! Ja, die Säure ist, hoch, dominant gar, aber garnicht das Hauptproblem. Die deutlich trocknenden Tannine übernehmen das Kommando. Nur kurz ist zwischendurch hellrote Frucht zu erahnen. Zurück bleibt ein total stumpfer Mund und ein wässriger Eindruck (fast) ohne Frucht und jedenfalls ohne Charme. Ganz zuletzt kommt nocheinmal etwas von der Unterholz-Würze zurück.

Zwar scheint das Ziel erreicht:
Homepage Später-Veit -- Unsere Philosophie hat geschrieben:Zwei bis drei Wochen vergären wir die Maische auf der offenen Bütte, geben teilweise sogar nocch etwas Rappen (Stiele) dazu, um die Herbe unserer Weine zu betonen und eine zu oberflächliche Primärfrucht zusätzlich zu brechen.
Für mich aber ist das ein freudloses, anstrengendes Wässerchen.

Ollies Bewertung des '19 Armes Kabis teile ich ja dezidiert nicht, auch wenn unsere Beschreibung garnicht so sehr unterschiedlich ist. Hier aber
Ollie hat geschrieben:Eine wunderschöne Nase, wirklich, aber am Gaumen? Eine Monstersäure (die auch das Bißchen Tannin, das noch da ist, hart macht), kaum Frucht (Erdbeere, rote Johannisbeere), schwach altes Holz, unaußerordentliche Länge auf der Säure, ganz hinten sogar trocknend. Der Wein hat viel zu wenig Körper und Frucht, um die Säure zu verkraften.
bin ich weitestgehend bei ihm, finde nur die Säure ein bißchen weniger und die Tannine ein bißchen mehr störend.

Ich kann nicht verstehen, wie dafür ein Preis von 27.- € aufgerufen werden kann.
Als Riechprobe vielleicht - aber als Getränk...?
Besten Gruß, Karsten
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9618
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Später-Veit

Beitrag von EThC »

amateur des vins hat geschrieben:Für mich aber ist das ein freudloses, anstrengendes Wässerchen.
...ok, überzeugt! Kauf ich nicht! :cry:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
amateur des vins
Beiträge: 4849
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Später-Veit

Beitrag von amateur des vins »

Später-Veit, Pinot Noir No. 1 2010

Update:
Nach ca. 45' die zarteste Andeutung des leistesten Hauchs einer vorsichtigen Öffnung. :mrgreen:
Kräftig in der Flasche durchgeschüttelt, und vielleicht muß man den Totalverriß in einen Verriß abmildern. :twisted: Ich werde den Rest wegstellen und später am Abend nochmal nachprobieren...
Besten Gruß, Karsten
Ollie
Beiträge: 2238
Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54

Re: Später-Veit

Beitrag von Ollie »

:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

(lufthol)

:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Kle
Beiträge: 1069
Registriert: Fr 10. Dez 2010, 17:18
Wohnort: Hamburg

Re: Später-Veit

Beitrag von Kle »

Um nicht wie beim Schäffer-thread allein durchs Lesen abgefüllt zu werden, habe ich Piesporter Domherr Riesling Spätlese Reserve trocken 2016 aufgemacht.
Hellgoldgelbe Farbe, riecht nach Spontangärung. Im Mund ein sehr neuer Geschmackseindruck von der Mosel. Meine konventionelle Erwartung (als jemand, der nicht mit Deutschweinen aufgewachsen ist) wird vor allem durch Dichte und Schwere im Mundgefühl eingelöst. Auch leicht ölige Anmutung. Suche nach Frucht hinter… schwierig zu sagen. Es ist, als hätte ich die Ballaststoffe einer Frucht im Mund. Ohne diese selbst zu schmecken, glaubt der Gaumen, dass diese vorhanden und Verursacher ist. Hauch von Citrus- und Nussaromatik, jedoch mehr sekundär in der Erwartung, dass das stoffige Gerüst mit mehr Luft mehr preisgeben wird. Und ja, letzter Eindruck wie von einer äußerst reduzierten Frucht, die gerade deshalb jetzt vielversprechend wirkt, mit noch feineren Bittertönen und dann auch mehr für sich stehender Säure. An deren Existenz habe ich bei diesem Wein nie gezweifelt, aber sie durchwebt ihn eher, als groß auf sich aufmerksam zu machen. Ich glaube, dieser Wein braucht viel Luft, um mehr über ihn sagen zu können. Noch einmal probiert... das ist schon provokant.

Gruß, Kle
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9618
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Später-Veit

Beitrag von EThC »

...na das klingt doch jetzt mal einigermaßen vielversprechend!
Hab ich auch... :D
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
amateur des vins
Beiträge: 4849
Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
Wohnort: Berlin

Re: Später-Veit

Beitrag von amateur des vins »

EThC hat geschrieben:Hab ich auch... :D
+1
Besten Gruß, Karsten
Ralf Gundlach
Beiträge: 2387
Registriert: So 30. Jan 2011, 23:13

Re: Später-Veit

Beitrag von Ralf Gundlach »

EThC hat geschrieben:Hallo Bernd und Ralf, verfallt ihr jetzt (wieder) in eine Art "Winzer-Overkill"? Ich laß mir ja in der Regel eher viel Zeit zwischen den Flaschen, sofern's sich nicht um eine Themenrunde handelt. Ich hab z.B. auch das meiste von Schäffer noch ungeöffnet im Keller...
Hallo Erich,

als ich das meiner Frau erzählte mit dem "Winzer-Overkill" meinte sie, das du Recht hast. Ich musste sofort an "Overkill" von Motörhead denken. Ja, manchmal fällt mir auf, das Bernd und ich sozusagen eine gemeinsame "Weinsozialisation" in den letzten 18 Jahren mitgemacht haben. Unabhängig davon können wir uns auch wunderbar über viele Dinge des Lebens austauschen. Aber ich bin ab und zu froh, wenn wir beim Wein mal unterschiedlicher Meinung sind. Denn sehr oft ist das sehr deckungsgleich. Als wären wir fast "Weinzwillinge" :o . Aber dieses Mal habe ich nur noch den Blauschiefer und den 19er Kabi gekauft , abgesehen von dem Pinot.

Gruß

Ralf
Antworten

Zurück zu „Mosel“