Ha, ha. Wie ich diese Subskriptionsdebatten liebe !

Lustigerweise werden sie immer dann geführt, wenn ein guter Jahrgang ansteht. Chateau Lafite 2008 wollte VOR den Parkerpunkten niemand für die aufgerufenen 180 Euro kaufen (auch ich nicht). Und niemand hat geschrieben, Wow. Jetzt werden die Premier Cru wieder bezahlbar (ich habe noch nie 180 Euro für eine Flasche Wein gezahlt, sorry).
Zu den Blindproben: Ich glaube ich habe da nachgedacht, denn ich greife auf etliche eigenen Trinkerfahrungen zurück. Es gibt wunderbar gereifte CB, zB Citran 1990 ist großartig oder auch 1986er Poujeaux. Der Unterschied zu den GCC in diesem Alter ist halt nur: Es fehlt den Weinen im unmittelbaren Vergleich an Power, Schmelz und Tiefe. Das ist meine ganz persönliche (Blind-)Probenerfahrung. Die CB werden nach ihrem 15. Geburtstag einfach zu dünn. Und na klar. Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch hier.
Ähnliche Erlebnisse habe ich bei Arrivageblindproben gemacht. Insbesondere in der Rückwärtsverkostung - wenn die Fruchtaromen nicht mehr den ersten Eindruck bestimmen - fällt auf, dass die Tannine der CB gröber, die Säure nicht so fein, das Holz nicht so gut integriert ist. Alles nicht so schlimm.
Noch ein Hinweis zum Setting von Blindproben. Meine Erfahrung ist: Man kann Weine blind erkosten, wenn man diese Weine vorher mehrfach über einen längeren Zeitraum im Glas hat. Wer also wie Achim Becker einmal im Quartal zum Mittagessen 1985er Lynch Bages trinkt, der hat eine Chance den Wein bei der Blindprobe an einem Abend auch wiederzuerkennen. Es ist die Wiederholung, stupid!
Und noch ein Hinweis - aus eigener Erfahrung. Stellst Du für eine Blindprobe 15 GCC an und schmuggelst dann einen ordentlichen CB hinein, wie 2005er Reignac, dann zieht das Niveau der Probe den Wein "hoch". Beim BerlinRieslingCup war es so, dass ich die GG von kleinen Produzenten, die im ersten Drittel der Probe kamen, nicht sehr hoch bewertet habe und die eine oder andere trockene Spätlese von Newcomern, die zwischen Keller, Wittmann und von Winning standen, besser gesehen habe.
Umgekehrt haben wir mal eine Probe mit dem wirklich sehr guten Chateau Gloria gemacht. St. Julien. Blind. Von 1983 bis 2004. Und dann haben wir einen GCC reingeschmuggelt. Leoville Barton 2004. Ist der aufgefallen? Und wie!
Und ein letzter Hinweis. Wir reden hier immer nur von den CB, die uns über einen längeren Zeitraum überzeugt haben. Über Rollan de By 2003, Reignac 2005, Poujeaux 1997, Senejac 2009, Clos du Jauguyeron 2009 etc. Das sind die wenigen Ausnahmen aus über 200 Cru Bourgeois, die es wirklich geschafft haben. Was ist mit den ganzen namenlosen Weinen, die das nicht hinbekommen? Alle sprechen von Tour de By 1990 aber niemand von Château La Roque de By 1998 - zu Recht. Der Wein ist nix. Und so ist es bei den meisten Weinen auf der CB-Liste, wenn sie mal ein wenig liegen müssen.
Wie gesagt. Ich finde das nicht schlimm und gebe durchschnittlich 10-15 Euro für die Flasche und selten mehr als 25 Euro aus. Und wenn ich die Chance hätte, zu jedem Lunch Lynch Bages 1985 zu trinken, würde ich trotzdem lieber ein Petit Chateau nehmen. Da bin ich vielleicht zu protestantisch. Aber auf die Frage, wovon ich lieber mehr im Keller hätte, habe ich auch eine eindeutige Antwort. Eine, die ich mir halt nur selten leisten kann.
Grüße,
wolf