Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
Ralf Gundlach
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von Ralf Gundlach »

Riesling, so lange mein Magen samt Beiwerk mitmacht! Danach und dahinter bin ich für alles offen. Stopp! Nicht für alles, wenn ich so an diverse Rebsorten denke wie Dornfelder un Co. :? .
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Gaston
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von Gaston »

Gerald hat geschrieben:Hat vielleicht nicht ganz die Schönheit eines guten Rieslings, aber dafür meiner Ansicht nach deutlich mehr Facetten und Erscheinungsbilder.
Mhm, nun bin ich nicht so der Veltliner-Kenner, aber IMHO ist gerade Riesling, diejenige Rebsorte, wahrscheinlich in dieser Art die einzige auf der Welt, die in sämtlichen Gewichtsklassen und Geschmacksrichtungen Weltklasse-Ergebnisse bringen kann – kann man das vom GV wirklich auch sagen?
Beste Grüße
Gaston
Muellimov
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von Muellimov »

Riesling rulez... :mrgreen:
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Gerald
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von Gerald »

die einzige auf der Welt, die in sämtlichen Gewichtsklassen und Geschmacksrichtungen Weltklasse-Ergebnisse bringen kann – kann man das vom GV wirklich auch sagen?
meiner Ansicht nach ja. Und noch dazu sind die geschmacklichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Varianten nach meiner Einschätzung viel größer als innerhalb der Riesling-Familie. Die aromatische Vielfalt ist so groß, dass man fast keinen anderen Weißwein mehr braucht. Das hat ja im übrigen der Rebsorte auch einen zweifelhaften Ruf eingebracht, da manche Winzer sie in Richtung Scheurebe oder Sauvignon ausbauen und das dann als "sortentypischen" Veltliner verkaufen. :( Bei aller Kritik an diesen Weinen aber schon auch ein Beleg für die Wandlungsfähigkeit der Sorte.

Grüße,
Gerald
Kle
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" gehört

Beitrag von Kle »

nochmal zurück zu Rot-Weiß: Seit der Jugend habe ich von dem "Konflikt" gehört und manche Zitate begleiten durchs Leben. "Ich trinke lieber Weißwein", sagte meine Mutter einst. "Rotwein macht müde."
Oder ein Kommilitone, den ich für sein kulinarisch-vinologisches Wissen schätzte: "Wundert mich, dass Du einen Weißwein für 14 Mark kaufst. Anders als Rotweine rechtfertigen Weiße ja keine hohen Preise…"
Die „Müdigkeit“ wird von vielen beschrieben und ich kenne sie im weiteren Sinne auch: Während Weißweine oft sofort etwas Beflügelndes haben, können Rote erst einmal herunterziehen und schwerblütig machen. Viele Weißweine erscheinen mir auch auf den ersten Schluck zugänglicher und finessenreicher als Rotweine. An der Macht großer Roter kann man sich abarbeiten. Man hämmert und feilt wie an einem Felsblock, fördert Schönes zutage, gelangt aber nicht leicht in die Tiefe. Weiße sind oft freigebiger und lassen mitfliegen auf ihren Aromen.
Viele Gründe, warum auch ich, wenn ich mich entscheiden müsste, Riesling, Chenin Blanc und Co mit in die Zelle nehmen müsste. Doch ich zögere. Zurzeit konsumiere ich beide Spielarten etwa in gleicher Menge. Beim Genuss von Rotweinen entwickle ich häufiger eine Abneigung gegen Wein und denke, mit Tee hätte ich einen inspirierenderen und billigeren Genuss. Solche Empfindungen gibt es bei Weißwein seltener. Unersetzlich ist jedoch der Geschmack roter Reben…da kommt nach einigen Tagen Entzug starke Sehnsucht auf. Und unersetzlich sind die Momente, wenn die schwere rote Masse zu vibrieren beginnt. Dann erscheint Weißwein wie ein blauer Himmel mit Schäfchenwolken, Rotwein aber wie die Milchstraße.
Hinsichtlich der von Guido und auch meinem Kommilitonen angesprochenen Preise: Von meinem Gefühl her erhält man sehr gute Weißweine zu niedrigeren Preisen als besondere Rotweine. Und findet unter zehn Euro mehr Interessantes im weißen als im roten Bereich.
Wann würde eine solche Entscheidung –weiß oder rot- von mir verlangt werden? Vielleicht vor dem Gang in ein Kloster, wo nur eine Rebsorte angebaut wird, oder bei Teilnahme an einer Sternenexpedition oder vor einer nahenden Katastrophe, die nur wenige Menschen, Tiere und Pflanzen überleben lässt. Falls die Zeit in der Klausur begrenzt wäre, würde ich mich für Weißwein entscheiden, um mich bei Laune zu halten. Sollte aber mein bisheriges Leben einer für den Rest meiner Tage ewigen Ausnahmesituation weichen, dann braucht es ein mächtiges, eigenwilliges Gegengift: Rotwein.
Anders gesagt: Um mich über die anstrengenden Banalitäten des Alltags hinwegzuschmecken, trinke ich weiße Sachen. Fürs Pathos aber rote.

Gruß, Kle
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
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bordeauxlover
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von bordeauxlover »

mixalhs hat geschrieben:
bordeauxlover hat geschrieben:Spannendes Thema und spannende Diskussion!
Was ist daran eigentlich spannend? Ich versteh's nicht. Was wäre, wenn die Erde eine Scheibe wäre? Was wäre, wenn man sich bei der Auswahl des Sexpartners zwischen Sigmar Gabriel und Angela Merkel entscheiden müsste?

Brauchen wir solche Diskussionen?
Lieber Michael,

welche Diskussion braucht man schon bzw. brauchen wir schon? Das Thema ist auf rege Resonanz gestoßen, was die Frage m.E. bereits positiv beantwortet. Wem die Fragestellung intellektuell zu anspruchslos oder zu hypothetisch ist, der möge sie doch einfach ignorieren... Schweigen ist manchmal tatsächlich Gold. Es gibt hier viele Diskussionen, die mich persönlich nicht interessieren. Ich freue mich aber grundsätzlich über jede lebhafte Diskussion an einem Thema Interessierter und muss nicht (abqualifizierend) kommentieren, was mich explizit nicht interessiert.

Einen schönen Gruß
Armin
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Gaston
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Re: " gehört

Beitrag von Gaston »

Kle hat geschrieben:nochmal zurück zu Rot-Weiß: Seit der Jugend habe ich von dem "Konflikt" gehört und manche Zitate begleiten durchs Leben. "Ich trinke lieber Weißwein", sagte meine Mutter einst. "Rotwein macht müde."
Oder ein Kommilitone, den ich für sein kulinarisch-vinologisches Wissen schätzte: "Wundert mich, dass Du einen Weißwein für 14 Mark kaufst. Anders als Rotweine rechtfertigen Weiße ja keine hohen Preise…"
Die „Müdigkeit“ wird von vielen beschrieben und ich kenne sie im weiteren Sinne auch: Während Weißweine oft sofort etwas Beflügelndes haben, können Rote erst einmal herunterziehen und schwerblütig machen. Viele Weißweine erscheinen mir auch auf den ersten Schluck zugänglicher und finessenreicher als Rotweine. An der Macht großer Roter kann man sich abarbeiten. Man hämmert und feilt wie an einem Felsblock, fördert Schönes zutage, gelangt aber nicht leicht in die Tiefe. Weiße sind oft freigebiger und lassen mitfliegen auf ihren Aromen.
Viele Gründe, warum auch ich, wenn ich mich entscheiden müsste, Riesling, Chenin Blanc und Co mit in die Zelle nehmen müsste. Doch ich zögere. Zurzeit konsumiere ich beide Spielarten etwa in gleicher Menge. Beim Genuss von Rotweinen entwickle ich häufiger eine Abneigung gegen Wein und denke, mit Tee hätte ich einen inspirierenderen und billigeren Genuss. Solche Empfindungen gibt es bei Weißwein seltener. Unersetzlich ist jedoch der Geschmack roter Reben…da kommt nach einigen Tagen Entzug starke Sehnsucht auf. Und unersetzlich sind die Momente, wenn die schwere rote Masse zu vibrieren beginnt. Dann erscheint Weißwein wie ein blauer Himmel mit Schäfchenwolken, Rotwein aber wie die Milchstraße.
Hinsichtlich der von Guido und auch meinem Kommilitonen angesprochenen Preise: Von meinem Gefühl her erhält man sehr gute Weißweine zu niedrigeren Preisen als besondere Rotweine. Und findet unter zehn Euro mehr Interessantes im weißen als im roten Bereich.
Wann würde eine solche Entscheidung –weiß oder rot- von mir verlangt werden? Vielleicht vor dem Gang in ein Kloster, wo nur eine Rebsorte angebaut wird, oder bei Teilnahme an einer Sternenexpedition oder vor einer nahenden Katastrophe, die nur wenige Menschen, Tiere und Pflanzen überleben lässt. Falls die Zeit in der Klausur begrenzt wäre, würde ich mich für Weißwein entscheiden, um mich bei Laune zu halten. Sollte aber mein bisheriges Leben einer für den Rest meiner Tage ewigen Ausnahmesituation weichen, dann braucht es ein mächtiges, eigenwilliges Gegengift: Rotwein.
Anders gesagt: Um mich über die anstrengenden Banalitäten des Alltags hinwegzuschmecken, trinke ich weiße Sachen. Fürs Pathos aber rote.

Gruß, Kle
Schön geschrieben!

"Anders als Rotweine rechtfertigen Weiße ja keine hohen Preise…" – ein Vorurteil auf das ich auch oft gestoßen bin und mitunter immer noch stoße..
Beste Grüße
Gaston
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sorgenbrecher
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von sorgenbrecher »

Gaston hat geschrieben:Frage an die Burgund-Liebhaber: Gibt es da Präferenzen rot/weiß, oder mag man Burgund einfach als Ganzes, rot und weiß?
tja, die erste präferenz ist burgund als ganzes, aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre es eindeutig weiß. völlig irrational unter betrachtung der preise und der risiken (premox), aber es gibt aus meiner sicht schlicht nix was derart einzigartig sein kann.
Gruß, Marko.
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Jochen R.
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von Jochen R. »

Im Zweifel tendiere ich zu rot (oder einem Champagner :-D ), meine größten
Weinerlebnisse hatte ich mit doch inzwischen einigen Bordeaux sowie einer
Handvoll Nordrhone Syrahs. Richtig große Weiße - das hielt sich bisher (leider noch)
in Grenzen, ich kann mich an 2 geniale Yquems erinnern und ein paar Champagner.

Viele Grüße,
Jochen
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Rieslunder
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Re: Wenn man sich entscheiden müsste... rot oder weiß?

Beitrag von Rieslunder »

Interessante Diskussion!

Bei mir stellt sich die Frage an sich nicht, da ich keinen Rotwein trinke. Finde ich schade, komme aber übers daran riechen nicht hinaus.
Ich las, wir seien zum Drittel ein Rotwein produzierendes Land, jedoch zu zwei Dritteln eher Rotweinkonsumenten. So trinken dann auch viele Bekannte primär oder ausschließlich Rotwein, als männlicher Weißweintrinker ist man da eher die Ausnahme.

Nachdem die Farbe wegfällt, bleibt noch die Traube. Riesling, Silvaner, Weissburgunder, Grüner Veltliner und Chenin Blanc sind meine Favouriten, das Rennen macht jedoch mit Vorsprung der Riesling. Knackige Säure bereitet mir Freude, ich habe noch keinerlei Magenprobleme, bekömmlich kann ich dann auch später noch trinken ;-)
Cheers,
Martin
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