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Hallo in diesen ruhigen Fred,

am Samstag fand bei einem Forumsmitglied, das im Südwesten Berlins zuhause ist, eine Sauternes-Probe statt, die von einem kalten Buffet mit möglichst harmonierenden Speisen begleitet wurde.

Bekanntlich ist ja die Anhängerschaft bei Sauternes eher bescheiden, wie auch dieser ziemlich ruhige Fred hier zeigt. Deshalb war ich natürlich sehr erfreut, daß 10 Süßschnäbel, darunter aus dem Weinforum Albrechtstraßenbewohner, Innauen und Charlie, für eine solche Probe zusammengekommen sind und die seltene Möglichkeit bestand, auch mal ein Sauternes-Weingut vertikal zu tasten.

Als Süßwein-Freak ist ja meine These, daß Sauternes und natürlich auch andere Botrytis-Süßweine, wie vor allem Tokajer ggü. trockenen Rot- und Weißweinen das Privileg haben universelle Speisenbegleiter zu sein, mit denen sich ein ganzes Menü von der Vorspeise bis zum Dessert abdecken läßt. Besonders folgende Speisen finde ich optimal harmonierend:

Vorspeisen:
Foie Gras (natürlich der Klassiker)
Graved Lachs mit Honig-Senf-Sauce
im Teigmantel frittierte Schrimps mit Chutney- oder Currysauce
Kürbiscremesuppe vom Hokkaido-Kürbis

Hauptspeisen:
asiatisch: Pekingente, Szechuan - Ente, Curry-Huhn, Chutney
orientalisch: Couscous mit Geflügel
Ente á l'Orange
Roastbeef mit karamelisierten Zwiebeln
Karpfen blau mit Apfelmeerrettich
Ente oder Gans gefüllt mit Äpfeln, Datteln und Rosinen und glasiert mit Honig

Nachspeisen:
Roquefort (natürlich der Käse-Klassiker zum Sauterne schlechthin) und andere Blauschimmel-Käse
Cheddar mit Honigmelone
Weißkäse mit Trüffelhonig
Weißkäse mit Wallnüssen
Weißkäse mit Safran
Creme Brulée, Crema Catalana (natürlich die Dessert-Klassiker schlechthin)
Milchreis mit Rosinen, Zucker und Zimt
Baklava
Marzipan-Confiserie-Produkte


Am Start waren folgende Sauternes:

Ch. Lafon 2009 (=Starter)
Ch. Rieussec 1970, 1980, 1990, 2001
Ch. d'Yquem 1982

Desweiteren gab es einen "Piraten": Oremus Tokaij Aszu 3 Puttonyos 2002

Damit es nicht zuviel des süßen Weins auf einmal wurde, gab es für zwischendurch noch 2 Weißweine aus der Region:

Ch. Prieuré-Les-Tours Graves Blanc 2009
Ch.Doisy-Daene sec 2000

Als weiteren trockenen Weißen dann noch aus der Kellerei des "Piraten":

Oremus Tokaji Furmint Mandolas 2009


Hier ein paar optische Impressionen, geschmackliche Impressionen folgen später...

Hallo Tom,

ja, das war ein in jeder Hinsicht erstaunlicher Abend. Die Kombinationen der Weine und des Essens war - einen großen Dank an Dich - wirklich gelungen. Die Süßeweine überzeugten. Mein Favorit war der Rieussec 1970 und nach einigem Zögern der 1990er. Der 2001er war toll, aber aus meiner Warte auch noch ein ziemliches Potentialtrinken.

Meine Notizen:







Der Wein, den ich am liebsten an diesem Abend getrunken habe (was nicht notwendigerweise der Wein mit der höchsten Benotung sein muss)





Die trockenen Weine und der Lafon folgen demnächst.

Grüße,

wolf

Schon zu lesen, und danke dafur!

Habe in 2011 auch so eine wunderbare probe mitgemacht in die Niederlande.

http://wijn.startpagina.nl/prikbord/137 ... g-13813257

Vorsicht: Wein Porno

Hendrik

Tom,
Nochmal vielen Dank, das war lehrreich, gut und in animierender Gesellschaft. mich hat sehr überrascht, wie gut die Sauternes zu vielerlei Gerichten passen. Es liegt zum Teil an dieser eigenartigen, milden Bitterkeit und Trockenheit im Abgang.

Inzwischen auch meine Kurznotizen hier:
http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... he+starten

Grusse, Charlie

Ch. Lafon 2009

Im Glas filigranes Strohgelb. Dezente Nase, dabei dominierend leichte Mandelaromen. Am Gaumen filgrane Struktur mit dezenten Honigaromen.

Kein großer Wein, aber ein unkomplizierter, recht gut gelungener Essensbegleiter in Leichtbauweise, der ausgezeichnet zu Graved Lachs mit Honig-Senf-Sauce harmonierte. Vom PGV her ziemlich gut.

Bewertung: 85 DP


Ch. Rieussec 1980

In der Nase Aromen von vollreifen Orangen, Orangenschale und Sherrynoten. Am Gaumen Aromen von Blutorange, Pampelmuse, Grapefruit, Physalis. Trocken im Abgang mit Bitteraromen von Orangenschale.

Es ist immer wieder faszinierend, welche geschmacklichen Bitter-Variationen die Stoffwechselprodukte von Botrytis Cinerea hervorbringen können. Diese Orangendominanz ist zwar für einen Sauternes eher untypisch, dennoch ein sehr interessanter Wein.

Als perfekte Essenbegleitung hätte ich mir Ente á l'Orange herbeigewünscht. Das gäbe dann wohl nochmal 3 Pluspunkte in der Bewertung. Für die Nachverkostung des Restes am Sonntag konnte ich statt der Ente nur noch ein Stück Lachsfilet aus dem Tiefkühlfach auftreiben. Daraus habe ich eine Reispfanne mit Wildreis, frischen rotem Paprika, gebratenen Zwiebeln, Orange und Ingwer kreiert. Das paßte auch hervorragend.

Bewertung (ohne die perfekte Essensbegleitung): 90-91 DP


Ch. Rieussec 1970

In der Nase oxydative Noten von Sherry, sowie Marzipan und Mandeln. Am Gaumen sind Aromen von Oloroso-Sherry dominant, begleitet von Marzipan- und Bittermandelnoten. Im Abgang filigrane Säure und trockener Nachhall.

Seinen Zenit hat der Wein offenbar schon deutlich überschritten. Im Zuge der Alterung ging auch bereits ein Großteil der Sauternes-Charakteristik verloren, da in der Aromatik sehr stark an Oloroso-Sherry erinnernd. Paßte aber wirklich hervorragend - da gebe ich Wolf recht - zur Dattel im Mantel von geräucherter Entenbrust.

Bewertung: 84-85 DP

Rieussec 1990

In der Nase eher dezent, aber mit gewisser Komplexität - bei einigen anderen Mitverkostern mit fragenden Gesichtern verbunden – Noten von Honig, Karamel, ein Hauch von Leder und Pferdegeruch (Pferdesattel?!). Am Gaumen verführerische Honigsüße mit Aromen von Thymianhonig. Vom Körper her zurückhaltend, leicht verschlossen wirkend. Filigrane, sehr schön ausblancierte Säure. Im Abgang schön ausgeprägte Botrytisnoten. Ein absolut klassischer Sauternes! Hat noch viele Jahrzehnte Potential!

Genial als Begleiter zum Trüffelhonig auf Weißkäse.

Bewertung: 93 DP


Rieussec 2001

In der Nase sehr dezent und verschlossen wirkend. Eine Ähnlichkeit zum 1990er ist nicht zu verkennen. Am Gaumen extrem fülliger und konzentrierter Stoff. Das ist der Stoff, aus dem Jahrhundert-Sauternes gemacht werden! Aromatik ähnlich wie beim 1990er – Kastanienhonig umhüllt den Gaumen, dahinter herrliche Karamel- und Mandelnoten im lang anhaltendem Abgang. Ein Wein mit einem Potential von 100+ Jahren, der noch viel Zeit braucht um sich zu entfalten und sich über seine Entwicklungsdauer – da bin ich mir sicher – in zahlreichen Facetten präsentieren wird. Den würde ich mir gern alle 10 Jahre mal wieder genehmigen.

Sehr schön zum Baklava!

Bewertung: 95++ DP

Ch. d’Yquem 1982

Dunkles Rotgold. In der Nase ein sehr schönes, vielversprechendes, komplexes Bouquet mit Noten von Rosinen, Datteln, Trockenobst und einem Hauch Vanille, das offenbar nicht hielt, was es versprach, denn nach dem ersten Schluck machte sich in der Runde offenbar Enttäuschung breit. Sicherlich ein schwieriger Wein – das zeigen schon die kontroversen Bewertungen, die von 85/100 Punkten im Wine Spectator bis hin zu 19/20 Punkten bei René Gabriel reichen. Ich denke, man muß sich einfach viel Zeit für den Wein nehmen, der sich im Glas noch weiter entwickelt und man sollte ihn nicht zu stark runterkühlen, damit sich die Aromen entfalten können. Am Gaumen eröffnet sich dann eine vielschichtige, komplexe Struktur mit Aromen von Rosinen, Marzipan, Bratapfel, Zimt und Sternanis. Mandeln und Rosinen im Abgang.

Paßte sehr gut zur Marzipan-Bratapfel-Schokolade.

In der Nachverkostung am Tag danach gefiel mir der Wein besser, die Aromen entwickelter. Jetzt auch schöne Aromen von Rumtraube und im Abgang Zabaione.

Bewertung: 91-93 DP


Pirat: Oremus Tokaji Aszù 3 Puttonyos 2002

Schone Notitzen Dionisos,

Fast alle Sauternes smeckt mir/mich ? die 2e oder 3 e Tag besser.
Eben eine Woche ist gar kein problem.
Deswegend immer eine Flasche im Kuhlschrank

Hendrik

Sauternes ist Sauternes und... Loupiac ist leider kein Sauternes. Jedenfalls der 1996 Château Memoires "Grains d'Or" nicht, der für mich eher in die Kategorie "zu viel gewollt" fällt. Mächtige Botrytis-Noten kommen einem entgegen, der Wein ist ölig und fett und hat gegen Null Finesse. Zum Preis von ca. 10 Euro kann man von einem solchen Wein natürlich auch nicht allzu viel erwarten. Aber etwas mehr Dynamik hätte dem Wein schon gut getan. Naja, den kaufe ich halt nicht wieder. Was gibt es denn außer Doisy-Daene noch so an Empfehlungen aus den Süßweinappelationen außerhalb von Sauternes (Barsac, Cadillac, Loupiac)?

octopussy hat geschrieben:[...]Was gibt es denn außer Doisy-Daene noch so an Empfehlungen aus den Süßweinappelationen außerhalb von Sauternes (Barsac, Cadillac, Loupiac)?

Ich bin ein Fan von Nairac (Barsac). Im Mund meistens frisch, Früchte/Honig ohne Ende, tolles Zucker/Säure-Verhältnis. Präziser, delikater Wein, trotz seiner Dichte. Meistens mit langem Leben versehen. Und zahlbar.