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Re: Nordrhone

Verfasst: Di 19. Aug 2025, 10:09
von Nora
Lieber Michael,

für Weißweine von der Rhone bin ich keine Expertin. Perret gehört zu den besten Winzern in der Appellation Condrieu, deshalb hatte ich mir immer mal wieder ein paar Flaschen von seinem Condrieu Chéry gegönnt, die zum richtigen Essen eingesetzt wunderbar sind. Aber viel mehr Erfahrungen, geschweige denn eine Übersicht über div. Qualitäten dort habe ich leider nicht.

Aber vielleicht kann Karsten diese Frage beantworten, da er hier etwas experimentierfreudiger und erfahrener ist als ich.

Noch kurz eine Anmerkung zum 20er St. Joseph von Perret: das ist wirklich der bisher kräftigste St. Jo den ich von Perret hatte. Wenn man eher die schlankere Version sucht, lohnt es sich, vielleicht Mal den 21er zu probieren. Den hatte ich zwar noch nicht, aber auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen mit diesem Jahrgang an der Rhône (Gonon, Clape, Garon, Clos des Papes weiß und rot) sollte der Wein wieder schlanker und sehniger sein.

Herzliche Grüße
Nora

Re: Nordrhone

Verfasst: Mo 10. Nov 2025, 20:20
von amateur des vins
Kürzlich habe ich nach einer weiteren sehr schönen Erfahrung mit dem Basis-St-Jo 2020 eine Auffüllorder platziert. Dabei stolperte ich über den neuen Jahrgang, der umgehend probiert werden mußte:

Perret, Saint-Joseph 2022
Perret, Saint-Joseph Les Grisières 2022


Bei beiden zeigt der sehr deutliche Purpureinschlag der Robe die Jugend an. Beide sind deutlich weniger fleischig als jüngste Jahrgänge, allen voran 2019; mithin deutlich fruchtbetont, auch wenn sie ihre Herkunft keineswegs verleugnen. Und beiden ist ein frischer Säurekick gemein, der jedoch nie auch nur andeutungsweise anstrengend würde.
Der Basis-St-Jo ist etwas geradliniger rotfruchtig (rote Johannisbeere, Cranberry, ein wenig Sauerkirsch). Die Tannine sind relativ feinkörnig. Im Abgang zeigt er sich würziger, auch empyreumatisch, und etwas bitter. Insgesamt leicht rustikal.
Der Grisières ist in der Nase deutlich zurückhaltender. Die Frchtausprägung ist dunkler; etwas Brombeere ist neben den roten Früchten dabei. Deutlich komplexer, mit Noten von grünem Laub und unterschwellig einer Spur Vanille. Am Gaumen seidig und frisch, mit feinem Tanningerüst. Zum Abgang hin würzig und herb, aber nicht klar bitter.

Zwei Dinge fallen auf:
  1. Beide sind kühler/transparenter als frühere Jahrgänge (2018-2020), ohne jedoch irgendwie karg zu wirken.
  2. Der Abstand zwischen beiden ist deutlich größer, als ich das früher zumeist empfand: Der Grisières ist eleganter und komplexer, während der St-Jo ein wenig rustikaler daherkommt.
Während ich deshalb in der Vergangenheit den St-Jo als den bessern Wert ansah, weil er bei deutlich niedrigerem Preis nahezu auf Augenhöhe war, finde ich bei diesen 2022ern den Abstand gewahrt: Mit 28,50 vs. 21,30 ist die relative Qualität passend eingepreist. Absolut jedoch sehe ich beide trotz jüngster Preiserhöhungen von bis zu 20% weiterhin auf der Schnäppchenseite.