Panamera hat geschrieben: Welche Frage mich allerdings am meisten beschäftigt : ist Bordeaux 2012 bei der Arrivage zum gleichen resp. ähnlichen Preis erhältlich oder nicht?
Eine Kristallkugel, mit der man in die Zukunft blicken kann, hat hier keiner. Aber die Ausgangssituation ist klar: die Kampagne verläuft extrem schleppend, die Abverkäufe sind gering, und so liegen trotz der geringen Ernte große Mengen an Weinen auf Halde - Weine, die nicht endlos haltbar sind. Große Preissprünge sind da bis zur Arrivage kaum zu erwarten.
Ich überlege mir noch ein paar Kisten zu subsen. Grund dazu ist die "Bordeaux Primeur 2012"- Beilage im aktuellen Vinum, welche heute im Briefkasten lag. Dort wird 2012 als sehr guter Jahrgang (4,5 von 5 Sternen) präsentiert und nicht nur "grosse", sondern auch "kleine" Weine haben Bewertung nahe bei denen von 2009/2010 erhalten - teilweise zum halben Preis versteht sich. Ja was nun?

Rolf Bichsel, der seit vielen Jahren die Primeurs für Vinum verkostet, hat eine sehr eigene Auffassung darüber, was bei Bordeaux die Qualität ausmacht - und diese Auffassung weicht von der der meisten anderen professionellen Verkoster recht grundlegend ab. Das zeigt sich unter anderem darin, dass er eine Reihe von Weinen, die von fast keinem anderen Verkoster sonderlich geschätzt werden, chronisch sehr hoch bewertet. Ich brauche gar nicht ins neue Heft zu schauen, um zu wissen, dass er Weine wie Monbrison, Durfort Vivens, L'Arrosée und Ferrière mal wieder sehr hoch bewertet hat; wesentlich höher als jeder andere Verkoster. Die Präferenz liegt bei ihm ganz klar auf schlanker Transparenz bis an die Grenze zur Magerkeit, und ich kann mir gut vorstellen, dass ihm insofern 2012 deutlich mehr entgegen kommt als z.B. Parker.
Insofern ist Deine Frage leicht zu beantworten: bist Du in der Vergangenheit mit den Bichsel-Bewertungen klar gekommen, kannst Du ohne Bedenken die von ihm empfohlenen Weine subsen. Falls nein, wohl besser nicht.
Gruß
Ulli