Bordeaux 2015

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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von amateur des vins »

Ich habe gerade nochmal in der Liste von Farr Vintnersgestöbert. Ganz unten steht bei Yquem [Not Releasing], obwohl zahlreiche Verkostungsnotizen hinterlegt sind.

Weiß jemand, was dieses [Not Releasing] konkret bedeutet? Doch wohl kaum, dass Yquem den Jahrgang ausfallen lässt - oder?
Besten Gruß, Karsten
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innauen
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von innauen »

Das bedeutet, dass der entsprechende Wein noch nicht am Markt lanciert ist, dh das Chateau hat ihn noch nicht freigegeben.

Alternativ könnte dort auch "coming soon" stehen.

Grüsse,

Wolf
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von amateur des vins »

innauen hat geschrieben:Das bedeutet, dass der entsprechende Wein noch nicht am Markt lanciert ist, dh das Chateau hat ihn noch nicht freigegeben.
Und im Gegensatz dazu bedeutet ein simpler Strich bei Sell ohne [Not Releasing] was? Dass die Négociants schon gekauft haben, aber selber noch keinen Preis genannt?
Besten Gruß, Karsten
Ollie
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Ollie »

"Not releasing" heisst, dass das entsprechende Weingut am en-primeur-Zirkus nicht teilnimmt. Entsprechend wird auch kein Preis gestellt ("sell") - im Gegensatz zum Vergleichsjahrgang, als das Weingut noch en-primeur verkaufte.

Cheers,
Ollie
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von amateur des vins »

Ollie hat geschrieben:"Not releasing" heisst, dass das entsprechende Weingut am en-primeur-Zirkus nicht teilnimmt. Entsprechend wird auch kein Preis gestellt ("sell") - im Gegensatz zum Vergleichsjahrgang, als das Weingut noch en-primeur verkaufte.
Das bedeutet in Konsequenz was? Eigenes Vertriebsnetz an den Négociants vorbei? Oder wie kommt das Zeug zum Endverbraucher? Und warum erscheint Yquem dann bei Farr Vintners auf der Seite Bordeaux En Primeur 2015?
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben:
Ollie hat geschrieben:"Not releasing" heisst, dass das entsprechende Weingut am en-primeur-Zirkus nicht teilnimmt. Entsprechend wird auch kein Preis gestellt ("sell") - im Gegensatz zum Vergleichsjahrgang, als das Weingut noch en-primeur verkaufte.
Das bedeutet in Konsequenz was? Eigenes Vertriebsnetz an den Négociants vorbei? Oder wie kommt das Zeug zum Endverbraucher?
Nein, Yquem bedient sich immer noch der völlig normalen Vertriebswege, nur hat man wie schon vorher Latour das en primeur - System verlassen, und das vermutlich dauerhaft. Der 2013er ist dieses Jahr regulär im Handel erschienen, er war aber ebenfalls nicht zu subskribieren gewesen.
Und warum erscheint Yquem dann bei Farr Vintners auf der Seite Bordeaux En Primeur 2015?
Keine Ahnung. Vielleicht hat man ihn verkosten können und möchte ein paar Konsumenten für einen späteren Verkauf "anwärmen".

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Ollie »

Ich habe 2010 meine letzten Paletten Doppelmagnums Lafite und Yquem gesubst, seitdem bin ich raus. Hab also keine Ahnung, wie mich das Zeug in Zukunft erreichen soll. Ich denke mal, wenn die Weine 10 oder so Jahre alt sind, werden mich die Chateaux auf ihre jeweilige release party in Hong Kong oder Abu Dabi einladen und mir ihre Weine so tupperpartymaessig bei einem DeguDinner anbieten. (Yquem geht erstaunlich gut zu Kaviarblinis, wenn man die Blinis weglaesst und stattdessen einen groesseren Loeffel nimmt.)

Bei Farr stehen die VKN der Vollstaendigkeit halber. Damit ich sehen kann, wie sich die Weine im Vergleich zu den anderen PCCs schlagen, die es ja noch en-primeur gibt.

Cheers,
Ollie
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amateur des vins
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Re:Bordeaux 2015

Beitrag von amateur des vins »

Mein Dank an die Erklärer!
UlliB hat geschrieben:Yquem bedient sich immer noch der völlig normalen Vertriebswege, nur hat man wie schon vorher Latour das en primeur - System verlassen, und das vermutlich dauerhaft.
Merkwürdigerweise hilft mir der Hinweis auf Latour beim Verständnis - da hatte ich unlängst etwas darüber gelesen, an das ich mich jetzt vage erinnere.

Beeinflusst das irgendwie die Margen der Négociants, oder geben die das 1:1 weiter?
Besten Gruß, Karsten
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octopussy
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Re: Re:Bordeaux 2015

Beitrag von octopussy »

amateur des vins hat geschrieben: Beeinflusst das irgendwie die Margen der Négociants, oder geben die das 1:1 weiter?
Bei d'Yquem weiß ich es nicht, aber über Latour habe ich gelesen, dass nur noch ganz wenige und ausgewählte Négociants die Weine überhaupt verkaufen dürfen. Wie die Margen da dann sind, keine Ahnung.
Beste Grüße, Stephan
Matthias Hilse
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Re: Re:Bordeaux 2015

Beitrag von Matthias Hilse »

octopussy hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben: Beeinflusst das irgendwie die Margen der Négociants, oder geben die das 1:1 weiter?
Bei d'Yquem weiß ich es nicht, aber über Latour habe ich gelesen, dass nur noch ganz wenige und ausgewählte Négociants die Weine überhaupt verkaufen dürfen. Wie die Margen da dann sind, keine Ahnung.
Wenn solche Chateaux wie Latour oder Yquem (die haben das zumindest noch nicht offiziell angekündigt) sich aus dem Primeurgeschäft zurückziehen, dann tun sie dies mit der möglichen Fernerwartung, einst direkt unter Umgehung des Place de Bordeaux mit den Händlern zu handeln. Zunächst geht es aber darum, den Wert der jeweiligen Ernte von den Gegebenheiten des Marktes zu entkoppeln. 2008 hat Latour ex Negoce EUR 130,00 gekostet, und wer einmal winesearchert, was eine Flasche jetzt kostet, weiss, warum die das jetzt so machen. Denn durch die Disparität zwischen allgemeinen Marktbedingungen und innerer Werthaltigkeit eines Weins kann eine Dynamik entstehen, die dem langfristigen Wohl eines Erzeugers deutlich zuwider sind.
Mit den Margen hat das alles nichts zu tun, denn die orientieren sich an den Gepflogenheiten des "Place de Bordeaux", völlig unbenommen davon, ob es sich um ein Primeurgeschäft oder ein "livrable" handelt.
Es ist kein Geheimnis und wäre ja auch nach den Regeln des gesunden Menschenverstands zu erwarten, dass es solide und weniger solide Negociants gibt. Die Chateaux testen das ganz gerne mit völlig überzogenen Preisen, wie zuletzt Pontet Canet mit seinem 2006er. Wer es sich als Negociant leisten kann, einen zu hohen Preis zu zahlen, qualifiziert sich eher als Partner für die Nobelmarken. Irgendwie muss so eine nachträgliche Selektion ja auch in Gang kommen.
Die deutsche Seele wittert hier gerne Wettbewerbsverzerrungen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: ohne das Negociant/Maklersystem würden diejenigen, die hier nicht abgeneigt sind, Beiträge zu verfassen, ihren Unmut darüber zu äußern haben, dass es Bordeaux nur noch bei solchen Instiutionen wie LIDL oder AMAZON zu kaufen gäbe, mithin bei denen, die mit Algorhythmen Sachverstand und Seele zu substituieren versuchen.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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