Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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octopussy
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Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Moin, moin,

am Mittwoch hatten wir mal wieder unsere Beaujolais-Runde zusammen, dieses Mal mit einem Potpourri von Weinen von jung (2013) nach etwas weniger jung (2009).

Los ging es mit einem 2013 Beaujolais-Nouveau "L'Ancien" von Jean-Paul Brun. Der Wein verwirrt mich bis heute. Es stand definitiv "Beaujolais-Nouveau" auf dem Etikett, aber im Internet habe ich dazu gar nichts gefunden. Da gibt es nur einen normalen Beaujolais L'Ancien, der laut www à la Bourgignonne, d.h. entrappt, erzeugt wird. Nun denn, das scheint eine Sonderabfüllung zu sein oder so. In jedem Wein hat mir der Wein ausnehmend gut gefallen. Ich wusste auch nicht, dass Beaujolais Nouveau mehr als ein Jahr nach der Markteinführung noch so gut schmecken. Der Wein war super saftig, eher kurz, hat aber großen Spaß gemacht.

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Als 2012er hatten wir den 2012 Chiroubles von Daniel Bouland. Ich gebe zu, dass ich fast nur Morgon, Fleurie, Moulin-à-Vent und Côte de Brouilly kaufe (noch etwas Chénas), die anderen Crus (Chiroubles, Brouilly, Saint Amour, Juliénas, Regnié) etwas zu wenig beachte. Den Chiroubles von Bouland hatte ich aber schon aus den beiden Vorgängerjahrgängen und fand ihn jeweils sehr gut. Der 2011er hatte mir etwas besser gefallen als der 2012er, aber auch der war für den Jahrgang sehr gut gelungen, saftig, angenehm herb, ein klassischer Essenswein.

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Dann kam ein Wein (blind), der an sich hätte besser sein müssen. 2011 Fleurie "L'Ultime" von Yvon Mêtras, der derzeit vielleicht der gefragteste Bojo-Erzeuger ist und dessen Weine nicht gerade billig sind (in D über 30 Euro für den Ultime). Dieser Ultime war jedenfalls ein Reinfall - faulig, muffig, spakig, mulschig (Copyright Ole für spakig und mulschig). Offenbar gibt es hier ziemlich starke Flaschenvarianzen.

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Auch der nächste Wein zeigte nicht, was er kann. 2010 Moulin-à-Vent von Nicolas & Xavier Barbet. Als ich vor gut einem Jahr auf dem Weingut war, hat mich dieser Wein aus den Socken gehauen. Jetzt war er arg verschlossen, hat kaum was preisgegeben. Es gab an sich keine störenden Tannine oder hervorstechende Säure. Der Wein war nur etwas nichtssagend. Ich hoffe mal, dass der aus seinem Tiefschlaf nochmal erwacht, bin aber ganz hoffnungsfroh, da durchaus einige 2010er im Moment so sind.

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Zum Schluss dann noch ein Duo von 2009er Morgons: George Descombes - 2009 Morgon Vieilles Vignes und Louis-Claude Desvignes - 2009 Morgon Javernières. Beide waren umwerfend gut und keiner wollte sich entscheiden, welcher nun besser war. Mir gefiel der Desvignes noch einen Hauch besser. Ich habe neulich gesagt, dass man die 2009er lieber noch ein bisschen länger liegen lässt, da sie noch etwas Babyspeck zu verlieren habe. Damit lag ich jedenfalls bezüglich dieser beiden Morgons falsch. Die waren unglaublich fein, alle beide, waren auch gar nicht üppig, sondern geradezu schlank trotz einigem an innerer Kraft. Vielleicht gibt es noch ein bisschen Potenzial nach oben, aber warten muss man mit denen an sich nicht mehr. Wunderbar.

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Das war mal wieder ein sehr toller Beaujolais-Abend und am Ende kristallisieren sich dann doch auch die All-Time-Favorites heraus. Mêtras gehört bei mir nicht dazu trotz ein bis zwei guter Weine, die ich von dem Weingut getrunken habe.
Beste Grüße, Stephan
moc
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Re: Beaujolais

Beitrag von moc »

Hallo zusammen!

Inspiriert durch die Verkostungen von zwei 2009er Beaujolais durch octopussy habe ich heute meine letzte Flasche Jean Paul Brun FLEURIE 2009 aufgerissen.

Zunächst in der Nase eine volle Himbeerfrucht und etwas Bratensoße. Mit Belüftung gesellen sich orientalische Gewürze dazu. Auch abgehangenes Fleisch ist wahrzunehmen.

Am Gaumen dann diese volle, fast hedonistische Himbeerfrucht, Aromen von kaltem Rinderbraten, Bratensoße, Orientale Gewürze in einem Wein von dichtem Körper, der am Gaumen tänzelt, richtig Druck aufbaut und einen beachtlichen, runden und geschmeidigen Abgang bietet. Kraft und Eleganz zugleich. Chapeau!!!

Wer davon noch hat, jetzt trinken. Nach kurzer Belüftung im Glas ist der Wein voll da.

P.S. meine noch verbliebenen Flaschen Descombs (4x Morgon und 4x Brouilly) aus 2009 lass ich dann noch etwas liegen...... ;) .....ich muss da unbedingt wieder mal hin!!!!
grüße jens
m_arcon
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Re: Beaujolais

Beitrag von m_arcon »

Gestern in beschaulicher Runde, eine kleine Auswahl an Beaujolais probiert. Irgendwie ließ mich der Abend mit eher gemischten Gefühlen zurück.

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Den einzigen Wein den ich (in diesem Fall) nochmals für das Geld kaufen würde, war der Foillard.

Cheers
Marc
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octopussy
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Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Hallo Marc,

den Desjourneys Fleurie 2007 fand ich seinerzeit (ist schon etwas her) auch nicht so prickelnd, nicht schlecht, aber den Preis definitiv nicht rechtfertigend. 2007 war aber auch der erste Jahrgang und ein schwieriger noch dazu.

Bei Brun kommen leider recht häufig miese Flaschen vor, dafür sind die guten aber auch richtig gut.
Beste Grüße, Stephan
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Oh Dae-Su
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Re: Beaujolais

Beitrag von Oh Dae-Su »

Hallo Marc,

danke für deine kurzen Beschreibungen der gestrigen Weine! Eigentlich kann ich deinem Fazit nichts weiter hinzufügen. Sehe alles sehr ähnlich wie du. Der noch recht jugendlich wirkende Morgon 2009 von Jean Foillard war, trotz seiner anfänglichen nasalen Abwesenheit, für mich der beste und leider der einzig wirklich interessante Wein des Abends. Von Jules Desjourney's Fleurie 2007 (dessen Nase noch relativ ansprechend aber meines Erachtens auch etwas drall war – zum flachen Gaumen schreib ich lieber nix) und von Terres Dorées Moulin-a-Vent 2010 war ich schon etwas bzw. sehr enttäuscht. Von den angekosteten Burgundern der Cote Chalonnaise und Maconnais ganz zu schweigen ;-). Es mag schon etwas aussagen, dass mir auch heute Abend von den Burgundern der Jadot Macon Blanc-Village 2005 noch am besten „gefällt“ - wobei dieser sicherlich nicht der passende Begriff sein dürfte. Der Terres Dorées Moulin-a-Vent ist heute einfach nur noch ausgezehrt-aufgesetzt fruchtig-nervig, flach, wurzelgemüsig und schlichtweg enttäuschend. Diese Flasche war wohl wirklich überhaupt nichts … Schade!

Besten Gruss

Chris
Ole
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Re: Beaujolais

Beitrag von Ole »

Tja, was sind Begeisterungsstürme? Ich finde den Morgon 3,14, 2009, Foillard wirklich großartig. Es ist ein Wein der Spaß macht, mit einer Aromnexplosion aufwartet und besonders durch seine seidige Textur angenehm wirkt. Das nur nebenbei, denn vorhin war im Glas
Raymond Bouland (Bruder von Daniel B.) , Morgon VV, 2009, (fût de chêne)
In der Nase verhalten (wie viele Beaujolais halt), am Gaumen schöne vielfältige Fruchtaromen: u. a. Waldbeeren, Pflaume, getrocknete Kräuter; der Wein wirkt saftig-fleischig, bietet ein sehr angenehmes Mundgefühl, weiche Tannine werden spürbar neben einem mittleren Körper, am Ende leichter Mandelton; erstaunlich die Reife, er ist jetzt m. E. auf dem Höhepunkt, hält sich sicher noch einige Jahre, aber warum sollte man warten, die Entwicklung scheint abgeschlossen. 88 P.
Ole
port_ellen
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Re: Beaujolais

Beitrag von port_ellen »

moin zusammen,
ich habe mir auf eure empfehlungen ein paar flaschen cht. thivin 2013 (7 vignes und zaccharie) zugelegt; wie siehts aus mit daniel bouland in 2013 ? kennt jemand schon den morgon vieilles vignes ?
gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
Ole
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Re: Beaujolais

Beitrag von Ole »

Habe die 2013er von Daniel Bouland noch nicht probiert, hab sie aber reserviert. 2013 gilt als guter Beaujolais-Jahrgang und Daniel B. ist eigentlich immer eine sichere Bank, seine Morgons brauchen aber Zeit – 'mindestens fünf Jahre', sagt der Meister. 'Le Guide des meilleurs vins de France 2015' bewertet den 2013er VV mit 17,5/20 P. (= 'très bon vin' – an der Grenze zu 'grand vin'.)
Ole
Burzuko
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Re: Beaujolais

Beitrag von Burzuko »

Hallo,

bei Daniel Bouland sollte man wirklich nicht lange überlegen... schnell kaufen bevor nichts mehr da ist! Nicht nur die Morgons sind erstklassig von ihm, der kürzlich in unserer Runde getrunkene Chiroubles 2012 war fantastisch, transparent, leichtfüßig, mit viel Finesse versehen und schön saftig.

Gruß
George
Ole
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Re: Beaujolais

Beitrag von Ole »

Bouland: 2014 Morgon 'Corcelette'
Das war mein erster 2014er aus dem Beaujolais! Streng genommen hab ich ihn schon zweimal probiert: vor ’ner guten Woche beim Meister in der Cave, da war aber meine Nase vom Heuschnupfen geplagt und ich kam nicht so richtig an die Sache heran, und jetzt wieder – mit klarem Kopf und in Ruhe! Hui, das ist ein schöner Wein, mit wunderbarer (Primär)-Frucht (Brombeeren, Kirsche) und Würze (getrocknete Kräuter), auch steinig, mit feiner auffrischender Fruchtsäure und großer Länge; die Aromen sind intensiv, aber keinesfalls aufdringlich oder erschlagend, der Wein ist nicht schwer, aber durchaus kräftig, muskulös, hat eine seidige Textur und gewährt enormen Trinkspaß, nicht zuletzt durch seinen harmonischen Auftritt. Dabei ist er nur so eine Art Vorstufe zum eigentlichen 'Corcelette'; der wird nämlich erst Ende April/Anfag Mai abgefüllt. Dieser hier ist eine Frühgeburt: Ein Pariser Restaurant machte Druck, wollte unbedingt schon einen 2014er haben – und so kam’s zu dieser Sonderausgabe. Die macht neugierig auf den offiziellen und überhaupt auf die 2014er Beaujolais; von denen ist offenbar Großartiges zu erwarten.
Ole
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