Letzte Woche trafen sich wieder ein paar Wein-Nerds um bei einer perfekt zubereiteten Gans eingige selbst mitgebrachte Weine zu verkosten.
Verkostet wurde Blind, die Reihenfolge ergab sich zufällig:
Carsten Saalwächter, Slivaner Grauer Stein, 2019
Mineralisch zupackend, leichter Schießpulver Stinker, straff, kühl, präzise. Klar wie ein Gebirgsbach, sehnig, drahtig. Hätte auch ins Burgund verortet werden können. Großer Silvaner! Nicht nur weil ich diesen aus 21 mit lesen durfte, liegen mir die Weine von Carsten sehr am Herzen. Auch die 19er Pinots (gerade frisch im Verkauf) sind sau stark!
Champagne Doyard, Révolution, BdB, Grand Cru, Non Dosé, NV
40 Prozent im Barrique ausgebaut, 20 Prozent durchläuft die Malo. Enthält Reserveweine aus den beiden Vorjahren, wird ein bis zwei Jahre länger auf der Hefe ausgebaut als der Brut und erhält keine Dosage (Info von der HP Karl Kerler)
Schöner Schampus mit etwas gröberer Perlage, leichter Rauch , schöne Frucht- (was ich ja mag) und Hefe-Noten. I like
Pierre-Yves Colin-Morey, Saint-Aubin 1er Cru Hommage à Marguerite, 2019
Kraftvolle Nase, Zitrus, Vanille, Butterscotch. Im Mund sehr seidig, schöne, zupackende Säure, auch etwas Frucht, die eher auf der zitrischen Seite ist. Schöne Länge!
Huber, Bienenberg Spätburgunder >>R<<, 2011
In der Nase schön und sehr "deutsch". Viel Erdbeere, etwas Preiselbeere, leicht likörig, blumig. Im Mund doch etwas - enttäuschend wäre das falsche Wort -, da wir blind getrunken haben auch nicht hinter den Erwartungen, aber er kam nicht so richtig aus dem Knick. Am Gaumen auch Kirschlikör und Erdbeere, aber leider etwas plakativ. Es fehlte etwas an Komplexität und Struktur. Aber dennoch ein schöner, deutscher Pinot mit noch begrenzten Einflüssen von Julian Huber.
Chateau La Conseillante, Pomerol, 1949
Wow, what a Granate. Ich war blind zunächst in 82, dann mit etwas Luft eher in den 70ern. Aber 49? Never ever. So was von fresh für das Alter. Ja klar tertiär, aber nicht so krass wie der später folgende Barolo. Hätten wir ihn parallel mit dem gleich folgenden Margaux getrunken, wäre das rechte Ufer etwas prägnanter ins Auge gestochen. Wenn man's wusste kam der Merlot schon deutlicher durch als der Cabernet. Seidige, butterzarte Tannine, die CT Notiz von Jeff Leve aus 2014 trifft es hervorragend:
Wow! Spellbinding is a good place to start. Served double blind, the high quality was easy to find. The dark cherries, cloves, flowers and truffle notes did not quit. On the palate, the rich, sexy, refined, elegant cherries were soft, sweet, pure, long and vibrant. If you get a chance to taste a bottle of this treasure, you are in for a treat!
Pavillon Rouge du Chateau Margaux, 1990
Auch dieser Wein singt. Hervorragendes Margaux Parfum in der Nase, durch den Cabernet etwas frischer als der Pomerol, aber natürlich auch noch nicht so tertiär. Etwas pauillacischer Bleistift, viel Cassis und etwas Eisen. Das ganze gepaart mit einer soliden Struktur und einem langen finish. Schöööön
Clos Rougeard, Saumur-Champigny, 2013
100% Cab Franc, und was für einer! Ein Wein zum drin baden. Rote Frucht, gelbe Paprika, trockene Blätter und etwas Tabak. Ewig lang und perfekt auf den Punkt gereift. Wer auf Cab von der Loire steht kommt an diesem Wein nicht vorbei.
Friedrich Becker, Spätburgunder Kammerberg, 2010
Hier war ich erst im Burgund. Komplexer und weniger deutsch als der Huber. Etwas mehr Kirsche als Erdbeere und etwas erdiger. Schöne Tiefe und Länge. Die Konzentration schwand etwas.
Es wurde wieder weiss zum re-fresh:
Pichler-Krutzler, Riesling Ried Rothenberg, Wachau
Genau das richtige nach so viel Rot. Betörende Nase, einige waren bei Scheurebe, aber mit etwas Luft war das schon als Riesling zu erkennen. Viel Frucht, viel Duft. Am Gaumen eine wunderbare Extraktsüße. Das Zuckerschwänzchen war vielen am Tisch etwas zu viel, ich fands großartig. Sehr wenig trinkwiderstand mit dennoch anständigem Charakter.
Dann - quasi als pre-Dessert – wieder Rot:
Barolo, Paolo Scavino, Bric del Fiasc, 1980
Etwas schade, denn die leztet Flasche davon präsentierte sich in deutlich besserer Form, obwohl aus dem gleichen Lot. Hier sieht man mal wieder wie groß die Flaschenvarianzen sein können. Dennoch war der keinesfalls drüber, lediglich schon etwas weiter. Deutlich tertiär, Waldboden, Schwammerlsuppe und etwas Umami, dahinter noch eine feine Frucht mit einer stabilen Säure. Keine Todessüsse und kein Brühwürfel. Sogar noch fein schmelzendes Tannin. Aber leider auch keine große Komplexität. Aufgrund schon leicht vorgerückter Stunde war das aber auch gar nicht so schlimm.
Zum Dessert gabs dann noch:
Willi Schäfer, Graacher Himmelreich, Riesling Spätlese, 2003
Trotz Hitzejahrgang hatte diese Mosellimo ausreichend Säure um die Süße gut abzupuffern. Das passte auch alles schön harmonisch und begleitete das Desser hevorragend.
Auch die nächsten beiden Add-ons, hab ich leider nicht mehr so detailliert in Erinnerung dass ich viel dazu schreiben könnte: Außer daß ich von der Präzision des Tennstedt trotz vorgerückter Stunde sehr begeistert war.
Ein
Domaine Pattes Loup Chablis Vent d'Ange, 2017 (Chardonnay), sowie von
Jakob Tennstedt, Riesling, Perlmutt 2018
Alles in Allem ein grandioser Abend. Alle Weine haben auf Ihre Art und Weise performed, das Gänse Menü war exzellent und die Gesellschaft sowieso.
LG
Marko