Weingut Franz Weninger

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
Bernd Schulz
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von Bernd Schulz »

Meine VKN bestätigt Ralfs Zeilen:

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Ich hatte schon einige weit teurere Rotweine im Glas, so auf Verkostungen einen Latour, einen Lafite und einen Mouton. Und UlliB hat mir dankenswerterweise, als ich ihn vor etlichen Jahren besucht habe, einen Haut-Brion serviert, der fraglos hervorragend war. Aber der "Saybritz" 2016 kann sich in puncto Kraft, Komplexität und Eleganz mit allem messen, was ich je im roten Bereich getrunken habe. Richtig großer Stoff ist das!

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von EThC »

...den roten Saybritz hatte ich schon längere Zeit nicht mehr im Glas, "nur" den weißen, der aber in der gleichen Liga spielt. Muß ich mir auch mal wieder unter den Nagel reißen... :D
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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UlliB
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von UlliB »

Blaufränkisch Ried Kirchholz 2016 (Weninger) 13%Vol. Dunkler Kern, recht breiter pupurfarbener Rand, minimale Trübung (der Wein ist unfiltriert). Klare, sehr kühl wirkende Frucht, Brombeere und rote Johannisbeere; kein spürbarer Holzeinfluss. Auch im Gaumen kühle Frucht, ganz klar und sehr straff, wache Säure, knalltrocken und null Gramm Fett, präsentes, aber nicht aggressives Tannin. Langer, herber Nachklang auf der Frucht.

Das ist gewissermaßen der absolute Gegenpol zur "internationalen" Rotweinstilistik, die auf reife, weiche Frucht, einen gewissen Süßeeindruck und Untermalung mit Neuholz setzt. Hier ist nichts von alledem. Eine Assoziation, die sich mir aufdrängt, ist die von dem Typ Leichtathlet, der quasi nur aus Muskeln und Sehnen besteht. Mit wacher Säure und herber Art wirkt das stilistisch ähnlich wie sehr tradtionell hergestellte Chianti (ohne Cabernet und Merlot, und nicht im Neuholz ausgebaut); die Aromatik geht aber mehr in Richtung dunkler Frucht.

Ich kann schon verstehen, warum hier einige von dem Stil begeistert sind. Für mich als Bordeauxtrinker hat der Wein aber doch ein paar arg karge Momente. Ich hatte ihn als Solist im Glas, mit etwas Essbarem hätte er vielleicht besser gewirkt. Außerdem ist er natürlich noch sehr jung, vielleicht gewinnt er mit der Reife etwas an Fülle, was ihm gut stehen würde.

Gruß
Ulli
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austria_traveller
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von austria_traveller »

Ralf Gundlach hat geschrieben:... Blaufränkisch im Glas, der Weltklasse verkörperte:
2016 Blaufränkisch Saybritz
Wen's interessiert - zufällig gesehen:
https://www.ewein.com/weninger-blaufrae ... -2012.html
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Ralf Gundlach
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von Ralf Gundlach »

austria_traveller hat geschrieben:
Ralf Gundlach hat geschrieben:... Blaufränkisch im Glas, der Weltklasse verkörperte:
2016 Blaufränkisch Saybritz
Wen's interessiert - zufällig gesehen:
https://www.ewein.com/weninger-blaufrae ... -2012.html
Hallo Gerhard,

danke für die Info!

Gruß

Ralf
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UlliB
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von UlliB »

Blaufränkisch Ried Hochäcker 2017 (Weninger) 12,5%Vol. Purpur, bis in den Kern transparent, heller als der oben erwähnte Kirchholz '16. Die Frucht hier mehr auf der roten Seite, Kirsche, wesentlich charmanter als der kühle und etwas asketisch wirkende Kirchholz. Setzt sich so im Gaumen fort, Kirsche, auch ein wenig Himbeere, und auch eine zarte Fruchtsüße (kein Restzucker), die dem Wein gut steht. Überhaupt nicht kitschig, klar definiert, auch hier charmanter und freundlicher als der Kirchholz, gute Länge. Kein spürbarer Neuholzeinsatz. Gefällt mir sehr gut. Ca. 12 Euro im Handel, dafür exzellenter Gegenwert; allerdings nichts für Leute, die auf konzentrierte und wuchtige Rotweine stehen.

Sehr interessant finde ich den deutlichen Unterschied zum Kirchholz, die beiden Lagen sind unmittelbar benachbart. Allerdings ist der Jahrgang auch unterschiedlich, '16 vs. '17, was natürlich den Stil beeinflussen kann.

Gruß
Ulli
Kleiner_Pirat
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von Kleiner_Pirat »

Weninger hatte ich lange irgendwie übersehen. War ein Fehler. Hochäcker ist PGV-mäßig ziemlich großartig. Aber auch in der Spitze ist Weninger Bombe. In einer kleinen privaten Österreichprobe (vor Corona) ist der 2015er Dürrau dann auch auf dem ersten Platz gelandet. https://wegezumwein.de/oesterreich-in-r ... ruar-2020/

Gruß
Andreas
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EThC
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von EThC »

...wenn jemand es schafft, mir mit Merlot so viel Spaß zu bereiten, kann ich nur sagen: "Chapeau!"

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Viele Grüße
Erich

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UlliB
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von UlliB »

Blaufränkisch Ried Kalkofen 2017 (Weninger) 13,0%Vol. Dunkles Purpurrot, aber bis in den Kern durchscheinend. Sehr intensive Nase, Wildkirsche, Sauerkirsche, auch etwas Himbeere, dann tatsächlich kalkig-mineralisch (das empfinde ich bei Rotwein eher selten), ganz entfernt dann etwas tabakig-balsamisches, was vielleicht vom Holz kommen könnte. Im Gaumen wie bei allen bislang verkosteten Weinen von Weninger sehr straff, kühl, aber anders als der weiter oben erwähnte Kirchholz 2016 war hier das Traubenmaterial erkennbar völlig reif; der Wein ist geschmeidig und nicht ruppig. Präsentes, aber sehr feinkörniges Tannin, ziemlich hohe, jedoch nicht spitze oder aggressive Säure. Langer Nachklang auf der Frucht, blitzsauber.

Das ist ohne Frage erstklassig, aber eben auch sehr weit entfernt von der heute üblichen "internationalen" Rotweinstilistik. Sehr schön, und eine willkommene Abwechslung zu Bordeaux.

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Weingut Franz Weninger

Beitrag von UlliB »

Und gleich nochmal Weninger:

Rózsa Petsovits (Weninger) 12%Vol. Der Jahrgang ist auf dem etwas gewönhngsbedürftgen Etikett nicht ganz leicht zu finden, aber dann doch in einer Ecke - MMXIX, also 2019. "Europäischer Wein", weil die Trauben aus Ungarn und Österreich kommen, laut Weingut eine Cuvée aus Syrah / Sankt Laurent / Pinot Noir.

Der rangiert offiziell als Rosé, aber die Farbe ist eindeutig rot, und entspricht ziemlich genau dem, was von Südtiroler Vernatsch zu erwarten wäre. Auch die Nase passt in dieser Richtung, reife Kirsche, auch Erdbeere, wobei das aber schon deutlich fülliger und süßer wirkt als die meisten Vernatsch. Wirkt im Gaumen auch ein wenig restsüß, füllig, fruchtig, wobei zur Restsüße nichts zu finden ist; zarte Gerbstoffe im Abgang. Auch hier viel mehr rot als rosé.

Ne, ein Rosé ist das nicht. Aber ein ziemlich guter, leichter Rotwein, ganz eigenwillig. Gut.

Gruß
Ulli
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