Hallo Bernd. Das du hier aufgrund deiner Abneigung gegenüber Chardonnay aus Deutschland an den Pranger gestellt wirst hätte ich jetzt auch nicht befürchtet.
Deine generelle Ablehnung finde ich aber trotzdem etwas reaktionär. Schau dir doch mal die Entwicklung der französischen Rebsorten in der Toskana an. In der Spitze würde ich Sassicaia und Co. schon als Bereicherung sehen. Und auch im niedrigeren Preissegment gibt es mittlerweile Weine, die durchaus eine toskanische Stilistik aufweisen und somit durchaus eine Bereicherung darstellen.
Und vielleicht sind wir in 10 oder 20 Jahren froh, wenn es Cool Climate Syrah von deutschen Winzern mit alten Rebanlagen gibt, wenn es in Südfrankreich nur noch Hitzejahre gibt. Who knows.
Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Viele Grüße
Aloys
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Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Ich bin in manchen (nicht in allen) Punkten das, was viele "reaktionär" nennen. Bei der Kunst und vor allem der Musik (die ja zum Teil meinen Beruf darstellt) bin ich das in einem noch weit deutlicheren Ausmaß als beim WeinC9dP hat geschrieben:Deine generelle Ablehnung finde ich aber trotzdem etwas reaktionär.

Vielleicht hast du schon bemerkt, dass ich generell kein großer Freund italienischer Weine bin (und dass die Supertuscans schon mal gar nicht meine Welt darstellen). Frankreich steht in puncto Wein meinem Herzen viel näher - und wenn du nach Frankreich schaust, wirst du feststellen, dass man dort nicht einmal im Traum auf die Idee kommt, Sangiovese oder Nero d`Avola anzupflanzen. Mag sein, dass es irgendeinen mir bislang unbekannt gebliebenen Spinner gibt, der das tut, aber jeder normale französische Winzer würde sich bei dem Gedanken daran an die Stirne tippen. Mehr noch - es käme auch kein Winzer im Burgund auf die Idee, plötzlich in Cabernet Sauvignon oder Grenache zu machen. Aber bei uns muss man überall mit allem herumprobieren; vom Nebbiolo über den Merlot bis zum Tempranillo wird auf jeder Sorte, die die deutschen Winzer früher noch nicht einmal richtig aussprechen konnten, herumgeritten, was das Zeug hält. Die Plage, die früher die diversen Neuzuchtungen waren, sind heute die internationalen Sorten....C9dP hat geschrieben: Schau dir doch mal die Entwicklung der französischen Rebsorten in der Toskana an. In der Spitze würde ich Sassicaia und Co. schon als Bereicherung sehen.


Im Gegensatz zu gewissen LeutenC9dP hat geschrieben:Und vielleicht sind wir in 10 oder 20 Jahren froh, wenn es Cool Climate Syrah von deutschen Winzern mit alten Rebanlagen gibt, wenn es in Südfrankreich nur noch Hitzejahre gibt. Who knows.

Herzliche Grüße
Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mi 10. Jan 2018, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Lieber Bernd, sorry, aber mit folgender Aussage haste Dir sowas von ins Knie geschossen...
Und ich bin verdammt froh, daß es diese Entwicklung gab...
Mucke: https://www.youtube.com/watch?v=e7qQ6_RV4VQ
Gruß
Georg
..denn die Burgundersorten am Kaiserstuhl haben noch gar keine so lange Tradition. Vor ca. 100 Jahren waren sie absolute Außenseiter - der Kaiserstuhl war bestockt mit über 90 %...genau, Silvaner!Bernd Schulz hat geschrieben: ...................
Zum Profil einer bestimmten Region (oder auf neudeutsch gesagt zum "Terroir") gehören nun mal auch bestimmte Rebsorten. Am Kaiserstuhl oder in der Pfalz sind das im weißen burgundrigen Bereich nach alter Väter Sitte Weiß- und Grauburgunder.
........................
Und ich bin verdammt froh, daß es diese Entwicklung gab...
Mucke: https://www.youtube.com/watch?v=e7qQ6_RV4VQ
Gruß
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Lieber Georg,
gut, du hast mich erwischt! Meine Aussage war sehr ungeschickt formuliert und insofern ein Schuss ins Knie.
Ich probiere es noch mal anders: Alles ist relativ. Zu Kaiser Hadrians Zeiten stand an der Mosel noch kein Riesling, und bevor Kurfürst Runkelpolz der Abwaschbare im 18. Jahrhundert entsprechende Verfügungen traf, war zwischen Trier und Koblenz auch noch nicht viel mit der edlen Weißweinsorte los. Mit Blick auf 1000 Jahre hat der Riesling an der Mosel keine Tradition. Aber andererseits sind 200 Jahre auch schon eine recht lange Zeit, 100 Jahre ebenfalls. Natürlich gibt es im Weinbau im Laufe etlicher Jahre immer wieder Veränderungen, die auch das Rebsortenprofil betreffen. Aber diese Veränderungen haben für meine Begriffe wenig mit den hektischen Modewellen unserer Zeit zu tun. Und um eine solche Modewelle handelt es sich für meine Begriffe beim Hantieren der deutschen Winzer mit diversen internationalen Sorten. Wir haben mehr als genug eigene Sorten, die dem einheimischen Wein seit längerem einen Teil seiner Identität geben - warum muss man mit noch mehr von sonstwo importierten Sorten das eigene Profil aufweichen? Wenn ich an der Ahr einen Weinberg mit Cabernet Sauvignon bestocke, bedeutet das in meinen Augen einfach einen Fußtritt für jedwede Idee vom Terroir.
Klar, man kann natürlich erklären, dass einem die Idee vom Terroir völlig wurscht ist, wenn einem der betreffende Wein richtig lecker schmeckt. Das ist völlig legitim - aber es ist nicht meine Position....
Herzliche Grüße
Bernd
gut, du hast mich erwischt! Meine Aussage war sehr ungeschickt formuliert und insofern ein Schuss ins Knie.
Ich probiere es noch mal anders: Alles ist relativ. Zu Kaiser Hadrians Zeiten stand an der Mosel noch kein Riesling, und bevor Kurfürst Runkelpolz der Abwaschbare im 18. Jahrhundert entsprechende Verfügungen traf, war zwischen Trier und Koblenz auch noch nicht viel mit der edlen Weißweinsorte los. Mit Blick auf 1000 Jahre hat der Riesling an der Mosel keine Tradition. Aber andererseits sind 200 Jahre auch schon eine recht lange Zeit, 100 Jahre ebenfalls. Natürlich gibt es im Weinbau im Laufe etlicher Jahre immer wieder Veränderungen, die auch das Rebsortenprofil betreffen. Aber diese Veränderungen haben für meine Begriffe wenig mit den hektischen Modewellen unserer Zeit zu tun. Und um eine solche Modewelle handelt es sich für meine Begriffe beim Hantieren der deutschen Winzer mit diversen internationalen Sorten. Wir haben mehr als genug eigene Sorten, die dem einheimischen Wein seit längerem einen Teil seiner Identität geben - warum muss man mit noch mehr von sonstwo importierten Sorten das eigene Profil aufweichen? Wenn ich an der Ahr einen Weinberg mit Cabernet Sauvignon bestocke, bedeutet das in meinen Augen einfach einen Fußtritt für jedwede Idee vom Terroir.
Klar, man kann natürlich erklären, dass einem die Idee vom Terroir völlig wurscht ist, wenn einem der betreffende Wein richtig lecker schmeckt. Das ist völlig legitim - aber es ist nicht meine Position....
Herzliche Grüße
Bernd
- Jochen R.
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Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Hallo Georg,
ich spare mir mal das übliche "+1 - Geschwafel"
...
Hast du schon Erfahrungen zu 2015 bzgl. Kaiserstuhl - bevorzugt Pinot Noir/
Spätburgunder ?
Gerne an entsprechender Stelle ... Denn März/April bin ich voraussichtlich
wieder vor Ort ...
Danke und viele Grüße,
Jochen
ich spare mir mal das übliche "+1 - Geschwafel"


Hast du schon Erfahrungen zu 2015 bzgl. Kaiserstuhl - bevorzugt Pinot Noir/
Spätburgunder ?
Gerne an entsprechender Stelle ... Denn März/April bin ich voraussichtlich
wieder vor Ort ...
Danke und viele Grüße,
Jochen
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Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Georg R. hat geschrieben:Mucke: https://www.youtube.com/watch?v=e7qQ6_RV4VQ






Herzliche reaktionäre wie auch dezent offtopische Grüße
Bernd
Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Hallo Jochen,
die Roten 15 er sind noch nicht alle im Verkauf, aber bei den "Kleinen " bin ich dabei mich ranzutasten, dazu aber dann mehr an anderer Stelle.
Bernd, die Chardonnaygeschichte hat für mich einen ganz einfachen Knoten - der Name.
Weiß-Grauburgunder und Chardonnay sind wie Geschwister, nur heißt die erste Schwester Gerlinde, die zweite Renate und die dritte, die tanzt etwas aus der Reihe , denn sie wurde auf den Namen Chantal getauft.
Und seither wird Chantal beäugt...was will denn die hier...klingt so französisch...die soll mal hübsch zu Hause bleiben.
So in etwa kommt mir diese Diskussion vor.
Wie sagte mal einer: Vorurteile muß man die Kellertreppe hinunterprügel - Stufe für Stufe.
Ich spendiere Dir noch ein Glas gereiften Spätburgunder von Salwey und verabschiede mich für heute.
Morgen ist ein neuer Tag, so Gott will
https://www.youtube.com/watch?v=3TomLbGb6AI
die Roten 15 er sind noch nicht alle im Verkauf, aber bei den "Kleinen " bin ich dabei mich ranzutasten, dazu aber dann mehr an anderer Stelle.
Bernd, die Chardonnaygeschichte hat für mich einen ganz einfachen Knoten - der Name.
Weiß-Grauburgunder und Chardonnay sind wie Geschwister, nur heißt die erste Schwester Gerlinde, die zweite Renate und die dritte, die tanzt etwas aus der Reihe , denn sie wurde auf den Namen Chantal getauft.
Und seither wird Chantal beäugt...was will denn die hier...klingt so französisch...die soll mal hübsch zu Hause bleiben.
So in etwa kommt mir diese Diskussion vor.
Wie sagte mal einer: Vorurteile muß man die Kellertreppe hinunterprügel - Stufe für Stufe.
Ich spendiere Dir noch ein Glas gereiften Spätburgunder von Salwey und verabschiede mich für heute.
Morgen ist ein neuer Tag, so Gott will
https://www.youtube.com/watch?v=3TomLbGb6AI
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Weil die Nachfrage vorhanden ist und Terroir - wenn auch vielleicht nicht an der AhrBernd Schulz hat geschrieben:Wir haben mehr als genug eigene Sorten, die dem einheimischen Wein seit längerem einen Teil seiner Identität geben - warum muss man mit noch mehr von sonstwo importierten Sorten das eigene Profil aufweichen?

Die internationale Stilistik dürfte auch als Türöffner nicht zu unterschätzen sein, um den "Normalverbraucher" überhaupt erst mal für deutschen Wein zu begeistern. Den begeisterst Du in den seltensten Fällen mit einem Ahr-Burgunder oder einer Niederhäuser Hermannshöhle. Von daher haben durchaus auch ein "Black Print" des oft belächelten Markus Schneider oder quietschfruchtige deutsche Sauvignon Blancs als "Erweckungserlebnisse" ihren Wert. Danach kann man sich dann immer noch an Riesling GG und Spätburgunder herantrinken.
Und nicht zu vergessen: Auch unsere (Alltags-)Küche ist in den letzten 20 - 30 Jahren viel internationaler geworden. Warum sollen da nicht auch heimische Chardonnays oder Cabernets in Konkurrenz zu Trollinger und Müller-Thurgau treten?
Gruß,
Canardo
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Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Georg, sehr gut formuliert, Respekt (das sage ich ohne den geringsten Anflug von Ironie)! Ich frage mich dann nur, warum Gerlinde und Renate in Frankreich (vom Elsass einmal abgesehen) noch nicht einmal beäugt werden....resultiert das lediglich aus purem Chauvinismus ? Oder gibt es dafür doch vielleicht noch andere Gründe?Georg R. hat geschrieben:Bernd, die Chardonnaygeschichte hat für mich einen ganz einfachen Knoten - der Name.
Weiß-Grauburgunder und Chardonnay sind wie Geschwister, nur heißt die erste Schwester Gerlinde, die zweite Renate und die dritte, die tanzt etwas aus der Reihe , denn sie wurde auf den Namen Chantal getauft.
Und seither wird Chantal beäugt...was will denn die hier...klingt so französisch...die soll mal hübsch zu Hause bleiben.
So in etwa kommt mir diese Diskussion vor.
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Deutsche Chardonnays mit Holzausbau bis 30€
Nun, zumindest Gerlinde Weissburgunder ist in Burgund ja durchaus heimisch, und auch in der Champagne. Vor einigen Jahren war Pinot Blanc gar nicht so selten, und ich meine es gibt zumindest einen Premier Cru Weinberg der auch immer noch mit WB bestockt ist.Bernd Schulz hat geschrieben:Georg R. hat geschrieben:Ich frage mich dann nur, warum Gerlinde und Renate in Frankreich (vom Elsass einmal abgesehen) noch nicht einmal beäugt werden....resultiert das lediglich aus purem Chauvinismus ? Oder gibt es dafür doch vielleicht noch andere Gründe?