Hallo allerseits,
ich muss eigentlich sagen - gab...
Aber es war durchaus so gut, dass ich einige Worte drüber verlieren mag.
Wir im Osten haben ja das Improvisieren von der Pike auf gelernt und so fällt es mir auch nicht sooo schwer, in wirtschaftlich schlechten Zeiten wie diesen so wenig wie möglich in irgendwelche Geschäfte zu gehen, wo man Geld für (höherwertige) Lebensmittel los wird. Man hat ja nicht umsonst einen Notvorrat an Lebensmitteln zu Hause und kann den einen oder anderen Tag gut leben, ohne noch nicht oder grade eben sauer verdientes Geld wieder auszugeben... Und von den Reserven im Weinkeller eh ganz zu schweigen.
Also gucke ich in Kühl- und Vorratsschränke und in mir keimt eine Idee, die mich eben mal kurz in flauer, sonnenarmer und gefühlt-kalter Zeit in den hintersten Winkel Spaniens beamt.
Kichererbsen kochen, dann wenn diese fast durch sind Kartoffelstücken dazu - das kommt dann gar gekocht in die Auflaufschüsseln, eine klein geschnittene Paprika wird drunter gemischt, für mich auch noch eine scharfe Schote -alles von der letzten Ernte meines Paprikabauern des Vertrauens vom Wochenmarkt, gewiß, es gibt jetzt nur noch grüne, dafür ist die scharfe grüne auch wirklich scharf... - dazu in Scheiben geschnittene Chorizo - nein leider keine mitgebrachte aus Spanien mehr, ich muss gestehen, die Penny - Supermarkt - Chorizo - Eigenmarke wars... Dafür das gute selbstimportierte Olivenöl dazu und ordentlich Power mit der Grillfunktion im Ofen... Die Wurst ist dann schon gut angegrillt - da gebe ich noch Tomatenmark mit diversen Kräutern dazu, die eh bald auf dem Balkon verfrieren würden und dann diese Soße über den Rest im Backofen und zum Schluß bekommt jeder noch ein Ei drüber geschlagen... fertig ist ein Gericht, was durchaus an die deftige Bergküche der Sierra de Aracena erinnert, dem Gebiet um die Grenze zwischen Andalusien und der Extremadura. Da, wo es die besten schwarzen Schweine gibt, die sich unter Korkeichen suhlen und die noch auf den Ruf "Schwein, schwarzes!" mit einem lässigen Grunz reagieren. Ja der Jamon de Jabugo - das ist dessen Herkunftsrevier... Dort, wo der Bauer dir anbietet, dass es sogar warmes Wasser am Brunnen da vorn gäbe - aber nur zum Waschen (!) und wo es am Brunnen da vorn beim warmen Wasser so verdächtig intensiv nach Anis duftet...
Der Wein aus der gut gehegten Reserve meines Kellers kommt auch von dort - leider meine letzte Flasche dieser Legende:
Antonio Medina E Hijos; Jaloco - "Orgullo de una Tierra"; Vino de la Tierra de Extremadura; 1996 rot
12,5° (!!!); 50% Cabernet Sauvignon, 35% Tempranillo, 15% Grenache - mit originalem wie originellem Korketikett und zu weit weniger als 10 € die Flasche - die allerletzte verfügbare vom 1996er habe ich im Laden der Destillerie von Cortegana ganz hinten aus der letzten verstaubten Ecke gezerrt, als wir 2008 noch mal da waren.
Nichts Großes, aber wunderbar gereift und sehr harmonisch, keinerlei störende Holztöne mehr, eine reife, fast süßliche Note, wunderbar zu trinken und auch irgendwie perfekt zu diesem deftig - rustikalen Essen. Objektiv betrachtet 91/100 Th. - ein sehr guter Wein mit exzelletem PGV, angesichts seines Alters und seiner Fähigkeit, eine schönen Erinnerung zu hinterlassen müßte ich eigentlich noch Bonuspunkte verteilen.
Außerdem müßte ich noch mal in den Keller gehen, da sollte noch ein doppelt gebrannter Anis Seco aus Cortegana rumstehen - aber das würde an Völlerei grenzen - und das ist eine Todsünde in eigentlich schweren Zeiten wie diesen...
