Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Alas hat geschrieben: Auch ist es nicht so einfach 157 Betriebe gleichzuschalten.
Sind's nur 157? Ich hatte irgendwas um die 200 im Kopf...

Ein Verein, dessen Anspruch es ist, die absolute Spitze des Qualitätsweinbaus in Deutschland zu vertreten, und der angetreten ist, mit seinem Klassifizierungsmodell das deutsche Bezeichnungsrecht "grundlegend zu entrümpeln und zu vereinfachen", im Ergebnis aber das genaue Gegenteil erreicht hat, muss sich entsprechende Kritik gefallen lassen. Das hat mit einem Wunsch nach "Gleichschaltung" nichts zu tun.
BuschWein hat geschrieben:Vorsicht, ich denke bei der Möve hat es weniger damit zu tun, dass man nicht wüßte was der Uhlen für ein Wein ist. Ich denke hier ging es eher darum den bekannten Begriff GG zu verwenden, weil man dann weniger erklären muss und sich auch der Preis selbst erklärt. ;)
Kann sein oder auch nicht. In Frankreich würde so eine Werbeaussage übrigens den Staatsanwalt aktivieren, aber da ist die Klassifizierung auch staatlich und nicht zivilrechtlich. In Deutschland reicht so etwas aber immer noch für eine kostenpflichtige Abmahnung (also: wer der Möve ein paar Hunderter abnehmen möchte - das Angebot läuft nur noch kurze Zeit. Ich bin zu faul :oops: )

Gruß
Ulli
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Birte
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Birte »

UlliB hat geschrieben:
BuschWein hat geschrieben:Vorsicht, ich denke bei der Möve hat es weniger damit zu tun, dass man nicht wüßte was der Uhlen für ein Wein ist. Ich denke hier ging es eher darum den bekannten Begriff GG zu verwenden, weil man dann weniger erklären muss und sich auch der Preis selbst erklärt. ;)
Kann sein oder auch nicht. In Frankreich würde so eine Werbeaussage übrigens den Staatsanwalt aktivieren, aber da ist die Klassifizierung auch staatlich und nicht zivilrechtlich. In Deutschland reicht so etwas aber immer noch für eine kostenpflichtige Abmahnung (also: wer der Möve ein paar Hunderter abnehmen möchte - das Angebot läuft nur noch kurze Zeit. Ich bin zu faul :oops: )

Gruß
Ulli
Och, so eine sympathische kleine Mail ohne Hintergedanken könnte die Möven vielleicht auch zur Vernunft bringen, wozu braucht man gleich Abmahnungen. Mal sehen, wer das macht.... :)
Dirk Würtz
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Dirk Würtz »

Und ganz sicher wird das alles demnächst noch verwirrender und komplizierter. Wobei ich dabei bleibe, dass das System eigentlich ganz einfach ist. Man müsste nur sämtliche Ausnahmen eliminieren... :twisted: :twisted: :twisted: :twisted: :twisted: :twisted:
MichaelWagner
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von MichaelWagner »

ich würde jetzt mal ketzerisch einwerfen, dass die Lagenklassifikation ohnehin von denen gemacht ist, in deren Besitz die Lagen sind. Und Eine klassifizierte Lage sagt ohnehin nicht viel über die Weinqualität aus.
Daher wäre meine Revolution: das gute alte System, dass sich an den Mostgewichten orientiert (QbA & QmP) in Verbindung mit dem zuckerfreien Extrakt.
Wer bei beidem hohe Werte schaffen will, hat ohnehin keine andere Wahl als sich auf eine kleine, herausragende Parzelle zu beschränken. Die kann man natürlich wenn man möchte auch auf dem Etikett angeben.
Und ja, Ihr müsstet Euch umstellen, den tollen Adler mal ignorieren und einfach auf die Fakten schauen:)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

MichaelWagner hat geschrieben:ich würde jetzt mal ketzerisch einwerfen, dass die Lagenklassifikation ohnehin von denen gemacht ist, in deren Besitz die Lagen sind. Und Eine klassifizierte Lage sagt ohnehin nicht viel über die Weinqualität aus.
100% d'accord mit beiden Aussagen; das wurde hier im Forum und auch anderswo schon mehrfach als Problem adressiert.
Daher wäre meine Revolution: das gute alte System, dass sich an den Mostgewichten orientiert (QbA & QmP) in Verbindung mit dem zuckerfreien Extrakt.
Wer bei beidem hohe Werte schaffen will, hat ohnehin keine andere Wahl als sich auf eine kleine, herausragende Parzelle zu beschränken.
Da, wäre ich, was den Prädikatsanteil betrifft (= Einstufung nach Mostgewicht), überhaupt nicht sicher. Was an der Mosel richtig sein mag (zumindest in vielen Jahren), kann in anderen deutschen Gebieten mittlerweile sogar grundfalsch sein. In Baden und Teilen der Pfalz und Rheinhessen sind in den letzten Jahren hohe Auslesemostgewichte eher die Regel als die Ausnahme geworden, und überalkoholische und fette Weine entwickeln sich hier zunehmend zum Problem ("Kabinette" mit 14,5% Vol. sind in Jahren wie 2009 da keine Seltenheit). Ein System, das hohe Mostgewichte belohnt, ist für diese Gegenden abosolut kontraproduktiv. Und ein Ausweichen in Richtung restsüßer Weine, um den Alkoholgehalt nicht explodieren zu lassen, kommt mangels Tradition und Kundennachfrage auch nicht wirklich in Frage. Wenn man ein in ganz Deutschland funktionierendes System etablieren möchte (man muss das nicht!), ist das bisherige Prädikatssystem wirklich keine gute Grundlage mehr.
Und ja, Ihr müsstet Euch umstellen, den tollen Adler mal ignorieren und einfach auf die Fakten schauen
Ich denke, damit rennst Du hier offene Türen ein; der Anteil der VDP-Hörigen dürfte hier sehr gering sein. Fakt ist aber auch: viele VDP-Winzer machen ganz hervorragende Weine, wenn man mal ganz unvoreingenommen und ohne Blick auf Klassifikationschaos und Preisniveau nur auf die Produktqualität achtet.

Das sagt einer, der hier mit VDP-Kritik wirklich nicht gegeizt hat ;)

Gruß
Ulli
MichaelWagner
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von MichaelWagner »

Alkohol steht doch auf dem Etikett als Pflichtangabe. Ist doch also auch kein Problem für den Konsumenten direkt zu sehen was Sache ist. Und das mit den moderaten Alkoholgehalten ist als Winzer auch kein Problem. Wenn ich keine 13 % und mehr haben will, hole ich die Trauben eben früher rein, reduziere nicht so stark im Ertrag etcpp. Hat neben der Tatsache, dass die Weine nicht brandig werden auch den Vorteil, dass man etwas mehr erntet.
Meines Erachtens ist in den von Dir genannten deutschen Weinanbaugebieten der "Fehler" gemacht worden, dass man sich zu sehr an dem stets (in Deutschland) hochgelobten Frankreich orientiert und eben auch die entsprechenden Alkoholgehalte erzielen will. Dass diese auf Konsumentenseite eigentlich fast niemand will scheint irgendwie nicht erkannt zu werden. Typischer Winzerwettbewerb, der in die falsche Richtung führt. Unterm Strich hat das eigentlich jeder Winzer selbst in der Hand.
Eine trockene Auslese mit 12,5 % ist kein Problem. Und wer weniger Alkohol will nimmt eben die Spätlese - so war das sytem doch auch ursprünglich gedacht.
betrifft VDP: ich mache nun schon seit Jahren VDP-Verksotungen auf der Prowein und mein Fazit ist das Gleiche wie für alle anderen Betriebe: es gibt VDP-Betriebe, die über Jahre konstant hohes Niveau halten und deren Weine jeden Cent wert sind und es gibt eine mindestens genauso hohe Anzahl von Betrieben, deren Weine sensorisch dermaßen fehlerhaft sind, wie bei Nebenerwerbswinzern aus den 80er Jahren. Das Niveau ist leider so verwässert, dass man eigentlich nicht unbedingt von einem durchgehenden Qualitätssiegel sprechen kann. Nur beim Preis, da sind sich alle einig.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Bernd Schulz
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Bernd Schulz »

und es gibt eine mindestens genauso hohe Anzahl von Betrieben, deren Weine sensorisch dermaßen fehlerhaft sind, wie bei Nebenerwerbswinzern aus den 80er Jahren.
Als großer VDP-Skeptiker würde ich diesen Satz ja gerne unterschreiben, aber das kann ich beim besten Willen nicht. Für mich stellt sich das Problem ganz anders dar: Viele VDP-Betriebe produzieren nette, fehlerfreie, aber eben auch gesichtslose Einheitsweine, die dann aufgrund der VDP-Mitgliedschaft zu überhöhten Kursen auf den Markt kommen. Aber "dermaßen fehlerhaft wie bei Nebenerwerbswinzern aus den 80er Jahren"? Welche Betriebe sollen denn konkret unter die "mindestens genauso hohe Anzahl" fallen? Da würde ich schon um ein paar Namen bitten....

Beste Grüße

Bernd
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weingeist
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von weingeist »

Hallo Michael!

Prof. Zugang "Weingut/Winzer" - daher sei mir als "Weinfreund" eine Frage zu Deiner Aussage hoffentlich erlaubt:
MichaelWagner hat geschrieben:Und das mit den moderaten Alkoholgehalten ist als Winzer auch kein Problem. Wenn ich keine 13 % und mehr haben will, hole ich die Trauben eben früher rein, reduziere nicht so stark im Ertrag etcpp.
Kann ich die Trauben tatsächlich immer "früher" reinholen? Was ist mit der physiologischen Reife? Interessiert die niemanden mehr? Und - ehrlicherweise, 13 % bei einem trockenen Weißwein im hohen Gradationsbereich (als Ösi ;) denke ich da natürlich sofort wieder einmal an einen Smaragd) stören mich eigentlich in keinster Weise, wenn der Alkohol gut eingebunden ist.
Liebe Grüße
weingeist
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von octopussy »

weingeist hat geschrieben:Was ist mit der physiologischen Reife? Interessiert die niemanden mehr?
Gegenfrage: Warum interessiert dich die physiologische Reife?
Beste Grüße, Stephan
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von weingeist »

Hallo Stephan,
als Weinfreund, der seinem Körper (auch der Leber :) ) gerne gute Weine zukomen lässt, ist mir der Lesezeitpunkt, den der Winzer zu entscheiden hat, tatsächlich egal. Mich hat lediglich die Aussage von Michael irritiert, dass man die Trauben "früher reinholt", um weniger Alkohol im Wein zu haben.

Ich habe von Winzern in letzter Zeit oft gehört, dass sie zwar mit dem Refraktometer durch die Weingärten gehen, den Lesezeitpunkt aber trotzdem nicht nur von Öchsle oder KMW-Graden bzw. typischen analytischen Werten, wie Mostgewicht, PH-Werte oder Säure abhängig machen, sondern ganz bewusst Wert auf ausgereiftes Traubenmaterial legen. Erst in Gols hat mir wieder jemand gesagt, "ohne Traubenkosten geht gar nichts bei mir".

Es bringt also meines erachtens nichts, wenn ich die Trauben früher lese (womöglich vor der physiologischen Reife), nur um eine geringere Gradation im Lesegut zu haben.
Liebe Grüße
weingeist
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