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Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 15:50
von Olaf Nikolai
Herrn Hilses wohlgesetzten Worten Glauben zu schenken fällt mir ausgesprochen schwer.....kann mich noch gut an seinen Tip Chateau La Lagune in 2013 in Sub zu kaufen erinnern.....
Zum Thema Chateau Batailley ist zu sagen: Es fällt mir schwer für eine Flasche eines Weigutes praktisch ohne qualitative Reputation rund 50€ in der Sub vorzufinanzieren......unabhängig von der tatsächlichen Qualität des Weines......die zudem ja auch nahezu ein Solitär wäre....
Das umso mehr als das diese Weine noch unlängst im Diskounter verramscht wurden.
Die Qualität eines Weingutes bemisst sich für mich aus einer langjährigen qualitativen Stabilität.....gerade auch in etwas schwächeren Jahrgängen zu liefern......gutes Beispiel hier GPL 2014....... übrigens auch mit ordentlichem Anstieg des aufgerufenen Kaufpreises.

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 16:01
von UlliB
Matthias Hilse hat geschrieben: Die relevanten Weingüter geben nur noch solche Mengen in den Markt, dass es weniger eine Frage des besten Preises sein wird, als vielmehr, überhaupt an manche Weine zu kommen.
Das Lied höre ich nun schon seit ein paar Jahren. Nur hielt es bisher der Realität nicht Stand, und das wird es auch dieses Jahr nicht tun.

Beispiel Cos d'Estournel: morgen werden es zwei Wochen sein, dass der Wein im Markt ist. Durchweg extrem hoch bewertet, sicher einer der Weine des Jahrgangs, und gefühlsmäßig sogar fair bepreist, aber eben doch sehr teuer. Der ist breit gestreut in allen Größen verfügbar, nirgendwo abverkauft, und das wird so auch noch eine Weile bleiben. Und anders wird es mit den Pichons, den Las Cases und deren Konsorten auch nicht laufen. Weine mit Preisen weit jenseits von 100 Euro verkaufen sich nicht so leicht, Punkte hin oder her.

Natürlich wird es wieder ein paar Weine vom rechten Ufer geben, die kaum im Markt auftauchen. Trotanoy wird wie üblich ein "haste-nicht-gesehen"-Wein werden, La Fleur Petrus wohl auch, und der Vorjahresrenner Canon wird vielleicht auch Bücklingsware. Aber selbst bei Weinen mit vergleichsweise begrenzter Produktion funktioniert das Spiel nicht, wenn sie nur teuer genug sind. VCC 2015 galt einigen Kritikern als der Wein des Jahrgangs und war durchweg extrem gut bewertet. Trotzdem war der Wein monatelang zum Release-Preis zu finden, und er ist das sogar heute hier und da noch, und es braucht nicht viel Phantasie, um zu prognostizieren: bei der Arrivage wird der auch nicht teurer sein.

Das Gerede von den knappen Mengen verschleiert die Tatsache, dass hochwertiger Bordeaux heute vielleicht nicht mehr mit industriellen Methoden, aber immer noch in industriellen Mengen produziert wird - zumindest gemessen an dem, was in anderen Spitzengebieten passiert. Und die Preiselastizität des Marktes ist geringer, als mancher Händler sich das wünscht. Kommen die 2016er zu Preisen der 2010er oder gar darüber hinaus, wird man sie später zu gleichen Preisen oder auch günstiger im Markt finden. Vielleicht nicht alle, aber viele.

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 16:36
von sorgenbrecher
Matthias Hilse hat geschrieben: Als ich 2009 den Kunden, bei denen es im Gespräch darum ging, Bordeaux zu kaufen, die auch zur "Anlage" taugen, Batailley empfahl, haben das viele für einen schlechten Witz gehalten. Wenn ich das hier richtig lese, gilt das für 2016 auch so. Hedgefondsmanager würden für so eine Rendite richtig gut bezahlt werden :) .

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Nennen Sie mir bitte einen Vertriebskanal über den ich als Privatkäufer/Anleger diesen Wein in nennenswerter Quantität und nach Abzug aller Kosten/Gebühren/Abschläge deutlich oberhalb des damaligen Sub-Preises am Markt platzieren kann. Kaufen Sie mir 10 Kisten zu einem Flaschenpreis von > € 40,-/Fl. ab ?

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 16:45
von Matthias Hilse
Olaf Nikolai hat geschrieben:Herrn Hilses wohlgesetzten Worten Glauben zu schenken fällt mir ausgesprochen schwer.....kann mich noch gut an seinen Tip Chateau La Lagune in 2013 in Sub zu kaufen erinnern.....
Z
Lieber Herr Nikolai,

Sie müssen da etwas verwechseln, denn selbst wenn ich es hätte tun wollen, wäre es mir nicht möglich gewesen, Ihnen La Lagune 2013 in der Subskription zu empfehlen. Der Wein wurde nicht en primeur angeboten.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 16:51
von Matthias Hilse
sorgenbrecher hat geschrieben: Kaufen Sie mir 10 Kisten zu einem Flaschenpreis von > € 40,-/Fl. ab ?
Da meine ursprüngliche Antwort als verkaufsplattformverdächtig angesehen wird, erlaube ich mir, sie zu überschreiben.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 17:46
von Desmirail
Manchmal wird "Das Weinforum" IMHO als Verkaufplattform benutzt. :oops:

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 18:13
von Jochen R.
Also auch ich kann mich noch gut an eine Email erinnern, in der mir
der Kauf von La Lagune 2013, 100 % Cab. Sauvignon, besonders ans
Herz gelegt wurde.
Aber nicht so wichtig, viel mehr interessiert mich zu diesem Zeitpunkt
immer, wann die aktuell fällige Subskription (sprich 2014) ausgeliefert
wird ...

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 18:43
von octopussy
UlliB hat geschrieben: Das Gerede von den knappen Mengen verschleiert die Tatsache, dass hochwertiger Bordeaux heute vielleicht nicht mehr mit industriellen Methoden, aber immer noch in industriellen Mengen produziert wird - zumindest gemessen an dem, was in anderen Spitzengebieten passiert. Und die Preiselastizität des Marktes ist geringer, als mancher Händler sich das wünscht. Kommen die 2016er zu Preisen der 2010er oder gar darüber hinaus, wird man sie später zu gleichen Preisen oder auch günstiger im Markt finden. Vielleicht nicht alle, aber viele.
So sieht es aus. Mich interessieren viele Weine des Jahrgangs 2016 durchaus, aber zu 2010er Subskriptionspreisen bin ich nicht dabei. Und ich vermute, dass auch viele andere Käufer zu den Preisen zurückhaltend sind. 2010 haben sich viele die Finger verbrannt. Niemand kauft gerne Weine, die nach der Subskription günstiger sind. Mir waren die 2010er (vor allem nach den schon teuren 2009ern) auch zu teuer und ich hab so gut wie keine gekauft (6 Flaschen Cru Bourgeois unter 15 Euro/Fl., das war's). Und jetzt soll 2016 die (zu) hohen Preise der 2010er in der Subskription vergessen machen, nur weil es gerade der Jahrgang ist, der gerade verkauft werden muss?

Die angeblich knappen Mengen sind ein Witz. 2016 war der ertragsstärkste Jahrgänge seit 2006. Möglicherweise geben die Châteaux jetzt nur knappe Mengen in die Subskription. Damit verkauft sich der zurückgehaltene Rest aber auch nicht. Irgendwann müssen die Mengen ja in den Markt. Ich als Käufer wäre ja happy, wenn ich in 10 Jahren die Weine, die ich aus 2016 gerne hätte, zum Subskriptionspreis, meinetwegen + 2 Euro pro Lagerjahr, kaufen könnte. Das würde Entspannung im übervollen Keller bringen. Darauf setze ich auch, wenn die Preise sich im Bereich 2010 oder sogar drüber bewegen. Zu den Preisen macht eine Subskription null Sinn.

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 19:08
von toska
Desmirail hat geschrieben:Manchmal wird "Das Weinforum" IMHO als Verkaufplattform benutzt. :oops:
Ich bin nicht der Anwalt von Herrn Hilse, aber ich denke ich liege nicht komplett daneben, wenn ich ihm allein aufgrund der guten letzten Bordeaux-Jahre ein Geschäftsvolumen unterstelle, das ihm Gelassenheit ohne mitschwingende Geschäftsinteressen in der Diskussion mit Weinliebhabern verleihen sollte.
Ich schreibe diesen Kommentar, weil ich gerne mehr Kommentare von Leuten wie ihn hören würde, die am Puls des Geschehens sind und eine Kennerschaft besitzt, die meiner Meinung nach aufklärend- beschreibend formuliert, ein signifikanter Gewinn für den Leser sind.

Ich habe in meinem Leben viell. 50 versch. Bordeaux probiert, so viele wie manche hier an einem Nachmittag, ich muss mir viele Weine erst "im Kopf zurechtbiegen", bevor ich Kaufentscheidungen treffe. Und diese hängen nicht nur vom Weinstil ab, sondern von Geschichten rund um Weingüter, Weinmacher, Händler, Jahrgangseinschätzungen und nicht zuletzt vom Preis.

Und wenn ich einen Batailley kaufe, den Herr Hilse als großen Wein einstuft und ihm eine fantastische Entwicklung prophezeit, dann ist das auch eine Geschichte, die dem Wein (sollte ich ihn subsen) eine zusätzliche interessante Facette verleiht. Die Geschichte um das Weingut hat man vielleicht mitbekommen, aber wer war vor Ort und kann aktuelle gustatorische Bestätigungen/Widerlegungen einbringen?
Was für mich heißt: Nur zu, mehr von diesen Storys, der verlinkte Dekanter Artikel war auch erhellend.

Die Orthodoxie in diesem Forum erinnert mich manchmal an die katholische Kirche: Nur ja nicht über das Gewohnte hinausgehen zum Schutz von Qualität und Formalität.

Gruß, Toska

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: So 7. Mai 2017, 19:39
von UlliB
toska hat geschrieben: Ich bin nicht der Anwalt von Herrn Hilse, aber ich denke ich liege nicht komplett daneben, wenn ich ihm allein aufgrund der guten letzten Bordeaux-Jahre ein Geschäftsvolumen unterstelle, das ihm Gelassenheit ohne mitschwingende Geschäftsinteressen in der Diskussion mit Weinliebhabern verleihen sollte.
Seit 2009 gab es keinen Jahrgang mehr, der für den Handel wirklich gut gelaufen ist. Einige Jahre seitdem waren für den Handel eine veritable Katastrophe. Außerdem gilt: zählen tut immer nur das aktuelle Geschäft.
Ich schreibe diesen Kommentar, weil ich gerne mehr Kommentare von Leuten wie ihn hören würde, die am Puls des Geschehens sind und eine Kennerschaft besitzt, die meiner Meinung nach aufklärend- beschreibend formuliert, ein signifikanter Gewinn für den Leser sind.
Ich schätze die Markteinblicke von Herrn Hilse sehr, und ich halte ihn für einen sehr guten Verkoster. Das ändert aber nichts daran, dass er die Marktentwicklung schon häufiger falsch eingeschätzt hat.
Die Orthodoxie in diesem Forum erinnert mich manchmal an die katholische Kirche: Nur ja nicht über das Gewohnte hinausgehen zum Schutz von Qualität und Formalität.
Die einzige relevante Frage in einer Subskriptionskampagne ist diese: lohnt es sich, diesen oder jenen Wein zu subskribieren, oder nicht? Das hat mit Qualität überhaupt nichts zu tun, aber sehr viel mit Marktgesetzen, und die ändern sich so schnell nicht.

Wenn Du unorthodox handeln möchtest: nur zu. Alle, die schon lange dabei sind, haben mit so etwas schon einiges Geld im Markt versenkt. Aber jeder muss seine Erfahrungen selber sammeln.

Gruß
Ulli