Hallo zusammen,
in netter Runde haben wir kürzlich ein paar gemischte Rioja probiert. Los ging es (blind) mit drei Weinen aus den 1990ern.
1. Bodgeas Bretón - 1997 Loriñon Reserva (angeblich ein zur normalen Reserva herabgestufter Alba de Bretón Reserva)
2. La Rioja Alta - 1995 Viña Ardanza Reserva
3. Baron de Ley - 1994 Gran Reserva
Der 1997 Loriñon Reserva hatte leider Kork. Da ich nicht sonderlich TCA-empfindlich bin, fand ich den Wein eigentlich recht schön zu trinken, aber ein leichter Schleier über dem Wein war leider nicht zu verleugnen. La Rioja Alta 1995 Ardanza stank ziemlich brachial schweflig-reduktiv in der Nase, was leider auch mit zunehmender Belüftung (in der offenen Flasche) nicht besser wurde. Vielleicht muss man den Wein gleich ein paar Stunden dekantieren? Am Gaumen war er jedenfalls herrlich, wunderbar reif-fruchtig, samtig und tief. Auch der Baron de Ley 1994 Gran Reserva wusste zu gefallen, hatte zwar etwas prominente animalische Noten, diese aber recht attraktiv ins Gesamtpaket verpackt. Aus dem Flight war er der Favorit der meisten in der Runde.
Als nächstes kam ein Altwein-Flight:
4. Bodegas Berberana - 1952 Gran Reserva
5. Bodegas Berberana - 1964 Gran Reserva
Der 1952er war schon arg madeirisiert und müffelte ziemlich brutal nach Maggikraut. Mit der Zeit gewöhnt man sich zwar dran, aber ein Vergnügen war die Nase nicht. Schade eigentlich, denn am Gaumen konnte der Wein durchaus gefallen mit seiner rotfruchtig-persistenten Art. Der 1964er wirkte zwar deutlich jünger als er war und für sein Alter erstaunlich frisch, aber mehr als ein "netter Wein" war uns allen eher nicht zu entlocken. Da war einfach nicht mehr viel Fleisch am Knochen, wobei etwas Belüftung durchaus kleine Veränderungen zum Positiven hin bewirkte.
Dann waren wir in der "Neuzeit" angekommen:
6. Baron de Ley - 2003 Finca Monasterio
7. Baron de Ley - 2001 Reserva
8. La Rioja Alta - 2001 Viña Ardanza Reserva Especial
Der Baron de Ley Finca Monasterio schmeckte mir überhaupt nicht, er war ja durchaus ganz attraktiv mit seiner Brombeerlikör-Note, aber auf Dauer wirkte das - zusammen mit dem Holz - schon ziemlich aufgesetzt und nach Leoparden-Blouson (siehe auch das etwas prollige Etikett (in Form einer auf Bronze getrimmten Plakette) des Weins). Außerdem störte hier eine alkoholisch-brandig-scharf-bittere Komponente im Abgang. Dass der Wein ziemlich unharmonisch war, könnte auch an dem Jahrgang gelegen haben. Andere Jahrgänge dieses Weins kenne ich nicht.
Viel besser fand ich da die einfache Reserva aus 2001, ein richtig angenehm zu trinkender Rioja, wirkt einigermaßen modern, hat auch eine kleine Holznote, aber ist schön strukturiert und hat ausreichend Tiefgang. Für den halben Preis des Monasterios und insgesamt für knapp über 8 Euro ist das ein ausgezeichnetes Preis-/Genuss-Verhältnis.
Blind nicht erkannt habe ich den La Rioja Alta 2001 Ardanza Reserva Especial. Blind hatte ich angesichts der Vanille-Orgie im ersten Naseneindruck auf einen viel moderneren Rioja getippt, lag damit aber natürlich völlig falsch. Jedenfalls hat mir der Wein noch mal besser gefallen als vor knapp 1,5 Jahren. Davon muss man sich eigentlich eine ganze Kiste in den Keller legen, zumal der Wein mit dem Release des 2004ers vor einer Weile jetzt im Zweifel etwas von der Bildfläche verschwinden wird.
Zuletzt hatten wir noch einen Castillo Ygay Flight:
9. Marques de Murietta - 2004 Castillo Ygay Gran Reserva Especial
10. Marques de Murietta - 2001 Castillo Ygay Gran Reserva Especial.
Der 2004er hatte leider ziemlich brachialen Kork

. Der 2001er war sehr schön, scheint mir aber noch etwas vom idealen Reifezeitpunkt entfernt zu sein. Grundsätzlich war er schon ein bisschen besser als der 2001er Rioja Alta Ardanza Reserva Especial, einfach ein bisschen dichter in der Struktur mit harmonischerer Säure und gleichzeitig mit schöner Rioja-Art. Allerdings schien er mir im Mund im Finish noch ganz leicht unharmonisch. Noch etwas Flaschenreife dürfte das aber richten.
Im Fazit hatten wir leider zwei Mal Korkpech und zwei Mal Altweinpech, was wirklich schade war bei den Weinen, die nicht "gezündet" haben. Für mich hat sich im Übrigen weiter verfestigt, dass Rioja Alta Ardanza Reserva einfach eine Bank ist (gerade bei dem Preis).
Hier sind meine Notizen im Detail: