Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Ollie
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Ollie »

Off-topic: Was mir in Neil Martins Bescheibungen aufgefallen ist: Noch nie(?) hat er so oft in seinen Texten darauf abgehoben, wie viele Jahrgaenge er von einem Wein kennt, seit wann der auf die en-primeur-Verkostungen geht, seit wann er welche Weine trinkt usw. usf. Dieses bragging ist hochgradig unbritisch, aber er scheint zu glauben, sich dieses Jahr als Parker-Nachfolger Autoritaet (in China..?) verschaffen zu muessen.

Ausserdem werde ich das Gefuehl nicht los, dass dieser sein erster Jahrgang ist, bei dem er fuer die Leser schreibt, statt einfach nur seine (gelegentlich rehct pointierte) Meinung wiederzugeben. Als ob ihn die Investoren mal zur Seite genommen und ihm das Geschaeftsmodell des Wine Advocate erklaert haetten...

Cheers,
Ollie
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innauen
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von innauen »

Ollie hat geschrieben: Als ob ihn die Investoren mal zur Seite genommen und ihm das Geschaeftsmodell des Wine Advocate erklaert haetten...

Cheers,
Ollie
Ich glaube das beschreibt die Punktevergabe beim WA in diesem Jahr und in allen Jahren seit dem Verkauf nach Singapur ganz gut. :mrgreen:

Vielleicht sollte sich davon verabschieden, dass irgendein Kritiker noch eine Unabhängigkeit besitzt (wie denn auch in Zeiten rückgängiger Zeitschriftenverkäufe). Möglicherweise ist das auch nicht schlimm. Das Niveau der Weine ist generell sehr hoch. Dann suche ich mir den Kritiker/Händler, der meinem Profil am ehesten entspricht. Ganz große Pleiten bleiben aus und mit ein wenig selbsterfüllender Prophezeiung zaubere ich mir für 25 Euro einen Hundertpunktewein aus Bremen ins Glas :lol:

Grüße,

wolf
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octopussy
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von octopussy »

Gestern kam noch Meyney raus. Ca. 26 Euro EVP, d.h. knapp über 2014.

Heute dann auch Suduiraut, 8,6% über 2014, EVP wird wohl bei über 50 Euro liegen.

http://www.blog.liv-ex.com/2016/05/sudu ... tages.html
Beste Grüße, Stephan
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innauen
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von innauen »

Hallo,

es kommen schon Weine. Zwar noch nichts, aus dem Angebot, auf das alle warten. Aber genug, um gelassen alle Hoffnungen auf eine Bepreisung von unterhalb von 2009 fahren zu lassen.

Pressac, rund 25 Euro EVP (kostete 2009 rund 20 Euro EVP)
Fleur Cardinale, rund 35 Euro EVP (kostete 2009 noch 32 Euro)
Tour Carnet, rund 27 Euro EVP
Marquis de Alesme, EVP 37 (bisheriger Höhepunkt 2010 mit 32 Euro)

Warum sind die Preise so, obwohl Verbraucher, Händler und Negociants nach niedrigeren Preisen verlangen? Weil der Markt es erlaubt. Stupid! Ich habe es weiter vorn beschrieben. Die Preisgestaltung läuft drehbuchartig ab. Die Masse der Chateau einigt sich auf ein Referenzjahr, schaut am Platz Bordeaux was für die jeweiligen Weine aus diesem Jahrgang am Markt gezahlt wird und nimmt dann einen kleinen Abschlag für die Subskription vor. E Voila!

Beispiel Fleur Cardinale. Der 2009er wird ab 45 Euro EVP gehandelt. Damit ist er teurer als bei der Subs. Dh aus der Sicht des Chateaus hat sich die Subs für die Käufer gelohnt. Warum jetzt noch eine weitere Belohnung ausgeben? Bordeaux orientiert sich seit jeher am Preis. Schon die Klassifikation von 1855 wurde nicht nach Regeln der Qualität sondern nach Regeln des Marktes aufgestellt. Die Preise werden erst sinken, wenn sie am Markt nicht mehr durchsetzbar sind. 1990 war das so (obwohl der Jahrgang gut war). 2008 war das wieder so (Finanzkrise). Und wenn es das nächste Mal so weit sein wird, dann haben wir andere Probleme als die Subskription - oder es gab fünf gute Jahrgänge nacheinander und es gibt ein Überangebot.

Grüße,

Wolf
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harti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von harti »

Hallo Wolf,

die Orientierung an 2009 hilft bei den von Dir genannten Weingütern nur bedingt weiter. Z.B. Pressac ist bereits in den vergangenen Jahren teurer geworden, völlig losgelöst von den Jahrgangsbewertungen:

http://www.bordoverview.com/?wine=Pressac%2C+de

Das Gleiche gilt auch für Marquis d'Alesme:

http://www.bordoverview.com/?wine=Marquis+d%27Alesme

Grüße

Hartmut
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innauen
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von innauen »

Hallo Harti,

meine Orientierung ist der gegenwärtige Marktpreis des Jahrgangs, den die Chateau selbst als Referenz ausgegeben hat - nicht der Subspreis von damals.

Grüße,

Wolf
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octopussy
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von octopussy »

innauen hat geschrieben: Warum sind die Preise so, obwohl Verbraucher, Händler und Negociants nach niedrigeren Preisen verlangen? Weil der Markt es erlaubt. Stupid!
Mit Verlaub, du wirst wohl kaum beurteilen können, ob der Markt eine solche Preisgestaltung erlaubt. Wieviel in den Jahrgängen 2010 bis 2014 tatsächlich an Endkunden durchverkauft wurde, weiß kein Mensch. Wieviel Flaschen aus der Zeit noch in Lägern der Châteaux und der Négociants liegen, wissen nur Insider.
Beste Grüße, Stephan
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Trinkfreude »

Wenn man die Zahlen etwas genauer betrachtet, könnte man durchaus schon eine gewisse Differenzierung herauslesen:
  • - Die Chateaux der in 2015 begünstigten Appellationen (nach Mehrheitsmeinung: rechtes Ufer, Graves/Pessac Leognan, Margaux) zielen auf die 2009er Preise (mal knapp drüber, mal knapp drunter).
    - Die anderen Appellationen am linken Ufer machen eher einen gewissen Aufschlag auf die 2014er Preise, bzw. liegen eher näher bei diesen als bei den 09ern.
La Tour Carnet beispielsweise gab es 2014 für ca. 24€, der 2015er kostet jetzt wohl ca. 27€, 2009/2010 waren aber bei 32-34€. Mal sehen, ob sich das so fortsetzt. Neal Martin hat ja seine Bewertungen doch relativ deutlich differenziert - einigen Chateaux (auch auf dem linken Ufer) hat er damit Steilvorlagen geliefert, anderen eher nicht...
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Matthias Hilse »

octopussy hat geschrieben: Mit Verlaub, du wirst wohl kaum beurteilen können, ob der Markt eine solche Preisgestaltung erlaubt. Wieviel in den Jahrgängen 2010 bis 2014 tatsächlich an Endkunden durchverkauft wurde, weiß kein Mensch. Wieviel Flaschen aus der Zeit noch in Lägern der Châteaux und der Négociants liegen, wissen nur Insider.
Ich glaube, man sollte hier differenzieren zwischen den Weinen, die Assetqualität haben und solchen, die für die "Trinkkunden" bestimmt sind. Da die Zentralbankdinge nun einmal so sind, wie sie sind, gibt es ein Bordeauxsegment, das nach den gleichen Gesetzen funktioniert wie momentan Oldtimer, Kunst, Luxusuhren u.Ä.

Wer sich einmal die Mühe macht, die großen Bordeaux 2010 vom linken Ufer in Deutschland vorrätig zu finden, wird leicht sehen, dass hier keine überbordende Liquidität zu erkennen ist.

Nehmen wir als Beipiel, wie der Markt Preise beeinflusst, Fleur Cardinale. Ex nego kostete er seit 2009 22,8 - 25,00 - 21,60 - 21,60 - 21,60 - 24,00 - 26,00. Das Weingut dürfte keinen Wein mehr haben, es gibt in Bordeaux noch ein paar Negociants, die von 2009 noch kleine Mengen zu etwa 40 EUR (netto) anbieten. 2010 dürfte ähnlich sein. Es gibt einen recht illiquiden Sekundärmarkt, aber niemanden, der den Wein signifikant hortet. Wer aktuell 2009 und 2010 probiert, sieht leicht ein, dass dies ein ziemlich verdammt guter, wenn auch moderner Bordeaux, ist mit einer aussergewöhnlichen Tanninexzellenz. 2015 steht 2009 und 2010 potentiell nicht nach, und wer Jeff Leve, der wie kein Zweiter aus dem angelsächsischen Sprachraum sprachlich das erfasst, was den einzelen Wein ausmacht (das ist für jemanden, der die Weine ja auch selbst verkostet und sich müht, ihre jeweiligen Eigenarten linguistisch zu erfassen eine besondere Würdigung wert) vertraut, kann leicht ermessen, dass der Abschlag auf den Marktpreis von etwa 40 EUR mit 35% für das Wort "potentiell" nicht knauserig bemessen ist.

Betrachtet man die einzelnen Preise unter diesen Aspekten, hat man einen guten Indikator, welcher Einkauf sinnvoll ist oder auch nicht.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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innauen
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von innauen »

Trinkfreude hat geschrieben: La Tour Carnet beispielsweise gab es 2014 für ca. 24€, der 2015er kostet jetzt wohl ca. 27€, 2009/2010 waren aber bei 32-34€. Mal sehen, ob sich das so fortsetzt. Neal Martin hat ja seine Bewertungen doch relativ deutlich differenziert - einigen Chateaux (auch auf dem linken Ufer) hat er damit Steilvorlagen geliefert, anderen eher nicht...
Präziser ist es sich an den ex-nego Preisen zu orientieren. Die angegebenen Preise für 2009/2010 scheinen mir EVP-Preise zu sein.

ex nego kostete La Tour Carnet
2009 : 19,40
2010: 19,70
2011-2014 alle darunter
2015: 19,80 Euro.

Auf Bordoverview sind EVP-Preise eines holländischen Händlers ausgewiesen. Die sind nicht immer konsistent.
http://www.bordoverview.com/?wine=Tour-Carnet%2C+la

Der gegenwärtige deutsche EVP für Tour Carnet 2010 liegt bei ca. 35 Euro. Incl. eines Abschlags kann man einen Subspreis von 27 Euro gut begründen. Ein tieferer Preis würde dagegen günstiger als der Preis für den Vorjahreswein 2014 ausfallen (derzeit ca. 25 Euro EVP). Warum sollte das Chateau das tun?

Grüße,

Wolf
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