Und wenn man (= VDP) unbedingt eine Vierstufigkeit will, hätte man keine Stufe kramphaft dazwischenpressen sollen und sondern eine weitere nach oben hin (Bottom-up) geschaffen. Die Klassifikation regelt dann der Preis, sicher nicht von heute auf morgen, aber im Laufe der Jahre.
Wie es ohnehin VDP Betriebe gibt, deren trockener Spitzenwein nicht das Große Gewächs ist (Becker, Künstler, ...).
Ciao
Peter
Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Der Preis, ganz einfach.BuschWein hat geschrieben:Ich sehe schon einen Sinn in einer Unterscheidung von ersten und großen Lagen, ansonsten habe ich doch keine echte "Lagenklassifikation".
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Wenn die Zugeständnisse gemacht werden mussten, hätte man die Sache in dieser Form gar nicht erst anfangen dürfen. Schlussendlich haben auf diese Art und Weise die Mitglieder ihren eigenen Verband zum Kasperlesverein abgestempelt und auch für die weitere Zukunft in so ziemlich jeder Hinsicht erpressbar gemacht.Dirk Würtz hat geschrieben: Automatisch mussten Zugeständnisse gemacht werden
Ich glaube übrigens nicht, dass die Mehrzahl der Mitglieder das Konzept nicht wirklich verstanden hat oder schlicht die Zeit zur Umstellung des eigenen Betriebes verpennt wurde. Die wollten das, war da unter der Meinungsführerschaft einiger weniger (Stichwort: "Mittelhaardt-Mafia") beschlossen wurde, für ihren eigenen Betrieb nie wirklich umsetzen, und haben es nach Möglichkeit von Anfang an unterlaufen oder umgangen, oder gar zur Gänze ignoriert. Im VDP drin sein: ja, gerne. Die Verbandsregeln umsetzen: nur wenn es in den eigenen Kram passt.
Wörtliche Äußerung eines international sehr bekannten VDP-Winzers: "Sollen die mich doch rausschmeißen! Das können die gar nicht!"
Gruß
Ulli
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Der VDP konnte doch sicher vorher einschätzen, dass viel Mitglieder sich nicht an die Regelungen halten werden. Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, frühzeitig mit diesen das Gespräch zu suchen, anstatt jetzt so ein Wischiwaschi zu haben.
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Bei 200 Charakteren ist das wohl alles nicht so einfach.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Yep. Der Vorgang heißt auf Neudeutsch stakeholder analysis und gehört in die Anfangsphase jedes größeren Veränderungsprozesses.Birte hat geschrieben:Der VDP konnte doch sicher vorher einschätzen, dass viel Mitglieder sich nicht an die Regelungen halten werden. Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, frühzeitig mit diesen das Gespräch zu suchen, anstatt jetzt so ein Wischiwaschi zu haben.
Es reicht eben nicht, ein paar vielleicht ganz gut durchdachte Ideen zu haben; man muss auch wissen, ob man sie überhaupt umsetzen kann, und falls ja, wie. Diesbezüglich hat sich der VDP eine handwerkliche Stümperei nach der anderen geleistet. Und so sieht das vorläufige Endprodukt dann halt auch aus

Gruß
Ulli
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
"...das Gespräch zu suchen" klang vermutlich von der Formulierung her zu sehr nach "Psychotante von Seite drei". Ulli hat dem ganzen ja jetzt mit "stakeholder analysis" die richtige zeitgemäße Bezeichnung gegeben. Schaut man sich an, welche Fragestellungen sich dahinter verbergen, wird schnell klar, dass jeder mit gesundem Menschenverstand auf so etaws mit ein wenig logischer Überlegung kommt. Ein Fragebogen mit fünf Punkten und der entsprechenden Auswertung hätte es vermutlich getan.Dirk Würtz hat geschrieben:Bei 200 Charakteren ist das wohl alles nicht so einfach.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Tja, nur ist das mit dem "gesunden Menschenverstand" und der "logischen Überlegung" so eine Sache. Wenn man fest daran glaubt, ein gutes und überzeugendes Konzept zu haben, ist es vermutlich einfach menschlich, anzunehmen, dass andere Leute das Konzept ebenfalls für gut und überzeugend halten, und wenn sie dann noch anfänglich "ja" dazu sagen, naiv zu unterstellen, dass sie exakt das gleiche darunter verstehen wie man selber und bei der folgenden Umsetzung keine Hintergedanken haben oder gar eine ganz eigene Agenda verfolgen.Birte hat geschrieben: Schaut man sich an, welche Fragestellungen sich dahinter verbergen, wird schnell klar, dass jeder mit gesundem Menschenverstand auf so etaws mit ein wenig logischer Überlegung kommt.
Ähnliches passiert ja auch in wesentlich größerem Umfang als beim VDP: da wird mal eben ein halber Kontinent in einer Währungsunion zusammengefasst, bei der man einfach darauf hofft, dass sich auch alle brav an die Regeln halten - schließlich haben sie das ja zugesagt (auch wenn man weiß, dass da von Anfang an das eine oder andere nicht ganz hasenrein ist), und ein gutes Jahrzehnt später und ein paar Billionen Schulden mehr stellt man erschüttert fest, dass die Sache wohl doch nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat, und dass mittlerweile alle zusammen gegen alle vereinbarten Regeln verstoßen.

Es gibt, wie gesagt, durchaus eine Systematik, mit der man größere Veränderungsprozesse angeht. In Großkonzernen ist sie meistens bekannt und wird auch angewendet. Manchmal. Mindestens genauso häufig aber nicht, denn sie ist aufwendig und lästig, und außerdem könnte dabei herauskommen, dass das, was man sich in den Kopf gesetzt hat, gar nicht erreichbar ist. Und nichts ist für manche Leute verstörender als eine sich in Luft auflösende eigene Vision; da versemmelt man doch lieber ein Großprojekt und versenkt dabei ordentlich Geld und riskiert im schlimmsten Fall die Existenz des Unternehmens, aber man hat sich wenigstens durchgesetzt.

Gruß
Ulli
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Die vergleiche mit der großen Politik finde ich jetzt doch etwas übertrieben, bleiben wir doch besser bei der Klassifikation des VDPs.
Ulli, was wäre denn die Alternative gewesen? Es einfach sein lassen, wenn man erkennt es gehen nicht alle den gleichen Weg? Oder doch eher hoffen, dass der eintretende Erfolg die Skeptiker überzeugt?
Natürlich ist das aktuelle System mit all seinen Ausnahmen höchst unzufrieden stellend. Andererseits gibt der Erfolg der VDP-Winzer, insbesondere der VDP-Winzer, die das neue System schon recht weitgehend umgesetzt haben doch der Entscheidung recht es jetzt einfach mal zu machen. Wie ich schon geschrieben habe, 10 Jahre für eine solch starke Änderung der Bezeichnung der trockenen Weine, das ist doch keine Zeit, da sollte man jetzt auch nicht die komplette Stringenz und Logik über alle Weingüter erwarten.
Viel interessanter als die Probleme bei der Umsetzung innerhalb des VDPs finde ich wie sehr die neue Klassifikation über den VDP hinaus ausstrahlt, insbesondere in Rheinhessen orientieren sich zumindest die jüngeren und gut ausgebildeten Winzer fast alle an der neuen Abstufung.
Natürlich könnte das ganze schon besser und umfassender umgesetzt sein, aber wenn man auch noch bedenkt, dass das ganze innerhalb eines Vereins stattfindet, wo keine oder zumindest kaum eine Möglichkeit der Reglementierung der einzelnen Mitglieder vorhanden ist, dann ist das schon ein toller Erfolg.
Man betrachte sich einfach mal die GG-Präsentation in Wiesbaden für Presse und Fachpublikum und die GG-Präsentation in Berlin Anfang September, so eine Aufmerksamkeit auch international hatte der deutsche Wein vorher nicht.
Ulli, was wäre denn die Alternative gewesen? Es einfach sein lassen, wenn man erkennt es gehen nicht alle den gleichen Weg? Oder doch eher hoffen, dass der eintretende Erfolg die Skeptiker überzeugt?
Natürlich ist das aktuelle System mit all seinen Ausnahmen höchst unzufrieden stellend. Andererseits gibt der Erfolg der VDP-Winzer, insbesondere der VDP-Winzer, die das neue System schon recht weitgehend umgesetzt haben doch der Entscheidung recht es jetzt einfach mal zu machen. Wie ich schon geschrieben habe, 10 Jahre für eine solch starke Änderung der Bezeichnung der trockenen Weine, das ist doch keine Zeit, da sollte man jetzt auch nicht die komplette Stringenz und Logik über alle Weingüter erwarten.
Viel interessanter als die Probleme bei der Umsetzung innerhalb des VDPs finde ich wie sehr die neue Klassifikation über den VDP hinaus ausstrahlt, insbesondere in Rheinhessen orientieren sich zumindest die jüngeren und gut ausgebildeten Winzer fast alle an der neuen Abstufung.
Natürlich könnte das ganze schon besser und umfassender umgesetzt sein, aber wenn man auch noch bedenkt, dass das ganze innerhalb eines Vereins stattfindet, wo keine oder zumindest kaum eine Möglichkeit der Reglementierung der einzelnen Mitglieder vorhanden ist, dann ist das schon ein toller Erfolg.
Man betrachte sich einfach mal die GG-Präsentation in Wiesbaden für Presse und Fachpublikum und die GG-Präsentation in Berlin Anfang September, so eine Aufmerksamkeit auch international hatte der deutsche Wein vorher nicht.
Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!
Eines würde mich noch interessieren: Sollen diese Richtlinien in Zukunft für alle VDP-Betriebe gültig sein oder nur für die, die auch Große Gewächse anbieten? Ich denke da z.B. an Koehler-Rupprecht, der ja im Saumagen trockene Prädikatsweine vom Kabinett bis zur Auslese erzeugt, aber so weit ich weiss kein GG.
Grüße, Christopher
Grüße, Christopher