Heinrich, Gols

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
Nora
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Nora »

EThC hat geschrieben: Mi 4. Sep 2024, 23:56
Nora hat geschrieben: Mi 4. Sep 2024, 23:09 Erstaunlich auch deshalb, weil 2003 ein sehr heißes Jahr war.
...am Neusiedlersee auch? Das Wetter dort ist nicht immer in die gleiche Schublade zu stecken wie in D...
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, im Sommer 2003 war ich an der Côte d’Azur, es war so heiß, dass man es nur im Meer aushalten konnte, hinter uns brannten die Wälder, im Fernsehen liefen die Tour de France, bei der Lance Armstrong knapp vor Jan Ullrich gewann und ständig Nachrichten über die große Hitze in ganz Europa.

Ab dem Jahr 2005 machte ich regelmäßig mehrmals im Jahr Urlaub in Österreich und wir diskutierten viel insb. über die Rotweine der Jahre 2002/2003/2004. Die 2003er waren im Vergleich zu den anderen beiden Jahren deutlich ausgereifter, heißer und gefielen oft nicht so gut.

Auf https://www.oesterreichwein.at/ heißt es dazu:

„Das Weinjahr und der Jahrgang 2003
...
Der Wetterverlauf
Für Frühlingsgefühle war kaum Zeit, denn schon eine Woche nach Ostern setzte eine Hitzewelle ein, die beinahe vier Monate anhielt. Mitte Mai verwüstete ein Hagelsturm weite Teile der Wiener Weinberge, ansonsten verlief die Blüte bei trockenem, warmen Wetter weitgehend unproblematisch. Der heiße, fast niederschlagsfreie Sommer sorgte für einen Vorsprung in der Vegetation, wenn auch die jungen Reben teilweise unter der Trockenheit litten. Bei den südlichen Klimabedingungen war flexibles Handeln gefragt. Wer in „normalen“ Jahren mit dem Freistellen der Traubenzone erfolgreich war, tat diesmal gut daran, die Blätter am Stock zu lassen, um die Beeren nicht dem „Sonnenbrand“ auszusetzen. So früh wie noch nie begann Ende August am Ostufer des Neusiedlersees die Lese. Dann schlug das Wetter um, die Temperaturen fielen um mehr als 10 Grad, doch im September folgte ein sonniger „Altweibersommer“. Die Nächte blieben kühl, die Zuckerreife erfolgte daher langsamer, aber die Aromenbildung wurde gefördert. Größere Niederschläge blieben bis Mitte Oktober aus, sodass die Trauben absolut gesund waren.“

Und https://www.wine-searcher.com/ schreibt zum Jahrgang 2003 in Österreich:

„A mild spring that saw the occasional hailstorm in May eventually transformed into the searing hot summer that afflicted the whole of Europe. Younger vines suffered more than older vines with the roots able to access the deeper water reserves. Many producers also had to devise ways to shade their vines from the worst of the heat. Many of the grapes had to be harvested earlier than normal to avoid overcooked characters. However, for the grapes that were harvested later, temperatures dropped significantly towards the end of August. In September, daytime temperatures rose slightly but nights still remained cool and the grapes still hanging took advantage of the conditions with slower but steady ripening helping more complex aromatic characters to develop.“

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Gerald
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Gerald »

2003 war glaube ich in ganz Mitteleuropa sehr heiß - in Österreich jedenfalls war es so. Die Weine aus diesem Jahr - Weiß sowieso, aber auch Rot - waren oft eher schwierig. Das kühlere Jahr 2004 hingegen hat mir bei Rotweinen durch die Bank sehr gut gefallen, auch wenn von den Weinmedien meist als "kleines Jahr" bezeichnet.

Grüße
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Nora »

Gerald hat geschrieben: Do 5. Sep 2024, 07:55 2003 war glaube ich in ganz Mitteleuropa sehr heiß - in Österreich jedenfalls war es so. Die Weine aus diesem Jahr - Weiß sowieso, aber auch Rot - waren oft eher schwierig. Das kühlere Jahr 2004 hingegen hat mir bei Rotweinen durch die Bank sehr gut gefallen, auch wenn von den Weinmedien meist als "kleines Jahr" bezeichnet.

Grüße
Gerald
Danke, Gerald! Genau so waren auch meine Eindrücke.
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Nora »

Chrysostomus hat geschrieben: Do 5. Sep 2024, 07:12 Zu 2004: das war ja ein kühleres, nasses Jahr, das sich aber im Endeffekt als positive Überraschung herausgestellt hat. Die 2004er Magnum wird sicher ein Genuss! Bitte berichte, Nora!
Das mach ich gerne, Markus.

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Chrysostomus
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Chrysostomus »

Meine Erfahrung mit 2003ern ist im Bordeaux ähnlich wie in Ö: zuerst verschrien - heiß, nicht haltbar, keine Entwicklung usw.
Nach einigen Jahren dann doch viele positive Überraschungen (nicht alle, wohl gemerkt!). 2003 ist für mich in St.Estephe eines der besten Jahre überhaupt, der Montrose eine "kühle" Offenbarung, Cos und sogar Lafon Rochet jetzt erst recht ganz großes Kino. Auch der Gesellmann G aus Deutschkreutz konnte mich letztes Jahr noch überzeugen, ein Singerriedel von Hirtzberger ebenso wie ein Riesling Maximum von Hiedler aus dem Kamptal erst unlängst. Qualität setzt sich schließlich also doch durch... :D und am Ende ist alles Geschmacksache...

Edit: weil es mich jetzt selbst (natürlich aus rein wissenschaftlichen Gründen :D ) interessiert hat, bin ich gerade noch einmal meine Verkostungsnotizen der letzten Jahre mit der Suchfunktion nach 2003ern durchgegangen. Da waren tatsächlich verhältnismäßig viele Weine aus diesem heißen Jahr dabei.
Sehr positiv dabei aufgefallen:
Montrose, Cos d'Estournel, Lafon Rochet, Pape Clement, Leoville Poyferre, Leoville Barton, Labegorce, Belgrave (also auch PGV-Weine), Pontet Canet (große Flaschenunterschiede!), Giscours, DdC; aber auch zB eine grüne Kapsel Auslese Graacher Himmelreich von Molitor war erstaunlich frisch und schlank, auch eine Prüm-Auslese. Hiedler Maximum und Hirtzberger Singerriedel hab ich schon erwähnt. Aus dem Südburgenland war vor längerer Zeit ein Perwolff von Krutzler, aber auch seine Reserve und der Schiefer Reihburg dabei, ebenso die bereits erwähnten Salzberg von Heinrich und der G von Gesellmann. Alles nicht von schlechten Eltern...
"Underperformed" haben eher die Rechtsbänkler wie Pavie Macquin oder Larcis Ducasse, die ich normalerweise ganz gerne mag, aber auch linksufrig Poujeaux, Phelan Segur und Sociando Mallet (eine Gloria war definitiv defekt).
Was ich damit sagen will: ich kaufe bei Versteigerungen noch immer gerne 2003er nach und bin bisher zu gefühlt mind. 80% sehr gut damit gefahren...
Wer also etwas von den oben erwähnten 2003ern günstig los werden will - bitte melden! 8-)

Und um noch irgendwie beim Thread-Titel zu bleiben: der Salzberg 2003 spielt hier nach meinem Geschmack im Konzert der ganz großen mit und musste sich nach meiner Beurteilung nur dem Montrose, dem Cos und (je nach Flaschenzustand, weil sehr variabel) dem Pape Clement geschlagen geben.
Schöne Grüße, Markus
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EThC
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von EThC »

...goiler Orange mit typischer Heinrich-Handschrift:

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Chrysostomus »

Heinrich Salzberg 2007

Dieser Wein lässt kaum Wünsche offen: sehr harmonisch und gediegen schon in der Nase. Heidelbeeren, Zwetschken, Brombeeren. Man taucht in ein Meer aus dunklen Früchten. Diese Aromatik setzt sich auch am Gaumen fort. Holz gänzlich integriert, wunderbarer Fruchteindruck mit tertiären Aromen von nassem Laub und Espresso. Überzeugend aber auch die Struktur: der Wein hängt sich wie ein seidenes Tuch an den Gaumen und bleibt dort ewig hängen. Wunderschön! Bin froh, noch 2 Flaschen davon im Keller zu haben. Der Wein ist mit Sicherheit in der optimalen Reife, könnte aber noch einige Jahre dort verweilen...95+ Punkte
Schöne Grüße, Markus
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Nora »

Auch an dieser Stelle Danke für die schöne Notiz, Markus!
Wie ich schon oben bei meiner Notiz zum 07er Salzberg erwähnt habe, gefiel mir dieser Jahrgang immer besser als die früheren Jahrgänge 02, 03, 04 und 06. Soweit ich weiß, wurde der 07er statt in Barriques im großen Holzfass ausgebaut und das scheint dem Wein gut bekommen zu sein.

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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Chrysostomus »

Danke auch hier für deine Rückmeldung, Nora!
Ich muss gestehen, dass für mich der 2006er bisher insgesamt die Nase vorne hatte. Der war vor ca. 5 Jahren der Sieger einer Blindverkostung mit großen Bordeauxs. Generell kann man aber schon sagen, obwohl ich gerade bei Wein kein Freund von Verallgemeinerungen bin, dass der Salzberg in dieser Ära (2000-2007) ganz großes Kino ist. Habe noch keine Enttäuschungen erlebt. Jüngere Jahrgänge habe ich teilweise im Keller, aber noch nicht angegriffen...
Schöne Grüße, Markus
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Re: Heinrich, Gols

Beitrag von Nora »

Der am Wochenende getrunkene

2004 Salzberg aus der Magnum

präsentierte sich so, wie ich es mir erhofft hatte:

Zunächst ein offenes, schönes Bouquet mit dunklen Beeren, Cassis, herber Schokolade, Graphit und ganz dezent etwas Unterholz.

Am Gaumen mittlerweile nicht mehr massiv, sondern mit einer schönen Balance und Struktur, dabei mit hervorragender Dichte; auch hier gibt es die dunklen Beeren und Graphit; ein feiner süßer Kern öffnet sich in der Mitte unterlegt von einer den Wein durchziehenden mineralischen Ader; etwas Leder und Bitterschokolade sind zu bemerken; alles korrespondiert mit der feinen Holzwürze und den feinkörnigen, nur noch leicht schmirgelnden Tanninen; der Wein hallt sehr lange nach!

Eine ganz tolle Flasche auf dem Punkt! Hier haben sich das lange Aufbewahren und das Warten auf den richtigen Moment gelohnt.

VG, Nora
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