Re: Genossenschaftsweine
Verfasst: So 24. Jan 2021, 20:19
Baden, Bereich Ortenau
1991er Sasbachwaldener Spätburgunder Rotwein
Qualitätswein
Winzergenossenschaft Sasbachwalden/Baden
1 Liter Flasche
Der eher kurze Korken tadellos. Rötlich angefärbt, trocken, sich beim Herausdrehen nur geringfügig spaltend. Farblich bemerkenswert klassisch, leicht durchscheinend, aber eher kräftiges Granat mit bräunlichen Reflexen und dünnem orange-bräunlichem Rand. In der Nase verhaltene klassische Erdbeerfurcht, untergründig auch zweifelhafte vegetative Aromen. Auf alles gefasst, nehme ich den ersten Schluck. Schockierend , weil nicht sein kann, was nicht sein darf, die beerige, an einen jungen Bourgogne erinnernde, Frische. Das Rätsel wird schnell aufgelöst: Es gibt ordentlich Zucker im 11.5 Vol -Wein, der zu popigen, kurzlebigen Effekten am Gaumen führt. Jedoch hält sich der Wein ganz gut. Die Süße verkleistert eine nachhaltige Frucht, macht sie furchtbar dicklich. Unter ihr tummeln sich zumutbar modderige Aromen. Keine Ahnung, wie ich den Wein finden soll, also mache ich den Trinktest und der fällt positiv aus: Etwas bringt mich dazu, immer wieder zu probieren, obwohl es nicht viel gibt. Man sucht und hofft eben auf etwas neben der von Süße aufgepumpten Frucht
Einen Tag später erneut zurückhaltender Geruch im Glas- zarte Frucht, Dunkles. Wieder ein erster Schluck und wieder vielversprechend. Der Badener hat überhaupt nicht abgebaut, ist eher stabiler geworden. Er steht auf seiner Frucht und seiner Säure mit einigen Kraut-und Rüben-Aromen im Hintergrund, die derartig degeneriert sind, dass sie oft nur als feiner Unterton und eher selten dumpf-gammelig auffallen. Immer, wenn sich die Frucht vom Zucker befreien kann, wird sie interessant: So als schlanke, von Säure unterlegte Anmutung von Blaubeere und deutlich als roter Traubensaft. Beim intensiveren Nachschmecken geht es auch ins Laktische. Deutlich Kirschjoghurt. Auch pelzig.
Es gibt vereinzelte Momente einer einer ganz feinen, wunderbar schwebenden Erdbeere. Einige Male dachte ich, jetzt ist er wirklich durch, nur noch alte Klamotten in einer feuchten Kellerecke. Daraus erwächst mehrfach eine aromatische Blüte, besser gesagt, ein kraftstrotzendes Aroma eingelegter Pflaumen.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich empfehle diesen Wein nicht, ich habe mich bloß vertrunken. Aber es gibt ihn wohl auch nicht mehr.
Gruß, Kle
1991er Sasbachwaldener Spätburgunder Rotwein
Qualitätswein
Winzergenossenschaft Sasbachwalden/Baden
1 Liter Flasche
Der eher kurze Korken tadellos. Rötlich angefärbt, trocken, sich beim Herausdrehen nur geringfügig spaltend. Farblich bemerkenswert klassisch, leicht durchscheinend, aber eher kräftiges Granat mit bräunlichen Reflexen und dünnem orange-bräunlichem Rand. In der Nase verhaltene klassische Erdbeerfurcht, untergründig auch zweifelhafte vegetative Aromen. Auf alles gefasst, nehme ich den ersten Schluck. Schockierend , weil nicht sein kann, was nicht sein darf, die beerige, an einen jungen Bourgogne erinnernde, Frische. Das Rätsel wird schnell aufgelöst: Es gibt ordentlich Zucker im 11.5 Vol -Wein, der zu popigen, kurzlebigen Effekten am Gaumen führt. Jedoch hält sich der Wein ganz gut. Die Süße verkleistert eine nachhaltige Frucht, macht sie furchtbar dicklich. Unter ihr tummeln sich zumutbar modderige Aromen. Keine Ahnung, wie ich den Wein finden soll, also mache ich den Trinktest und der fällt positiv aus: Etwas bringt mich dazu, immer wieder zu probieren, obwohl es nicht viel gibt. Man sucht und hofft eben auf etwas neben der von Süße aufgepumpten Frucht
Einen Tag später erneut zurückhaltender Geruch im Glas- zarte Frucht, Dunkles. Wieder ein erster Schluck und wieder vielversprechend. Der Badener hat überhaupt nicht abgebaut, ist eher stabiler geworden. Er steht auf seiner Frucht und seiner Säure mit einigen Kraut-und Rüben-Aromen im Hintergrund, die derartig degeneriert sind, dass sie oft nur als feiner Unterton und eher selten dumpf-gammelig auffallen. Immer, wenn sich die Frucht vom Zucker befreien kann, wird sie interessant: So als schlanke, von Säure unterlegte Anmutung von Blaubeere und deutlich als roter Traubensaft. Beim intensiveren Nachschmecken geht es auch ins Laktische. Deutlich Kirschjoghurt. Auch pelzig.
Es gibt vereinzelte Momente einer einer ganz feinen, wunderbar schwebenden Erdbeere. Einige Male dachte ich, jetzt ist er wirklich durch, nur noch alte Klamotten in einer feuchten Kellerecke. Daraus erwächst mehrfach eine aromatische Blüte, besser gesagt, ein kraftstrotzendes Aroma eingelegter Pflaumen.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich empfehle diesen Wein nicht, ich habe mich bloß vertrunken. Aber es gibt ihn wohl auch nicht mehr.
Gruß, Kle