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Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 08:57
von Gerald
Wenn ich Wein machen würde, würde er (ggf. unter Schutzgas) in Ampullen eingeschmolzen - ohne Sulfitzugabe.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob man auch bei einem solchen Verschluss ohne Sulfit auskommt. Eher könnte das so wie bei frisch gepresstem Apfelsaft verlaufen - schon nach wenigen Minuten an der Luft tun die Phenoloxidasen ihre Wirkung und der Saft wird bräunlich und verliert an Geschmack ...
Grüße,
Gerald
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 11:26
von octopussy
Gerald,
mich interessiert, welche Position Du zur Frage der additiven Önologie vertrittst, nicht im Detail, sondern im Großen und Ganzen? Im Moment klingt es so, als wäre Deine Meinung (überspitzt) in etwa wie folgt: "Die Grenzen zwischen natürlich und nicht natürlich sind unklar. Deshalb haben Deklarationen von Inhaltsstoffen, Herstellungsmethoden, etc. keinen Sinn. Außerdem hat es keinen Sinn, sich als Konsument Gedanken über die Weinbereitung zu machen. Denn die Winzer lügen einen eh an und zwischen natürlich und nicht natürlich lässt sich keine klare Grenze ziehen."
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 11:41
von Gerald
Hallo Stephan,
ganz so sehe ich das natürlich auch nicht. Ich halte es nur für nicht sinnvoll, dass bestimmte Verfahren (z.B. Aufzuckerung) nicht angegeben werden müssen, nur weil sie seit langem üblich sind. Wenn schon, dann müsste - am besten in Form einer Checkliste - alles genau angegeben werden. Das geht sich aber nicht am Etikett aus, da müssten andere Methoden Verwendung finden (z.B. in einer kostenlos und öffentlich zugänglichen Datenbank).
Auf freiwillige Angaben der Winzer alleine hingegen - die manches dabei durchaus "vergessen" könnten - möchte ich mich nicht verlassen.
Grüße,
Gerald
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 11:57
von octopussy
Gerald hat geschrieben:Wenn schon, dann müsste - am besten in Form einer Checkliste - alles genau angegeben werden. Das geht sich aber nicht am Etikett aus, da müssten andere Methoden Verwendung finden (z.B. in einer kostenlos und öffentlich zugänglichen Datenbank).
Auf freiwillige Angaben der Winzer alleine hingegen - die manches dabei durchaus "vergessen" könnten - möchte ich mich nicht verlassen.
Hallo Gerald,
die Idee mit der Internet-Checkliste finde ich ganz gut. Ich denke, das könnte funktionieren. Zu den Angaben der Winzer: Ich habe das Gefühl, dass die Winzer, die möglichst wenig zu "verbergen" haben, auch etwas offener kommunizieren. Wenn z.B. jemand wie Florian Weingart öffentlich sagt, dass er am liebsten spontan vergärt, die Gärung aber auch mal mit Reinzucht zum Ende bringt, wenn es spontan nicht funktioniert hat, dann ist mir das 10.000 Mal sympathischer, als wenn jemand zur Vergärung gar nichts sagt.
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 12:58
von Gerald
Dabei sollten - damit das Ganze wirklich vollständig und damit aussagekräftig wird - natürlich auch die Maßnahmen im Weinberg genau beschrieben werden. Also vor allem der Einsatz von Pestiziden (Fungizide, Herbizide, Insektizide etc.). Denn was hat man von schonender Kellerarbeit, wenn die Reben mit verschiedensten Giftstoffen behandelt werden, deren Konsequenzen nicht immer restlos geklärt sind ...
Grüße,
Gerald
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 13:04
von Blaufränker
Gerald hat geschrieben:Beispielsweise wäre ein Wein ohne Sulfitzusatz nicht das, was wir alle uns unter Wein vorstellen.
Also der "Blaufränkisch Hochegg 2008" vom Weingut Karl Schnabel aus der Südsteiermark ist laut Winzer schwefelfrei und meiner Meinung nach besser als das meiste was im Burgenland als Blaufränkisch so gefüllt wird.
Es scheint also nicht unmöglich zu sein, guten Wein ohne Schwefel zu machen.
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 13:44
von Gerald
Hmmm, vielleicht hat er statt Sulfit andere Zusätze verwendet (wieder ein Argument für eine detaillierte Deklarationspflicht). Denn was man sonst so von Experimentalweinen ohne Sulfit hört (z.B. Cornelissen), scheinen sich die Weine nach dem Öffnen an der Luft schnell zu ihrem Nachteil zu verändern.
Oder er hat den "Stein der Weisen" gefunden, wie man ohne Sulfit haltbare Weine erzeugt. Damit könnte er aber ziemlich reich werden ...
Grüße,
Gerald
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 17:12
von Blaufränker
Hallo,
bei diesem Wein ist es eher so dass er sehr viel Luft braucht und sich über eine ganze Woche trinken lässt. (ich habe schon eine Flasche über 6 Tage getrunken)
Der Wein ist auch Demeter Zertifiziert was zumindest mich als Laien glauben lässt dass eben nicht alle möglichen Mittelchen verwendet wurden.
lg
Gerald
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 17:26
von Gerald
Klingt sehr interessant. Werde den Wein bei nächster Gelegenheit einmal probieren. Wo hast du den Wein her? Auf der Website des Winzers sieht es so aus, dass man ihn nur ab Hof bekommt (und bis ich das nächste Mal in der Gegend bin, kann es schon ein bisschen dauern) ...
Grüße,
Gerald
Re: Additive Önologie
Verfasst: Sa 19. Feb 2011, 18:03
von Blaufränker
Ich habe mir per E-Mail die Preisliste zukommen lassen und daraufhin je ein paar Flaschen vom 07er und vom 08er Blaufränkisch bestellt. Die Weine werden auch versendet.
Interessant sind die Weine in der Tat. Soweit ich mitbekommen habe hat sich der Winzer Burgund zum Vorbild genommen was zu einem sehr eleganten Weinstil geführt hat. (der 08er Blaufränkisch hat zb nur 12% alc!)
Was vielleicht noch erwähnenswert ist, der aktuelle Blaufränkisch wurde wohl nur grob filtriert, beim ersten Glas waren bei mir ein paar ganz kleine Stückchen Traubenschale dabei.
Hatte ich auch noch nie.
lg
Gerald