Teurer Weißwein

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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WoFu
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von WoFu »

Moin, moin,

einigermaßen kann ich der Diskussion ja folgen. Die angestrebten Flaschenpreise sind klar jenseits meiner Grenzen, mal ein Schlückchen in der Runde probieren ist ok, aber Flaschen davon in den Keller legen... das ist nicht meine Weinwelt.

Viel Geld gebe aber auch ich für Wein aus, den ich haben möchte, auch wenn mir andere Anbieter gleichen Trinkgenuß bieten können für deutlich weniger Geld. Das sind in den letzten Jahren vor allem Weine aus exotischen Anbaugebieten oder besser, meine näheren Umgebung sprich Holstein bzw. Dänemark. Da interessiert mich vor allem, was so in meinem näheren Umfeld (unter 200 km) produziert werden kann. Andere Leute haben es ja besser, da sie näher an den bekannten Weinbergen wohnen.

Der Reiz für mich liegt in der Herkunft. Für andere mag es die Rebsorte sein (manchmal bin ich auch dabei). Viele werden aber nicht nur beim Wein hinter den hochgelobten herausragenden Tropfen her sein. Ob die immer ihre Qualität auch im Blindtest beweisen würden lasse ich mal dahingestellt. Es ist halt schön etwas Besonderes im Keller zu wissen, frei nach der alten Sparkassenwerbung: mein G-Max, mein Grand Cru, mein Wasweissich. Ob ein Wein zum halben Preis oder noch weniger einen gleichen Trinkgenuß bringen kann, ist völlig uninteressant, ein gehypter Wein ist toll und niemand darf sich erdreisten, ihn niedrig zu bewerten. Blindproben sind dabei manchmal gefährlich.

Die Ausgangsfrage hier habe ich so verstanden: Sagt mir für welchen Weißwein(typ) ihr viel Geld ausgeben würdet? Was genau geplant ist wird aber verheimlicht. Input darf das Forum geben, an den Erkenntnissen oder der Entwicklung aber nicht teilhaben. Das mag aus marketingtechnischer Sicht ok. sein, befriedigt aber meine Ansicht vom offenen Umgang miteinander nicht so wirklich und drängt den Vergleich zu den immer mal wieder vorkommenden Umfragen auf (welchen Wein trinkt ihr wozu in welcher Preislage undsoweiterundsofort, mal von Weinstudenten mal mit "industriellem" Hintergrund in die Forenlandschaft gestellt).

Auch ich könnte unter hohem Aufwand mit viel zeitlichem und finanziellem Risiko in die Weinprodutkion einsteigen. Wenn ich vorher wüßte, daß bei allen Verlusten, Proben, Reisen, Investitionen, Veranstaltungen etc. noch 20 € pro Stunde überbleiben würden... dann wäre das ein tolles Konzept, das könnte ich mir auch mal überlegen. Vielleicht finde ich ja noch einen ha in Holstein, pflanze einen ungewohnten gemischten Satz an, hole mir tolle Weinberater, reise durch die Welt um mich zu informieren und weiterzubilden, lasse mir spezielle Fäßer aus besonderem Holz anfertigen oder lerne bei den alten Wikingern... und Ihr bezahlt mir den Zinnober.

Warum werde ich dazu wohl keine große Zustimmung erhalten? Vermutlich weil ich keinen Namen in der Weinwelt habe. Es soll ja Leute geben, die etwas "Schräges" produzieren, das teuer verkaufen und kaum jemand mag das Ergebnis wirklich, da es aber Kult ist und von einem berühmten Produzenten stammt, hält sich die Kritik in Grenzen.

Was unterscheidet aber nun den Verursacher dieser Diskussion von meiner Idee? Ich weiß es nicht, da alle Angaben fehlen. Vielleicht läuft es ja gut. Vielleicht gibt es ja auch unterschiedliche Auffassungen, was in den Preis pro Flasche in die Produktionskosten einfließt (z. B. Werbung, Verwaltung).

Mir klingt das ganze mehr nach einem Wunschtraum, den wohl viele hier auch haben, machen können was man liebt, Spaß haben an der Arbeit und abgesichert sein, daß das alles solide bezahlt wird, nicht doll, aber ausreichend.

Schöne Grüße

Wolfgang
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Charlie
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Charlie »

Sebastopol, spannend. Was ist deine Frage an das Forum? Ob wir glauben, dass jemand 60€ für 1 Fl. weiss, trocken aus D ausgeben würde? Antwort: grundsätzlich ja.
Oder eher wie der Wein schmecken soll?
C9dP
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von C9dP »

Ich kann die Frage, wie ein solcher Wein schmecken muss gar nicht beantworten. Wenn es den Geschmack gäbe, der diesen Preis rechtfertigt, dann würden ja nicht Coullee de Serrant und GG von Wittmann, Keller, E-S oder Breuer im Keller liegen. Was diese Weine gemeinsam haben, ist die Einzigartigkeit, die sie dann für mich auch preiswert machen. Dies müssen aber nicht Weine für 60 und mehr Euro sein. Das haben auch kleinere Weine geschafft, die auch einzigartig waren.
Viele Grüße

Aloys
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Gerald
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Gerald »

Ich möchte einmal ganz heimtückisch fragen: gibt es einen Weißwein (die Frage kann man auch auf Rot ausdehnen), dem man in einer Blindprobe - ohne zu wissen, dass man etwas ganz "Exklusives" vor sich hat - einigermaßen reproduzierbar zugestehen würde, für eine Flasche 70 Euro oder mehr zu bezahlen?

Ich glaube ja eher nein, aber vielleicht ist mein Gaumen nur nicht sensitiv genug dafür ...

Grüße,
Gerald
C9dP
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von C9dP »

Hallo Gerald,

ich glaube bei einigen wenigen Weinen geht es schon. Bei dem Großteil der Weine gebe ich dir allerdings recht. Zudem kommt es auch bei den teuren Gewächsen immer noch zu einem ganz großen Teil auf den Trinkzeitpunkt an. Letztes Beispiel war hier das Halenberg GG 2009 von E-S. Im Februar letzten Jahres ein grandioser Wein, bei dem ich auch den Preis wirklich schmecken konnte. Ein Jahr später ziemlich zu und verschlossen und dort ist es für mich unmöglich zu beurteilen, ob das ein 15 oder 40 Euro Wein ist. Wobei diese massive Struktur schon den Unterschied zu einem 5-10 Euro Wein darstellt.

Und die Wahl des Zeitpunktes ist bei roten ja noch wichtiger. Allerdings sind es dann genau diese Momente einen genialen Wein zum richtigen Zeitpunkt zu erwischen, die uns diese Weine kaufen läasst, oder?
Viele Grüße

Aloys
Neuppy
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Neuppy »

Gerald hat geschrieben:Ich möchte einmal ganz heimtückisch fragen: gibt es einen Weißwein (die Frage kann man auch auf Rot ausdehnen), dem man in einer Blindprobe - ohne zu wissen, dass man etwas ganz "Exklusives" vor sich hat - einigermaßen reproduzierbar zugestehen würde, für eine Flasche 70 Euro oder mehr zu bezahlen?

Ich glaube ja eher nein, aber vielleicht ist mein Gaumen nur nicht sensitiv genug dafür ...

Grüße,
Gerald
Hallo Gerald,
hmm, gute Frage.... Um beurteilen zu können, wieviel mir ein Wein wert ist, muss ich schon sämtliche Begleitumstände seiner Erzeugung kennen. Das weiß ich natürlich nicht bei einer Blindprobe. Dies wird auch nicht in 10-Euro-Schritten schmeckbar sein, denn sonst würden wir uns über dieses Theme hier gerade nicht so ausführlich austauschen.
Aber mal eine Gegenfrage: Wenn ich nicht weiß, dass es sich bei einem Bild um einen Kirchner handelt - kann ich dann schätzen, wieviel Millionen das Bild auf einer Auktion bringen wird.

Hier wie da, kann man dann nur das handwerkliche Ergebnis bewerten und dies ist beim Wein ja nun auch manipulierbar im Keller.

Aber eigentlich hast Du natürlich recht: Wenn ein Wein 50 EUR kostet, sollte er auch entsprechend blind schmecken - man sollte die Größe also erkennen können.

Grüße Peter
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Jürgen
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Jürgen »

Gerald hat geschrieben:Ich möchte einmal ganz heimtückisch fragen: gibt es einen Weißwein (die Frage kann man auch auf Rot ausdehnen), dem man in einer Blindprobe - ohne zu wissen, dass man etwas ganz "Exklusives" vor sich hat - einigermaßen reproduzierbar zugestehen würde, für eine Flasche 70 Euro oder mehr zu bezahlen?
Wollen nicht aber wenn man 99-100 Punkte im Glas hat weiß man, daß man solch einen (Rot-)Wein leider nicht günstig bekommen kann. Es gibt allerdings weiße Außnahmen -> Koehler-Ruprecht Saumagen Auslese trocken R 2004 oder mit Abstrichen der angeführte Halenberg GG 2009 :D

Wie schon geschrieben ist der richtige Trinkzeitpunkt extrem wichtig und daß der dumme Korken im Hals der Flasche einwandfrei ist.

Ab wann ist ein Wein groß, ab 96-97 Punkten? Ich würde sagen, da gibt's schon etwa bei 70€ eine Grenze die bei Rotweinen selten unterschritten wird.
Ab und zu hat ein großes Gewächs (die sind ja noch unter diesem Preis zu bekommen) auch mal 95 Punkte und mehr und das schmeckt dann schon "exklusiv" Gerald.
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Gerald
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Gerald »

Hallo Jürgen,

du verschiebst die Frage auf scheinbar "objektive" Punkte ;)

Anders gefragt: bekommt ein "berühmter" Wein, der in deiner offenen Verkostung 98 Punkte erhalten hat, als Pirat in einer ganz anderen Verkostung inmitten preisgünstiger Weine auch 98 Punkte? Am besten wenn du gar nicht weißt, dass ein Pirat dabei ist?

Grüße,
Gerald
Bernd Schulz
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Bernd Schulz »

Ich möchte einmal ganz heimtückisch fragen: gibt es einen Weißwein (die Frage kann man auch auf Rot ausdehnen), dem man in einer Blindprobe - ohne zu wissen, dass man etwas ganz "Exklusives" vor sich hat - einigermaßen reproduzierbar zugestehen würde, für eine Flasche 70 Euro oder mehr zu bezahlen?
Ja,solche Weißweine gibt es (für mich) - aber es handelt sich dann um edelsüße Exemplare! :mrgreen:

Im trockenen Bereich: Never!

Beste Grüße

Bernd
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Jürgen
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Re: Teurer Weißwein

Beitrag von Jürgen »

Gerald hat geschrieben:Hallo Jürgen,

du verschiebst die Frage auf scheinbar "objektive" Punkte ;)

Anders gefragt: bekommt ein "berühmter" Wein, der in deiner offenen Verkostung 98 Punkte erhalten hat, als Pirat in einer ganz anderen Verkostung inmitten preisgünstiger Weine auch 98 Punkte? Am besten wenn du gar nicht weißt, dass ein Pirat dabei ist?

Grüße,
Gerald
Von mir ja Gerald. Allerdings muß die Flasche in der gleichen Verfassung sein was leider nicht immer der Fall ist. Solche Proben haben wir übrigens schon gemacht - billig gegen teuer. Meine Erfolgsquote liegt nahe 100%.
Auch habe ich innerhalb weniger Wochen schon mehrfach den gleichen, eigentlich sehr guten Wein getrunken und die Ergebnisse waren nicht gleich.

Ich habe ja schon öfter geschrieben - it's a mystery!
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