Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

[Charlie]

Ist inzwischen klar welche Lagen Gross und welche Erste werden?

[BuschWein]

@Dirk
Marketing ist doch nichts schlechtes, Information gehört auch zum Marketing, nur wenn die Kunden wissen was der Erzeuger macht, vielleicht auch anders macht, sind sie bereit Geld, bzw. mehr Geld für ein Produkt auszugeben. Am Ende muss man halt immer Fragen ist Marketing und Werbung ehrlich, oder versucht sie dem Kunden ein X für ein U vorzumachen, ist letzteres der Fall, wird die Sache nicht sehr langfristig erfolgreich sein, heute mit Internet und anderen Kommunikationswegen noch weniger als früher.

Übrigens wie wichtig Etiketten sind und was darauf steht sieht man an Markus Schneider, aber auch an dem was die Medienagenten machen.

Wein ist kein Kunstwerk, das für sich selbst stehen würde, Wein als Genussmittel braucht den Menschen, der den Wein trinkt, deshalb ist der Verkauf des Weins genauso wichtig wie die Erzeugung, dass es einfacher ist guten Wein zu verkaufen als schlechten ist aber auch klar.

[UlliB]

Ist inzwischen klar welche Lagen Gross und welche Erste werden?

Charlie,

zumindest hinsichtlich der "Großen Lagen" gibt es eine ganz eindeutige Aussage des VDP; hier ein Zitat aus der Pressemitteilung zur außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 25.01.2012:

Umbenennung der bisherigen VDP Ersten Lagen in VDP Grosse Lagen
Durch die Umbenennung der bisherigen VDP Ersten Lagen in VDP Grosse Lagen wird der Widerspruch von Ersten Lagen und Grossen Gewächsen aufgehoben und auch die Gleichrangigkeit der fruchtsüßen Weine aus den Spitzenlagen unterstrichen. Mit der Umbenennung der Kategorie soll ausdrücklich nur der Widerspruch in der Nomenklatur gelöst und nicht eine neue höherwertige Kategorie geschaffen werden.

Fazit: bisherige "Erste Lage" = numehr "Große Lage".

Hinsichtlich der (neuen) "Ersten Lagen" ist die Kommunikation nicht ganz so klar:

Einführung einer zweiten Lagenstufe „VDP Erste Lage“
Die Regionen erhalten die Option, eine Hierarchie in ihrer Lagenverwendung einzuführen. Betriebsübergreifend werden die besten der besten Lagen einer Region in die Kategorie VDP Grosse Lage und die sehr guten Lagen in die Stufe VDP Erste Lage eingefügt. Die Option kann von den Regionen zu einem selbst gewählten Zeitpunkt realisiert werden.

Man wird davon ausgehen können, dass die Mehrzahl der bisherigen "klassifizierten Lagen", die keine "Ersten Lagen" waren, in diese neue Kategorie fällt (zur Erinnerung: nur bei "klassifizierten Lagen" darf die Lagenbezeichnung geführt werden).

Inwieweit im Endeffekt noch "klassifizierte Lagen" übrig bleiben, die weder "Große" noch "Erste" Lagen sind, wird man sehen. Vermutlich werden das nicht viele sein.

Gruß
Ulli

[Markus Vahlefeld]

Ja, das ist auch der Punkt, den ich am wenigsten verstehe. Die einen reden darüber, dass es jetzt Erste Lagen geben wird, und die anderen möchten die "Ortsweine" stärker in den Fokus rücken. Bisher war es ja so, dass die Ortsweine aus den klassifizierten Lagen stammen mussten, d.h. entweder aus jetzt Grossen Lagen und/oder Ersten Lagen. Wenn man jetzt aber beginnt, die Ersten Lagen aufs Etikett zu schreiben, nimmt man den Ortsweinen ohne Lagenangabe den Schneid. Dieser Punkt ist mir rätselhaft. Auch wie er gelöst wird.

[UlliB]

Dieser Punkt ist mir rätselhaft. Auch wie er gelöst wird.

Markus,

wenn die VDP-Botschaft ("mit Lagenangabe ist höherwertiger als ohne") verfängt (und das wird sie wohl), bedeutet das zumindest mittelfristig den Tod der Ortsweine. Sie verschwinden einfach.

Dass durch die neue Kategorie "Erste Lage" bei der Etikettierung (oder vielmehr bei der Verkapselung) noch ein paar ganz interessante logische Brüche gegenüber den Zweitweinen aus "Großen Lagen" entstehen, ist ein Nebeneffekt... aber schließlich muss der VDP auch in den kommenden Jahren noch was zum Nachbessern (= weiter Rumpfriemeln) haben.

Gruß
Ulli

[Dirk Würtz]

@Charlie und UlliB
Grundsätzlich ist es so, dass aus der Ersten Lage ganz automatisch die Grosse Lage wird. Da der VDP ja aber nicht aus völlig reflexionsunfähigen Elfenbeinturmbewohnern besteht, nutzen natürlich eineig Regionalverbände diese "Umstellung" um eineige Lagn auf den Prüfstad zu stellen. Am schwierigsten wird das sicherlich im Rheingau werden, da hier ja eine Klassifikationskarte vorhanden ist, in der gut ein Drittel der Fläche drin ist

[Dirk Würtz]

Zum Thema Erste Lage:

Die Vierstufigkeit ist meiner Meinnung nach einfch nur ein Kompromis auf Zeit. Das wird sich auf Dauer nicht durchsetzen. Der Winzer wird sich folgendes überlegen:

Mache ich einen Wein aus Erster Lage zum doppelten Preis des normalen weins und verkaufe den nur schlecht, oder mache ich einen starken Ortswein zu einem Preis, den auch der Konsument akzeptiert. Die Antwort ist für mich relativ einfach: Es knn nur um den Ortswein gehen.

Wenn eine Lage nicht "gut" genug für eine Grosse Lage ist, würde ich sie so der so direkt in den Ortswein verfrachten. Ich wüßte nicht wie ich eine "nicht sooo gute Lage" ruhigen Gewissens für den mindestens doppelten Preis verkaufen sollte.

Ich bin mir sicher, dass auf Dauer die Erste Lage nicht stattfinden wird. Wie will man die den komunizieren/bewerben etc!!!

[UlliB]

Da der VDP ja aber nicht aus völlig reflexionsunfähigen Elfenbeinturmbewohnern besteht, nutzen natürlich eineig Regionalverbände diese "Umstellung" um einige Lagn auf den Prüfstand zu stellen.

Na, da bin ich aber mal gespannt. Im Hintergrund höre ich schon, wie sich die Rechtsanwälte die Hände reiben.

Weiter oben hat jemand im Zusammenhang mit der 1855er Klassifikation zu Recht das Wort "zementiert" benutzt - ganz genau das tut jede Klassifikation. Der Versuch, eine bereits etablierte Klassifikation zu revidieren, d.h. im Ergebnis den Status einigen Leuten zu entziehen, bedeutet für diese Leute wirtschaftlichen Schaden und wird damit unmittelbar justitiabel. Wie so etwas verläuft und ausgeht, ist bei unseren französischen Nachbarn live und in Farbe zu sehen.

Meine Prognose: der VDP springt als Löwe und endet als Bettvorleger

Gruß
Ulli

[pivu]

"Erste Lage" braucht kein Mensch - it's that easy. Damit wird ein in sich schlüssiges und nachvollziehberaes Konzept verwässert. Wie schon öfter in der Vergangenheit.

Ciao
Peter

[UlliB]

Wenn eine Lage nicht "gut" genug für eine Grosse Lage ist, würde ich sie so der so direkt in den Ortswein verfrachten. Ich wüßte nicht wie ich eine "nicht sooo gute Lage" ruhigen Gewissens für den mindestens doppelten Preis verkaufen sollte.

Ich bin mir sicher, dass auf Dauer die Erste Lage nicht stattfinden wird. Wie will man die den komunizieren/bewerben etc!!!

Wenn der VDP das seiner Klassifikation zu Grunde liegende Modell, nämlich die Klassifikation im Burgund, wirklich ernst genommen hätte, gäbe es da überhaupt kein Problem. Im Burgund gibt es wesentlich mehr premier als grand crus, und bei den meisten Betrieben bilden die premier crus das wirtschaftlche Rückgrat. Aber da man die früheren "Ersten Lagen" quasi mit der Gießkanne verteilt hat, wird es für die Zwischenkategorie jetzt ein wenig eng. Dennoch: ich sehe da durchaus noch Platz - der preisliche Abstand zwischen GG und Ortswein ist doch ziemlich groß, da passt noch etwas dazwischen.

Gruß
Ulli