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Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 11:38
von EThC
amateur des vins hat geschrieben:Ich bin sicher jemand, der Süßigkeiten nicht abgeneigt ist, aber bei Wein ist es bei mir die Ausnahme.
Weinsüßkram mag ich schon sehr, allerdings kommt es bei mir auch nicht so häufig vor, da es für mich in erster Linie der Abschluß eines größeren Essens mit Freunden z.B. zum Käse ist. Aber für solche Fälle hab' ich dann doch einen kleinen Vorrat von ca. 20 Fläschchen im Keller.
niers_runner hat geschrieben:mit schiefriger Mineralik
das passiert mir auch des öfteren, daß sich geschmacklich der Eindruck einer Mineralik ergibt, die mit den eigentlichen Bodenverhältnissen der jeweiligen Lage nichts zu tun hat, es schmeckt halt nur "wie"...

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 11:55
von puschel
EThC hat geschrieben:
niers_runner hat geschrieben:mit schiefriger Mineralik
das passiert mir auch des öfteren, daß sich geschmacklich der Eindruck einer Mineralik ergibt, die mit den eigentlichen Bodenverhältnissen der jeweiligen Lage nichts zu tun hat, es schmeckt halt nur "wie"...
Hallo Erich,
wolltest du schreiben "wie" ....Schieferlecken :lol:
Vielleicht sind es auch die Korallenbänke unter Mergel und Kalkstein....
Habe, muss ich gestehen, an noch keiner Koralle rumgeleckt, will mir keine blutige Zunge holen...

Hut ab, du hast mittlerweile ca 20 süße Weine im Keller :!: :D
So ging es mir bis vor vielen, vielen Jahren auch. Heute sind es ca. 700 .

Gruß Adi

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 12:13
von stollinger
Volker hat geschrieben:stellt sich dann die Frage, ob es die Mineralien sind oder z.B. viel trivialer Einflussfaktoren wie Tiefgründigkeit und Nährstoffgehalt des Bodens, der bei Gesteinsböden eben anders ist, als bei fruchtbaren Löss Böden oder auch die klimatischen Verhältnisse, die zweifelsohne einen Einfluss auf das Wachstum bzw. den Reifeverlauf haben.

Aber eigentlich bin ich ein total Unwissender bei dieser Thematik.

Volker
/OT
Probleme gibt es ja schon bei der Verwendung des Begriffs, es werden unterschiedliche Eigenschaften des Weins mit dem Begriff Mineralität beschrieben. Für den einen sind es eher schwefelhaltige Aromaverbindungen aus einem reduktiven Ausbau (rauchig, steinig, schießpulverartig), für andere eher eine haptische Wahrnehmung von Frische, die von Säure und Gerbstoffen erzeugt wird.

Auch in der Wissenschaft gibt es konträre Positionen dazu. Hier ist eine Übersicht von Alex Maltman, der dem Begriff recht kritisch gegenüber steht.

Hier ein Artikel im Decanter von ihm:

Minerality in wine: Where are we now?

Und hier seine Position wissenschaftlich aufbereitet:

Minerality in Wine: Towards the Reality behind the Myths

Ich teile seine Argumente und seine Position nicht so wirklich und werde das Gefühl nicht los, dass es ihm um Leserschaft und weniger Wissenschaft geht, bin aber auch nur Laie auf dem Gebiet. Es gibt zumindest einen ganz guten Einstieg in das Thema.

Grüße, stollinger

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 12:15
von puschel
Volker hat geschrieben:stellt sich dann die Frage, ob es die Mineralien sind oder z.B. viel trivialer Einflussfaktoren wie Tiefgründigkeit und Nährstoffgehalt des Bodens, der bei Gesteinsböden eben anders ist, als bei fruchtbaren Löss Böden oder auch die klimatischen Verhältnisse, die zweifelsohne einen Einfluss auf das Wachstum bzw. den Reifeverlauf haben.
Hallo Volker,
wenn man vom Terroir spricht, sind die gemeinten Einflussfaktoren neben Rebsorte und Klima 'Hot oder cool'....
der Boden!
Und richtig die Eigenschaften vom Boden fuer den Rebstock: Wasser/Wasserspeicher, Nährstoffe/Nährstoffspeicher, Sauerstoff zur Wurzelatmung, Erwärmung/Wärmespeicherung.... sind stilbildend für den späteren Wein.... :D
Gruß Adi

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 12:45
von EThC
puschel hat geschrieben:wolltest du schreiben "wie" ....Schieferlecken :lol:
Vielleicht sind es auch die Korallenbänke unter Mergel und Kalkstein....
Habe, muss ich gestehen, an noch keiner Koralle rumgeleckt, will mir keine blutige Zunge holen...
...tatsächlich habe ich mit Koralle noch keine Erfahrung, stelle ich mir eher salzig vor...
puschel hat geschrieben:Hut ab, du hast mittlerweile ca 20 süße Weine im Keller :!: :D
...mit "süß" meine ich da vor allem Beeren- und Trockenbeerenauslesen, restsüße Spät- / Auslesen sind da außen vor... :lol:

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 12:55
von Volker
Hallo Stollinger,

ich werde da mal in Ruhe rein lesen, habe gerade nur mal einen kurzen Blick drauf geworfen. Danke für den Link.
Aber ich stimme mit Dir vollkommen überein, dass es schon damit beginnt, welchen Geschmachkseindruck der Einzelne denn subjektiv mit Mineralität belegt.

Und letztlich sind es dann aus meiner Sicht eben viele Faktoren, die diesen Geschmackseindruck beeinflussen wie klimatische Verhältnisse, Boden- und Untergrund (aber nicht welche Mineralien im Boden sind), da gehe ich mit Puschels letztem Post konform aber auch grundsätzliche Themen des Weinan- und -ausbaus.

Nicht umsonst hat sich mein persönlicher Eindruck bzgl. Mineralität bei einigen Weinen über die Jahre verändert, obwohl sie weiterhin aus der gleichen Lage kommen aber der Vater eben einen anderen Weinstil als der Sohn angestrebt hat. An spontane Einlagerungen von Mineralien im Boden mag ich da nicht glauben :D

Insofern würde ich das Thema Mineralien im Boden = Einfluss auf die "Mineralität" des Weines auch in die Ecke der Mythen des Marketings verorten wollen.

Gruß
Volker

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 12:57
von puschel
EThC hat geschrieben:
puschel hat geschrieben:wolltest du schreiben "wie" ....Schieferlecken :lol:
Vielleicht sind es auch die Korallenbänke unter Mergel und Kalkstein....
Habe, muss ich gestehen, an noch keiner Koralle rumgeleckt, will mir keine blutige Zunge holen...
...tatsächlich habe ich mit Koralle noch keine Erfahrung, stelle ich mir eher salzig vor...
Hallo Erich,
...eher salzig und.... kühl, so auch meine Vorstellung und dann sind wir schon fast
bei Peter's 'schiefriger Mineralik' :D
Gruß Adi

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 19:54
von niers_runner
So wahr halt meine sensorische Wahrnehmung.
Der Begriff Terroir im Wein ist ja bekanntlich hoch umstritten.
Habe zu dem Thema vor ein paar Jahren mal einen interessanten Artikel von Christoph Raffelt gespeichert:

https://originalverkorkt.de/2017/05/der ... -ins-glas/

Beste Grüße

Peter

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 21:19
von amateur des vins
Daß "Mineralik" von Mineralien käme, ist eine ebenso weitverbreitete wie widerlegte urban legend. Mineralstoffe hingegen sind i.d.R. nicht geeignet, die "mineralische" Assoziation hervorzurufen. Wenn ich endlich wieder an meinen Rechner kann, kann ich das hoffentlich mit Quellen unterfüttern.

Ich habe auch mal eine äußerst interessante wie plausibele Doku gesehen, in der darüber spekuliert wurde, daß das Mikrobiom des Weinbergs für diese Aromen verantwortlich sein könnte. Ein Beweis ist mir jedoch nicht bekannt.

Re: Wittmann

Verfasst: So 19. Apr 2020, 21:30
von amateur des vins
puschel hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Geschmeckte Mineralik hat genausowenig mit Geologie zu tun, wie geschmeckte Früchte, Kräuter, Leder, Marzipan,Teer usw. usf. aus Unterrühren derselben resultieren.
Hallo Karsten,
du nennt Frucht-, Würz-, Animalische-, Balsamische- und Chemische/Schwefelaromen

In Abhängigkeit der Rebsorte entstehen die Primärnoten, - aromen sehr wohl im Weinberg während der Reife der Trauben und sind stilbildend fuer den späteren Wein,
die Sekundäraromen entstehen während der Gärung und
die Tertiären durch den Ausbau bzw. später durch die Reife des Weins.

Gruß Adi
Adi, das ist mir bekannt, und ich habe mit Absicht diese weitgestreuten Aromaassoziationen gelistet, um aufzuzeigen, daß das, was wir an Begriffen zur Beschreibung verwenden, zumeist nichts ist, das tatsächlich im Wein enthalten wäre .