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Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 20:46
von susa
"....and vintages will be released when the chateau believes they are ready to drink.---"
d.h. der 2012 wird irgendwann um 2022 rauskommen
lieben Gruß
susa
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 20:53
von innauen
Ich denke, dieser Passus ist der Schlüssel und erklärt die vielen Baukräne, die sich in Bordeaux derzeit drehen: "[modern wine lover] want to buy wines for drinking that are properly stored. ...Latour is currently increasing its storage space at the chateau with a perfectly controlled environment for wine."
Grüsse,
Wolf
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 21:02
von susa
.... und wahrscheinlich haben sie noch 2008er - 2010er bis zum Abwinken
lieben Gruß
susa
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 21:12
von chris75
oder besser:
"....and vintages will be released when the chateau believes the economic situation is appropriate to sell.---"
Falls sich an diesem Modus einige Chateaux beteiligen sollten, was ist für den Rest der klassifizierten Gewächse zu befürchten? Subskription ade?
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 21:13
von innauen
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Fr 13. Apr 2012, 23:18
von weinfex
Natürlich wird auch auf Latour im Moment gebaut, und
zwar nicht an den Pferdeställen...

, im übrigen macht es kaum einen
Unterschied ob die Weine in Subskription angeboten werden, oder nicht.
Die Allokationen wurden in den letzten Jahren so massiv gekürzt, dass
ohnehin nur geringste Mengen dadurch auf den Markt kamen.
Wer ausserdem noch folgen könnte? So konsequent wird das zumindest
kurzfristig niemand tun. Die Verflechtungen am Platz Bordeaux sind so
immens, dass man das "System" nicht grundsätzlich in Frage stellen wird.
Allerdings wird es sich massiv ändern. Die in Subskription angebotenen
Mengen dürften deutlich zurückgehen, sodass das nicht unerhebliche Mengen
an Stock bleiben, was die erheblichen baulichen Tätigkeiten der letzten Jahre bestens
erklärt. Die "neuen Märkte" wollen keine Weine in Subskription kaufen, dem
trägt man Rechnung. Der Rest zeigt die Zeit...
P.S. Ach ja, wer auf das Blatzen "irgendeiner Blase" gewartet hat, dürfte sich noch etwas
gedulden müssen...

Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Sa 14. Apr 2012, 00:00
von innauen
Die Lager müssen noch gefüllt werden, bevor sie platzen, stimmt

Latour ist insofern keine große Überraschung, als das das Gut schon in den letzten Jahren den Weg zum Direktkundengeschäft ziemlich konsequent eingeschlagen hat. Weil man auf diese Weise die Preise noch besser unter Kontrolle hat, werden die anderen Premiers sich den Erfolg dieses Modells sicherlich sehr genau ansehen. Nun stehen aber nicht nur auf Latour Baukräne. Über den Ausbau der Lagerkapazitäten spricht man schon länger und die Allokationen in der Subskription gehen nicht nur bei den Premiers zurück.
Die spannende Frage lautet: Ist das zum Nachteil der Kunden? Die Antwort hängt von verschiedenen Variablen ab. So könnten die Negociants die Verlierer des Geschäfts werden. Aber auch beim Direktmarketing müssen sich erst einmal Preise am Markt erzielen lassen. Die Boomphasen mitnehmen und die Baise aussitzen, klingt in der Theorie ganz überzeugend. Aber starke Verkäufe in Boomphasen können auch die Preise drücken. Auch bleibt zu beobachten, was dieses Verhalten für die langfristige Kundenbindung bedeutet (da sprechen wir aber von Generationen!).
Generell verwirklicht Latour mit diesem Schritt m.M. nach eine neue Dreiteilung im Bordeauxmarkt, die sich in den Kaufhäusern und den Weinläden schon länger abbildet. Wo findet sich denn im LEH noch irgendwo ein namhaftes Bordeauxetikett? In den 90ern hatte noch jeder Weinhändler, der etwas auf sich hielt, seinen Mouton im Spezialregal stehen und ich habe habe mir gerne die hübschen Bildchen angeschaut. Heute steht da kaum mehr ein d´Armailhac. Wenn bei der Möve "Arrivage" herrscht, bekommt man gerade mal noch einen 5er GGC ausgeschenkt. Bordeaux wird immer mehr zum Prestigesymbol und Prestige können nur wenige haben. Für die anderen bleiben die Petit Chateau (die auch nicht schlecht sind und die die Negociants weiterhin brauchen) sowie die Güter in der Mitte (die Giscours, GPL, Lagrange etc.), die sich qualitativ von der Basis nicht so stark absetzen können wie das zuletzt noch Pontet Canet geschafft hat und die ihren Preis immer schwerer rechtfertigen können.
Grüße,
wolf
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Sa 14. Apr 2012, 01:15
von innauen
noch ein Nachtrag. Onkel Rene hat sich mittlerweile auch so seine Gedanken gemacht und vor allem der letzte (ungewohnt kritische) Absatz hätte genauso gut von einem anderen Verkoster kommen können, dem ich stark vertraue. Gabriels Gesamtfazit ist aber vor allem linksufrig positiv: "leicht über 2008", dort wo man die Gerbstoffe in den Griff bekommen hat.
PRIMEUR: BORDEAUX 2011 - RUHE NACH DEM STURM?
Was Denken Sie über den neuen Bordeaux-Jahrgang? Wie ist die Qualität? Und – was sollte man kaufen? Es sind immer die gleichen Fragen welche man mir stellt, wenn ich mit dem prall gefüllten Dossier nach meiner 15tägigen Selektionsreise von der Gironde zurück komme.
Wie ich fingen praktisch alle Degustatoren mit dem gleichen Handicap an: Irgendwie hatte man da noch den bomgig-süssen Bordeaux 2009 und den kaptial-mächtigen Bordeaux 2010 im Hinterkopf. Diese heftigen Erinnerungen galt es zuerst zu absorbieren, um sich bei der Analyse des jüngsten Jahrganges auf «richtigen Bordeaux» einzustellen.
Mit richtigen Bordeaux meine ich Rotweine, bei denen man den Cabernet mit einer frischen, floralen Note wahrnimmt. Wenn man nach Brombeeren und Cassis sucht, diese dann auch in den besten Crus findet. Und dass der Merlot zwar süss ist, aber nicht grad kompottig oder gar konfitürig. Und dass er so richtig nach Himbeeren und Kirschen duftet. Darunter verstehe ich auch, dass die Weine nicht zu dick sind, sondern mit einem mittleren Körper aufwarten. Die Reserve verleihenden Tannine sollen spürbar sein, aber nicht weh tun und der Alkohol sollte sich in den alten Grenzen halten. Damit meine ich auch, dass man die Appellationen wieder so richtig spürt. Das ist die gute Seite recht vieler Bordeaux 2011!
Doch wie eine Medaille zwei Seiten hat, gibt es leider auch hier eine negative Seite. Der meteorologische Verlauf sorgte auch für beschränkte Möglichkeiten. Der Start des Austriebs war gut, die Blüte verlief heterogen, dann folgte ein recht kühler, viel zu trockener Sommer. In gewissen Teilen regnete es in September. In Saint Estèphe und in Sauternes hagelte es im Frühling.
Die Trauben waren extrem kleinwüchsig und lieferten wenig Saft. Die Kalk- und Lehmböden welche über einen gewissen Wasserspeicher verfügten waren die Gewinner. Und auch die tiefgründigen Kiesböden des linken Ufers, wo die Traubenstöcke von tief unten ihre Nahrung holen, hatten da noch Glück. Verlierer sind die Merlots, welche sich auf den Sandböden befinden. Und davon gibt es, vornehmlich in der grössten Appellation Saint Emilion, leider sehr viele.
Nun war das Spiel beim Winzer. Die Chargen waren sehr unterschiedlich. Bei einer doch eher kleinen Ernte ist es dann besonders hart, wenn man das Deklassement vornehmen muss, um den Grand Vin zu stützen. Und das war bitternötig. Das spürte man, wenn man jeweils zuerst den Zweitwein eines Crus degustierte und dann den Grand Vin. In grossen Jahren ist da die Differenz nicht dramatisch. Doch heuer sind können die Wertungen für den Zweitwein sehr schnell zwei bis drei Punkte tiefer ausfallen. Doch auch dieser Fact war bereits durch die Natur irgendwie vorgegeben.
Das Zünglein an der Wage spielte die Vinifikationsart, also die Zubereitung des Weines. Sagen wir mal die Basis vom Rebberg her war sehr gut, sofern man richtig aussonderte. Der bekannte Önologieprofessor Denis Dubourdieu sprach von «Harlekin-Trauben». So konnte es vorkommen, dass es an ein und derselben Traube noch grüne Körner gab, hellrosa und dunkle Trauben und dann auch schon ein paar Rosinen. Also wartete viel Arbeit auf die Menschen, welche links und rechts des Sortiertisches vor der Entrappungsmaschine standen. Es sei denn, man verfügte einen Trioptik-Selektionerer. Das ist ein Gerät, welche die Idealgrösse und Idealfarbe einer Traube kalibriert und nicht Gewünschtes mittels Luftstrahl beim Fallen aussondert. Das erspart Zeit und Geld. Und so sieht man diese Qualitätsfördernden Maschinen immer öfter im Einsatz.
Nun zu den Weinen selbst. Die qualitative Jahrgangsvorgabe lag bei Möglichkeiten die leicht über dem Jahrgang 2008 standen. Es ging nun darum die Trauben in Wein umzuwandeln. Generell waren die Trauben ja sehr klein. Dies bedeutet viel Schale wenig Saft. In der Schale befinden sich die Gerbstoffe. Und diese galt es in Grenzen zu halten. Das haben nicht alle Winzer geschafft. So gibt es halt ehrliche Bordeaux 2011 und hypermoderne, kokettierende Bordeaux 2011. Dort sind Winzer am Werk die um jeden Preis auffallen wollen. Um diese Nirwana zu erklären nimmt man am besten die grösste Appellation zu Hilfe: Saint Emilion! Hier herrscht Rodeostimmung pur. Und die alten Klassiker tun sich immer schwerer, weil kleinste Crus und Supercuvées mit schwarzvioletten Eichensäften aufwarten.
Willkommen im önologischen Disneyland! Nennen wir diese Weine Mal Château Goofy, Domaine Daisy und Cuvée Mickey Mouse. Man reduziere den Ertrag auf etwa 25 Hektoliter pro Hektare. Man warte zu lange mit der Ernte. Man mazeriere das Ganze kalt über mehrere Tage. Dann vergäre man den Traubensaft gleich in den Barriques. Dann mache man die Malo in einem weiteren neuen Barrique und lege den Wein dann für den weiteren Ausbau zu lange in ein weiteres neues Barrique. Das ergibt, rein rechnerisch 300 % neues Holz. Zugegeben, nicht alle machen das so, aber zu viele wählen einen Weg dazwischen. Und das ist halt immer noch zu viel.
seine Kaufempfehlungen (ohne Punkte, die kosten extra bei bdx total)
Angélus
Ausone
Beauséjour (Duffau-Lagarrosse)
Beau-Séjour Bécot
Belgrave
Bellevue
Bellevue-Mondotte
Branas Grand Poujeaux
Calon-Ségur
Canon-La-Gaffelière
Certan de May
Cheval Blanc
Clos Dubreuil
Clos St. Julien
Clos St. Martin
Cos d'Estournel
Croix de Labrie
De Pressac
Domaine Andron
Domaine de Chevalier
Ducru-Beaucaillou
Figeac
Giscours
Gruaud-Larose
Haut-Bages-Libéral
Haut-Bailly
Haut-Brion
Haut-Condissas
Hosanna
La Confession
La Conseillante
La Croix
La Fleur
La Fleur-de-Gay
La Mission Haut-Brion
La Mondotte
La Violette
Lafite-Rothschild
Lafleur
Lafon La Tuilerie
Lafon-Rochet
L'Ambroisie du Château la Croix des Moines
Latour
Latour à Pomerol
Le Dôme
Le Gay
Le Moulin
Le Pin
Le Plus de la Fleur de Boüard
L'Eglise-Clinet
Léoville-Barton
Léoville-Las-Cases
Léoville-Poyferré
Les Carmes-Haut-Brion
Les Grandes Murailles
L'Evangile
Lynch-Bages
Margaux
Montrose
Mouton-Rothschild
Palmer
Pavie
Péby Faugères
Petit-Gravet-Ainé
Pétrus
Phélan-Ségur
Pichon-Longueville-Baron
Pichon-Longueville-Comtesse-Lalande
Pontet-Canet
Providence
Rauzan-Ségla
Rollan de By
Saint Pierre
Sansonnet
Smith-Haut-Lafitte
Tertre-Rôteboeuf
Troplong-Mondot
Trotanoy
Valandraud
Veyry
Vieux Château Certan
Von den genannten habe ich übrigens Lafon La Tuilerie für rund 28 Euro gesehen. Aber auf der rechten Seite werde ich dieses Jahr wie schon 2010 nicht wirklich viel kaufen...
Grüße,
wolf
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: Sa 14. Apr 2012, 09:57
von weinfex
Das die Negos die Verlierer der Entwicklung sind, glaube ich nicht wirklich,
und dass hatte ich auch mit der engen "Verbandelung" am Platz Bordeaux gemeint.
Eher kaufen bzw. beteiligen sich die grossen Chateaus an einem Handelshaus,
wenn sie nicht schon längst getan haben, denn die eigentlichen/grossen Geschäfte machen nach wie
vor die Negos, nicht die Chateaus direkt, auch nicht Latour.
Allerdings gibt es eine starke Entwicklung, die Weine in Stores auf den einzelnen
Chateaus an Endkunden anzubieten, davon sieht man jedes Jahr mehr, auf Ch. Troplong
Mondot wird es wohl sogar ein Restaurant geben (weiss allerdings nicht ob das offiziell
immer geöffnet ist), was in dieser Lage wirklich erstaunlich ist/wäre, aber so
ein bisschen die aktuelle Entwicklung bezeichnet...
Ich hatte schon vor 2 Jahren geschrieben, dass sich der komplette Markt Bordeaux gerade
verändert, diese Facette gehört da ohne Frage dazu, und ich bin mir ziemlich sicher, dass
noch die eine oder andere "Überraschung" in dieser Beziehung noch vor uns liegt...
Re: Bordeaux 2011
Verfasst: So 15. Apr 2012, 17:50
von Volker
zu Latour und dem Thema en primeur mal ein ganz interessanter Bericht bei winedoctor
Latour to Withdraw from En Primeur Sales
http://www.thewinedoctor.com/blog/index.php/2012/04/
Volker