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Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Mi 15. Okt 2025, 20:26
von Je-Mi
TroisLacs hat geschrieben: Di 14. Okt 2025, 21:07
Matthias Hilse hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 22:44 Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von "Bioweinen" im Médoc, denn nachdem Pontet Canet 2010 nicht nur zertifiziert, sondern der Wein auch mit 100PP bewertet wurde, kamen nicht nur Latour, Palmer, Durfort Vivens und Ferriere aus dem klassifizierten Bereich hinzu, sondern auch solche Trouvaillen wie Mille Roses und Clos du Jaugueyron.
Werter Herr Hilse
habe mir aufgrund einiger Einträge, u.a. von dem zitierten Abschnitt, sowohl den Clos du Jaugueyron als auch den Mille Roses zum Probieren gegönnt.

Der 2019-er Clos du Jaugueyron, Haut-Médoc, hat mich etwas enttäuscht. Erst dominierte der Geruch nach alten Schuhen, dann wenig intensiv nach Kräutern, am Gaumen auch eher belanglos. Da nahm ich vor allem "Bratensaucenwürfel" wahr ... für mich kein Trinkspass.

Aber der Mille Roses, 2019, Margaux ... wow! In der Nase frische, reife Früchte (Kirschen, Brombeeren) und frische Kräuter. Am Gaumen nicht schwer oder laut, aber fruchtig (jetzt Erdbeeren und wieder Kirschen), zurückhaltende Säure, feine Tannine. Schmiegt sich wunderbar am Gaumen, grosser Trinkspass. Am zweiten Abend hat er - mit etwas Luft - sogar noch zugelegt. Fein, rund, elegant, sehr, sehr schöner Wein. 18/20 Punkten.

Danke für den Tipp :-)
Der Clos du Jaugueyron ist für meinen Geschmack ein toller Wein. Es lohnt sich, einige Jahre zu warten. Den 2014er habe ich vor ein paar Monaten im Glas gehabt und er war schon mit Genuss zu trinken. 2009 ist jetzt auch sehr gut. Die Jahrgänge dazwischen kenne ich leider nicht.

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Mi 15. Okt 2025, 22:53
von TroisLacs
Ich gebe dem Clos du Jaugueyron sicher noch eine Chance, nach einer Flasche schon abzuschreiben wäre nicht ganz fair.

Aber der Mille Roses hat sich von Null auf 100 in die Must-Have-Liste katapultiert 😁

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Do 16. Okt 2025, 19:38
von Matthias Hilse
Je-Mi hat geschrieben: Mi 15. Okt 2025, 20:26 Werter Herr Hilse
habe mir aufgrund einiger Einträge, u.a. von dem zitierten Abschnitt, sowohl den Clos du Jaugueyron als auch den Mille Roses zum Probieren gegönnt.

Der 2019-er Clos du Jaugueyron, Haut-Médoc, hat mich etwas enttäuscht. Erst dominierte der Geruch nach alten Schuhen, dann wenig intensiv nach Kräutern, am Gaumen auch eher belanglos. Da nahm ich vor allem "Bratensaucenwürfel" wahr ... für mich kein Trinkspass.

Aber der Mille Roses, 2019, Margaux ... wow! In der Nase frische, reife Früchte (Kirschen, Brombeeren) und frische Kräuter. Am Gaumen nicht schwer oder laut, aber fruchtig (jetzt Erdbeeren und wieder Kirschen), zurückhaltende Säure, feine Tannine. Schmiegt sich wunderbar am Gaumen, grosser Trinkspass. Am zweiten Abend hat er - mit etwas Luft - sogar noch zugelegt. Fein, rund, elegant, sehr, sehr schöner Wein. 18/20 Punkten.

Danke für den Tipp :-)
Werter TroisLacs,
um die Jahre 2009/2010 herum gab es während der Primeurs in Bordeaux auf Château Cambon la Pelouse die Möglichkeit, die Weine der Vereinigung "Biturica" parallel zu verkosten. Dort konnte man die Weine der Freunde Michel Théron (Clos du Jaugueyron) und David Faure (Mille Roses) quasi direkt miteinander vergleichen.

Während es anfangs noch eine gewisse Parallelität in der Stilistik gab, haben sich die Weine in den letzten Jahren doch etwas "auseinandergelebt". Der Mille Roses ist eigentlich immer offen, er neigt nicht zu deutlichen Verschlussphasen. Beim Clos du Jaugueyron sieht das ganz anders aus. Nicht nur, dass er anfangs meist - aber auch in Zwischenphasen während seiner Evolution - zu animalischen Eskapaden neigt, ist er insgesamt viel weniger darauf angelegt, sich früh "ordentlich" zu präsentieren.

Mittlerweile laufen die Dinge in Bordeaux ganz anders, und man kann nicht mehr sagen, dass, wenn ein Wein nicht mehr en Primeur angeboten wird, dies ein Hinweis darauf ist, der Winzer ziehe einen längeren Ausbau vor (im Gegensatz zu: es gibt keine Nachfrage danach in der Subskription).

Jedenfalls ist der Clos du Jaugueyron bereits seit über 10 Jahren nicht mehr en Primeur verfügbar. Nach und nach hat sich der Ausbau immer mehr verlängert, beim Haut Medoc ist der Jahrgang 2020 noch der aktuelle, ebenso wie beim Margaux. Bei Mille Roses gibt es bereits den Jahrgang 2022. Ich würde hier jedoch weniger den Haut-Medoc des einen mit dem Margaux des anderen vergleichen.

Wenn Sie die Gelegenheit hätten, z.B. den Clos du Jaugueyron 2009 aufzuspüren, so wäre ich mir sicher, dass er Ihren Eindruck rehabilitieren würde.

Gleichwohl hat der Mille Roses nicht umsonst diesen schönen Namen ;)

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Fr 17. Okt 2025, 13:28
von Je-Mi
Der oben zitierte Teil stammt nicht von mir. Kommt beim Zitieren manchmal vor, nicht so dramatisch. Oder mein Fehler??
Der aktuelle Haut Medoc von Jaugueyron ist wohl schon 2021. Wird in den USA schon angeboten. Das war in den letzten Jahren auch so. Finde ich ungewöhnlich. Es gibt insgesamt wenige bis gar keine Infos zu dem Weingut. Auch keine Antworten auf E-mail Anfragen. Wenn man sich mit Händlern unterhält, hat man den Eindruck, dass auch keine besonders hohe Nachfrage besteht.
LG
Jens

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Fr 17. Okt 2025, 18:01
von EThC
Je-Mi hat geschrieben: Fr 17. Okt 2025, 13:28 Der oben zitierte Teil stammt nicht von mir. Kommt beim Zitieren manchmal vor, nicht so dramatisch.
...man muß vor allem bei verschachtelten Zitaten aufpassen, welcher Username bei Verwendung der Zitierfunktion nach quote= eingefügt wird (hängt auch von der Markierung ab, die man ggf. setzt), kann man auch händisch noch ändern, bevor man den Post abschickt. Oder nachträglich noch editieren...

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Fr 17. Okt 2025, 21:31
von Matthias Hilse
Je-Mi hat geschrieben: Fr 17. Okt 2025, 13:28 Der oben zitierte Teil stammt nicht von mir. Kommt beim Zitieren manchmal vor, nicht so dramatisch. Oder mein Fehler??
Der aktuelle Haut Medoc von Jaugueyron ist wohl schon 2021. Wird in den USA schon angeboten. Das war in den letzten Jahren auch so. Finde ich ungewöhnlich. Es gibt insgesamt wenige bis gar keine Infos zu dem Weingut. Auch keine Antworten auf E-mail Anfragen. Wenn man sich mit Händlern unterhält, hat man den Eindruck, dass auch keine besonders hohe Nachfrage besteht.
LG
Jens
Oh, ich bitte das zu entschuldigen, das habe ich wohl versemmelt. Die Anrede gibt einen Hinweis darauf, wem ich eigentlich antworten wollte.
Clos du Jaugueyron ist ein "Einmannbetrieb", und die Kommunikation läuft dann eben über die Händler und nicht den Erzeuger.

Ich würde denken, in Deutschland z.B. gäbe es derzeit zwei Händler, die den Wein "originär" vertreiben. Die Rebflächen in der AOC Haut Medoc umfassen 3,5 ha...

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 13:16
von Je-Mi
Hallo Herr Hilse,
ich staune nur, dass der Wein in den USA für den Kunden eher verfügbar ist als in Deutschland evtl. sogar Frankreich.

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 13:55
von vonKorf
Matthias Hilse hat geschrieben: Fr 17. Okt 2025, 21:31....das habe ich wohl versemmelt....
Versemmelt?
Aber Herr Hilse, in welche Niederungen umgangssprachlicher Diktion begeben Sie sich da neuerdings? :shock: Ist es die Nachlässigkeit des Alters? (Na ja, immerhin noch gemäßigter als "vermasselt" oder gar "verbockt".) :)

Herzliche Grüße
Wolfgang

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 19:23
von Matthias Hilse
Je-Mi hat geschrieben: Sa 18. Okt 2025, 13:16 Hallo Herr Hilse,
ich staune nur, dass der Wein in den USA für den Kunden eher verfügbar ist als in Deutschland evtl. sogar Frankreich.
Ja, das ist interessant und dürfte sich aus der Achtsamkeit des amerikanischen Importeurs ergeben. Früher, also bis vor ca. 2 Jahren, wäre es üblich gewesen, dass ein dem Weingut freundschaftlich verbundener Negociant den Wein aufkauft. Auch wenn ich jetzt im Sinne des in diesem thread nachfolgenden Beitrags (@vonKorf) ;) schon wieder über die Stränge schlage, meine ich, dies passiere gerade eben nicht mehr, weil dieser Negociant, der über ein sehr potentes Lager verfügt, die Hütte einfach voll hat.
In Bordeaux lösen sich ja derweil viele langjährige "Gefährtschaften" auf - ja, warum? Weil das System "die Place de Bordeaux" ihre einzigartige Expertise in der inszenierten Verknappung von eigentlich recht auskömmlichen Ernte/Flaschenmengen hat(te). Nun hat aber der Mangel die Seite gewechselt. Nicht mehr das Angebot ist knapp, sondern die Nachfrage.
Nicht nur der Clos du Jaugueyron, auch viele andere Weingüter werden durch das neue Raster fallen.
Jetzt ist die Antwort etwas länger geworden; ich glaube aber, dass man das, was gerade in Bordeaux passiert, besser versteht, wenn man es nicht zu knapp formuliert.
Selbst namhafte Weingüter fangen mittlerweile an, bei den Händlern direkt anzufragen, ob sie denn nicht ohne die Negociants direkt miteinander arbeiten möchten....
Im Falle des Clos du Jaugueyron 2021 ist wohl noch kein europäischer Händler auf das Weingut direkt zugegangen, um den Wein dort einzukaufen.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse

Re: Bordeaux 2019

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 20:45
von Je-Mi
Danke für die ausführliche Antwort und ein schönes Wochenende.
Jens