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Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 13:25
von Michl
EThC hat geschrieben:...solange der Faden noch warm ist, hier noch ein gänzlich anderes Getränk aus dem Hause Später-Veit, welches uns ebenfalls recht gut gefallen hat. Auch wenn blind wohl niemand drauf kommen würde, wo's her ist...
Erich, falls du es nicht gesehen hast: Auch dieser Wein polarisiert, siehe:
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... c&start=40
Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 13:30
von EThC
Moselaner hat geschrieben:Der Jour Fixe von Immich Batterieberg zum Beispiel ist sowas von staubtrocken. Der könnte dir auch gefallen.
Auch die Sekte von Van Volxem sind ganz gut.
...ich kenne beide, würde beide auch nochmal deutlich über den Später-Veit-Schaum stellen. Das sind aber Riesling-Sekte, die aufgrund ihrer Aromatik und der Steinseite viel eher an die Mosel verortbar sind als der SV-Chardonnay. Da tut zwar die Rebsorte einiges dazu, aber auch der Ausbaustil (und da beziehe ich mich jetzt nicht auf den Zuckergehalt) ist aus meiner Sicht "moseliger". Wobei das für mich nun kein Problem darstellt, ich bin da recht offen. War vor allem als Hinweis für diejenigen gedacht, die die Typizität höher bewerten als ich...
Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 13:35
von EThC
...hab' ich, war mit ein Grund, warum ich den mit bestellt habe. Und da ich mit Lambrusco (auch mit eher trockenem) praktisch gar nix anfangen kann, sah ich mich dann klar auf der anderen Seite zuhause...

Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 13:51
von Ollie
Hallo Michl,
freut mich, daß mein Tip nicht ganz so nach hinten losgegangen ist, wie es vor einer Woche noch den Anschein hatte.

Den meisten Beobachtungen kann ich mich anschließen: wirklich sehr schöne und recht expressive Nase, die etwas verspricht, das der extrem leise Gaumen leider nicht hält. Man muss schon sehr, sehr angestrengt in den Wein hinein"horchen", um an dann doch ziemlich komplexe Geschmackseindrücke heranzukommen (das meinte ich im Originalpost mit "sa-gen-haft vielschichtig"). Mir persönlich ist der Wein am Gaumen zu dünn - ich bin nicht gewillt, diese Dünnheit als Finesse zu euphemisieren, ich mag meine Weine fülliger -, aber deine Wahrnehmung der Fiebrich-Sachen hat mich getriggert, dir diesen 2012er vorzuschlagen. Daß du mengenmäßig gleich zugeschlägst, war so nicht beabsichtigt

, aber umso besser, wenn dir der Wein gefällt - denn für dich war meine Empfehlung gedacht.
Bewertungsmäßig liege ich bei großzügigen 85 Punkten (mit dem Proviso, daß ich für solch anstrengende Weine in Stimmung sein muss - für sich genommen ist die numerische Bewertung also eher aussageschwach), aber ich könnte mir 88 vorstellen, falls der Stil einem zusagt (eben dir, Michl). Wenn einige Verkoster höher gehen, umso schöner für sie, dann passt auch der Preis deutlich besser. Daß einigen der Wein gar nicht zusagt, ist auch im statistischen Rahmen: Irgendjemand
muss ja die linke Seite der Glockenkurve populieren.
Jeweils eine Flasche vom 2012er und vom 2011er (den ich noch nicht kenne) habe ich noch, aber dann ist's mit diesem Erzeuger auch gut. Am Freitag habe ich es aber wie Napoleon gehalten und Champagner aufgemacht, deswegen war ich bei der Verkostung nicht dabei. Aber so schnell rühren die Preussen dann offenbar doch keinen Beton an.
Cheers,
Ollie
Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 14:06
von Bibbel
Hallo Ollie, den 11er kannst Du mal jemandem schenken, den Du überhaupt nicht leiden kannst. Auf der Skala von 0-10 war der bei mir bei 0,5 (der 12er zum Vergleich bei 5). Das ist genau der Wein (der 11er), der heute bei uns im Essen gelandet ist („war lecker jewesen“). Bouef Bourguignon nach dem Rezept von unserem so früh verstorbenen Freund Jan Gelderblom. Ich muss immer ein paar Tränen verdrücken, wenn ich das handschriftliche Rezept vor Augen habe.
Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 14:12
von EThC
...immer wieder interessant, wie die Vorlieben und Wahrnehmungen auseinander gehen, was aber nix Schlimmes ist!
Bei einigen Aussagen hab ich das deutlich gemerkt,
Ollie hat geschrieben:der extrem leise Gaumen
Ollie hat geschrieben:Mir persönlich ist der Wein am Gaumen zu dünn - ich bin nicht gewillt, diese Dünnheit als Finesse zu euphemisieren
Ollie hat geschrieben:solch anstrengende Weine
denn das ist schon fast jenseits meiner Vorstellungskraft, daß man bei diesem Wein zu solchen Aussagen kommen kann. Aber man soll sich ja selbst nicht zu wichtig nehmen, so sind solch gegensätzliche Eindrücke immer schön geeignet, sich selbst wieder ein bißchen zu erden...

Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 17:22
von Ollie
Bibbel hat geschrieben:Hallo Ollie, den 11er kannst Du mal jemandem schenken, den Du überhaupt nicht leiden kannst.
Ich werf mich weg.

Re: Später-Veit
Verfasst: So 14. Mär 2021, 19:28
von Kle
Danke übrigens für die Hinweise zu Meierer, der hier u. a. von Gerlach ins Spiel gebracht wurde. Ich hatte nicht gedacht, was für ein Gegenentwurf diese Weine zu Später-Veit sind. So kommt es mir jedenfalls vor - nicht einfach unterschiedliche terroir oder „Winzerhandschriften“, sondern gegensätzliche moderne Weinweltbilder. Sehr anregend, sie vergleichend zu trinken!
Gruß, Kle
Re: Später-Veit
Verfasst: Mo 15. Mär 2021, 10:56
von UlliB
Piesporter Goldtröpfchen Spätlese feinherb "Pichter" 2017 (Später-Veit) 10%Vol. Mittleres Gelb. Intensive, dichte Nase, viel gelbe Frucht, Pfirsich, Ananas, auch etwas Orange, dann Schiefer - ganz klassisch Mittelmosel, und im Gegensatz zum 19er Kabinett "Armes" auch sehr lagentypisch. Im Gaumen dicht, für "feinherb" ziemlich süß (wobei die Kategorie ja nicht klar definiert ist), macht aber nichts, da die lebendige Säure der Süße gut Paroli bietet, schönes Spiel. Kräftig, nicht die ganz feine Klinge, aber sehr stimmig. Schöner Wein.
Gruß
Ulli
Re: Später-Veit
Verfasst: Fr 2. Apr 2021, 15:03
von Moselaner
Hallo!
Gestern gab es bei schönem Sonnenschein im weinkundiger Runde mit ausreichend Abstand an der frischen Luft den
Piepsorter Goldtröpfchen Armes Kabinett 2019
Die Meinungen sind, ähnlich wie hier im Thread, dann doch ziemlich weit auseinander gegangen.
Zwischen prototypischer Moselkabinett bis zu kurz, karg und fruchrbefreit und damit wenig Spaß bringend war alles dabei.
Mein Urteil hat sich indes nicht geändert: Ich halte diesen Wein für einen klassischen Moselkabinett, der mir Freude bereitet.
Viele Grüße
Patrick