Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

Seehas hat geschrieben:... Liegt das nur an der Beschönigung der Erinnerung, einem anderen Stil oder am hohen (hier 13,5%) Alkohol?
Sicher spielt der höhere Alkohol eine gewisse Rolle, insgesamt scheint sich jedoch auch das wärmere Klima allgemein sich nicht besonders vorteilhaft auf die Friauler Weissweine aus zu wirken. In Verbindung mit den oftmals im Vergleich nochmals reduzierten Hektarerträgen bei den Winzern mit 'besonderem Anspruch' muss das für Weissweine m.E. nicht grundlegend von Vorteil sein.
Bei grösseren, jedoch qualitativ guten Produzenten, mit evtl. auch noch höheren Hektarerträgen habe ich noch keine all zu überproduzierten Weine getrunken. Bei den Topp-Erzeugern kann man manchmal wirlkich glauben, dass diese zu viel wollen.
Versuch doch mal Livon, Di Lenardo, Albino Armani oder La Tunella, diese Friulano waren vor nicht allzu langer Zeit recht gut im Trinkfluss, sind natürlich allesamt Weine, die man eher zum Essen, oder auf der Terrasse trinkt und keine Wertungsmonster ;), dafür Preislich eine Stufe drunter.
Ausserdem könnte der eher kühle Jahrgang 2013 deinem Geschmack wieder entgegenkommen.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
darius
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von darius »

La Tunella zähle ich ebenfalls zu den positiven Entdeckungen im Friaul. Meine
persönliche Referenz ist allerdings Vie di Romans.

Friulano finde ich zumeist in Cuvees überzeugender als
reinsortig. Vie di Romans bietet mit dem Dolee eine interessante
reinsortige Variante, allerdings auch eher alkoholschwer.

Generell gefällt mir Sauvignon im Friaul als reinsortiget Wein besser als Friulano,
Dieser kommt vielschichtiger und in der Aromatik interessanter daher
als mir aus anderen Weinbaugebieten bekannt. Dies muss aber
eingeschränkt werden, da mein Weinhorizont betreff Sauvignon in der tat begrenzt ist.
olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

... gestern im Glas ...

Phigaia After the Red 2002 Rosso del Veneto, Serafini & Vidotto - Nervesa della Battaglia, freundliche 12,5 %, DIAM-Korken, Cuvée Cabernet Franc, Merlot und Cabernet Sauvignon. Neuere Jahrgänge des Weins firmieren nicht mehr als Rosso del Veneto, sondern als DOC “Montello e Colli Asolani”, was einer Regional-Apellation entspricht.

etwas trübes mittelhelles Rubinrot; rote und blaue Beeren und kräuterwürzige Noten, dazu nochmals rote Beeren ;) ; Mittelgewichtiger Ansatz, feine rote und blaue Beerennoten, dazu Kräuter- und Gewürznoten, etwas Paprika, gereiftes Tannin, stimmige Säure, angenehme Mitte aus Feinheit und gewisser Rustikalität, guter Trinkfluss, sehr schöner Essensbegleiter; langer Abgang auf Frucht und Würze, angenehme Säure, etwas Paprika - 16,5/20 op

Sehr angenehme gereifte Bordeaux-Cuvée die ihre Aufgabe als Essensbegleiter zu 100% erfüllte.
Der Paprika-Touch im Nachhall und am gaumen könnte wohl manchen stören und zeigt auch eine leichte jahrgangsbedingte Unreife an - für mich jedoch ein durchaus gelungener Wein, der hinsichtlich des Jahrgangs und des Alters für die Qualitätsorientierung des Produzenten spricht.
Die 12,5% Alc.sind nicht jahrgangsbedingt niedriger Alkohol, sondern das übliche Maß bei diesem Wein.
Ebenfalls lobenswert, den Wein schon damals 2003/04 mit DIAM zu verstöpseln - die harmonische Reife zeigt an, dass dieser Verschluss als m.E. perfekte Alternative zu Normalkork angesehen werden kann.
Grüsse

Ralf

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olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

darius hat geschrieben:La Tunella zähle ich ebenfalls zu den positiven Entdeckungen im Friaul. Meine
persönliche Referenz ist allerdings Vie di Romans.

Friulano finde ich zumeist in Cuvees überzeugender als
reinsortig. Vie di Romans bietet mit dem Dolee eine interessante
reinsortige Variante, allerdings auch eher alkoholschwer.

Generell gefällt mir Sauvignon im Friaul als reinsortiget Wein besser als Friulano,
Dieser kommt vielschichtiger und in der Aromatik interessanter daher
als mir aus anderen Weinbaugebieten bekannt. Dies muss aber
eingeschränkt werden, da mein Weinhorizont betreff Sauvignon in der tat begrenzt ist.
Hallo Darius,

Friulano kann durchaus auch Sotenrein überzeugen - wobei vorallem auch gesagt werden kann, dass dieser auch gereift mehr als interessante Weine ergeben kann.

Sauvignon sehe ich da eigentlich nicht unbedingt als besser, sondern als leichter verständlich, vllt. auch da plakativer, aromatischer.
Natürlich gibt es bei Sauvignon im Veneto/Friaul auch Betriebe, die eine eigene Klasse zeigen, Villa Russiz, z.B., aber ganz besonders Rosa Bosco, die bei uns nahe zu unbekannt ist, aber m.E. herausragende, weil auch reifefähige, Sauvignons auf die flasche bringt.

Ansonsten kann muss ich dir hinsichtlich Sauvignon natürlich ganz besonders Südtirol nahebringen. Hier sehe ich Betriebe wie KG Terlan, KG Schreckbichl, KG St.Michael-Eppan, Niedrist, KG Nals/Margreid, Manincor und Widmann als i.d.R. hervorragend, andere wie KG Girlan, Haas, Tiefenbrunner, KG Tramin, etc.pp. sind auf dem besten Wege dahin.
Grundsätzlich darf nam in Südtirol die Weine nicht nur nach dem aktuellen Jahrgang beurteilen, sondern es lohnt sich hier auch immer wieder mal ältere Jahrgänge zu probieren, bzw. dies dann mit den Release-Eindrücken in Relation zu setzen. Manche Produzenten und / oder Jahrgänge erweisen sich da als recht langlebig - natürlich nie alle ;)
Grüsse

Ralf

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Seehas
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von Seehas »

Heute zum Essen:
Bild
Es handelt sich um den einfachen Soave des Weinguts Suavia, das von drei Schwestern betrieben wird; der Lagenwein "Monte Carbonare" wurde hier auch schon besprochen. Der classico bietet einen schönen Trinkfluss und und mit 12,5% einen gemässigten Alkoholgehalt, mit seiner Frische ist er ein schöner, unkomplizierter und süffiger Begleiter zu Risotto oder Pasta mit Gemüse. Älter werden muss er nicht.
olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

... vor kurzem im Glas ...

Podere San Michelin 2013 Bianco di Custoza Riserva DOC, Cantina Gorgo - Custoza, spätgelesene Cuveé aus Trebbiano, Garganega, Cortese und Friulano

sehr helles Strohgelb; reife Noten gelber Früchte (Apfel, Birne), dezente Blütennoten, im Hintergrund Zitrusnoten; am Gaumen bereits knappes Mittelgewicht, aromatische gelbe Früchte, hier auch etwas Banane, auch leichten Blütennoten, gewisse frische Zitrusnoten, milde Säure, nicht zu breit, angenehm, harmonisch; mittellanger - langer ausgewogener Abgang auf reife Frucht mit Schuss Zitrus 16,5/20 op

Für mich der erste Custoza, der recht deutlich auf Lugana macht, dachte ich schon beim Trinken - in der Web-Nachlese gibt's zu diesem Wein bei jedem zweiten Händler auch den Lugana-Querverweis. Ist aber auf jeden Fall ein recht gelungener Wein, der trotz Spätlese keinesfalls behäbig daher kommt - vom Typus her deutlich anders als einfachere, frische Bianco di Custoza.

Hätte ich die Wahl zwischen einem Super-Lugana ;) und diesem Exemplar, so würde meine Wahl auf den Gorgo fallen - wäre in der Standart-Kategorie Lugana ./. Custoza für mich aber auch nicht anders, bei der ich wohl dem einfachen Bianco di Custoza der Cantina di Custoza gegenüber den meisten Lugana den Vorzug geben würde.
Grüsse

Ralf

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Seehas
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von Seehas »

Heute im Glas
Bild
Lugana ist aus Trebbiano di Lugana, der mit Verdicchio verwandt sein soll. Bei den sogenannten höherwertigen, nicht für den baldigen Verbrauch bestimmten Lugana merkt man das auch, sie sind dunkler, haben oft einen Bittermandelton und ähneln älteren Verdicchio. Der hier ist aber jung, frisch und eher nicht dazu bestimmt, im Spätherbst noch im Keller zu liegen. Er ist eine rechte Fruchtbombe, und wenn der Winzer auf der Homepage nicht 100% Trebbiano schreiben würde, könnte man denken, dass etwas Sauvignon blanc hineingerutscht ist. Er hat auch schmeckbar Restzucker (5g/Liter), der aber wegen der Säure nicht stört, sondern mit nur 12% einen guten Essensbegleiter zu grünen italienischen Frühjahrsgemüsen (Artischoke, Spargel, Erbsen) oder Aperitivwein macht. 2014 war in Norditalien ein schwieriges Jahr, das man diesem anspruchslosen trinkigen Wein aber vielleicht nur ein bisschen wegen der Säure anmerkt.
olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

... die Tage im Glas ...

Lugana Brolettino DOC 2012, Cà dei Frati - Lugana del Sirmione, reinsortiger Trebbiano del Lugana, Barriquausbau

strohgelb mit grünlichen Reflexen; aromatische Nase mit reifer Frucht (Pfirsich, Ananas, Trauben) und süssen Blütennoten; am Gaumen Stoffig, reife Frucht und feine Blütennoten korrespondierend zur Nase, etwas Vanille, leichte Cremigkeit, sehr rund und gefällig, harmonisch, gewisse aber nicht aufdringliche Süsse; langer aromatisch weiniger, recht runder Abgang - 16,5-17/20 op

Angenehm zu trinken, gewisse Spätlesecharakteristik, in sich stimmig.
Grüsse

Ralf

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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

... vor kurzem im Glas ..

Bianco 2011 Collio, Borgo del Tiglio - Brazzano, Cuveé Friulano, Sauvignon, Riesling Renano

helles Strohgelb ; gewisse Apfelnoten, grüne Haselnuss, Lindenblüten, mineralische Basis, etwas Holunderblüten, Johannisbeere, frische Kräuter (Melisse) und Pfirsich (- am 2. Tag dominieren fast ausschliesslich mineralische Komponenten); am Gaumen mittelgewichtig, kräftig, Aromatik korrespondierend zur Nase mit mineralischen Noten, grüner Haselnuss, Lindenblüten (- am 2. Tag Lindenblütentee), immer wieder auch aufblitzende reife Frucht wie Johannisbeere und Pfirsich, (- am 2. Tag dominiert Mineralik mit leichter Petrolnote), frische Säure, sauber und gewisse Komplexität und Tiefe; langer Abgang auf mineralische und Blütennoten - 17/20 op

Ziemliche Wucht aber ohne Breite, sehr gut stützende Säure - Essensbegleister.
Grüsse

Ralf

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Finkenweine
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von Finkenweine »

darius hat geschrieben: Friulano finde ich zumeist in Cuvees überzeugender als
reinsortig. Vie di Romans bietet mit dem Dolee eine interessante
reinsortige Variante, allerdings auch eher alkoholschwer.
Hallo Darius,

prinzipiell finde ich auch, dass viele Friulanos wenig Trinkfreude bereiten, weil die Traube sortenbedingt entweder sehr wenig Säure enthält (wenn reif gelesen) oder unreife Aromen mit sich bringt (wenn früh und moderat im Alkohol gelesen). Es gibt ein paar wenige Winzer, die beweisen, dass man mit Friulano sehr wohl großartige, reinsortige Weine erzeugen kann. Allerdings ist der Aufwand dafür auch sehr hoch, was sich dann natürlich auch zwangsläufig im Preis niederschlägt. Die Spitze beim Friulano stellen sicher Miani und Borgo del Tiglio dar, wenngleich es auch andere sehr gute Exemplare, allerdings in weniger beständiger Jahrgangstiefe, gibt.
Das "Geheimnis" wurde mir als die Kombination aus Boden und Trauben (nicht jeder friulanische Biden eignet sich für Friulano auf Grund der geringeren Säurebildung), optimalem Lesezeitpunkt und im Keller dem richtigen Pressen. Ähnlich der Chromatografie macht es Sinn, die Trauben mit unterschiedlichem Druck zu pressen und den Most dann getrennt auszubauen. In einer mittleren Fraktion findet sich genügend Säure und den säurearmeren Teil kann man dann wie von Dir empfohlen zu Cuvées mit säurereicheren Trauben (Riesling, Pinot Bianco oder Sauvignon) nehmen, um auch tolle Biancos zu erhalten.

Einen interessanten Bericht über die Alterungsfähigkeit von Friulano bis zurück nach 1982 findet man hier:
http://vinousmedia.com/articles/borgo-d ... 1-nov-2013

Ich konnte mich in der Nähe von Venedig in meinem Lieblingsfischrestaurant davoin überzeugen und ein 2000er Ronco della Chiesa war der Wein des Jahres 2014 für mich. Subjektiv muss ich hinzufügen, dass wir den Wein im Restaurant für schlappe ca. 45 Euro bekamen, ein geniales Essen serviert bekamen und dann auch noch Hochzeitstag hatten. Somit bitte ich meine Aussagen nicht als absolut zu bewerten. Ein Chevalier-Montrachet muss nicht zwangsläufig schlechter sein... ;-)
Dr. Lutz Krämer
Falkensee-Finkenkrug
http://www.finkenweine.de
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